BOND 25: Ein Regisseur ist nicht genug!

Eine Woche ist es nun her, seitdem EON Productions Ltd. zusammen mit Hauptdarsteller Daniel Craig die für uns Außenstehende überraschende Trennung von Regisseur Danny Boyle bekanntgaben, knapp 3 Monate vor dem geplanten Drehstart am 3.12.2018.

Seitdem gab es zahlreiche Artikel in diversen Branchen- und Boulevardmedien darüber, wie es nun mit dem 25. offiziellen James-Bond-Abenteuer weitergehen könnte – teilweise haben sich diese Artikel gegenseitig widersprochen, teilweise enthielten sie einfach nur die üblichen Gerüchte gepaart mit „Insiderinformationen“, die vermutlich gar nicht so „inside“ waren, teilweise enthielten sie jedoch auch durchaus glaubhaft-klingende Informationen, die es Wert sein könnten, darüber zu berichten. Da es gar nicht so einfach ist, bei all den unterschiedlichen Meldungen den Überblick zu wahren, möchte ich mit diesem Artikel ein bisschen Licht ins Dunkel der turbulenten Bond-25-Regie-Situation bringen.

is jetzt haben wir keine Informationen von dem vermeintlichen Krisenmeeting mit der Crew letzten Freitag erfahren, aber es sieht so aus, als würden die Bond-Produzenten weiterhin am geplanten Drehbeginn Anfang Dezember 2018 festhalten (noch). Dafür spricht, dass man beim äußerst kurzgehaltenen Trennungsstatement von Boyle gar keine weiteren Informationen nannte und dass es laut einem Artikel des Branchenblattes Deadline bei EON offensichtlich eine Liste mit potentiellen Regisseuren geben dürfte, die alsbald das Regieruder übernehmen sollten.

Diese Liste umfasst die folgenden Regisseure: Jean-Marc Vallée (Big Little Lies, Dallas Buyers Club), Edgar Wright (Baby Driver, Hot Fuzz), Yann Demange (71) und David Mackenzie (Hell Or High Water). Was für die Echtheit dieser Liste spricht, ist die Tatsache, dass EON letzte Woche tatsächlich bei Jean-Marc Vallée angefragt haben dürfte (sein Sohn bestätigte das gegenüber dem kanadischen Fernsehen) – aufgrund Verpflichtungen für andere Projekte hat Vallée aber bereits abgesagt. Die anderen Namen auf der Liste wären ebenso durchaus interessante, aber alles andere als „typische“ Bond-Regisseure – fast ähnlich „gewagt“ wie Danny Boyle. Früheren Zeitungsberichten zufolge – damals ging es noch um die Verfilmung des ursprünglich geplanten Drehbuches/Drehbuchentwurfes, verfasst von Neal Purvis und Robert Wade, bevor Danny Boyle Anfang 2018 aus dem Hut gezaubert wurde – soll Yann Demange bereits einige Vorarbeit für die Verfilmung des P&W-Skriptes geleistet haben, und soll dann auch entsprechend enttäuscht gewesen sein, als er von EON abgezogen wurde. In einem aktuellen Interview zeigt sich Demange jedenfalls „sehr geschmeichelt“, dass sein Name als potentieller Boyle-Nachfolger genannt werde, außerdem würde er sich freuen, bald wieder einmal in Großbritannien drehen zu dürfen…

Je nach Branchen- oder Boulevardblatt des Geschmackes wurden in den letzten Tagen neben der erwähnten Deadline-Shortlist auch noch andere potentielle Regie-Kandidaten genannt, „die Liste ist endlos“ – und reicht etwa von den bereits bekannten und oft mit Bond in Verbindung gebrachten Denis Villeneuve (Blade Runner 2049) bis Christopher McQuarrie (Mission: Impossible – Fallout). Derzeit gibt es noch keine Hinweise, ob bzw. welche Regisseure außer jenen von der Deadline-Story, tatsächlich in Betracht gezogen würden. Deadline geht jedenfalls davon aus, dass man bei EON innerhalb der nächsten Wochen einen Regisseur präsentieren möchte, der im besten Fall auch etwaige Adaptionen (die Boyle & Hodge offensichtlich nicht wollten) am Drehbuch gleich selbst vornehmen kann. Boyles Freund und Drehbuchautor John Hodge ist jedenfalls auch nicht mehr Teil der Crew, seine Sprecherin hat bereits bekanntgegeben, dass John nicht (mehr) am Drehbuch arbeite. Wie weit fertiggestellt sein Drehbuchentwurf ist, wissen wir aktuell nicht – es ist aber nicht unüblich, dass bis zum tatsächlichen Drehstart (und darüber hinaus) Änderungen am Drehbuch vorgenommen werden.

Ich persönlich glaube jedenfalls weiterhin (Spekulation!), dass man versuchen wird, mit dem letzt gültigen Drehbuchentwurf von Hodge weiterzuarbeiten und diesen gegebenenfalls noch zu adaptieren. Selbstverständlich wäre es auch denkbar, dass man das Boyle&Hodge-Drehbuch komplett kübelt, aber ob das in Anbetracht der kurzen Zeit bis Drehbeginn noch realistisch wäre (natürlich unter der Annahme, dass man den geplanten Kinotermin halten möchte; denn sollte dieser platzen, dann hätte man wieder „all the time in the world“, um bei den Bondzitaten zu bleiben)? Vorstellbar wäre auch eine Verknüpfung der beiden existierenden Drehbücher, aber auch hier bräuchte man wohl einen geeigneten Drehbuchdoktor, der das in den nächsten Wochen erledigen kann und in Ermangelung an Hinweisen und Informationen, wäre auch das derzeit nur reine Spekulation.

Zu den „kreativen Meinungsverschiedenheiten“ zwischen EON, Craig und Boyle gibt es auch einige neue Berichte. Ein Teil des Konfliktes dürften jedenfalls Casting-Entscheidungen über den vermeintlich russischen Bösewicht des Filmes darstellen, während Boyle angeblich den polnischen Schauspieler Tomasz Kot haben wollte, soll dieser laut Telegraph von Daniel Craig bzw. den Produzenten abgelehnt worden sein. Auch bei der Auswahl der weiblichen Darstellerinnen soll Craig mitentschieden haben, möglicherweise auch zum Missfallen von Boyle. Die Casting-Entscheidungen, sofern diese Berichte überhaupt stimmen, werden wahrscheinlich nicht der einzige Grund für Boyles Ausstieg gewesen sein, neben Diskussionen über das Budget könnte es auch Meinungsverschiedenheiten über die endgültige Ausrichtung des Filmes gegeben haben (Stichwort „post-moderner Kalter Krieg mit Russland“) und möglicherweise hätten die Produzenten noch gerne weitere Änderungen am Drehbuch vornehmen lassen wollen, mit denen Boyle nicht einverstanden war.

In einem weiteren Artikel der britischen Bildzeitung „The Sun“ (Vorsicht!) war dann überhaupt vom „Ende von James Bond“ die Rede. Demnach wollten/wollen Craig und die Produzenten das Ende von BOND 25 (und somit Stand heute auch der Craig-Ära) so aussehen lassen, als könnte James Bond sterben. Das Szenario selbst gab es in der Bond-Historie ja schon das ein oder andere Mal (Man lebt nur zweimal, Skyfall), aber natürlich nicht als Cliffhanger am Ende des Filmes. In dem Artikel ist vom „Töten von James Bond“ die Rede, wobei es sich dann aber doch um ein offenes Ende handeln dürfte – der Zuseher würde dann wohl erst im nächsten Film (dann wohl mit neuem Hauptdarsteller) erfahren, ob/dass Bond überlebt hat. Oder man ließe 007 „tatsächlich“ sterben und beginnt mit einem Reboot der Serie; das wäre ein Schritt, den ich mir persönlich von EON nicht vorstellen könnte. Laut der „Sun“ soll Boyle demnach all diese Ideen als „lächerlich“ bezeichnet haben. Wie viel Wahrheit in diesen Gerüchten tatsächlich steckt, ist derzeit nicht bekannt – es kann jedenfalls nicht ausgeschlossen werden, dass sich die „Sun“ diese Geschichte aus diversen Fantheorien selbst zusammengeschrieben hat. Aber ganz ausschließen kann man solche Überlegungen aktuell natürlich auch nicht – gut möglich, dass man sich für Craigs vermeintlich letzten Bondfilm etwas „Besonderes“ ausdenken möchte. Vorerst bleibe ich aber dabei: James Bond will return!

Und es gibt auch noch Neuigkeiten aus der Filmtitel-Front: Die normalerweise für ihre akkuraten Informationen bekannte Produktionsdatenbank Production Weekly listet seit kurzem BOND 25 mit dem Arbeitstitel SHATTERHAND auf. Der Titel (der aus Ian Flemings Roman „Man lebt nur zweimal“ stammt und dort den Namen einer nicht unwichtigen Figur darstellt) machte bereits vor ca. einem Jahr die Runde, als noch das Drehbuch von Purvis & Wade herumgeisterte. Möglich, dass SHATTERHAND tatsächlich der Arbeitstitel für „James Bond 25“ ist (weiterhin). Aber ob dann auch der „echte“ Filmtitel mit dem Arbeitstitel übereinstimmen würde? Das wäre jedenfalls unüblich – wenngleich der Titel vor allem in den englischsprachigen Fankreisen auf sehr viel Gegenliebe stößt, während er im Deutschen nicht von allen so positiv aufgenommen wird.

Ich bin gespannt, wie es in dieser verfahrenen Situation nun weiter geht und hoffe, dass wir schon sehr bald offizielle Informationen und mehr Klarheit erhalten…

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Manuel Hitz

Craig scheint auch nicht, am Drehstart ende 2018 festhalten. Bin gespannt wie es weiter geht.