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Hmm....darf ich mich hier mal einschalten?
Mache ich einfach!

Also, ich mache das auch hier öffentlich, da du die Dinge ja auch auf deiner HP veröffentlicht hast!
Und nun mal ein Statement von mir:

Lyle (so kann ich dich doch nennen, oder?), ich heiße dich hiermit herzlich willkommen!
Was du da durchgemacht hast, dass hätte mich echt ganz schön fertig gemacht, ich glaube, ich hätte die Notbremse gezogen!
Hut ab vor dir und deinem Verhalten!
"Walther PPK, 7,65 Millimeter. Ich kenne drei Männer, die eine solche Waffe tragen. Ich glaube, zwei davon habe ich getötet."

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Hi GoldenEye,

klar darfst du dich einklinken.

Und danke für deine Worte.
An sich stehe ich da noch am Anfang. Wie es aussieht habe ich kommenden März meinen letzten Therapietermin für das 1. Gutachten. Mein 1-Jähriger Alltagstest ist dann auch erstmal geschafft. Wobei es für mich nicht anders als all die Jahre davor war. Aber es muß noch ein 2. Gutachten gemacht werden.
Hormone bekomme ich auch erst noch und dann folgen die OPs.
Und ich muß ehrlich zugeben: ich hab richtig (sorry) Schiß davor. Es kann so maßig viel schief gehen. Aber darf ich noch was dazu sagen?
Ich würde eine gefühlslose männlich-flache Brust mit Narben gern in Kauf nehmen, wenn ich dafür endlich mal meine Gürtelschnalle sehen könnte. :cry:

Und was ich noch zugeben muß: Allein würde ich das alles nicht schaffen. In letzter Zeit stand ich oft kurz davor eine Rasierklinge zu nehmen und mich feige abzumetzeln. Aber wißt ihr wer mir am meisten hilft? Meine Freundin (hier Moneypenny) und meine Eltern. Sie sind wirklich die, die voll hinter mir stehen und die mir mehr als einmal das Leben gerettet haben.

Und ich zieh das jetzt durch!

Euch danke ich auf jeden Fall für eure Toleranz! Denn das ist bei weitem nicht alltäglich!
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So long,

James Lyle
Bitte lesen!

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Wenn ich auch mal ein ehrliches Statement abgeben darf:
Diese Geschichte berührt mich schon irgendwie. Ich fühle mich zwar
nicht direkt betroffen, aber es zeigt, wie beschissen diese Welt sein kann!
An einer Stelle darf ich doch trotzdem sagen, mit dir übereinzustimmen, Lyle (wenn ich dich auch so nenn darf):
Ich selbst dachte auch mal an Selbstmord. Wirklich, ohne Quatsch jetzt!
Ich konnte diese Unterdrückung, die ich den vergangenen zwei Schuljahren erlebt hatte, nicht mehr ertragen, ich wollte es nicht mehr! Aber irgendwie...weißt du, ich kann auch nicht erklären, warum ich es nicht getan habe. Vielleicht, weil einfach die Vernunft gesiegt hat! Denn irgendwas im leben muss es geben, wofür es sich zu leben lohnt, das sage ich immer!
Ein sehr guter Grund, es nicht zu tun, kann sein, dass man auf etwas hofft, was man erreichen oder erleben will! Oder etwas, wie James Bond! ;-) Glaub mir, ohne den, ohne das hier alles, könnt ich auch nicht mehr leben, weil es mich und mein Leben halt verändert hat. Und ich bin stolz, hier dabei zu sein!
Ich bin aber auch stolz auf dich, weil du dich durch diese ganze Sache tapfer gekämpft hast und ehrlich dazu stehst, dafür habe ich Respekt vor dir! Sich unterdrücken zu lassen und die Launen dieser Natur über sich ergehen zu lassen, ist falsch. Man muss tapfer sein, sich durchkämpfen, etwas tun für das, was man will! Seinen Willen durchsetzen! So ist meine Einstellung, und ich finde, du hast das so sehr gut gemacht! Alle Achtung!

Natürlich bist du hier herzlich Willkommen! Bond forever! :wink:

Gez.
Scaramanga
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Bond: "Dann zurück ins Waffenlager!"
Carter: "Was wollen Sie denn dort finden?"
Bond: "Eine Nuklearrakete!"

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Hi Scaramanga,

danke auch für deinen Beitrag. Es ist nie sehr leicht sich durch alles durchzukämpfen.
Erst heute habe ich wieder den Schwanz eingekniffen.
Mein Onkel liegt seit 2 Wochen im Krankenhaus. Er leidet schon seit Jahren an Krebs. Morgen wird er das letzte Mal operiert, obwohl er das gar nicht mehr wollte bis gestern. Er möchte seinen Körper nach München in die Pathologie zur Krebsforschung geben. Alle Dokumente sind ausgefüllt.
Da wir nicht wissen, ob er die OP überlebt, was sehr unwahrscheinlich ist, traue ich mich nicht zu ihm ins KH zu gehen.
Und das obwohl ich geschworen hatte, nicht denselben "Fehler" wie bei meinem Opa vor 9 Jahren zu machen. Er starb ebenfalls an Krebs, und das sehr überraschend. Ich hatte ihn lange vor seinem Tod nicht mehr gesehen, da er nur im KH lag.
Ich wollte das bei meinem Onkel nicht auch. Aber ich traue mich einfach nicht ihn zu besuchen. Er sei sehr böse zu den Ärzten und Schwestern, zu seiner Mutter und meiner Mom. Aber für ihn ist das Selbstschutz.
Mir ginge es sicher nicht anders. Aber ich möchte ihn in guter Erinnerung haben. Das letzte Mal habe ich ihn im Oktober gesehen, als er im Kemptener Krankenhaus lag. Er sah schon damals furchtbar aus. Bei 1.85 m hat er nur 55 kg gewogen. Jetzt sei es noch schlimmer.

Ich weiß nicht ob ich sauer auf ihn werden würde, wenn er böse zu mir wäre. Ich verstehe ihn zwar, aber ich weiß nicht ob ich es nachtragen würde. Daher behalte ich ihn lieber so in Erinnerung.
Ich weiß einfach in solchen Situationen nie,w as ich tun soll. Er ist der einzige Mensch, der mich von Anfang an verstanden hat. Er sagte, er würde jederzeit für mich da sein.
Ich bin irgendwie fix und fertig. Denn nach meinem Opa, war er das feste Bindeglied zwischen allen Familienmitgliedern. Und jetzt?

Sorry aber ich mußte das irgendwie loswerden. Zuhause markiere ich den starken Menschen. Aber in Wirklichkeit, halte ich das ehrlich nicht mehr aus.

Sorry für das Gejammer.
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So long,

James Lyle
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Da brauchste dich gar nicht zu entschuldigen! Wenn man bei all dem Mist, dem einen passiert, ein, zwei Menschen hat, die einen verstehen und zu einem halten, und diese Menschen plötzlich aus dem Leben verschwinden, dann ist das hart! Ich hab sowas noch nicht erlebt, aber ich kann sehr gut mit dir fühlen, mir vorstellen, wie das sein muss! Ist einfach traurig. :cry:
Aber ich finde, du kannst diesen Mut aufbringen! Wenigstens einmal! Und es wäre ja doch nicht umsonst!

Gez.
Scaramanga
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Bond: "Dann zurück ins Waffenlager!"
Carter: "Was wollen Sie denn dort finden?"
Bond: "Eine Nuklearrakete!"

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Naja es liegt nicht nur am fehlenden Mut.
Mein Onkel ist einfach ein sehr besonderer Mensch. Er hat so viel Lebenserfahrung die er mir gerne vermitteln würde. In einem Gespräch sagte er mir mal, daß es ihm eine Zeitlang ging wie mir (sprich Leben im falschen Körper), er war einer der bekanntesten Travestiekünstler in Frankfurt, hatte eine eigene gutlaufende Bar in der Türkei usw.

Ich weiß nicht ob man das so nachvollziehen kann. Aber so wie meine Mom ihn beschrieben hat, wie er jetzt so im KH liegt und an sich keinen Besuch will... Ich will ihn anders in Erinnerung haben. Ich will ihm nicht weh tun indem ich eigentlich unabsichtlich sauer auf ihn bin, weil er zu jedem patzig ist.
Wie gesagt, er sah schon vor einigen Wochen schlimm aus, aber jetzt ist er nur noch Haut und Knochen.

Ich will ihn ja nochmal sehen, aber ich weiß auch nicht was ich ihm da sagen soll. Allein die Frage die mir immer aus dem Mund fällt wenn ich jemanden sehe, "Wie gehts dir?". Er reagiert so derbe abweisend darauf. Ich verstehe ihn ja und habe sicherlich genauso Angst wie er vor der OP und wie alle andere in meiner Family.

Ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll.

Sorry.
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So long,

James Lyle
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Hi Lyle,

mein Patenonkel lebte in Sonthofen. Er ist Ende des letzten Sommers (2002) mit seinem Ultraleichtflieger tödlich verunglückt. Irgendwie tat es mir irre leid, dass ich ihn nicht nochmal gesehen hab. Ebenso wie meine beiden Tanten welche ich in ihren letzten Jahren nur noch selten gesehen hab. Ich hab mir deswegen Vorwürfe gemacht.

Mein Tipp, geh und besuch ihn. Aber wenn es so sein muss und er nicht mehr aufwacht, dann hast Du ihm noch wenigstens einmal Tribut gezollt. Wenn Du noch die Gelegenheit hast, denke ich, es hilft Dir ... Aber anderseits verstehe ich auch wenn Du es Dir nicht antun möchtest ...

(Hab jetzt leider nicht auf das Datum gesehen ...)
"Bergsteigen und Klettern kann das volle Spektrum der Höhen und Tiefen eines Lebens in wenige Tage, manchmal wenige Stunden komprimieren. - Meine glücklichsten Tage waren die, an denen ich alles zurückgelassen habe und mein Verständnis der Dinge neu definiert habe, die wirklich wichtig sind."

Steve House

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Nun es ist auch so: Natürlich will ich ihn nochmal sehen, aber wenn er selbst schon lange gesagt hat, er mag es nicht wenn man ihn so sieht und er zudem kaum mehr was mitbekommt (wenn überhaupt noch)... Ich weiß einfach nicht ob das noch zumutbar ist. Sei es nun für ihn oder mich.

Ich hasse es, wenn das Leben so scheiße zu einem ist!!!!
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So long,

James Lyle
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Meine Oma muss ich hier mal als Beispiel aufführen.

De Gute hat bisher Darmkrebs, 4 Schlaganfälle und diverse andere Sachen überstanden.

Mein Vatre meinte schon, als er emine Ma heiratete, dass die in einem Jahr stirbt (rheinländischer humor) inzwischen sinds so 17 Jahre her.


Nun, der letzt schlaganfall war im Frühjahr.
Mein Vater hatte sie ins Seniorenheim gebracht aber nicht tschüss gesagt.
1 Tag später wars passiert.

Das mein Vater sich nicht von ihr verabschieded hat hat ihm furchtbar leid getan.
er hatte glück und durfte nochmal.
Selbst die ärzte hatten die Hoffnung aufgegeben und sie sollte schon auf diese Station verlegt werden wo die leute betreutsterben (mir fällt grad der name nciht ein)

Sie hat überlebt.

Inzwischen ist sie wieder soweit, dass sie gehen kann, uns erkennt und auch das ein oder andere sagen kann.
Eigentlich führt sie wieder ein ganz gutes leben.



Man sollte also nciht zu früh aufgeben !
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Trotz allem. Wie hiess es so schön ...

Alles hat seine Zeit.


Lyle, mein Tipp:
Warte nicht zulange. So eine zweite Chance wie bei 007's Dad ist nicht selbstverständlich. Und glaub mir, Du wirst Dich irgendwann automatisch nur noch an die guten Zeiten erinnern...


Hier noch ein kleines Gedicht:

Count Your Blessings My Friend

Count your gardens by the flowers,
Never by the leaves that fall;
Count your days by goldenhours,
Don't remember clouds at all.
Count the nights by stars, not shadows
Count your life by smiles, not tears,
Count your age by friends not years.
Denn schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten!

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Naja das lief dann ähnlich wie bei meinem Dad.
Er hatte bisher 3 Herzinfarkte. Der erste war 1996 kurz vor Ostern. Meine Eltern sind um 23:30 Uhr ins Bett gegangen. Um 00:10 Uhr springt dann mein Dad auf, bekommt kaum Luft und kotzt (sorry) das halbe Schlafzimmer voll. Danach stürzt er ins Bad wo er zusammenklappt. Er war total weiß. Meine Eltern und ich haben alle eine tiefgehende Rot.-Kreuz-Ausbildung, daher wußte meine Mom was sie tun muß und was los ist.
Der Hammer war aber, daß der Hund meiner Oma zu der Zeit noch bei uns gewohnt hat, der bei solchen Dingen immer tierischen Lärm macht. Mein Bruder und ich lagen schon im Bett und meine Mom hatte nach meinem Bruder um Hilfe gebrüllt. Und ich hab NULL mitbekommen, obwohl mein Bruder durch mein Zimmer muß, um in den 1. Stock zu meinen Eltern zu kommen. Als die Sanis da waren, hat der Hund Krawall gemacht. Ich hab nix bemerkt! Das war wirklich die allerletzte Nacht in der ich gut geschlafen habe und vor allem durchgehend. Seitdem wache ich alle halbe Stunde auf.

Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück kam und Dad nicht da war, wollte ich wissen was los ist. Mom meinte dann, er wäre im KH und fast gestorben. Sie mußten ihn 20 Minuten (!!!) mit Defibrilator bearbeiten als die Sanis bei uns waren.
Das einzige was ich konnte, war schreien.
Der 2. Herzinfarkt war dann im selben Jahr vor Weihnachten. Sie mußten eine Not-OP machen und dabei bekam er den 3. Herzinfarkt. Und nie (!) hab ich was mitbekommen!
Als mein Opa an Krebs starb, war ich mit der Schulklasse in den Bavaria Filmstudios und als ich heimkam,s aß die Family in der Küche und hat geheult.

Mein jetzt totkranker Onkel hatte ein paar Jahre dnach im Vollrausch (Alk) meine Mom verprügelt als sie geschlafen hat. Zu der Zeit war ich im Kino... usw. Ich könnte euch da Romane erzählen wo ich NIE dabei war!
Aber zweimal konnte ich Leben retten: Als meine Mom ihren 1. Suizidversuch unternahm und als mein Nachbar einen schweren Schlaganfall hatte und der Rettungsdienst das Haus nicht gefunden hat.

Übrigens heißt die Station zur Sterbebetruung: Hospitz. Mein Onkel will da an sich auch hin... oder wollte.

Ich weiß einfach nicht ob ich zu ihm gehen soll. Ich hab so verfluchte Angst ihn vorher zu verlieren. Aber ich hab auch Angst böse auf ihn zu sein, wenn er mich, wie alle anderen auch, böse anmacht. Auch wenn es seine Art von Angstbewältigung ist. Ich weiß einfach nicht was mit mir ist, wenn ich vor ihm stehe und er dann sagt: Verpiß dich! jetzt weiß ich ja, daß er nur abwehren will und seine Angst im Hintergund versteckt, aber es ist anders wenn man vor ihm steht.

Heute kann ich sowieso nicht ins KH, da er heute operiert wird. Und wir wissen nicht wann oder was überhaupt gemacht wird.
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So long,

James Lyle
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Naja ging so. Wir waren am Heilig Abend bei meinem Onkel im KH. Der schaut ehrlich furchtbar aus. Ein über 1.80 m Typ, Handgelenke die man locker umfassen kann und sogar die Schenkel kann man mit zwei Händen leicht umgreifen. Nach 10 Mins hat er uns rausgeworfen. Dieses Weihnachten war.... Naja kannste dir denken.
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So long,

James Lyle
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