photographer hat geschrieben:
Dies ist ein gelungenes Beispiel dafür wie in verschiedenen Biographien die unterschiedlichen Sichtweisen der am Vorgang Beteiligten wiedergegeben werden und jeder Protagonist geschickt versucht das eigene Gesicht zu wahren.
Wobei ich hier besonders interessant finde, wie vehement sich Moore in seinem Buch über Broccolis Fassung äussert. Wenn man es genau nimmt unterstellt er ihm ja die Unwahrheit gesagt zu haben. Nun hat Moore den Vorteil, dass sein Gegenüber ihn in hiesigen Sphären nicht mehr widerlegen kann - aber man kann sich hier schon die Frage stellen, warum Moore so heftig reagiert.
Ich habe drei mögliche Erklärungen dafür:
- erstens: Moores Version stimmt und Broccoli hat tatsächlich den Sachverhalt falsch wiedergegeben, um sich als alleinherrschender und alleinentscheidender Produzent zu stilisieren.
- zweitens: Moore fasste das Gespräch mit Broccoli, in welchem man über die Neubesetzung der Rolle sprach, komplett anders auf als Cubby und kam für sich tatsächlich zu dem Schluss, dass man gemeinsam die Entscheidung traf die Zusammenarbeit zu beenden (während Broccoli seinerseits wohl den Eindruck gewonnen hatte, die Entscheidung diktiert und Moore dazu überredet zu haben. Vielleicht überschätzte Cubby ja auch Moores Wunsch die Rolle weiterhin zu spielen.).
- drittens: Broccolis Version stimmt und Moore weiss dies auch, allerdings wurde damals Stillschweigen vereinbart über die wahren Hintergründe von Moores Demission und Moore ist nun gekränkt, dass Cubby letztlich doch alles an die große Glocke gehängt hat.
Für die dritte Variante spricht, dass Broccoli in seiner Version ja selbst sagt, dass eine öffentlich verkündete gemeinsame Entscheidung für die Öffentlichkeit besser ausgesehen hat. Allerdings würde das ja im Umkehrschluss bedeuten, dass Moore bewusst die Unwahrheit erzählt - so schätze ich ihn eigentlich nicht ein. Daher halte ich eher Variante 2 für realistisch, bei der Moore und Broccoli ihre subjektiven Wahrheit nach bestem Gewissen wiedergaben. Hier bleibt aber dennoch ein fader Nachgeschmack, da Broccoli Jahre später trotz einer gewissen Übereinkunft das Thema aus der Öffentlichkeit zu halten "seine Wahrheit" ohne Rücksicht auf die damit verbundene öffentliche Blossstellung Moores hinausposaunt hat. In jedem Fall ein betrübliches Ende einer über viele Jahre fruchtbaren und freundschaftlichen Beziehung - um so trauriger, da dieses Ende unwiederruflich war, da Cubbys Autobiographie erst nach seinem Tod vollendet und veröffentlicht wurde (was die Frage aufwirft, ob Cubby die Passage über Moores Ausstieg zu seinen Lebzeiten hätte veröffentlichen lassen).