Vielen Dank Hille für deine sehr ausführliche Antwort und deine vielen geteilten Gedanken zu diesem Thema!
Casino Hille hat geschrieben: Tatsächlich profitiert CR vom sogenannten Reboot (der eh nur sehr halbherzig war) eigentlich gar nicht, viel eher verschwendet er sogar Erzählzeit dafür, uns Fans das Aufmachen einer neuen Kontinuität zu verkaufen, die in Folge keinerlei Auswirkung auf den eigentlichen Film haben wird.
Man könnte (man beachte: Konjunktiv!) den Reboot als Notwendigkeit anführen, die Intention von Flemings Roman möglichst vorlagengetreu umzusetzen (junger Agent am Anfang seiner Karriere verfällt einer Frau, was einen Charakter und sein gesamtes künftiges Handeln prägt). Ich persönlich teile diese Ansicht aber nur sehr bedingt, da die romantische Komponente meines Erachtens auch mit Bond als erfahrenem Feldagenten funktioniert hätte, nur hätte man dann eben die Idee der Vorlage varieren müssen (z.B. in dem man Bonds Verlust von Tracy miteingebunden hätte nach dem Motto: Bond durchlebt die Liebe seines Lebens ein zweites Mal, nur dieses mal mit dem entscheidenden Unterschied, dass er von ihr verraten wird).
Casino Hille hat geschrieben: Theoretisch hat Campbell dem Franchise hier den gleichen Dienst erwiesen, der eben auch Glens 80er Filmen gerne nachgesagt wird: er hat die Filmreihe um den extremen Bombast der Vorgänger entschlankt (obwohl es die üblichen Bondschen Absurditäten immer noch gibt: Elchtest, Kranweitsprung) und natürlich besonders nach DAD wieder auf handmade Action/Stunts gesetzt.
Diese Parallele lässt sich fraglos ziehen.Der entscheidende Unterschied ist für mich, dass CR sich ganz offensichtlich selbst äusserst ernst nimmt (weswegen die von dir angeführten „Absurditäten“ dann auch zuweilen sehr merkwürdig anmuten, ich denke da vor allem an die Defibrilator-Szene, die genau so auch in DAD hätte vorkommen können), wohingegen ich bei den Filmen bis einschliesslich DAD trotz aller ernsthafter Elemente immer auch das filmische Augenzwinkern im Sinne von „wir nehmen uns und unseren Film nicht 100% ernst“ wahrnehme, was für mich eine unentbehrliche Komponente der Bondfilme darstellt. Bondfilme – so wie ich sie kennengelernt habe und verstehe – sollten in erster Linie Spass sein. Das schliesst nicht aus, dass nicht auch ernsthaftere Themen und Elemente verarbeitet werden können und in manchen (!) Filmen diese Elemente sogar sehr bestimmend für den Grunton des Films sein können (OHMSS; LTK). Dennoch weisen auch diese Filme genügend Elemente auf, die sie eindeutig in die Tradition der Serie setzen lassen (und ich rede natürlich nicht von so Oberflächlichkeiten wie Bond-Thema, Gun-Barrel oder Moneypenny-Szene) – nicht umsonst endet ausgerechnet der wohl härteste und brutalste aller Bondfilme mit einem augenzwinkernden Fisch. Und genau dieses Augenzwinkern fehlt mir in allen Filmen nach dem Reboot, weswegen man eben diesen dann durchaus als erkennbare und sehr bewusste Zäsur einstufen kann ungeachtet der Tatsache, dass die inhaltliche Tragweite eines „Neuanfangs“ praktisch unerheblich ist.
Casino Hille hat geschrieben: erst recht weil die ganze Situation rund um den "zu jugendlichen und zu früh beförderten Bond" doch etwas sehr krampfhaft konstruiert erscheint und typisch klischeehaftes Storywriting ist (sofern man das einem Bond natürlich vorwerfen darf).
Zumal die Ausgangssituation torpediert wird durch einen Hauptdarsteller, der auf der Leinwand nie (auch nicht in seinem ersten filmischen Ansatz) jünger als sein tatsächliches Alter rüberkommt und dem man von daher den „jungen“ und „grünen“ Agenten zumindest optisch nur mit sehr viel gutem Willen abnehmen kann.
Casino Hille hat geschrieben: Das bedeutete aber eben nicht, dass man dafür auf die Konventionen der Reihe völlig verzichten musste (…) sondern den absichtlichen und wie oben ausgeführt in meinen Augen völlig sinnlosen Bruch mit der "Kontinuität" der Reihe, auch wenn dies das völlig falsche Wort ist und zurecht vermutlich jetzt falsch verstanden werden wird. Ich sehe (oder habe immer) die Bondfilme gerne als ein geschlossenes Universum, als eine Art eskapistische Parallelwelt
Das sehe ich genau so. Ich habe die Bondfilme ebenfalls immer als zusammenhängend (ergo kontinuierlich) empfunden in der Form, dass alles in einem parallelen Universum spielt, obwohl jeder Film für sich selbst steht und nie zwangsläufig eine stringente Chronologie bestehen muss (YOLT/OHMSS/DAF).
Casino Hille hat geschrieben: welches eine überschaubare homogene Masse an Filmen stellte und in sich ein organisches Gesamtbild ergab, dem der jeweils neue Film dann eben in kleinen Nuancen neues hinzufügen konnte (wie beispielsweise die von mir geliebten TB, LALD, TSWLM, MR, OP, TND oder TWINE). Und obwohl CR eben dann doch gar nicht so viel anders als seine Vorgänger ist, mag ich diesen unbedingten Willen zum anders sein nicht,
Auch hier bin ich ganz bei dir. Kontinuität geht für mich ebenfalls über das rein inhaltliche hinaus, es ist in mindestens genau so wichtigem Maße eine Frage der stilistischen Herangehensweise an die Filme – womit wir wieder beim berühmten Augenzwinkern wären.Du hast das sehr schön als „unbedingten Wille anders zu sein“ bezeichnet, genau das charakterisiert für mich dann auch die Craig-Ära und grenzt sie sehr deutlich von ihren Vorgängern ab.
Casino Hille hat geschrieben: weil ich auch nach unzähligen Sichtungen von DAD immer noch nicht feststelle, warum ein anders so unbedingt wichtig war. Klar, DAD hat sehr viele Probleme und ist insgesamt wohl eine qualitative Enttäuschung für das Franchise, aber warum dieser Wille, sich dringend davon abgrenzen zu wollen? Die Notwendigkeit erschließt sich mir nicht und ich empfinde es in Teilen durchaus als Verrat an der eigentlichen Reihe, was vermutlich von dir deshalb (so denke ich) anders gesehen wird, weil wir uns in zwei wesentlichen Punkten unterscheiden bei der Beurteilung der Prä-Craig-Ära.
Grundsätzlich denke ich sollte man hier unterscheiden zwischen wirtschaftlichem und qualitativem Ansatz. Ersterer ist messbar (wenngleich für uns nur unter Vorbehalt in Ermangelung wirklich authentifizierter Zahlen), letzterer dagegen natürlich äusserst subjektiv und hängt wie du schon richtig schriebst nicht zuletzt davon ab, als wie gelungen man die vorangehende Ära Brosnan einstuft. Man kann den zweiten Ansatz allerdings auch etwas „objektivieren“, in dem man die qualitative Einstufung bewusst aussen vor lässt und stattdessen die stilistischen Merkmale und deren Hintergründe untersucht. Ich will einmal versuchen vor allem die Hintergründe, die zum Reboot und zur Ära Craig (mit dem fehlenden Augenzwinkern) führten aus meiner Sicht näher zu beleuchten.
Die weitgehende Homogenität der ersten 16 von EON produzierten Bondfilme basiert meiner Einschätzung nach auf einer weitgehend gleichbleibenden Führungscrew. Die Bondfilme waren zu jeder Zeit „Produzentenfilme“, da das letzte Wort bei niemand anderem lag als bei Cubby Broccoli und Harry Saltzman (stimmt nicht so ganz, da auch sie letztlich abhängig waren vom geldgebenden Studio, was die Intervention David Pickers bei der Reaktivierung Connerys für DAF sehr deutlich zeigt. Dennoch waren dies eher seltene Ausnahmefälle). Inhaltliche, stilistische und organisatorische Fragen wurden idR in einem vierköpfigen Kreis gefällt: Cubby, Harry, der jeweilige Drehbuchautor und Regisseur. Wenn man bedenkt, dass Richard Maibaum bei praktisch allen Bondfilmen beteiligt war (auch bei denen, in denen er letztlich keine Nennung erhielt) und EON in 28 Jahren mit gerade mal fünf Regisseuren auskam wird sehr deutlich, wie eingespielt und eingefahren diese Entscheidungshierarchie war.
Das Ausscheiden von Co-Produzent Harry Saltzman Mitte der 70er und die damit einhergehende sukzessive Einbindung von Michael G. Wilson stellt einen deutlich wahrnehmbaren Einschnitt in diese Entscheidungsriege dar. Dies macht sich vor allem durch die Verwendung von stärker in der Realität verwurzelten Handlungselementen bemerkbar wie auch in einer zunehmenden Anzahl an „charakterdefinierenden“ Momenten. Bond wurde mehr und mehr auch als Mensch gezeigt und nicht mehr nur als die unantastbare Comicfigur. In wie weit dies alles auf Wilson zurückzuführen ist lässt sich natürlich debattieren, belegbar ist jedoch, dass er zusammen mit Richard Maibaum in den 80er Jahren die treibende Kraft für Veränderungen war, was von seinem Stiefvater Cubby oftmals gebremst wurde. So sah die originäre Drehbuchidee für TLD vor die Anfänge von James Bond vor dessen Zeit als Doppelnull-Agent bzw. dessen Weg dorthin zu zeigen: nichts anderes also als ein Reboot knapp 2 Jahrzehnte vor CR. Cubby war jedoch strikt dagegen (mit der Begründung das Publikum wolle James Bond als das sehen, als was es ihn kenne und liebe, nämlich als mit allen Wassern gewaschenen Feldagenten), wie er gerade in den 80ern sehr strikt darauf achtete, dass die Filme trotz aller Veränderungen nie zu stark von der seit den frühen 60ern etablierten Erfolgsformel abwichen (Stichwort stilistische Kontinuität).
Springen wir in die 90er: Cubby konnte aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes bzw. seines Todes nicht mehr aktiv an den Filmen der Ära Brosnan mitwirken, für ihn übernahm seine Tochter Barbara. Eine weitere schwerwiegende Zäsur in der Entscheidungshierarchie, die zudem dadurch entscheidend verändert wurde, dass es bei Drehbuchautoren und vor allem den Regisseuren der 90er und frühen 00er nur wenig bis gar keine Kontinuität gab. Stilistisch wirken die Filme dieser Phase dabei wie eine Art Mixtur aus den Veränderungsversuchen der 80er (die man in Teilen durchaus noch weitervorantrieb: z.B. in Form der „ernsthafteren“ Beziehung Bonds zu Paris und Elektra) und reaktivierten Spektakelansätzen der 60er und 70er (z.B. in Form von utopischen Weltraumwaffen, überbordender Gadgeterie, das auf dem Spiel stehende Schichsal der Welt etc.).
Wie ich ihm letztren Post schon geschrieben hatte: ganz offensichtlich waren die beiden neuen entscheidenden Kräfte noch auf der Suche nach ihrem eigenen Stil und scheinbar war die jahrzehntelange Vorgabe ihres Vaters („spielt nicht mit der Formel herum!“) zu stark prägend, als dass man sich trotz aller Veränderungen wirklich vom Stil der ersten 16 Filme entfernen konnte oder wollte. So gesehen hätte Cubby ironischerweise also auch nach seinem Ausscheiden/Tod noch die Veränderungsvorstellungen seiner Kinder indirekt ausgebremst. Vier Filme lang bewegten sich Broccoli und Wilson so irgendwo zwischen den Stühlen und die Vermutung liegt nahe, dass der zunehmende wirtschaftliche Misserfolg (trotz sich auf gleichbleibendem bzw. leicht ansteigendem Niveau bewegenden Umsätzen, die aber mit deutlich steigenden Budget teuer „erkauft“ wurden) ihrer Filme sie zwangsläufig zum Umdenken bewegte.
Man kann sich gut vorstellen, wie die Stimmung nach DAD ausgesehen haben könnte: „Wenn der Kompromiss, welcher der jahrzehnte so erfolgreichen Formel Rechnung tragen sollte nicht mehr rentabel ist, warum dann nicht gleich komplett (oder sagen wir besser bewusst) mit der Vergangenheit brechen und endlich das machen, was man eh schon immer im Sinn hatte? Warum die TLD-Idee des Reboots nicht endlich in die Tat umsetzen? Warum Bond nicht „kritikerfreundlich“ machen, indem man Figuren und Handlung sehr erst nimmt? Warum das potenzielle Publikum nicht vergrössern, indem man Bonds Ecken und Kanten (noch weiter) abschleift und ihn vor allem dank gezeigter Gefühle für weibliche Zuschauer attraktiver macht? Vor diesem Hintergrund macht die Entscheidung für einen Reboot und damit einem stilistischen Bruch mit der eigenen Vergangenheit dann durchaus Sinn, denn ich bezweifle nicht, dass Broccoli und Wilson den Weg seit der Ära Craig nicht mit voller Überzeugung gegangen sind.
Casino Hille hat geschrieben: Jedoch finde ich zumindest die ersten beiden Elemente überhaupt nicht per se verwerflich, wenn sie denn konsequent umgesetzt werden und hier attestiere ich den Brosnans eine viel bessere und "bondigere" Art und Weise, dies zu handhaben als den blondgefärbten Nachfolgern.
Verwerflich sind sie auch nur insofern, als dass sie das „fehlende Augenzwinkern“ deutlich begünstigen. Aus den genannten Gründen steht die Brosnan-Ära deutlich erkennbarer in der Tradition ihrer Vorgänger als die sehr bewusst eigene Wege beschreitende Craig-Ära. Die von dir angesprochene Konsequenz ist dann aber schon etwas, was ich bei der Brosnan-Ära vermisse. Wenn man schon eine Figur aus Bonds Vergangenheit integriert, dann sollte dies etwas mehr Gewicht und Format haben als die eher schnell vergessene Paris-Episode. Bond in Gefangenschaft ist auch ein Thema, was in DAD sehr plakativ eingeführt und sehr schnell keine wirkliche Rolle mehr für Film und Figur spielt. Aber ich will eigentlich gar nicht zu sehr ins Detail gehen und nur anmerken, dass du vollkommen recht hast, wenn du sagst dass die „neuen“ Elemente nicht per se verwerflich sind, sondern ihre jeweilige Umsetzung und die Einbindung ins Gesamtbild des Filmes entscheidend sind.
Casino Hille hat geschrieben: Theoretisch waren ja schon die ersten Bonds der 60er sehr zeitgenössische und aktuelle Filme,
Hier hatte ich neben der inhaltlichen Komponente auch den stilistischen Ansatz im Sinn. Zwar hatten die Bondfilme zu allen Zeiten gerade trendige Kinoansätze übernommen, aber als ergänzende Elemente (etwas mehr Farbe durch die „Welt der Schwarzen“ in LALD, ein paar Karate-Elemente in TMWTGG, ein bisschen SciFi in Moonraker) und nie in der Form, dass sie den Ton und Stil des gesamten Films bestimmten. Auch hier stellt der Reboot (bzw. der Film, in dem zufällig auch ein Reboot stattfindet) die grosse Zäsur dar aus den bereits genannten Gründen (wieder einmal das fehlende Augenzwinkern, man nimmt sich absolut ernst). Man kann auch darüber sinnieren, ob Broccoli und Wilson sich nicht ganz gern in der neugewonnenen kritischen Anerkennung sonnen (die zunehmende Beteiligung von „renommierten“ Kräften wie Mendes, Logan, Deakins, Bardem etc. stützt diese Vermutung) und gerade auch deshalb ihre Werke so ernst wie nur möglich nehmen, selbst als man sich dazu durchrang Konzessionen hinsichtlich der eigenen Vergangenheit zu machen (M, Q, Moneypenny, Humor).
Casino Hille hat geschrieben: Ich mochte an den Brosnanfilmen aber gerade, dass sie dieses betont klassische nicht nötig hatten, dass sie nach vorne preschen wollten, dass sie gewillt waren, Bond zu sein und Bond zu bleiben und trotzdem die Entwicklung des Kinos und der Zeit nicht zu vergessen.
Das kann ich verstehen, jedoch sind die Brosnans für mich deutlich kompromissbehafteter als ihre Vorgänger und kommen mir vor wie ein Spagat, der es allen recht machen sollte (u.a. auch dem eigenen Anspruch). Auffällig finde ich zudem die immer stärker werdende Political Correctness (die gefühlt ihren Anfang nahm ab der Dalton-Ära (auch wenn hier wenigstens noch gepafft wurde), also just in dem Moment, als Barbara immer mehr Verantwortung übernahm. Zufall?).
Casino Hille hat geschrieben:Die Craigs machen für mich eine andere Entwicklung, in CR und QOS ein eindeutiges Verwurzeln im modernen Film mit "versteckter" Bond-DNA (zumindest versuchen sie es) und Mendes scheint dann eher zurück in die 60er zu den vermeintlichen Ursprüngen der Reihe gehen zu wollen. Falsch verstandener Fanservice macht für mich die Sache komplett.
So sehe ich das auch unabhängig von der subjektiv empfundenen Qualität der jeweiligen Filme. Man hat sich für meinen Geschmack zu weit von der eigenen Identität entfernt und ist nur noch eine grossangelegte Actionproduktion unter vielen. Man hat den Eindruck, dass der Verweis auf „handgemachte Action“ als Alleinstellungsmerkmal ausreicht. Den von dir angesprochene Fanservice sehe ich ebenfalls sehr kritisch, da man gerade die beiden letzten Filme mit diversen Elementen förmlich „vollstopfte“, ohne dass sie dadurch wirklich besser wurden (braucht es wirklich eine so ausgiebige Einbindung der MI6-Crew in einem „James-Bond-Film“?)
Casino Hille hat geschrieben:
Hier würde ich dann doch sagen, dass man das differenzierter sehen muss, denn wenngleich es finanziell nicht mehr so lief, wie man es sich gewünscht hätte, finde ich auch nicht, dass man von einem Zusammenbruch oder einem Einbruch des Systems sprechen kann.
Zusammenbruch sicher noch nicht, aber glaubt man den erwähnten Zahlen, dann wurde jeder weitere Film der Brosnan-Ära deutlich unrentabler und – jetzt kommt der entscheidende Punkt – trotz deutlich steigendem Aufwand. Von daher bin ich zwiegespalten…
Casino Hille hat geschrieben:und imo befand sich das Bond-Franchise 1989 dann doch auf einem erheblich heftigerem Tiefpunkt als dies 2002 der Fall war). Ein etwas besser vermarkteter, klüger produzierter und wieder etwas anderen Wind atmender Bond (meinetwegen auch ohne Brosnan, den ich aber sehr mag in der Rolle --> weitaus mehr als Craig!) hätte ganz ohne Reboot, ganz ohne neue "Ideologie" der Reihe funktionieren können.
… das die Situation 1989 wirklich kritischer war als 2002. 1989 wurden einige sehr schwerwiegende Fehler begangen, die man im Anschluss sehr bewusst vermied und allein dadurch wirtschaftlich wieder deutlich besser dastand, nämlich vor allem keine Konkurrenz mehr mit den zahlreichen Sommerblockbustern sowie erheblich aufwändigere und professionellere Marketingkampagnen. Das in Kombination mit weiteren Faktoren (neuer, massenkompatibler Darsteller, lange Pause und dadurch wieder aufgefrischte Neugierde des Publikums, modernere Grundausrichtung, neuhinzugekommene Märkte) machten den Quantensprung auf Umsatzseite erst möglich. Und dennoch wurden die Filme von mal zu mal unrentabler. Gerade die Vermarktung der Brosnan-Filme würde ich schon als vorbildhaft ansehen (nicht zuletzt durch die umfangreiche Crosspromotion mit Firmen wie BMW, Ericsson, Smirnoff etc), die einen nicht zu unterschätzenden Anteil an den erzielten Umsätzen hatte.
Casino Hille hat geschrieben:
Es hätte die Radikalität, die offen zur Schau gestellte Bond-Ablehnung seitens der eigentlichen Bond-Produzenten weiß Gott nicht gebraucht, zu dem Schluss bist du selbst dann ja auch gekommen.
Sicher nicht aus Sicht des Fans der „klassischen Filme“. Aufgrund der oben angeführten Gründe kann diese Radikalität aus Sicht der Macher aber schon notwendig gewesen sein, um der Serie ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Das ist ihnen auch fraglos gelungen, fragt sich nur wie nachhaltig erfolgreich diese drastische Veränderung der Grundrezeptur sein wird.
Henrik hat geschrieben:
Ob CR ohne Reboot genauso erfolgreich oder noch erfolgreicher gewesen wäre ist letztendlich Spekulation. Es scheint aber so zu sein, dass die Verleihfirma ab CR nach langer Zeit wieder einen Gewinn eingefahren hat. Demnach scheint das Reboot erfolgreich gewesen zu sein.
Es ist aber genau so Spekulation, ob eine etwaige Rentabilität aufgrund des Reboots zustande kam. Dass CR eine deutliche Umsatzsteigerung aufweisen kann ist ja unbestritten, die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig.