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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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Goahead hat geschrieben: würdest Du also sagen, dass man mit der Kontinuität durchaus wieder laxer umgehen könnte oder gar sollte ?
Ich bin ganz froh, dass man sich seit der Brosnan-Ära an Kontinuität hält und bin auch der festen Überzeugung, dass man dabei bleiben sollte.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

707
Goahead hat geschrieben:würdest Du also sagen, dass man mit der Kontinuität durchaus wieder laxer umgehen könnte oder gar sollte ?
Mir ist das eigentlich Jacke wie Hose. Mich hat das bei Bond nie gestört und ob jetzt im nächsten Film Waltz und Wright den Blofeld und Felix Leiter spielen oder zwei andere, ist mir ähnlich egal.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

709
Casino Hille hat geschrieben:
Goahead hat geschrieben:würdest Du also sagen, dass man mit der Kontinuität durchaus wieder laxer umgehen könnte oder gar sollte ?
Mir ist das eigentlich Jacke wie Hose. Mich hat das bei Bond nie gestört und ob jetzt im nächsten Film Waltz und Wright den Blofeld und Felix Leiter spielen oder zwei andere, ist mir ähnlich egal.
Wenn Waltz Leiter spielt und Wright Blofeld, wäre die Verwirrung perfekt.
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

710
Thunderball1965 hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:
Goahead hat geschrieben:würdest Du also sagen, dass man mit der Kontinuität durchaus wieder laxer umgehen könnte oder gar sollte ?
Mir ist das eigentlich Jacke wie Hose. Mich hat das bei Bond nie gestört und ob jetzt im nächsten Film Waltz und Wright den Blofeld und Felix Leiter spielen oder zwei andere, ist mir ähnlich egal.
Wenn Waltz Leiter spielt und Wright Blofeld, wäre die Verwirrung perfekt.
:roll: :roll: :roll:
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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

714
Die Praxis wiederkehrende Rollen mit anderen Darstellern zu besetzen ist vermutlich auch der bestens dokumentierten Sparsamkeit (oder je nach Blickwinkel Geiz) der Herren Broccoli und Saltzman geschuldet. Wenn man Richard Maibaums Ausführungen Glauben schenken darf, dann scheiterte Jack Lords Wiederverpflichtung an dessen überhöhten Forderungen. Es liegt auf der Hand, dass eine an frühere Filme nicht gebundene Besetzungspolitik sowohl kostengünstiger als auch organisatorisch einfacher war, gerade auch angesichts der Tatsache, dass die Filme damals noch im Jahres- bzw. Zwei-Jahres-Takt produziert wurden. Es ist daher nicht gänzlich abwegig anzunehmen, dass die Probleme um Jack Lord für die Produzenten eine Art Präzendenzfall darstellten, aufgrund dessen sie bei künftigen Projekten von vorneherein Neubesetzungen bevorzugten.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

716
AnatolGogol hat geschrieben:Die Praxis wiederkehrende Rollen mit anderen Darstellern zu besetzen ist vermutlich auch der bestens dokumentierten Sparsamkeit (oder je nach Blickwinkel Geiz) der Herren Broccoli und Saltzman geschuldet. Wenn man Richard Maibaums Ausführungen Glauben schenken darf, dann scheiterte Jack Lords Wiederverpflichtung an dessen überhöhten Forderungen. Es liegt auf der Hand, dass eine an frühere Filme nicht gebundene Besetzungspolitik sowohl kostengünstiger als auch organisatorisch einfacher war, gerade auch angesichts der Tatsache, dass die Filme damals noch im Jahres- bzw. Zwei-Jahres-Takt produziert wurden. Es ist daher nicht gänzlich abwegig anzunehmen, dass die Probleme um Jack Lord für die Produzenten eine Art Präzendenzfall darstellten, aufgrund dessen sie bei künftigen Projekten von vorneherein Neubesetzungen bevorzugten.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Absolut nachvollziehbar.
Morgenstund' ist aller Laster Anfang

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

717
Diamonds Are Forever (1971, Guy Hamilton)

"I don't need love - For what good will love do me? Diamonds never lie to me, for when love's gone they'll luster on."
- Shirley Bassey

Nachdem es sich abzeichnete, dass George Lazenby für den nächsten Film nicht mehr als Hauptdarsteller zur Verfügung stehen würde und das Gros des Publikums auf die in OHMSS neu eingeschlagene Marschrichtung eher verhalten reagierte, beschlossen die Produzenten Saltzman und Broccoli, bei ihrem siebten Bond-Abenteuer auf Nummer Sicher zu gehen und den Leuten vor allem das zu geben, was sie wollten. Anfangs der 1970er-Jahre bedeutete dies vor allem ein Mehr an feucht-fröhlichem, augenzwinkerndem Spektakel ohne allzu viele dramatische Untertöne. Man ging sogar so weit, den direkten Vorgänger inhaltlich und vor allem stilistisch weitgehend zu ignorieren und ein klassisch-fideles Abenteuer anzustreben, das sich am besten noch an der Linie des Publikumslieblings GF orientieren sollte. Und so holten die Produzenten mit Regisseur Guy Hamilton und Titelsong-Interpretin Shirley Bassey zwei von dessen prägendsten Talenten zurück an Bord und spielten in der Anfangsphase der Produktion sogar mit der Idee, Gert Fröbe als Goldfingers Zwillingsbruder auftauchen zu lassen, auch wenn dieser Einfall schlussendlich verworfen und die Bösewichts-Position zum wiederholten Male mit Blofeld besetzt wurde. EON’s grösster Trumpf war aber ohne Zweifel die erneute Besetzung der Titelrolle mit Sean Connery, der sich durch ein üppiges Gehalt inklusive Gewinnbeteiligung zu einer einmaligen Rückkehr überreden liess. Der vertraglich schon festgelegte ehemalige B-Star amerikanischer Kassenschlager wie Psycho und Spartacus, John Gavin, blieb den Bond-Fans damit erspart.

Hamilton und seine Mannschaften vor und hinter der Kamera trieben das augenzwinkernde Spektakel in DAF kurzerhand auf die Spitze. Von Ian Flemings gleichnamigem – und in Teilen nicht minder skurrilem – Schmuggelroman blieb abgesehen von der Ausgangslage wenig übrig. Stattdessen gipfelt das absurde Handlungsgerüst nach YOLT in einen neuerlichen Ausflug in Science-Fiction-Gefilde, ein diamantengespickter Blofeldscher Kampfsatellit zur Zerstörung von Atomraketen mit inbegriffen. Eine schlüssige Geschichte sucht man vergebens, fast eine Stunde lang räkelt sich DAF durch eine konfuse, von Bond infiltrierte Schmuggelkette ob deren Vielzahl an Zwischenstationen, Täuschungen, Verwechslungen und Edelsteintausche man lieber schnell kapituliert und sich stattdessen nur auf die einzelnen Szenen konzentriert. Zumal Guy Hamilton sowieso vielmehr daran interessiert scheint, eine kuriose Zirkusnummer nach der anderen abzufeuern. So ist in seinem zweiten Ausflug in die Bondwelt auch fast nie eine Gefahr, geschweige denn sowas wie Spannung spürbar, Bonds Arbeit ist hier mehr Urlaub als Mission, seine Konfrontationen mit Blofeld mehr lässige Plauderei als scharfzüngiges Gefecht zweier Egos. Im Vergleich mit dem direkten Vorgänger OHMSS ist der stilistische Kontrast umso grösser, und selbst neben den ersten fünf Bondfilmen macht der gebotene Irrsinn einem manchmal beinahe sprachlos.

Diese totale Skurrilität äussert sich in vielen kleineren und grösseren Details von Story und Inszenierung, provoziert aber vor allem mit dem Umstand, dass die Intentionen der Macher häufig im Verborgenen bleiben. Es scheinen sich ernstgemeinte aber oft auch missratene Passagen mit Szenen der totalen Eigenparodie abzuwechseln, und an vielen Stellen scheint beides durcheinander zu geraten. Ein Prachtbeispiel für die merkwürdige Mischung ist der Endkampf gegen Mr. Wint und Mr. Kidd, bei dem der eine in einem der brutalsten Bondmomente bei lebendigem Leib verbrennt und der andere entzückt juchzt wenn Bond ihn an den Kronjuwelen packt, alles in ultralangsamem Rhythmus, begleitet von John Barrys schrillen, überdramatischen Fanfaren und Tiffany Cases angewidertem Gequäke – grotesker geht’s nicht! Aber das ist noch lange nicht alles, nach dem noch einigermassen ernsten Anfang in Amsterdam folgen im Prinzip triviale Handlungsszenen und kauzige Rummelplatzmomente im Wechseltakt. Einiges davon ist unterhaltsam oder oft einfach nur unfreiwillig komisch, vieles dafür aber auch überhaupt nicht. Und ein zusammenhängender Stil oder gar eine Dramaturgie will sich nicht einstellen.

Budget- und Ausstattungstechnisch spielt DAF mal wieder in der obersten Liga, nur ist dieses Mal im fertigen Film nicht viel davon zu spüren. Die wenigen Actionszenen sind lahm und einfallslos inszeniert, die Moonbuggy-Jagd ist hierfür das beste Beispiel und wird nur noch von der schlechtesten Autoverfolgung in über fünfzig Jahren Bondgeschichte unterboten, wenn unser James und eine Handvoll unfähiger Polizisten auf einer Strasse und einem Parkplatz im Kreis fahren und Hamilton das Ganze dermassen schleppend und repetitiv inszeniert, dass man meinen könnte er spiele die gleichen fünf Einstellungen in der Endlosschleife. Hamilton bewies sich schon in seinem Bonddebüt GF nicht unbedingt als grosser Actionvirtuose, aber dort entschädigten immerhin die fantasievollen Gadgets des DB5 und das inhaltliche Gewicht für die einschläfernde Inszenierung der Verfolgungsjagd, in DAF fehlt beides. Auch der grosse Helikopterangriff auf Blofelds Bohrinsel ist nicht viel besser und hinkt den ähnlich gestrickten Showdowns in beiden Vorgängerfilmen deutlich hinterher, was neben der Regie auch am wenig attraktiven, geschweige denn aufregenden Schauplatz liegt. Gelungen ist lediglich die Keilerei in Aufzug und Treppenhaus gegen Peter Franks, die bemerkenswert ruppig und schlicht daherkommt und für einmal auch so etwas wie eine gewisse Grundspannung heraufbeschwört.

Auch ausserhalb der Actionszenen wird optisch nicht viel geboten. Sowohl Südafrika als auch Amsterdam bleiben kurzlebige Backdrops, so dass der Grossteil der Film im wenig spannenden Las Vegas spielt. Passend dazu hat der gesamte Film eine künstlich, kulissenhaft und vordergründig wirkende Ausstattung. Der Sprung vom Spieltisch zum Casino-Hinterausgang, vom von Leuchtreklamen überschwemmten Vegas-Strip zur langweiligen Seitenstrasse, vom Mondlandungssimulator zum Wüstengelände draussen oder vom Meerespanorama zur eintönigen Bohrinsel ist in der Regel nicht weit – immer wieder werden vordergründig protzige Sets buchstäblich oder gefühlt als billige Kulissen entlarvt, hinter denen sich nicht viel sehenswertes verbirgt, was man beinahe schon als zynischen Kommentar zum gesamten Film deuten könnte.

Sean Connery ist wieder James Bond, nur dieses Mal eine deutlich gealterte Variante, die nur noch entfernt an den schneidigen Agenten der 1960er erinnert. Der Schotte besticht zwar noch immer mit seiner Präsenz und bringt die ironischen Sprüchen, die ihm das Drehbuch in den Mund legt mit einer unnachahmlichen Lässigkeit rüber ("Alimentary, Dr. Leiter", "If you see a mad Professor in a minibus, just smile!"), witzelt sich aber so seicht durch den Film dass es ausser genereller Sympathie und ein paar Lachern wenig Reaktionen entlockt. Dass Bond den ganzen Film über fast ausnahmslos in festlichen Anzügen und Smokings zu sehen ist lässt ihn wie einer Parodie oder einem Cartoon entsprungen erscheinen. Es gilt wie immer: Connery ist die Königsklasse. Aber seine beste Vorstellung als Bond ist das definitiv nicht, alleine schon filmbedingt. Andere Rollen sind typmässig merkwürdig oder unpassend besetzt, dass man sich permanent fragt ob hier die erstbesten günstigen Kandidaten genommen oder das Casting mutwillig auf den Kopf gestellt wurde. Ein feister, etwas dümmlich aus der Wäsche schauender Leiter als Bond meilenweit unterlegenes Anhängsel? Ein feixender, graumelierter Onkeltyp als Nemesis Blofeld? Charles Gray setzt als Oberschurke keinerlei Akzente und scheint völlig fehl am Platz. Einige Nebenfiguren wie Bert Saxby oder Plenty O’Toole verschwinden aus dem Film, kaum dass sie aufgetaucht sind. Eine gelungene Idee ist das homosexuelle Killer-Duo Wint und Kidd, das von Bruce Glover und Putter Smith süffisant und mit schwarzem Humor gespielt wird, und einen besseren Film oder zumindest bessere Auftritte verdient hätte. In dieser Fassung hinterlassen sie zwar mit den meisten Eindruck, beschränken sich aber auf eine Handvoll Szenen, die nur durch die kuriose und abstruse Schmugglergeschichte mit dem Film verbunden sind. Für ihre letzte Szene hat DAF ausserdem keine wirkliche Motivation anzubieten.

EON’s siebter Streich macht den Eindruck als hätte man einen Haufen guter und weniger guter Ideen in einen grossen Topf geworfen und auf gut Glück abgewartet, was dabei rauskommt. Der Ansatz eines skurril-verschrobenen Bondfilms wäre prinzipiell zumindest schon mal gar nicht schlecht, nur schwankt Connerys 007-Comeback viel zu sehr zwischen den Stühlen. Schwarzhumorige Detektivgeschichte, burleske Bondparodie und exorbitantes Schauwertspektakel (oder dessen günstiges und weitaus weniger aufwändiges Las-Vegas-Studiopendant) verzetteln sich allesamt ineinander, in einer Geschichte die aus Versatzstücken der Romanvorlage und der Vorgängerfilme, Eigenkarikatur und einfallslosen Alibi-Storyfäden zusammengeschustert wurde. So bleibt DAF in der chronologischen Retrospektive in erster Linie als halbfertige Kuriosität in Erinnerung.

Wertung: 4 / 10
We'll always have Marburg

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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

718
GoldenProjectile hat geschrieben: Nachdem es sich abzeichnete, dass George Lazenby für den nächsten Film nicht mehr als Hauptdarsteller zur Verfügung stehen würde und das Gros des Publikums auf die in OHMSS neu eingeschlagene Marschrichtung eher verhalten reagierte, beschlossen die Produzenten Saltzman und Broccoli, bei ihrem siebten Bond-Abenteuer auf Nummer Sicher zu gehen und den Leuten vor allem das zu geben, was sie wollten.
Diese Einschätzung teile ich nur in Teilen. Die diskussionswürdige Entscheidung der EON-Boys John Gavin als neuen James Bond zu installieren wirft zumindest die Frage auf, ob die Produzenten überhaupt ihre Lehren aus dem vorangegangenen relativen Misserfolg OHMSS gezogen haben (der fraglos in wie auch immer großen Teilen an die Besetzung der Hauptrolle geknüpft ist). In DAF hätte ohne die Intervention von UA in Person von David Picker John Gavin den berühmtesten Geheimagenten der Welt gegeben, eine gerade nach dem Lazenby-Intermezzo äusserst merkwürdige Wahl und kaum die Art Besetzung, bei der man von Nummer Sicher sprechen kann. In Bezug auf die generelle Ausrichtung des Projektes DAF hast du aber natürlich vollkommen recht, allerdings wollte ich die Personalpolitik der Herren Saltzman und Broccoli dennoch nicht unerwähnt lassen, da ich DAF hinsichtlich der Zukunft der Reihe als quintessentiellen Beitrag sehe und die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Scheiterns mit Gavin nicht unerheblich gewesen wäre (denn was die Zuschauer WIRKLICH sehen wollten war Connery als Bond).
GoldenProjectile hat geschrieben: Stattdessen gipfelt das absurde Handlungsgerüst nach YOLT in einen neuerlichen Ausflug in Science-Fiction-Gefilde, ein diamantengespickter Blofeldscher Kampfsatellit zur Zerstörung von Atomraketen mit inbegriffen.
Ich finde den SciFi-Anteil in DAF aber eigentlich kaum erwähnenswerter als in OHMSS – sieht man mal vom fehlenden Weltraum-Bezug im direkten Vorgänger ab. Der psychedelisch in Szene gesetzte Killerbakterien-Plot war ja auch nicht weniger dem Reich der Fantasie entspungen wie auch bei DAF sich ein Grossteil der Handlung eher bodenständig abspielt und die Überzeichnung eher über die Figuren erfolgt.
GoldenProjectile hat geschrieben: Diese totale Skurrilität äussert sich in vielen kleineren und grösseren Details von Story und Inszenierung, provoziert aber vor allem mit dem Umstand, dass die Intentionen der Macher häufig im Verborgenen bleiben. Es scheinen sich ernstgemeinte aber oft auch missratene Passagen mit Szenen der totalen Eigenparodie abzuwechseln, und an vielen Stellen scheint beides durcheinander zu geraten. Ein Prachtbeispiel für die merkwürdige Mischung ist der Endkampf gegen Mr. Wint und Mr. Kidd, bei dem der eine in einem der brutalsten Bondmomente bei lebendigem Leib verbrennt und der andere entzückt juchzt wenn Bond ihn an den Kronjuwelen packt, alles in ultralangsamem Rhythmus, begleitet von John Barrys schrillen, überdramatischen Fanfaren und Tiffany Cases angewidertem Gequäke – grotesker geht’s nicht! Aber das ist noch lange nicht alles, nach dem noch einigermassen ernsten Anfang in Amsterdam folgen im Prinzip triviale Handlungsszenen und kauzige Rummelplatzmomente im Wechseltakt. Einiges davon ist unterhaltsam oder oft einfach nur unfreiwillig komisch, vieles dafür aber auch überhaupt nicht. Und ein zusammenhängender Stil oder gar eine Dramaturgie will sich nicht einstellen.
Ich finde nicht, dass DAF jemals einen Zweifel aufkommen lässt, wessen Geistes Kind er ist. Praktisch alles Szenen sind auf die eine oder andere Art humoristisch angehaucht (mit ganz wenigen Ausnahmen wie beispielsweise dem Auffinden der toten Plenty/Penny). Ich sehe auch keinen Widerspruch in der von dir angeführten Verbindung von Skurrilität und Brutalität. Die Brutalität (vor allem repräsentiert von Wint und Kidd) ist in ähnlichem Maße überzeichnet wie viele andere figürliche Komponenten. Mehr noch zielt die Steigerung des Brutalitätslevels auch sehr direkt auf die Befriedigung der Schaulust des Zuschauers ab und harmoniert damit sehr gut mit der restlichen Schauwert-Vollbedienung. DAF ist ein Zirkus – in jeder Beziehung. Von daher kann ich hier keine stilistiche Zerrissenheit erkennen, bei der oftmals zusammenhangslosen und episodenhaften Dramaturgie bin ich hingegen dicht bei dir.

GoldenProjectile hat geschrieben: und wird nur noch von der schlechtesten Autoverfolgung in über fünfzig Jahren Bondgeschichte unterboten
ich finde das Auto-Schaulaufen in SP noch schwächer. DAF ist sich selbst zumindest auch in dieser Szene treu (gut, dass kann man auch SP zu Gute halten) und setzt komplett auf oberflächliche Schaulust-Bedienung. Ich mag die Szene persönlich auch nicht sonderlich, allerdings muss man ihr zumindest eine gewisse Vorreiter-Stellung einräumen gegenüber späteren Klassikern wie Ein ausgekochtes Schlitzohr oder Blues Brothers (in welchen die Auto-Zerstörungsorgien allerdings zugegebenermaßen erheblich besser in Szene gesetzt wurden).
GoldenProjectile hat geschrieben: Auch der grosse Helikopterangriff auf Blofelds Bohrinsel ist nicht viel besser und hinkt den ähnlich gestrickten Showdowns in beiden Vorgängerfilmen deutlich hinterher, was neben der Regie auch am wenig attraktiven, geschweige denn aufregenden Schauplatz liegt.
Absolut, wie man sich auch keinen Gefallen damit tat das YOLT-Ende in kaum abgeänderter, aber eben deutlich unspektakulärerer Form zum dritten Male hintereinander zu verwursten.
GoldenProjectile hat geschrieben: Ein feixender, graumelierter Onkeltyp als Nemesis Blofeld? Charles Gray setzt als Oberschurke keinerlei Akzente und scheint völlig fehl am Platz.
Ich mag Gray als Blofeld sehr gern, er hat so etwas arrogant-sobistisches. Die Eleganz (und Eloquenz), mit der er auftritt gibt der Blofeld-Figur eine ganz neue und eigene Komponente, von daher finde ich den Vorwurf Gray würde keine Akzente setzen nicht gerechtfertigt. Schade finde ich, dass seine Interpretation durch das Drehbuch zu Gunsten einiger einfacher Lacher schon etwas kompromittiert wird (am deutlichsten durch die Drag-Szene, aber auch am Ende hadernd im U-Boot).
GoldenProjectile hat geschrieben:Für ihre letzte Szene hat DAF ausserdem keine wirkliche Motivation anzubieten.
Ich kann dir eine anbieten: Blofeld lebt (siehe FYEO) und ist nach wie vor ihr Boss. Von daher besitzt ihr finaler Angriff die gleiche Motivation wie der von Klebb in FRWL. Du hast aber insofern recht, dass dies vom Film nicht thematisiert wird. Ich denke auch, dass das komplett offen gelassene Ende von Blofeld ein schwerer Fehler war und auch schlecht umgesetzt wurde. Man hätte zumindest in einer kurzen Einstellung noch ein mögliches Überleben andeuten sollen (oder eben seinen Tod zeigen).
GoldenProjectile hat geschrieben:Für So bleibt DAF in der chronologischen Retrospektive in erster Linie als halbfertige Kuriosität in Erinnerung.
Abgesehen von seiner in meinen Augen enormen filmhistorischen Bedeutung für den Fortbestand Serie finde ich hat DAF dann schon noch etwas mehr zu bieten. Vor allem die pointierten und süffisanten Dialoge – sowohl in der OV als auch in der deutschen Synchro – sehe ich ganz weit vorne in der Serie. Mankiewicz beweist hier ein sehr gutes Händchen für einen leicht-launigen Tonfall, der sich durch den gesamten Film zieht. Das ist sicherlich ein deutlicher Bruch zu den Vorgängern (den man auch bewusst durch die Verpflichtung von Makiewicz vorangetrieben hat), allerdings sehe ich darin nicht den Grund, warum DAF weniger gut funktioniert als viele andere Bondfilme. Das mache ich ähnlich wie du an der einfallslosen Geschichte und der oftmals monotonen Inszenierung fest. Da auch die Schauwerte gemessen am Serienstandard desöfteren ziemlich nüchtern ausfallen bleibt DAF für mich unterm Strich als Bondfilm unter „normalen“ Gesichtspunkten auch eher eine Enttäuschung. Dafür entschädigt der Film aber als durchgängig äusserst skurrile Zirkusrevue, bei denen vor allem die bereits erwähnten höchst launigen Dialoge (mMn in der Synchro – auch dank der kongenialen Bestzung – sogar noch mehr: I told u before :wink: ) und die herrlich überdreht gezeichneten und agierenden Figuren herausragen und dem Film eine Ausnahmestellung innerhalb der Serie garantieren. Es funktioniert vieles nicht oder nicht so richtig in DAF, aber das was funktioniert ist wie ich finde dafür allererste Sahne. Man muss zugegebenermaßen allerdings auch Spass an dieser Art von launig-grotesker Szenen-Revue haben.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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AnatolGogol hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben: und wird nur noch von der schlechtesten Autoverfolgung in über fünfzig Jahren Bondgeschichte unterboten
ich finde das Auto-Schaulaufen in SP noch schwächer. DAF ist sich selbst zumindest auch in dieser Szene treu (gut, dass kann man auch SP zu Gute halten) und setzt komplett auf oberflächliche Schaulust-Bedienung. Ich mag die Szene persönlich auch nicht sonderlich, allerdings muss man ihr zumindest eine gewisse Vorreiter-Stellung einräumen gegenüber späteren Klassikern wie Ein ausgekochtes Schlitzohr oder Blues Brothers (in welchen die Auto-Zerstörungsorgien allerdings zugegebenermaßen erheblich besser in Szene gesetzt wurden).
DAF könnte tatsächlich der erste Film gewesen sein in dem Polizeiautos in Massen geschrottet werden. Auf die Schnelle fällt mir da kein Vorgänger ein, jedoch ist das später viel zu oft gemacht wurden, und gegenüber all den Nachfolgern entfaltet die damals sicherlich spektakuläre Szene aus heutiger Sicht keine große Wirkung mehr. Zumal die sich nicht bewegenden Menschenmassen in der Innenstadt (aufgrund der stark beschleunigten Bilder) die Szene ins Skurrile dreht. Es hat schon seinen Grund daß viele Auutoverfolgungsjagden auf menschenleeren Straßen spielen.
Trotzdem ist sie noch besser als die schlappe Buggy-Verfolgung und der bemerkenswert schlaffe Hubschrauberangriff. Wenn in einem Bond die Action nicht funktioniert, dann hat der Film schon halb verloren.