Wie findet ihr AVTAK?

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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Nach langer Zeit habe ich mal wieder AVTAK geschaut und nach noch längerer Zeit auf Deutsch. Das letzte Mal auf Deutsch muss gewesen sein, kurz nachdem ich Skyfall das erste Mal gesehen habe, ist alscho schon ein wenig länger her. Deshalb sind mir einige Dinge aufgefallen, die besonders auf die deutsche Synchro zurückzuführen sind.

Aus dem deutschen Hans Glaub wurde der Pole Jan Kopersky. Das mag im Hinblick auf den deutschen Markt sinnvoll sein (man muss die deutschen Zuschauer ja nicht unbedingt mit der NS-Vergangenheit konfrontieren), der Dialog von Bond mit Chuck Lee wirkt somit aber sehr merkwürdig. Warum will Bond unbedingt wissen, was er nach dem Krieg gemacht hat? Die Frage wirkt doch seht deplatziert und ist nur im Original wirklich sinnvoll.

Allgemein ist die deutsche Synchro eher schwach. Fairerweise will ich aber auch anmerken, dass das vielleicht nur daran liegt, dass ich aus dem Original eben etwas anderes gewohnt bin. Vor allem Max Zorin gefällt mir im Original viel besser.

Diese beiden Probleme (deutsche Synchro und durch Veränderung der Story entstehende Logiklöcher) sind mir zum Teil auch noch an anderen Stellen aufgefallen, das ist aber das auffälligste Problem.

Der absolute Höhepunkt dessen wird aber bei der Schießerei in Staceys Haus erreicht, wo komplette Gespräche entfernt wurden! Was soll das? Im Original macht sich Stacey Sorgen um die Urne, was auch Bonds vorsichtigen Umgang mit ihr erklärt, aber im Deutschen ist das gar nicht mehr nachvollziehbar. Auch das ist mir an anderer Stelle aufgefallen.

Vielleicht war ich hier etwas sehr hart, obwohl AVTAK kein Höhepunkt der Reihe ist, gefällt er mir doch eigentlich ganz gut. Aber auf deutsch nicht.

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Henrik hat geschrieben: 22. Juli 2017 22:04
Vielleicht war ich hier etwas sehr hart, obwohl AVTAK kein Höhepunkt der Reihe ist, gefällt er mir doch eigentlich ganz gut. Aber auf deutsch nicht.
Habe mir gestern Abend mal wieder AVTAK angeschaut und sah dadurch bestätigt, dass obwohl er ja meist als einer schwächsten Filme der Reihe platziert ist, ich ihm immer wieder gerne sehe.
Mit Sicherheit fliest hierauch subjektiver Faktor mit ein, dass ich mich sehr an den Film aus meiner Kindheit erinnern kann. Ich war zwar viel zu jung um ihn im Kino zu sehen, bekam aber die ganze Medienberichterstattung damals im Fernsehen und Zeitschriften und war sehr fasziniert.
Dann kommt noch der einmalige Titelsong von Duran Duran dazu, der den Film auch nochmal aufwertet.
Kurzum es hast wieder Spaß gemacht ihn anzuschauen.
Morgenstund' ist aller Laster Anfang

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Revoked,
lass Dich doch nicht ständig so manipulieren ;) Deine erste gefühlte Einschätzung war richtig. Der Film ist Käse und Moore sieht aus wie 85. Mir hat als Kind im Kino der Titelsong am besten gefallen. Bei "Wenn Sie James Bond sind, bin ich Mickey Mouse", habe ich geweint. Mein Held wurde zum Gespött gemacht.

Da fällt mir off-topic ein, in dem Jahr lief auch "Quatermain" mit Chamberlain und Sharon Stone. Es haben Zuschauer während des Films das Kino verlassen. Zumindest das blieb AVTA erspart.

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Nee nee, so ist das nicht so ganz mit 14 - 19 gefiel mir der Film ganz gut.... Da hast du dein. erstes Gefühl.

Und wenn ich mich beeinflussen lasse, dann nur zu meinem eigenen Guten - ich habe dann noch mehr Bonds die ich mag.

Es fallen auch mal welche bei mir nach hinten, wo ich vom halben Forum wohl nur unverständiges Kopfschütteln ernten würde.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

836
A View To A Kill (1985, John Glen)

"Dance into the fire, that fatal kiss is all we need. Dance into the fire, to fatal sounds of broken dreams."
- Duran Duran

Mit AVTAK ging anno 1985 wahrlich eine eigene Bond-Ära zu Ende. In nicht weniger als sieben Filmen prägte Roger Moore mit seiner 007-Interpretation als spitzbübischer Gentleman und Connaisseur eine ganze Generation an Zuschauern. Heute ist seine Darstellung gerade in Fankreisen nicht unumstritten. Für die einen ein wunderbar selbstironischer Filmheld der alten Garde, für die anderen ein zu grosser Verrat am härteren Original. Ähnlich verhält es sich erstaunlicherweise mit dem Film. Während viele in AVTAK einen Lückenfüller sehen, dem es an Eigenständigkeit und Esprit fehlt, so taucht er doch in vielen Bestenlisten bemerkenswert hoch auf.

Dazu kommt noch, dass Moores Darstellung in AVTAK gerne auf sein damals schon stattliches Alter von 57 Jahren reduziert wird. Das Thema ist in vielerlei Hinsicht ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite machen der eine Film, bzw. die zusätzlichen zwei Jahre, bei dem tendenziell immer etwas älteren Moore keinen grossen Unterschied, auf der anderen Seite wirkt er in AVTAK trotzdem deutlich hagerer als zuvor, trägt die Haare noch länger und kann die zwischenzeitlich chirurgisch gestraffte Augenpartie nicht ganz verbergen, wodurch er in seinem letzten Film dennoch einen Altherren-mässigeren Eindruck macht als noch im Vorgänger OP. Dass Moore Altersmässig an seine Grenzen kam (oder sie je nach Auslegung schon überschritten hatte) macht sich jedenfalls alleine dadurch bemerkbar, dass ihm seine Umgebung nicht mehr entgegenkommt, ganz gleich ob sie älter oder jünger ist. Wenn sich die MI6-Brigade mit den bejahrten Herren Moore, Brown, Keen, Llewelyn, Macnee und der ebenfalls nicht mehr taufrischen Lois Maxwell zur Observierung des Schurken versammelt, mutet das Ganze wie ein Ausflug des örtlichen Altersheimes an, wenn Bond einen wesentlich jüngeren und kleineren CIA-Mann trifft (David Yip setzt in der austauschbaren Rolle keinerlei Akzente), so sieht dieser neben Old Rog wie dessen Enkelsohn aus. Gleiches trifft auch auf Bonds amouröse Begegnungen mit nicht weniger als vier deutlich jüngeren Frauen zu, die allmählich etwas fehl am Platz scheinen.

Was Moore jedoch auch im höheren Alter nicht verloren hat sind der Sympathiebonus und die unnachahmlich elegante und verschmitzte Spielart, die schon immer Kerndisziplin seiner Bonddarstellung war. So macht sein Spiel auch - und mehr denn je zuvor - in AVTAK dann am meisten Spass, wenn er auf eben diese Stärken setzen kann, sei es in der Rolle eines überzeichneten Pferdedandys, der seinen Chauffeur schikaniert, oder im verbalen Gefecht mit dem Oberschurken. Moores Verkörperung des Agenten scheint im Verlauf des Films immer besser und konstanter zu werden, nicht zuletzt da er im actionreichen Schlussakt etwas rüstiger und handfester agieren darf, abseits der zuvor immer wieder eingestreuten Stunteinlagen mit offensichtlichen Doubles.

Der Film an sich ist über weite Strecken etwas betulich und hausbacken, anders als etwa FYEO, der sich bei aller vordergründiger Schlichtheit immer einen heimelig-rustikalen Abenteuercharme bewahrt. Grund dafür ist das Fehlen von besonders ausgefallenen Schauplätzen, sei es durch Kulissen oder exotische Schauplätze, aber auch der generelle zunehmende Altherren-Charme rund um Hauptdarsteller Moore, dessen abenteuerliche Eskapaden abseits der Galavorstellung als charmanter Detektiv immer wieder an die Grenzen von Stimmigkeit und Plausibilität stossen. Das wie gewohnt vergleichsweise mehrschichtige Drehbuch der Herren Maibaum und Wilson ist gleichzeitig auch ihr schwächstes, wenn schon die Kernhandlung nicht ganz so gut ist, dann sind es die Nebenstränge und falschen Fährten umso weniger. Die Geschichte um den KZ-Wissenschaftler hätte man sich in dieser Form auch sparen können, da sie sowieso nur lose angerissen wird, und auch die Szenen des KGB (inklusive eines im wartenden Wagen offensichtlich gedoubelten Walter Gotell) hätten einige Straffungen vertragen können. Insgesamt kommt AVTAK durch diese Probleme und die für John-Glen-Verhältnisse relativ belanglose Regie nur langsam und schwerfällig in die Gänge. So macht die gesamte erste Hälfte mehr den Eindruck eines neugierigen Opas auf dem Pferdehof und es dauert über eine Stunde, bis sich die umständliche Exposition auszahlt und Fahrt aufnimmt.

Musikalisch geht AVTAK durchaus einige überraschende Wege. Der Score des längst zum Inventar gehörenden John Barry ist merklich wuchtiger, besser und mit höherem Wiedererkennungswert ausgestattet als der zum Vorgänger OP. Besonders spektakulär ist das Stück "He's Dangerous" mit all seinen Variationen, in dem immer wieder eine elektrische Gitarre in Form eines fernen, langgezogenen Heulens aufklingt. Ähnlich gelungen sind auch die abwechslungsreichen instrumentalen Einsätze der Melodie des Titelliedes. Selbiges wird im mit grellen Neon-Elementen versehenen Vorspann von Duran Duran gesungen und hart-schnittig interpretiert. Die Musik weiss zu gefallen, nur leider ist sie insgesamt fast schon zu hart und triumphal für den betulichen Film.

Auf dem Gebiet der Actionszenen wird viel durchwachsenes geboten. Die Anfangssequenz mit den Skiern ist lahm und sieht durch die räumlich stark eingegrenzte Inszenierung zu Unrecht nach einem kleinen Studiogelände aus, von Skistuntprofi Willy Bogner ist man deutlich besseres gewohnt, nicht zuletzt von seiner letzten Zusammenarbeit mit Glen und Moore. Der mit allerhand einfallslosen Tricks ausstaffierte Reitparcours auf Zorins Gestüt ist womöglich in seiner Ausführung die schwächste Bond-Actionszene von allen - kurz, belanglos, mässig in Szene gesetzt und von Moore sogar schwach gespielt. Der gute Roger war immer dann phänomenal, wenn er die Lage im Griff hatte, aber schwächelte manchmal ein bisschen, wenn er beunruhigt spielen musste. Und in den Zwischenschnitten der Reiterszene schaut er besonders verängstigt aus. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch das biedere Reiterkostüm und die anschliessende Szene, in der Bond beim Anblick des toten Kameraden Tibbett eher einen schmollend-beleidigten Eindruck macht statt der kalten Härte, die er in den Vorgängern in vergleichbaren Momenten gegenüber Locque bzw. Grischka gezeigt hatte. Die Paris-Verfolgung mit entzwei geschnittenem Renault ist ein ähnlich liebloser Action-Einsprengsel mit überdeutlichen Stuntleuten, die Jagd auf das Feuerauto ist handwerklich besser und macht einen aufwändigen Eindruck, setzt aber auch keine neuen Massstäbe. Gut ist AVTAK dann, wenn er sich mehr auf Moore und eine inhaltliche oder figürliche Entwicklung verlässt, so etwa wenn Old Rog Einbrecher mit einer Salzflinte aus Staceys Villa verjagt oder in den finalen Minenszenen. In diesen kommt Peter Lamonts grosses Set zwar nicht so gut zur Geltung, wie es verdient hätte, durch den finalen Countdown der Bombe und die handgemachten Actionszenen bei der Kletterei oder im Wasser kommt aber trotzdem Schwung auf.

Die Besetzung der Nebenrollen scheint im Vergleich zu den unmittelbaren Eon-Vorgängern stark an den Konkurrenzfilm NSNA angelehnt: Ein junger und irrer Schurke, eine sexuell aggressive Handlangerin und ein blondes Girl, das ohne 007's Zutun vollkommen hilflos erscheint. Oscarpreisträger Christopher Walken ist der Besetzungscoup des Films, spielt als Max Zorin als wäre er der missratene Sohn von Goldfinger und hat einige herrliche darstellerische Momente, etwa gegenüber Bond und dem Stadtbeamten Howe im Rathaus von San Francisco, bevor er es in Flammen legt, oder im Zusammenspiel mit Gogol und dessen Leibwächter-Team (mitsamt - ausgerechnet - Dolph Lundgren). Beide Male lässt er die elegante Fassade zugunsten eines Anflugs von Wahnsinn aufbrechen, und sei es nur für die Dauer einer Mikrosekunde. Grace Jones als Walkens Gegenpart mutet auf dem Papier wie eine merkwürdige Wahl an, funktioniert aber relativ gut, auch wenn der grotesken Killeramazone einige zusätzliche charakterdefinierende Szenen gutgetan hätten, um den Kontrast zu ihrer "Bekehrung" die sie ehrlich von den Verbrechen ihres Partners aufgewühlt und erschrocken spielt, noch besser herauszuarbeiten. Bondgirl Stacey Sutton bleibt als Figur durchgehend etwas blass und beschränkt sich oft darauf, laut "James!" zu rufen, wenn auch nur der Hauch einer Gefahr droht. Erstaunlicherweise ist die finale Szene mit Stacey unter der Dusche fehl am Platz, da es sich um die erste amouröse Annäherung der beiden handelt und Bond ihr zuvor untypischerweise nicht mit glasklaren Absichten nachgestellt hatte. Vielmehr wird die Verbindung des Agenten zu Stacey in der zweiten Filmhälfte als die eines Mentors und guten Freundes entwickelt und nimmt sogar beinahe schon väterliche Züge an. AVTAK hätte auf diesem Gebiet der Vorreiter des Craig-Abenteuers QOS bleiben können, zumal Old Rog ja ausreichend viele romantische Begegnung als Ersatz hat. Zumindest abgerundet wird das Ensemble durch Patrick Macnees Auftritt als Sir Godfrey Tibbett, dessen humoristische gemeinsame Tarnung mit Bond den langatmigen Ermittlungen in der ersten Hälfte mehr Schwung verleiht. Dass es sich bei Tibbett um einen hauseigenen MI6-Experten statt um einen Feldagenten handelt ist angesichts Macnees Alter auch nur stimmig.

Ja, AVTAK ist ein Film, der wohl nur bei den wenigsten Bondfans auf dem Spitzenplatz landet - und bei mir schon gar nicht. Zu schwer wiegen die Schwächen in der Inszenierung, der Geschichte und den Actionszenen, die sich in erster Linie im Fernbleiben einer klaren Richtmarke und wirklich herausragender Elemente äussert. Besonders die langwierige erste Hälfte auf dem Ponyhof mit nicht zu wenig Altherren-Charme trägt Abenteuer und Konflikte lange vor sich hin, und erst der Schlussakt, in dem Zorins Plan verhindert wird, nimmt mehr Schwung auf. Die schmissige und gelungene Besetzung einiger Nebenrollen - in erster Linie Walken - tut dem nur sehr bedingt gelungenen Film gut. Roger Moore zelebriert ein letztes Mal seine längst zur Eigenmarke gewordene 007-Darstellung, ist aber in AVTAK endgültig an seinem Zenit angekommen und macht den Weg frei für ein neues Gesicht.

Wertung: 5,5 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 In nicht weniger als sieben Filmen prägte Roger Moore mit seiner 007-Interpretation als spitzbübischer Gentleman und Connaisseur eine ganze Generation an Zuschauern. Heute ist seine Darstellung gerade in Fankreisen nicht unumstritten. Für die einen ein wunderbar selbstironischer Filmheld der alten Garde, für die anderen ein zu grosser Verrat am härteren Original.
Also an Härte fehlt es dem Moore-Bond meiner Meinung nach überhaupt nicht, sondern eher an der körperlichen Fitness.
GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59Während viele in AVTAK einen Lückenfüller sehen, dem es an Eigenständigkeit und Esprit fehlt, so taucht er doch in vielen Bestenlisten bemerkenswert hoch auf.
Ich finde nicht, dass es AVTAK an Eigenständigkeit fehlt. Ganz im Gegenteil hätte ich lieber noch mehr Moore-Bonds in dem Stil gesehen, statt Filme wie FYEO oder OP.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59Während viele in AVTAK einen Lückenfüller sehen, dem es an Eigenständigkeit und Esprit fehlt
Dem schließe ich mich von hier aus einfach an. Auf mich wirkt AVTAK, der sicher kein schlechter Film ist, als wäre er mechanisch entstanden. Soll heißen: Während bei FYEO Ambitionen da waren, nach MR nicht nur die Reihe wieder zu erden, sondern auch wieder etwas zu den Fleming-Ursprüngen zurückzukehren, hatte man bei OP einfach schon dank der Konkurrenzsituation durch McClory, Connery und ihren NSNA einen merklichen Anspruch, den unliebsamen "Abklatsch" der eigenen Marke zu übertreffen und beim Publikum zu punkten. AVTAK fehlt imo ein solcher Katalysator, den TLD und LTK vor allem durch die Eigeninitative Daltons und seine Rolleninterpretation wieder hatten. Er wirkt auf mich wie ein Bond, der von allen Beteiligten einzig deshalb produziert wurde, weil man eben im 2 Jahresrhythmus Bondfilme produziert hat und man somit nach 1983 folgerichtig 1985 wieder liefern wollte. Oder anders formuliert: AVTAK wirkt wie ein Film, der gemacht werden musste, nicht wie einer, der gemacht werden wollte. Vielleicht tue ich den Herren Glen, Maibaum, Broccoli, Wilson etc. da Unrecht, aber für mein Empfinden kann ich ja nix. Trotzdem habe ich mittlerweile meinen Frieden mit AVTAK geschlossen und zumindest muss man Glen und den Autoren zugute halten, dass der Film strukturell genau nach demselben Muster wie die anderen vier 80er Jahre Bonds gestrickt wurde, was diese Ära zu der mit der größten stilistischen Kohärenz innerhalb der Serie werden ließ - und das trotz eines so deutlichen Ausreißers wie LTK.
GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Gleiches trifft auch auf Bonds amouröse Begegnungen mit nicht weniger als vier deutlich jüngeren Frauen zu
Ja, ob das so clever war, ausgerechnet Fast-Rentner Roger gleich so viele junge Hüpfer wie nie zuvor in der Reihe zu servieren? Eher nicht. Erstaunlich auch, dass alle vier Frauen (selbst Exotikbombe Grace Jones) so bieder wirken und auch charakterisiert werden (denn selbst Kampfamazone May Day ist über weite Teile des Films bloß in den falschen Mann verliebt), dass AVTAK trotz dieser femininen Überdosierung kein bisschen Sex, Erotik oder sonstiges versprüht. Zwar mag gerade das ohnehin keine Stärke von Glen gewesen sein (eine Naomi (TSWLM) oder Fiona (TB) sucht man bei ihm vergeblich), trotzdem fällt es hier ganz besonders auf. Moore an sich sehe ich dafür in AVTAK kaum kritisch. Ist er sonderlich glaubwürdig als Bond? Vielleicht nicht, wenn man Bond nur als Agenten ihrer Majestät sieht. Im Rahmen der durch Moore ermöglichten Interpretation seiner Rolle finde ich das alles weniger problematisch und halte es für denkbar, von den vielen Frauenparts (für die Old Rog aber nix kann) mal abgesehen. Besser wäre vielleicht wirklich gewesen, einzig den Hauptpart von Stacey im Script zu behalten und - wie ursprünglich wohl geplant - Anya Amasova aus TSWLM wieder auftreten zu lassen. Das hätte nicht nur der Kontinuität gut getan (und ein schönes Wiedersehen wie einst bei Sheriff Pepper beschert), sondern auch den etwas sehr unnötig komplizierten Plot von AVTAK um ein paar überflüssige Randfiguren entschlankt.
GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Das wie gewohnt vergleichsweise mehrschichtige Drehbuch der Herren Maibaum und Wilson ist gleichzeitig auch ihr schwächstes, wenn schon die Kernhandlung nicht ganz so gut ist, dann sind es die Nebenstränge und falschen Fährten umso weniger. Die Geschichte um den KZ-Wissenschaftler hätte man sich in dieser Form auch sparen können, da sie sowieso nur lose angerissen wird
Wie alles kann man das wohl so und so sehen. Einerseits finde ich, dass es Wilson und Maibaum durchaus gelingt, einen sinnigen und nachvollziehbaren Krimiplot zu schreiben, der gleichzeitig die neuen Eigenschaften der Glen-Ära beibehält (so etwa Bonds merkbar anderer Umgang mit seinen Bettgespielinnen, siehe die sehr ungewöhnlich lange und freundschaftliche, fürsorgliche Szene beim gemeinsamen Backen mit einem Bond in fast schon alltäglicher Entspanntheit und Normalität), aber auch die Over-the-top-Elemente beibehält - was insofern offensichtlich ist, als dass der schurkische Masterplan letztlich sehr dicht an den von Auric Goldfinger angelehnt ist und dazu führt, dass die Entsorgung des 1964 noch äußerst lästigen Mr. Soto in kompakter Form nahezu identisch erneut durchgespielt wird. AVTAK fehlt aber letztlich die Stringenz. Die Übergänge vom Mikorchip-Skandal übers Pferdedoping zu den Pipeline-Untersuchungen und zum Grande Finale à la GF sind nicht wirklich geglückt und bremsen den Film jedes Mal ab, wenn er gerade Fahrt aufnehmen könnte. Auch sind die Nebencharaktere hier längst nicht so interessant gezeichnet wie in allen anderen 4 Drehbüchern des Duos. Stacey ist eine einerseits sympathische Person, andererseits aber doch etwas zu sehr das Dummchen, um als "Normalo" zu überzeugen. May Day hätte eine fiese physische Herausforderung werden können, hat dafür aber zu wenig echte Konfrontationen mit Bond. Tibbet ist nett als Comic relief, aber so überflüssig, dass der Film ihn folgerichtig schnell entsorgen musste. Und Zorin ist von Walken sehr interessant gespielt, weil er den psychopathischen Wahnsinn nie nach außen trägt, sondern immer auf der Schwelle zum Durchdrehen verbleibt, aber auf dem Papier ist auch das eigentlich eine schwache Figur, der Wilson und Maibaum diesen völlig bekloppten Nazidoktor-Kram andichten, den ich selbst bei einem Bondfilm nur als albernen Pulp empfinde - und der dann, wie du richtig sagst, auch nirgendwo hinführt, sondern nur erwähnt wird, fast, als hätten Wilson und Maibaum ihrer eigenen Figur nicht vertraut, ohne eine besondere Kenntlichmachung als Villain zu überzeugen.
GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Die Musik weiss zu gefallen, nur leider ist sie insgesamt fast schon zu hart und triumphal für den betulichen Film.
Interessant, an Barry's Musik habe ich gar nichts auszusetzen. Ich finde nicht, dass er das dramatische Geschehen im Film überbetont, sondern ganz im Gegenteil aus den Szenen jeweils das allerbeste herausholt und viel zur durchaus vorhandenen Qualität von AVTAK beiträgt. Siehe etwa die Szene, in der Bond die bewusstlose Stacey die Feuerwehrleiter herunter trägt. Die Instrumentalversion des Titelsongs mag an dieser Stelle wuchtig und "groß" klingen, aber erst durch sie entfaltet dieser recht simple Spannungsmoment seine Wirkung. Selbiges gilt etwa für die anschließende Verfolgungsjagd mit dem Feuerwehrauto (die wohl unfreiwillig eine sehr ähnliche, noch längere Sequenz in "Terminator 3" inspiriert hat). Ich kann deinen Kritikpunkt sogar in Teilen nachvollziehen, aber empfinde es dann doch anders.
GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Gut ist AVTAK dann, wenn er sich mehr auf Moore und eine inhaltliche oder figürliche Entwicklung verlässt, so etwa wenn Old Rog Einbrecher mit einer Salzflinte aus Staceys Villa verjagt oder in den finalen Minenszenen
Bin ich eigentlich der Einzige, der findet, dass die Szene mit den Einbrechern und dem Kochsalzgeschoss extrem an einen Indiana Jones Film erinnert? Ich kann gar nicht mal begründen wieso. Aber die ganze Art, wie Moore immer wieder verdutzt schaut, wenn er mit dem Gewehr wieder "verfehlt" zu haben scheint oder wie die Vase gerettet werden muss und Stacey dem Kampf als Zuschauerin lange indirekt beiwohnt etc. Dann noch die wegrennenden Gegner, mit dem einen, der noch am fahrenden Auto entlang hoppelt. Ohne es genau ausmachen zu können, hat die Szene für mich einen starken Indy-Touch, ganz ohne Hut, Peitsche und antike Tempel in Urwäldern. Jedenfalls, besonders die letzte halbe Stunde von AVTAK finde ich dann ziemlich stark, nach dem die vorherigen 90 Minuten irgendwie kein echtes Tempo aufnehmen wollen. Das erinnert dann unweigerlich eben an OP, der ebenfalls mit der plötzlichen Entdeckung der Atombombe extrem anzieht. So ist es auch in AVTAK und das tolle Minenset tut da sein Übriges. Der Kampf auf der Golden Gate Bridge ist etwas sehr Klischee, aber in Ordnung und meist glaubwürdig getrickst.
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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Casino Hille hat geschrieben: 29. August 2018 01:15
GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Die Musik weiss zu gefallen, nur leider ist sie insgesamt fast schon zu hart und triumphal für den betulichen Film.
Interessant, an Barry's Musik habe ich gar nichts auszusetzen.
Bin da auch eher bei Hille. Und vor allem wenn man den Soundtrack mit dem direkten Nachfolger vergleicht, dann ist da AVTAK schon deutlich besser.
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