Welcher ist der beste Film von Quentin Tarantino?

Reservoir Dogs
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (15%)
Pulp Fiction
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (24%)
Jackie Brown
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Kill Bill: Volume 1
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Kill Bill: Volume 2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Death Proof: Todsicher
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Inglourious Basterds
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (21%)
Django Unchained
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
The Hateful Eight
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (9%)
Once Upon a Time... in Hollywood
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 34

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

91
Jedoch hat mir das Lust gemacht mich mal wieder näher mit QTs exzellentem Gesamtwerk zu beschäftigen.

Während True Romance nur zeigt das Tony Scott zwar ein begabter Regisseur aber kein großer Filmemacher ist (er hat das wirklich schön gefilmt, aber den Stoff nicht wirklich verstanden) ist Kill Bill ein totales Meisterwerk. Dabei habe ich für Kill Bill 1 (im Kino damals nur teilweise überzeugend für mich) auch jetzt erst beim etwa 4. Anschauen gemerkt wie virtuos der inszeniert ist. Eine von den Filmen wo ich beim Anschauen das Gefühl habe das da nichts drin ist was man hätte anders machen sollen, einer von den Filmen die mich ganz direkt enthusiastisch machen. Und würde ihn jetzt auch über Teil 2 stellen, den ich bislang stärker fand.

Hier sind 2 direkt aufeinander folgende offensichtlich brillante Szenen von Kill Bill in denen QT eine extrem faszinierende Verbindung von Montage, Musik, Farbe, Kamerabewegungen und Kameraeinstellungen gelingt:
http://www.youtube.com/watch?v=rz0yfDBXZRM
http://www.youtube.com/watch?v=sYq_Jpxdq2A

Leider ist die letzte Kamerabewegung abgeschnitten (Deppen) die einen Kreis beschreibt und auf Thurmans Gesicht endet. Sieht man hier ab 0,39 sec:
http://www.youtube.com/watch?v=sFA9u645x1g

Dem folgt dann kurz darauf eine unauffälligere Kamera Tour de Force die diese Kreisbewegung wieder aufnimmt und mit einer extrem komplizierten und aufwändigen Kamerafahrt einen anderthalbfachen Kreis abfährt und dabei den Showdown in Gang bringt:

http://www.youtube.com/watch?v=UFCb-iYTSg0

Das ist alles sensationelles Material, und ich bin gespannt ob ich in DU beim Wiedersehen (das hoffentlich Freude macht) ähnlich virtuose Sequenzen finden kann.
Zuletzt geändert von Maibaum am 3. Februar 2013 18:58, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

94
Ich ziehe das jetzt mal hier rüber:
danielcc hat geschrieben:Warum denkst du gehen Leute in Django? Wegen Anspruch? Wegen Tarantinos Kunstfertigkeit? Wegen der historisch korrekten Darstellung des Sklaverei?
Wegen historisch korrekter Darstellung der Sklaverei wohl kaum, es ist ja kein historischer Film, der aber trotzdem ein ernstes Thema auf eine interessante Weise behandelt.

Wegen Anspruch, auf jeden Fall,
wegen Unterhaltung (aber keine 08/15 Unterhaltung)
wegen Spaß (aber nicht wegen Klamauk)
wegen QTs Kunstfertigkeit, auf jeden Fall.

Für mich 4 wesentliche Punkte wenn ich mir einen QT anschaue (gut, gilt genau genommen für fast jeden Film den ich schaue ,aber bei QT ganz besonders, und deswegen auch vorerst eine enttäuschte Erwartung in diesem Fall.

Vielleicht noch etliche andere Gründe für andere. Wie Gewalt, Blut, gute Schauspielerei, schöne Landschaften (wers mag), coole Musik, sonstiges.

Aber wie gesagt warum nun in Deutschland gerade in DU so viel mehr reinströmen als in die Vorgänger, keine Ahnung. Weiß nicht ob er in den USA auch die anderen toppt, aber er läuft auch dort sehr gut.

Was ich aber weiß ist daß ihn auch viele sehr, sehr verschiedene Leute als großartig bezeichnen. Und das viele die DU nicht so mögen ihn ähnlich raten, ihn aber für ganz verschiedene Sachen kritisieren. Ich vermag in der Diskussion, und es ist schon einmal eine Qualität überhaupt eine breite Diskussion auszulösen, sowohl im Lob wie auch in der Ablehnung keine einheitliche Linie festzustellen.
Der Film hat was, ist aber schwer zu greifen.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

95
Maibaum hat geschrieben:Aber wie gesagt warum nun in Deutschland gerade in DU so viel mehr reinströmen als in die Vorgänger, keine Ahnung. Weiß nicht ob er in den USA auch die anderen toppt, aber er läuft auch dort sehr gut.
Die Frage ist, was genau den Leuten an DU so gut gefällt. Ich denke, dass das Phänomen Tarantino auch viel mit Style und Coolness zu tun hat und genau das bedient DU in einem Maße wie vielleicht zuvor kein anderer Tarantino-Film. Dafür hat er ansonsten aber auch deutlich weniger zu bieten als die Vorgänger. So gesehen ist der große Erfolg an der Kinokasse eigentlich gar nicht so verwunderlich. Ich persönlich vermisse allerdings vor allem die großartige Qualität in Punkto Dialogen, Figuren- und Geschichtsentwicklung, die in eigentlich allen Vorgängern in exorbitantem Maße vorhanden war. Ich erinnere mich aber auch, dass viele von der Dialoglastigkeit eines Death Proof damals regelrecht angewidert waren, während ich gerade die Vielzahl der Dialog aufgrund ihrer Qualität liebe und der Film daher für mich ganz weit oben in Tarantinos Oevre steht. Für mich ist Tarantino weit mehr als nur der King of Cool - und gerade dieses Image strapaziert er mir in DU allzu deutlich - vor allem im für mich enttäuschenden Schlussdrittel. Den Eindruck hatte ich schon im Trailer vor einigen Monaten gewonnen gehabt oder sagen wir besser: die Befürchtung, dass es zu stark in diese Richtung gehen würde.

Interessanterweise war DU aber auch für mich ein großer Anreiz mich mal wieder intensiver mit der Materie Tarantino zu beschäftigen. Nachdem ich nun Jackie Brown, Reservoir Dogs und Pulp Fiction wieder gesehen habe bin ich im Nachhinein eigentlich noch enttäuschter ob der unerwarteten Schwäche von DU.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

96
Ja, aber ich kenne auch viel Leute im Internet die den Film überraschend stark finden. Also Leute die auch sonst sehr interessante Meinungen haben, die meinen Geschmack kennen, und die sich teilweise wundern daß ich den nicht so toll finde.

Eigentlich möchte ich ihn sofort noch einmal sehen. Aber im Original.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

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Maibaum hat geschrieben:Ja, aber ich kenne auch viel Leute im Internet die den Film überraschend stark finden. Also Leute die auch sonst sehr interessante Meinungen haben, die meinen Geschmack kennen, und die sich teilweise wundern daß ich den nicht so toll finde.

Eigentlich möchte ich ihn sofort noch einmal sehen. Aber im Original.
Ohne Zweifel, aber die Unterschiede zum Vorwerk sind ja nicht von der Hand zu weisen - was ja nicht per se schlecht sein muss, sondern je nach Auffassung sogar positiv gewertet wird. Es ist ja auch keine völlig neue Seite von Tarantino, er legt diesmal nur den Schwerpunkt recht deutlich auf Sachen, die ich in seinem Stil zwar schätze, aber doch weit weniger als diverse andere Sachen. Ich glaube die Originalfassung würde mir wohl auch nicht besser gefallen, da gerade die Dialoge für mich schwächeln - was aber weniger an ihrem Wortlaut liegt (was man dann evtl. der Synchro ankreiden könnte), sondern eher am Inhalt und wie und wie häufig sie eingesetzt werden. Gerade die Szene beim ersten AUftritt von DiCaprio und dem RItt nach Candyland fand ich hier besonders fade. Ich hoffe dennoch auch darauf, dass mir der Film beim zweiten Durchlauf besser gefällt. Jackie Brown hat immerhin 15 Jahre gebraucht, bis ich ihn großartig fand.
Maibaum hat geschrieben: Während True Romance nur zeigt das Tony Scott zwar ein begabter Regisseur aber kein großer Filmemacher ist (er hat das wirklich schön gefilmt, aber den Stoff nicht wirklich verstanden) .
Was genau meinst du hat er nicht verstanden? Weil er es als Märchen inszeniert hat statt als Loserballade?
Zuletzt geändert von AnatolGogol am 3. Februar 2013 22:56, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

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Maibaum hat geschrieben:Ja, aber ich kenne auch viel Leute im Internet die den Film überraschend stark finden. Also Leute die auch sonst sehr interessante Meinungen haben, die meinen Geschmack kennen, und die sich teilweise wundern daß ich den nicht so toll finde.

Eigentlich möchte ich ihn sofort noch einmal sehen. Aber im Original.
Ich weiß, ich erwecke nun den Eindruck, dass ich den Film schlecht machen will aber ich muss dennoch sagen: Habe den Film grade ein zweites Mal im Original gesehen und ich finde, der Film ist da eher schwächer. Warum? Das Beste am Film ist für mich Waltz, und der ist in seiner eigenen Synchro viel cooler als im Englischen Original.
Daneben hat der Film natürlich viele Charaktere die im extremen Slang (Südstaaten oder Afro-Amerikanisch) sprechen, was wirklich nicht leicht zu verstehen ist.

Aber mach dir dein eigenes Bild
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

100
AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben: Während True Romance nur zeigt das Tony Scott zwar ein begabter Regisseur aber kein großer Filmemacher ist (er hat das wirklich schön gefilmt, aber den Stoff nicht wirklich verstanden) .
Was genau meinst du hat er nicht verstanden?
Das ist schwer zu sagen. Wie gesagt, True Romance ist an sich sehr schön gefilmt, schöne Bildkompositionen, aber irgendwie scheint es so direkt nach Kill Bill doch oftmals nicht richtig zu sein wie Scott den Stoff angeht. Sicher schafft Scott auch generell zu "glatte" Bilder. Einzelne Szenen sind allerdings in sich sehr gelungen. Vor allem die Höhepunkte mit Walken, Hopper, Gandolfini und die absurde Schlußballerei. Andererseits mag ich Slater nicht so sehr in der Hauptrolle.

Tarantino scheint hier sehr stark durch, und ich behaupte von ihm inszeniert wäre er doch oft anders geworden in der unmittelbaren Wirkung.

Aber ich denke daß Scotts verändertes Ende dem Film gut tut. Und die Umstellung der Erzählreihenfolge (wie von QT vorgesehen) hätte hier nicht so ganz viel gebracht wie üblich, aber auch nicht geschadet.

True Romance sehe ich mit Distanz, bei Kill Bill war ich mittendrin.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

101
Maibaum hat geschrieben:Warum guckst du den denn noch mal?

Im Original würde ich den ohnehin nur mit UTs schauen. Also auf Blu oder DVD.
Wie mehrmals gesagt, ich fand ihn ja unterhaltsam. Aber es lag vor allem daran, weil ich ihn meiner Freundin gezeigt habe.

Muss aber gestehen, dass es dieses Mal nicht im Kino war - was aber eine Ausnahme für mich war.

Was AnatolGogol meinte zu den faden Dialogen sehe ich auch so. Ich fand DU immer gut, wenn Waltz alleine redet oder wenn es schöne Aufnahmen zu sehen gibt. Aber fast jeder Dialog ist für mich uninteressant, weil einfach die Story aus Sicht eines witzigen Kauzes (Waltz) erzählt wird, aber der Held ein anderer sein soll - der zudem wenig zu sagen hat. Hinzu kommt, dass ich streckenweise die Motivation bzw. Vorgehensweise der beiden nicht verstanden habe. Hierzu zähle ich leider die ganz elementaren Szenen um Candie und den Plan zur Befreiung von Djangos Frau. Dieser unnötig komplizierte Weg über die Mandingo Kämpfe... Das erste Treffen mit Candie ist ohnehin sehr merkwürdig. Die Szene hat mir gar nicht gefallen, weil ich sie inhaltlich nicht richtig befreifen konnte, und sie inszenatorisch so komisch aufgelöst ist. Vielleicht fehlt mir aber auch ein stückweit das histrische Wissen an der Stelle. Dann sind da so viele unnötige Charaktere in der Szene, einige zeigen ihre Abneigung des kampfes, was aber gar nicht thematisiert wird...
Das Wort "fad" trifft es da ganz gut.

Zu dem Erfolg des Films und Tarantino allgemein. Für mich ist das gar nicht so überraschen. Tarantinos Pulp Fiction hat damals das Wort "Kult" und "kultig" praktisch eingeführt. Seit 94 sprechen alle jungen Leute gerne von "kultig", wenn etwas so schräg ist, dass sie es cool finden obwohl es eigentlich komisch und trashig ist.
Als Tarantino dann mehr und mehr bei Kritikern gut ankam, ergab sich der seltene Fall das etwas was die Kids für "cool" gehalten haben, nun auch nicht nur salonfähig sondern sogar von Kritikern in höchsten Tönen gelobt wurde.

Von da an wurde Tarantino mehr und mehr Mainstream (siehe auch die Budgets) und nach wie vor wird jeder Film in den Himmel gelobt, so dass alle ein gutes Gefühl haben, wenn sie in die Filme reingehen.
In erster Linie werden wohl die meisten Leute Django wegen des Humors toll finden und ehrlich gesagt wegen der unverholenen Gewaltdarstellung. Man kann derbste Gewaltorgien genießen, weil einem die Kritiker sagen, Tarantino macht Kunst, und er in seinem Filmen ja neuerdings die Gewalt dadurch legalisiert, dass er seine Helden gegen unbestreitbar grausame historische Regime/Gruppen antreten lässt (Nazis, Sklavenhändler).

Ergo: Die Kiddies haben ihren Spaß, die Kritiker findes es nicht nur künstlerisch sondern auch "historisch wertvoll" und Tarantino lacht sich wohl ins Fäustchen. Womit ich nicht sagen will, dass es nicht auch eine Gruppe von Zuschauern und Tarantino Fans gibt, die durchaus die Filme wegen ihrer filmischen Qualität genießen
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

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Aber lange vor dem Hype oder dem Kult waren sich ja die Kritiker einig in ihrer Einschätzung bzgl Tarantino. Reservoir Dogs wurde geradezu hymnisch aufgenommen und Pulp Fiction wurde bereits lange vor Kinostart - also bevor er zu dem Massenphänomen oder "Kult" werden konnte - von der Kritik geadelt (u.a. duch die Goldene Palme). Von daher haben wir hier eher die kuriose Situation, dass ein Kritikerliebling es auch zum Liebling der Massen geschafft hat. Ich sehe den breiten Kult um Tarantino auch recht kritisch, aber wenn man sich Tarantino als Typ mal anschaut, dann denke ich kann er sich mit der Gruppe die ihn "cool" und "kultig" findet mindestens genauso gut identifizieren wie mit den Leuten, die ihn aufgrund seiner famosen Qualität als Filmemacher schätzen. Das ist aber auch das besondere an Tarantino, dass er nicht wirklich vergleichbar ist mit anderen Filmemachern, was vermutlich auch an seinem Background liegt der ja nicht der klassische Filmemacher-Background ist - aber sicherlich mindestens genauso sehr auch an seinem exzentrischen Charakter. Schaue ich mir Interviews mit ihm an denke ich auch oft: man, der Typ ist oft auch ziemlich nervig in seiner exaltierten Art. Aber mindestens genau so oft sagt er dann auch wieder einfach großartige und clevere Sachen.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

104
Maibaum hat geschrieben:Andererseits mag ich Slater nicht so sehr in der Hauptrolle.
Wen hättest du denn stattdessen gern in der Rolle gesehen? Ich finde Slater aus mehreren Gründen schon ziemlich gut in der Rolle. Zum einen hat er eine tolle Chemie mit Patricia Arquette, die verrückte Lovestory nehme ich den beiden deshalb sofort ab. Das liegt sicherlich auch daran, dass beide damals noch sehr jung waren und auch sehr jung wirkten, was ihren Figuren eine Art Unschuld gibt. Das ist wie ich finde elementar, da sie ja schon recht „schlimme Dinge“ den Film über tun wie Leute kaltblütig umbringen oder Drogen verticken. Man nimmt ihnen das aber wegen ihrer „Unschuld“ nicht wirklich übel, das läuft eher unter „Jugendsünden“. Slater verkörpert zudem eine interessante Mischung aus Normalo (was ebenfalls elementar für die Rolle ist, da er ja unverkennbar als kleiner Comicbookverkäufer das Alter Ego des damaligen „Losers“ und Videothekars Tarantino ist) und Cool Guy (auch sehr wichtig, da er trotz allem ja eine Phantasiefigur, eine Art Wunsch-Ego von Tarantino ist).

Ich finde es schwierig wenn ich darüber nachdenke einen passenden Darsteller zu finden, der hier genauso gut oder gar besser gepasst hätte. Tim Roth kann ich mir schon sehr gut als Clarence vorstellen, bei ihm wäre der „Normalo“-Teil vermutlich eher einem skurrileren, kauzigen Ansatz gewichen – was großartig hätte werden können. Aber er wäre eigentlich schon zu alt für die Rolle gewesen und ich finde es unentbehrlich, dass Clarence und Alabama vom Alter beide noch recht jung und beide etwa gleich alt sind. DiCaprio war noch zu jung und wirkte vor allem damals noch wie ein kleiner Bub. Aufkommende Jungstars wie O´Donnell oder Damon wären viel zu brav für die Rolle gewesen, den Cool Guy hätte man ihnen nicht abgenommen (mit Grausen denke ich daran, wie O´Donnell die als cooler Rebell angelegte Figur des Robin in seinen beiden Batman-Filmen gespielt hat). Philip Seymour Hoffman wäre ne interessante Wahl gewesen, der den „Loser“-Teil der Rolle sicher sehr „würdevoll“ gespielt hätte (ähnlich wie in Boogie Nights, wenn auch nicht ganz so krass), aber für den Cool Guy-Part kann ich mir ihn eher schwer vorstellen. Ich glaube die Chemie mit Arquette hätte da auch nicht wirklich gepasst. Wer vom Alter und vom Typ ganz gut gepasst hätte wäre Ethan Hawke. Aber auch hier hätte ich persönlich Slater vorgezogen.

Mich würde interessieren, ob Slater von Tarantino „genehmigt“ wurde oder ob er eher jemanden anderen für die Rolle genommen hätte – und wenn ja wen. Prinzipiell finde ich – obwohl es sich ja um die Schlüsselrollen des Films handelt – Clarence und Alabama figurentechnisch klar im Hintertreffen gegenüber ihren Nebenfiguren, denen Tarantino einfach die besseren Szenen und Dialoge gegeben hat. Clarence und Alabama sind in True Romance sowas wie das Zentrum, um das sich die wirklich interessanten Sachen drehen – zB Walken und Hopper, Gandolfini, Rubinek oder Oldman. A propos Oldman: die Szene mit ihm und Slater ist für mich eine der besten Filmszenen aller Zeiten, das ist einfach nur wow wow wow – „it ain´t white boy day“. Auch die kleine Szene mit Sam Jackson bei der Dope-Übergabe ist superb, das ist Tarantino in Reinform. Und Oldman gefiel mir als „Irrer“ eh immer am besten (State of Grace!) – und irrer als in True Romance war selbst er eigentlich nie.

Ein gravierender Unterschied in Scotts True Romance und Tarantinos Filmen ist für mich der Einsatz von Humor und Gewalt. Bei Scott ist das in der Regel klar von einander getrennt, es gibt die witzigen und skurrilen Szenen wie zB die Achterbahnfahrt mit dem kotzenden Assistent, die Szenen mit dem bekifften Pitt oder der missratene Blowjob im Porsche. Das ist dann alles reine Komödie. Dagegen sind die Action- und Gewaltszenen recht hart und straight in Szene gesetzt ohne wirklichen Humor. Cool und stylish ja, aber nicht unbedingt witzig. ZB die schon angesprochenen Szenen mit Oldman oder die Konfrontation zwischen Gandolfini und Arquette. Ich bin mir sicher, bei Tarantino wären diese Szenen deutlich skurriler ausgefallen, ich denke als Referenz etwa an die berühmte „Ohr“-Szene in Reservoir Dogs mit einem tänzelnden und singenden Michael Madsen. Oder als Louis in Jackie Brown endgültig der Geduldsfaden mit Melanie reisst. Oder wenn Vince Vega Marvin ins Gesicht schiesst. Die Art wie Tarantino das gedreht hat gleicht eher einer Komödie. Diese Vermischung, dieser bizarre Humor der das Publikum bei den merkwürdigsten Anlässen lachen lässt fehlt in True Romance eigentlich komplett. Und das, obwohl die Dialoge und Figuren hier im gleichen Stil sind. Selbst bei einer Perle wie Hoppers Monolog und Walkens anschliessender Reaktion bleibt einem angesichts von Scotts Inszenierung das Lachen im Hals stecken. Das zeigt sehr schön welch starken Einfluss Tarantinos Vision als Filmemacher auf seine Filme hat. Wobei ich das nicht als Nachteil für Scotts Film empfinde, es ist halt nur eine andere und etwas konventionellere Herangehensweise, die in diesem Fall wie ich finde auch sehr gut funktioniert.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

105
Ja, True Romance ist auf jeden Fall ein guter Film.

Zum komischen bei QT. Er bringt in jeden seiner Filme komische Elemente mit rein, und sehr ernste Situationen werden durch groteske Elemente gebrochen, auch ins Komische gezogen, ohne aber jemals den Ernst der Szenen zu untergraben. Aber diese Szenen werden nie zur Komödie und schon gar nicht zum Klamauk. Ich lache, aber es ist alles nach wie vor todernst.

Zu Slater.
Keine Ahnung wer. Habe ich nie drüber nachgedacht. Hawke wäre sicher eine Möglichkeit gewesen. Ich finde Slater auch nicht schlecht ,aber auch nicht wirklich gut. Aber ich mag Slater auch generell nicht so sehr.

Die Szene mit Jackson ging im Drehbuch noch viel länger. Im Bonus der Doppel DVD ist eine längere Version.