Re: Zuletzt gesehener Film

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Ich sehe den Film dann doch noch ein Eck besser, irgendwas zwischen 8 und 8,5 verdient er sich durchaus. Das hat mehrere Gründe.

Zum einen war Charlie Bronsons Spiel wohl nie so nuanciert wie hier, was ihm schon irgendwo eine ganz neue darstellerische Tiefe gibt, die man sonst nicht geboten bekommt. Womit ich nicht sagen will, dass er darstellerisch sonst nicht zu überzeugen weiss, aber oft hängt das auch entscheidend von der Art der Inszenierung bzw. wie die Regie ihn einsetzt ab. Sein Spiel zB in Spiel mir das Lied vom Tod ist auch stark, profitiert aber auch in erheblichem Maße von Leones Art in einzusetzen. Winner setzt dagegen weit weniger als üblich auf Bronsons Präsenz und lässt ihn viel mehr spielen – und das macht Charlie wirklich erstaunlich überzeugend.

Dann ist da Winners sehr reduzierte und quasi-dokumentarische Inszenierung, die in Verbindung mit der hervorragend eingesetzten New Yorker Location eine enorme atmosphärische Dichte erzeugt. Und last not least überrascht der Film mit einer vergleichsweise langen und ausführlichen Hinführung des zentralen Charakters zum Vigilantismus. Die diesbezügliche Dramaturgie ist klug und logisch aufgebaut und lässt den Zuschauer so quasi teilhaben an der Entwicklung. Hinzu kommt noch – quasi als Bonus – dass Winner dann im zweiten Teil des Films dem alten Charlie ein paar äusserst coole Momente gönnt, von denen die finale Einstellung wohl die grandioseste ist.
vodkamartini hat geschrieben: Charles Bronson jedenfalls war anschließend auf den vigilanten Einzelgänger abboniert. Auch wenn er nicht immer gleich „rot sah".
Dies gilt aber nur für Bronsons Karriere-Herbst ab den frühen 80ern, in welchem er – durch seine Verbindung mit Cannon – in immer den gleichen Konstellationen besetzt wurde, eben als einsamer Rächer. Sein Oevre direkt nach dem ersten Death Wish weist dagegen keine solche Rolle auf, im Gegenteil präsentiert er sich hier zumeist als typischer Held in sehr unterschiedlichen Settings.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Samedi hat geschrieben:Phantom Thread - Der seidene Faden

Toller Film mit einem wie immer grandiosen Daniel Day-Lewis.
Fand den furchtbar öde und langweilig.... Und fand Vicky Krieps fürchterlich und mit einer unpassenden Stimme synchronisiert, bis ich herausfand, dass sie sich selber gesprochen hat... :shock:
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Samedi hat geschrieben:mit einem wie immer grandiosen Daniel Day-Lewis
Ach, der Kerl ist doch überschätzt. In There Will Be Blood mag er famos sein, in Gangs of New York meinetwegen auch, aber beispielsweise sein Auftritt als letzter Mohikaner mag gut sein, ist von "grandios" aber weit entfernt. Und auch als Lincoln war er nur gut, hat mich aber kaum vom Hocker gehauen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8630
AnatolGogol hat geschrieben:Ich sehe den Film dann doch noch ein Eck besser, irgendwas zwischen 8 und 8,5 verdient er sich durchaus. Das hat mehrere Gründe.

Zum einen war Charlie Bronsons Spiel wohl nie so nuanciert wie hier, was ihm schon irgendwo eine ganz neue darstellerische Tiefe gibt, die man sonst nicht geboten bekommt.
Dann ist da Winners sehr reduzierte und quasi-dokumentarische Inszenierung, die in Verbindung mit der hervorragend eingesetzten New Yorker Location eine enorme atmosphärische Dichte erzeugt. Und last not least überrascht der Film mit einer vergleichsweise langen und ausführlichen Hinführung des zentralen Charakters zum Vigilantismus. Die diesbezügliche Dramaturgie ist klug und logisch aufgebaut und lässt den Zuschauer so quasi teilhaben an der Entwicklung. Hinzu kommt noch – quasi als Bonus – dass Winner dann im zweiten Teil des Films dem alten Charlie ein paar äusserst coole Momente gönnt, von denen die finale Einstellung wohl die grandioseste ist.
vodkamartini hat geschrieben: Charles Bronson jedenfalls war anschließend auf den vigilanten Einzelgänger abboniert. Auch wenn er nicht immer gleich „rot sah".
Dies gilt aber nur für Bronsons Karriere-Herbst ab den frühen 80ern, in welchem er – durch seine Verbindung mit Cannon – in immer den gleichen Konstellationen besetzt wurde, eben als einsamer Rächer.
Hab doch glatt vergessen gehabt, meine alte Bewertung zu korrirgieren, sehe ihn inzwischen auch bei 8. :D

Also nichts für ungut, aber unter nuanciertem Spiel vertsehe ich dann doch etwas anderes. Bei aller Liebe zum guten Charles. :wink:

Dass Winner hier sehr reduziert inszenierte ist eine Staärke, ja, aber das hatte ich im Review ja auch geschrieben.

Die coolen Momente kommen dann doch weit eher in den Sequels, dafür dann aber geballt.

Anschließend muss nicht heißen sofort und auch nicht ausschließlich.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

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vodkamartini hat geschrieben:Also nichts für ungut, aber unter nuanciertem Spiel vertsehe ich dann doch etwas anderes. Bei aller Liebe zum guten Charles. :wink:
Ich hab ja auch geschrieben "nuanciert wie sonst wohl nie" - und in Relation zu Charlies sonstigen Auftritten ist er in Death Wish/Ein Mann sieht rot nun mal tatsächlich wirklich erstaunlich nuanciert. :wink:
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Pacific Rim: Uprising (2018)

Zeit für ein bisschen Actionbombast-Spektakel ! Also Zeit für die Fortsetzung des Guillermo Del Toro-Monster-Roboter-Action-Spektakel „Pacific Rim“ aus dem Jahre 2013. „Pacific Rim: Uprising“ nun verhält sich in etwa wie „Independence Day: Wiederkehr“ zu „Independence Day“, auch wenn ich einigermaßen unterhalten gewesen bin.

Jahre sind nach dem Verschluss des Breachs vergangen. Der Spross des verstorbenen Kriegshelden Stacker Pentecost, Jake hätte das Zeug dazu, einer der besten Jaeger-Piloten zu sein, doch am liebsten verbringt er seine Zeit damit, Scheiße zu bauen und mit alten Jaeger-Schrottteilen zu handeln. Bei einem Streifzug macht er Bekanntschaft mit der jungen Schrottsammlerin Amara und kurz darauf auch mit den Ordnungsbehörden, die ihn wieder und Amara zu seiner alten Einheit verfrachten. Kurz darauf braut sich ein neuer Konflikt mit Kaijus zusammen, so dass man sich wieder mit einer noch größeren Bedrohung als noch vor ein paar Jahren auseinandersetzen muss.

Der Regisseur Steven S. DeKnight, welcher für Serien wie Buffy, Angel, Daredevil und Spartacus mitverantwortlich ist, darf sich nun in das gemachte Nest vom aktuell oscargekrönten Guillermo Del Toro setzen und die Geschichte weitererzählen. Dabei bedient er sich klar am bereits bekannten Konzept und den bereits etablierten Konflikten der Welt. Dabei bleibt man relativ an der Oberfläche und liefert nicht einen solchen Tiefgang wie sein Vorgänger. Man scheint irgendwie daran interessiert zu sein, ein Franchise darauf aufzubauen und sich auch für weitere Fortsetzungen in Stellung bringen zu wollen. Klar kann das für jeden etwas sein, der den Erstling und nun die Fortsetzung als Monster-Roboter-Action-Bombast-Spektakel im besten Godzilla- und Transformers-Modus sehr unterhaltsam findet und die Filme auch als genau das sieht. Bei „Uprising“ nun können sich die Action-Sequenzen relativ gut sehen lassen. Sie machen auch relativ viel Spaß, auch wenn man hin und wieder den Überblick verlieren könnte. Von seiner Tonalität des Films jedoch muss man irgendwie sagen, dass der Film versucht, cool und hip zu sein, doch manchmal zu sehr in unfreiwillig komische Momente verfällt, die sich auch mit dem Modewort „cheesy“ sehr gut beschreiben lassen. Charakterlich hätte der von John Boyega gespielte Jake Pentecost genug Potential gehabt, doch irgendwie versucht der Typ hier ein selbstgefälliges Arschloch zu sein, dass jede Sympathie verschenkt. Die einzige, die hier irgendwie interessant war, war die von Cailee Spaeny gespielte Amara, die irgendwie eine Mischung war aus Mako Mori aus dem ersten Teil und der von Isabela Moner gespielten Rolle in Transformers: The Last Knight. Alles andere war irgendwie nur da, auch Charlie Day, Burn Gorman und Rinko Kinkuchi waren einfach nur da, um eine konsequente Entwicklung aus dem ersten Teil zu stützen. Auch wenn ich nur mit den Erwartungen reingegangen bin, hier eine Actionbombast-Sause zu sehen, so muss ich dann doch anhand der Kritikpunkte sagen, dass „Uprising“ für dieses Jahr wohl eher ein „Downfall“ ist.

„Pacific Rim: Uprising“ - My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:Den will ich noch sehen, erwarte mir viel davon. Klingt bislang alles sehr gut.
Ich würde dir davon abraten, aber mach dir von mir aus selbst ein Bild.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Und auch als Lincoln war er nur gut, hat mich aber kaum vom Hocker gehauen.
...was bei der schlafmützigen Inszenierung aber dann auch wieder eine grandiose Leistung ist. :)

#vereint-gegen-lincoln :mrgreen:
Ich wollte den Film ja ewig sehen und hab ihn mir dann auch irgendwann mal für 1€ auf dem Flohmarkt zugelegt, aber euer Genörgel hier hat mich bisher davon abgehalten, ihn in den Player zu schieben... :D
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