Re: Godzilla

3
ich fand den ganz gut, auch wenn ich nicht alle effekte so gut fand wie in ID4. Aber die Ironie war gut.
Die alten Godzillas sind son fall für sich...sind mir glaube ich doch zuuu trashig ;) :mrgreen:
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Godzilla

5
Ich habe den von Emmerich damals im Kino un danach ein- oder zweimal im TV gesehen. Und den Letzten habe ich mir heuer im Kino - in von mir absolut nicht geliebten 3D, ein Freund hatte reserviert - angesehen. Beide Filme haben mich nicht wirklich begeistert. Der von Edwards, also der 2014er noch weniger als der von Emmerich aus dem Jahre 1998.

Hab ich Godzilla eigentlich im 'zuletzt gesehen-Thread' bewertet? Ich werds mal suchen.

Von den ganz alten Godzillafilmen habe ich noch keinen gesehen.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Godzilla

6
Godzilla

Als Allegorie auf das japanische Trauma durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 gedacht, erblickte 1954 der König der Monster - Gojira - das Licht der Welt. Der Name, eine Kreuzung der japanischen Wörter für Gorilla und Wal, stand da noch für den Tod selbst und Godzilla wurde zur Verkörperung von purer Zerstörungswut. Im Laufe der Jahre wandelte sich diese Vorstellung allerdings drastisch und in späteren Filmen wurde er zum Retter der Welt und Beschützer der Menschheit umfunktioniert. Das Hollywood-Remake von Regisseur Gareth Edwards orientiert sich zwar auch am Original von 1954, passt aber ebenso perfekt zu den späteren Trash-Filmen und setzt seinen gewaltigen Protagonisten absolut brachial in Szene. Dabei ist es auf der einen Seite erfreulich, dass er insgesamt nur selten in vollem Umfang zu sehen ist, womit seine tatsächlichen Auftritte dafür umso imposanter geraten, und auf der Anderen auch deshalb so gelungen, weil das Ausmaß seiner Kräfte zu jedem Zeitpunkt spürbar war.

Hier wird zum Glück und zu allgemeiner Freude gerade im Effektbereich alles richtig gemacht und in den epischen Kämpfen bleibt kein einziger Stein auf dem anderen. Mehr noch als in ähnlich gelagerten Zerstörungsorgien aus Filmen wie "Pacific Rim", "Man of Steel" oder "The Avengers" geht es hier nicht nur um die Vernichtung an sich, sondern auch um die Physis der Kontrahenten und die enormen Kräfte, die bei deren Aufeinandertreffen wirken. Spannend wird der Film deswegen immer dann, wenn das riesige Monster und seine Anatomie im Vordergrund stehen, besonders gelungen ist dies bei einer beeindruckenden Sequenz rund um die Golden Gate Bridge und San Francisco. Ebenfalls gefällt die Konsequenz, die Edwards bei der ansonstigen Bebilderung seines Streifens an den Tag legt. Er setzt sehr auf dunkle Farben und erzeugt mit seiner erstaunlichen Humorlosigkeit eine düstere und harte Atmosphäre, die in den actionbetonten Momenten des Filmes ungeheuer aussichtslos gerät.

Leider jedoch spiegelt das Drehbuch diese Intelligenz und Kreativität nicht unbedingt wieder, denn anstatt sich auf seinen ungewöhnlichen und ohnehin einzigartigen Helden zu konzentrieren, mutiert der Film besonders in der zweiten Hälfte zu einer regelrecht ermüdenden US-Army-Werbung. Hat man zu Beginn mit Bryan Cranston und Ken Watanabe noch zwei große Sympathieträger am Bord, spielen diese nach der ersten Dreiviertelstunde für die Handlung überhaupt keine Rolle mehr und der Fokus verlagert sich auf den von Aaron Taylor-Johnson gespielten Soldaten, der zu seiner Familie zurückkehren will. Nicht genug, dass diese unfassbar vorhersehbar und langweilig geraten ist, der Film zeigt in seinen Anfangsszenen suboptimalerweise mit Cranstons Figur zusätzlich auf, was für ein Potential in der Geschichte dieses Charakters gelegen hätte, bevor man sich offenbar dazu entschied, natürlich wieder einmal die Leistung amerikanischer Alliierter zu glorifizieren. Das Edwards dies immerhin als Aufhänger für sein Monster-Spektakel nutzt ist sicher noch der größte Verdienst an diesem elementaren Handlungsbestandteil, ändert aber nichts daran, dass es vor allem im etwas zweifelhaften Mittelteil immer wieder zu unsäglichen Fremdscham-Momenten kommen muss, leider auch deswegen, weil Taylor-Johnson es zu keinem Zeitpunkt versteht, die langatmigen Geschehnisse mit Charisma oder Spielfreude zu füllen. Er selbst bleibt blass und belanglos und unterstützt damit den sowieso schon misslungenen Eindruck umso mehr.

Schade, vor allem auch deswegen, weil in anderer Hinsicht das Drehbuch ziemlich gute Arbeit leistet, insbesondere beim Einflechten politischer und ökologischer Thematiken, die subtil und nicht zu präsent in die Dialoge eingeflochten werden. Im Nachhinein hätte hier sogar noch mehr Fokus drauf liegen dürfen, doch für eine zukünftige Trilogie hat man hier einen guten Ansatz gelegt, auf dem man in den folgenden Sequeln aufbauen kann.

Fazit: Warum ein Film über den Wolkenkratzer zum Einsturz bringenden König der Monster sich Langezeit um einen uninteressanten und theoretisch unwichtigen Durchschnittssoldaten mit Klischeebackground scheren muss, weiß außer den Autoren wohl niemand so genau. Genauso rätselhaft erscheint das ungewöhnliche Marketing rund um die Veröffentlichung des Filmes, die eigentlich einen ganz anderen Film propagierte, als letzten Endes vorliegt. Dennoch bleibt am Ende ein nicht unbedingt perfekter, dafür aber optisch umwerfender und inhaltlich zumindest hin und wieder unterhaltender Mix aus Zerstörungsszenen und spannenden atmosphärischen Konstellationen, denen ein etwas stärkerer und dafür weniger aufdringlicher Soundtrack sicher noch besser zu Gesicht gestanden hätten. Edwards holt mit seiner Neuauflage von Godzilla wirklich alles aus dieser Bestie heraus und zelebriert dabei eines der glaubwürdigsten Aufeinandertreffen der jüngeren Monsterfilm-Geschichte, ohne das Genre dabei komplett neu zu erfinden. Aus visueller Sicht erscheint er dabei optisch immer wieder sehr anspruchsvoll, um sich dann im Gegenzug inhaltlich als laues Lüftchen bestehend aus bereits gesehenem und zweckdienlicher Publikumsbefriedigung zu entpuppen. Ob eine tiefere Charakterisierung tatsächlich dienlich gewesen wäre oder einfach ein komplett anderer Film hätte gedreht werden müssen, so oder so hält "Godzilla" auch 60 Jahre nach seiner Entstehung im Jahr 2014 sein Publikum immer noch satte 2 Stunden bei der Stange. Nun heißt es, mit diesem Wissen gestärkt in eine voraussichtlich bald bevorstehende weitere Runde zu gehen. Gojira Will Return!

6,5/10
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Godzilla

7
Ich würde dem Film 8-9/10 geben. Unterhaltung ist absolut 1a. Der Film ist sehr spannend, zu beginn auch emotional. Hinterher habe ich aber nur noch mit Godzilla mitgefiebert. Und ich denke die Wertung fällt auch so hoch aus, weil ich den Emmerich Film immer blöder fand bzw. die Erfahrung da so grottig war, dass ich diesen hier mit offenen Armen empfange. :) Godzilla ist optisch und inhaltlich viel näher am Original und spitze inszeniert. Vielleicht die Überraschung dieses Jahr im Kino gewesen. Optisch 1a Blockbuster Kino, dass sich imo aber sehr von den typischen Blockbustern abhebt, wie ich finde. Gerade die ersten 30-40 Minuten fand ich unglaublich atmosphärisch und klasse. War echt überrascht. Natürlich gibt es hier und da schwache Figuren aber der Fokus liegt mMn auch viel mehr auf den Monstern, dem Background dieser. Das man Godzilla nicht ständig gesehen hat, hat dem Film nur gut getan und trieb die Spannung immer weiter in die Höhe.

@Hille: Wenigstens eines haben wir gemeinsam, wir freuen uns auf die Fortsetzung. ;)

@Hannes: Das du den Emmerich-Trash der nicht einmal richtig Godzilla ist besser fandest, stimmt mich sehr traurig. Der wird ja von der Mehrheit des Fandoms nicht einmal als Godzilla-Film angesehen. (Und wird zu recht in einem richtigen Godzilla Film mal eben kurz weggehauen) :D

Re: Godzilla

8
Agent 009 hat geschrieben:@Hannes: Das du den Emmerich-Trash der nicht einmal richtig Godzilla ist besser fandest, stimmt mich sehr traurig.
Wo siehst du denn im 98er Godzilla Trashelemente? Das Problem, das viele Fans mit der US-Version haben ist doch eigentlich eher genau das Gegenteil, nämlich dass sich Emmerich zu weit entfernt hat von den trashigen Toho-Wurzeln. Die japanischen Godzilla-Filme sind sicherlich überwiegend Trash, aber die US-Hochglanzversion? Sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Kann auch die übermäßige Kritik an Emmerichs Film nicht nachvollziehen, da viel der Ablehnung mM nach in der der abweichenden Interpretation begründet liegt und weniger in der Qualität. Letzteres wäre auch absurd, da die japanischen Godzilla-Filme nun wirklich nicht zur qualitativen Speerspitze der Kinogeschichte zu zählen sind. Der aktuelle US-Godzilla macht in meinen Augen mindestens genauso viel falsch wie der Emmerichfilm, nur teilweise auf anderen Gebieten. Ich sehe nicht, warum ein Film nur weil er sich enger an den Wurzeln eines Trashfranchises orientiert schon allein dadurch besser sein soll. Damit meine ich nicht dich Connor, sondern den allgemeinen Tenor im Netz nach der Veröffentlichung im Sommer. Im Zweifel würde ich den Emmerichfilm sogar vorziehen. Diskutabel ist sicherlich der Ansatz des Emmerichfilms nach dem Motto: wenn man eh was abweichendes macht, warum muss es dann unbedingt unter dem Titel Godzilla laufen. Das gleiche Problem findet sich aber auch bei vielen anderen Filmen, exemplarisch seien nur Tim&Struppi oder die jüngste Jack Ryan-Verfilmung genannt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Godzilla

9
AnatolGogol hat geschrieben:Kann auch die übermäßige Kritik an Emmerichs Film nicht nachvollziehen, da viel der Ablehnung mM nach in der der abweichenden Interpretation begründet liegt und weniger in der Qualität. Letzteres wäre auch absurd, da die japanischen Godzilla-Filme nun wirklich nicht zur qualitativen Speerspitze der Kinogeschichte zu zählen sind. Der aktuelle US-Godzilla macht in meinen Augen mindestens genauso viel falsch wie der Emmerichfilm, nur teilweise auf anderen Gebieten.
Aber Emmerichs Godzilla ist halt immer noch ein Emmerich Film und strotz deshalb gerade zu von doofen Protagonisten, dummen Dialogen und einfallslosen Zerstörungsorgien. (Das alles hat Edwards US-Version zwar auch, dafür stimmt da die Inszenierung wenigstens.) Da sind die auf den Kopf gestellten Konventionen vom Godzilla-Mythos ohnehin im Vergleich noch das kleinste Übel.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Godzilla

10
Casino Hille hat geschrieben: Aber Emmerichs Godzilla ist halt immer noch ein Emmerich Film und strotz deshalb gerade zu von doofen Protagonisten, dummen Dialogen und einfallslosen Zerstörungsorgien. (Das alles hat Edwards US-Version zwar auch, dafür stimmt da die Inszenierung wenigstens.)

:D

Spass beiseite: vergeleicht man mal die öffentliche Wahrnehmung von den beiden direkt aufeinander folgenden Emmerich-Filmen Independence Day und Godzilla, so fällt die erstaunliche Diskrepanz in der empfundenen Qualität auf, gleichwohl beide unschwer als Filme desselben Regisseurs erkennbar sind, da er sich bei beiden Filmen desselben Inszenierungsmusters bediente. Die Frage müsste also lauten: warum wird es einmal sehr positiv und einmal weitgehend negativ empfunden? Die von dir genannten Emmerich-typischen Zutaten können kaum den Ausschlag geben, da auch hier in beiden Filmen die gleiche Rezeptur verwendet wurde. Sicherlich funktionieren gerade Emmerich-Filme mit charismatischen Hauptdarstellern idR besser als mit Schauspielern, mit denen sich das Publikum eher weniger identifizieren kann bzw. will (Broderick, Cusack), aber das allein erklärt den gravierenden Wahrnehmungsunterschied noch nicht. Ich geh soweit und sage: wer ja zu ID4 sagt, darf eigentlich nicht nein zu Godzilla sagen. Wobei ich festhalten möchte, dass ich den Emmerich-Godzilla für keinen sonderlich guten Film halte, solide, überdurchschnittliche Mainstream-Berieselung halt. Aber wie gesagt sind Filme wie ID4 oder The Rock, die allgemein als "moderne Klassiker" angesehen werden in meinen Augen da auch keinen Deut besser, gerade was die Inszenierung angeht. Und Edwards Neuaufguss des Gummimonsters sicher auch nicht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Godzilla

11
AnatolGogol hat geschrieben:Ich geh soweit und sage: wer ja zu ID4 sagt, darf eigentlich nicht nein zu Godzilla sagen. Wobei ich festhalten möchte, dass ich den Emmerich-Godzilla für keinen sonderlich guten Film halte, solide, überdurchschnittliche Mainstream-Berieselung halt. Aber wie gesagt sind Filme wie ID4 oder The Rock, die allgemein als "moderne Klassiker" angesehen werden in meinen Augen da auch keinen Deut besser, gerade was die Inszenierung angeht.
Das würde jetzt eine Grundsatzdiskussion über das Actionkino der 90er Jahre erfordern. Fakt ist, für mich sind ID4 und The Rock allein deshalb schon die besseren Filme, weil sie wesentlich frischer und lockerer daherkommen, als Emmerichs Godzilla und weil mich dort die oben kritisierten negativen Attribute nicht wirklich am Genuss des Filmes stören. (The Rock passt hier ohnehin nicht ganz, denn der hat keine dummen Charaktere, sondern ist sogar ziemlich interessant geschrieben.) Woran das genau liegt, ist tatsächlich schwierig zu sagen. Da ich aber kein Godzilla-Fan bin, kann ich dir sagen, dass es für mich sicher nicht an Emmerichs Herangehensweise an den Stoff liegt. :wink:
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Godzilla

12
Casino Hille hat geschrieben:(The Rock passt hier ohnehin nicht ganz, denn der hat keine dummen Charaktere, sondern ist sogar ziemlich interessant geschrieben.)
Ohne allzu sehr ins OT zu geraten: das sehe ich deutlich anders, die Figuren funktionieren für mich nur aufgrund ihrer erstklassigen Darsteller halbwegs. Vor allem den Hummelcharakter fand ich schon im Kino Klischee hoch zehn und den großen Figurentwist sah man doch auch schon meilenweit kommen. Es ist wie ich finde auch kein Freibrief eine Figur 3/4 des Films wie den Klischeemilitär rumwüten zu lassen nur um das im Schlussviertel durch einen lahmen Twist zu legitimieren - eindimensional bleibt die Figur deshalb ja trotzdem. Aber ich gebe gerne zu: Ed Harris ist auch hier mal wieder superb, das mildert sehr viel ab. Und um wieder in Topic zu kommen: solche Kaliber wie Harris oder Connery gibt es bei Godzilla dann halt nicht mal ansatzweise - egal ob bei der schwäbischen, der japanischen oder der britischen (Edwards) Variante.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"