Wirklich? Jackie Brown schätzt du als den Tarantino Film ein, der eine weitaus kompliziertere Geschichte aufweist? Jackie Brown ist doch relativ straight erzählt.

Weitaus komplizierter als der Rest. Das muss nicht viel heißen, da Tarantinos Geschichten, wenn man sie linear erzählt betrachtet, alle nicht besonders inhaltsreich sind. Nahezu alle seine Geschichten könnte man in wenigen Sätzen zusammenfassen. Nur kommt es bei ihm eben nicht auf das "was" sondern auf das "wie" an, und dieses "wie" macht ihn zu etwas ganz besonderem.
Jackie Brown hat da doch ein paar mehr Wendungen und lässt, trotz linearer Erzählweise den Zuschauer teils etwas im Unklaren, wen die gute Jackie gerade wie "hintergeht". Man spürt, dass die Grundstory nicht von Tarantino stammt, und dennoch schadet das dme Film nicht.

Okay, ich finde halt, dass die Buchvorlage gemessen an anderem Stoff des Autors recht dünn ist, daher war ich darüber wohl erstaunt. Denn so wirklich kompliziert wird Jackie Brown dann auch wieder nie so richtig. Aber ich gebe dir recht, es gibt ein paar mehr Wendungen als üblich bei Tarantino.

Beim Anblick deiner Liste möchte ich zwar heulen und weinen aber du hast Recht, dass Jackie Brown als Romanverfilmung im Kern gradliniger und "normaler" ist als andere Tarantino-Filme, er sich die Geschichte in der Ausführung aber dennoch zu eigen macht und seinen Stil einhaucht.

Übrigens ein sehr unterhaltsamer Film.

Ich wusste, dass dir der letzte Platz sehr weh tun würde. Aber was soll ich machen...
Ich hab Inglorious Basterds aber auch erst einmal gesehen, daher kann es gut sein, dass er noch etwas in meiner Gunst steigen wird.

Ich finde übrigens, es kommt bei QT immer auch auf das was an, weil das reine wie dann längst nicht für die hohe Qualität seiner Filme reichen würde.

Zur Vollständigkeit und als Alternative zu Namis Liste wäre hier noch mein Quentometer:

Reservoir Dogs - 9 / 10
Pulp Fiction - 8 / 10
Jackie Brown - 8 / 10
Kill Bill Vol 1 - 9 / 10
Kill Bill Vol 2 - 8,5 / 10
Death Proof - - / 10
Inglourious Basterds - 10 / 10
Django Unchained - 5 / 10
The Hateful Eight - 7 / 10

Wobei RD > KB und JB > PF gilt.

mir kommt oft vor, seine Filme sind nur ein Rahmen, indem er Gewaltszenen reinquetscht.
Er sagt ja selber, er habe sein Handwerk als Videotheken-Arbeiter gelernt. Da hat er offenbar sehr viel mit B-Movies und Gore und Splatter Movies zu tun gehabt.

NickRivers hat geschrieben:mir kommt oft vor, seine Filme sind nur ein Rahmen, indem er Gewaltszenen reinquetscht

Dabei ist der Gewaltanteil bei QT-Filmen oft ziemlich gering. Pulp Fiction beispielsweise hat kaum Gewalt. Jackie Brown fast gar nicht.

Stimmt, seit 1997 hat er ja kaum noch Filme gemacht mit denen er erfolgreich war. Und die die er gemacht hat waren auch völlig frei von jedweden Gewaltexzessen

Was auch immer dein Sarkasmus sagen soll? Der Gewaltanteil bei IB oder DU hält sich dann jedenfalls doch sehr in Grenzen, wenn ich das mit anderen Filmen vergleiche.

Ja das kann man so sehen...

In anderen Filmen ist die Gewalt eben über den ganzen Film verteilt, während Tarantino es langsam im Crescendo aufbaut.

Ich finde das kann man schlecht pauschalisieren, und über welche Art von Gewalt reden wir hier überhaupt? In PF gibt es in der Tat verhältnismäßig wenig bildliche Gewalt, dafür wird ununterbrochen geflucht. Zudem gehört die Vergewaltigungsszene sicherlich mit zu den verstörendsten Szenen der frühen 90er Jahre. Zu guter Letzt könnte man auch den Drogenkonsum On-Screen thematisieren.
Bei Tarantino gibt es verschiedene Formen von Gewalt, die er auch sehr differenziert einsetzt. Was ihn in erster Linie an bildlicher Gewalt reizt ist der kathartische Effekt. Und der zieht bei fast jedem/jeder.
Um Tarantinos Gewalteinsatz genießen und vor allen Dingen begreifen zu können, bedarf es aber einer ordentlichen Portion Zynismus und Distanz, und das kann und darf man leider nicht voraussetzen. Von daher sind die Filme auch nicht für ein junges Publikum geeignet, wogegen andere brutale Filme (à la Braveheart oder Die Hard) auch älteren Kindern oder jungen Teenagern zumutbar sind.

Warum nur freue ich mich so auf den neuen Tarantino? Seine letzten beiden Filme waren für mich keine besonderen Highlights, Django habe ich sogar als ausgesprochen wechselhaft bis durchwachsen in Erinnerung. Aber dieser Helter-Skelter-Film hört sich an (und sieht in diesem ersten Trailer auch so aus) wie ein Film der das meisterhafte Wechselspiel aus skurriler Fiktion, Meta-Hommage an die Kinogeschichte und "zweckentfremdeter" Weltgeschichte genau so beherrscht wie mein liebster Quentin, Inglourious Basterds. Dazu kommt noch, dass er in meiner Lieblingsdekade spielt, den 1960ern. Ich freu mich unverhältnismässig. Und was soll ich sagen, ich mag einfach Brad Pitt. #SorryNotSorryAnatol