GoldenProjectile hat geschrieben:Denn wie hätte Tarantino den stilisierten Blutrausch der vorherigen Kämpfe noch überbieten sollen? Er hätte den "Endkampf" gegen Bill zwangsmässig zu einer ausufernden Über-Schlacht machen müssen, daher ist der unerwartet "kleine" und simple Schluss auch die logische Alternative.
Ich kann deinen Einwand nachvollziehen und in der Tat ist actiontechnisch das Spektakel am Ende von Teil 1 nicht mehr zu toppen. Aber ein echtes finales Duell hätte sich ja bereits durch die intimere Atmosphäre (weil eben 1 gegen 1 und nicht 1 gegen 88+) vom Finale des ersten Films abgegrenzt. Dafür wäre dann aber vermutlich Carradine der falsche Darsteller gewesen, da ich ihm in seinem damaligen Alter ein physisch anspruchsvolle Actionszene nicht so recht zugetraut hätte (und das wäre dann schon ein erheblicher Verlust, weil Dave ein Eckpfeiler beider Filme ist). Aber auch ohne eine echte Alternative anbieten zu können mag ich das gefühlsduselige Herzschmerzige im Finale von KB2 einfach nicht (und bevorzuge meinen Martial-Arts-Kram am liebsten rustikal und zynisch).
GoldenProjectile hat geschrieben:Der Zusammenhang zwischen dem Ende von Teil 1 und der Fortführung in Teil 2 erschliesst sich mir aber nicht ganz. Oder meintest du das wie ich gerade mit dem nicht mehr zu steigernden Spektakel?
Ich meinte, dass das Weglassen der überlebenden Tochter den Knalleffekt von Teil 1 zerstört hätte (weil er dann ja nicht da wäre) – und so paradox das klingen mag, diese Enthüllung halte ich für einen der absoluten inszenatorischen Höhepunkte in Tarantinos Karriere.
GoldenProjectile hat geschrieben:Macht für mich immer noch nicht viel Sinn, der "Verblüffungseffekt" ist dann bei der zweiten Sichtung weg
Das Problem ergibt sich bei Gimmicks aber halt immer, z.B. bei Hitchs roter Lola oder The 6th Sense. Einmal bekannt wird sich nie wieder die gleiche Wirkung einstellen (und die war bei PF bei mir im Kino damals schon enorm, da so unerwartet)
GoldenProjectile hat geschrieben:und generell können die Zeit- und Handlungssprünge vielleicht in den ersten Minuten das Interesse wecken, verlieren ihre Wirkung danach aber mehr und mehr wenn man merkt dass man einem neuen, geschlossenen Handlungsstrang folgt und die vorherigen nicht mehr wirklich beachten muss.
Den Eindruck hatte ich nie, auch nicht bei wiederholten Sichtungen. Die anti-chronologische Abfolge fühlt sich für mich immer sehr stimmig an.
GoldenProjectile hat geschrieben:Edit: Was alle drei bzw. vier Filme gemein haben ist dass sie viel besser sind als der etwas dröge Django, der hier kurioserweise die Bestenliste anführt. Forengeschmack ist schlecht.
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Unbedingt, Django ist für mich eh sein mit Abstand schwächster Film.
Casino Hille hat geschrieben:Bei Pulp Fiction ist es aber gerade wichtig, dass man manche Sachen erst dann erfährt, wenn man sie erfährt. So beispielsweise die Tatsache, dass Jules nach der Bonnie-Situation aussteigt, diese Information wäre an chronologisch richtiger Stelle im Film vollkommen wirkungslos gewesen und genauso muss die Willis Szene in der Form zeitlich verschoben sein, wie sie ist, sonst ergibt der Film wenig Sinn.
Wow, habe ich noch nie so gesehen, ist aber absolut logisch.
Casino Hille hat geschrieben:Das Finale von Kill Bill ist sehr antiklimaktisch, aber das ist genau richtig so, die finale Abrechnung mit Bill ist wie sie sein soll. Kill Bill 2 schwächelt leider trotzdem merklich in dem doch etwas langen Teil nach der Rückblende zur Ausbildung der Braut, da dann Michael Madsen und Daryl Hannah zu sehr im Fokus stehen und die Braut etwas verdrängen. Da hätte man straffen können. Teil 1 ist natürlich ein Meisterwerk und ein durchweg epischer (oder antiepischer?) Rachefilm, der nach dem Klingonen-Zitat ein wilder Ritt wird, wie es ihn nicht oft zu sehen gibt.
Die Einbindung von Madsen und Hannah finde ich genau richtig, auch da beide für mich zu den Stärken des Films (bzw. der Filme) gehören.
Schön, dass hier mal wieder richtig diskutiert wird (auch wenn ich kaum hinterherkomme...)