Re: Das französische Kino

16
Maibaum hat geschrieben:
onkelsam hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Ziemlich beste Freunde hat mittlerweile die 8 Mio Marke überschritten. Hat damit Kriech der Sterne und einen weiteren Harry Potter hinter sich gelassen und steuert munter auf E.T. zu.

Ich sag mal das wird hierzulande der erfolgreichste Film des Jahres.
Du hast den Dark Knight vergessen-an dem kommt dieses Jahr kein Film vorbei.
In Deutschland schon. Einige sogar.

Na dann erzähl mal :D
"Sie verstehen etwas von Waffen, Mr. Bond?" - "Nein, aber von Frauen"

Re: Das französische Kino

17
Du meinst jetzt Filme die in Deutschland mehr Zuschauer haben werden als TDKR?

Nun TDK hatte in 2008 (im Bond Jahr) etwa 2,8 mio Zuschauer und war damit "nur" # 9. Fraglich ob TDKR ohne den Heath Ledger Faktor das überhaupt schafft.
Batman Begins hatte keine 900 000.

Laut Wikipedia hat ZBF mittlerweile das 23fache seines Budgets eingespielt, und könnte damit auch der Film mit dem größten Gewinn sein.
Weltweit wird er sicherlich nicht der umsatzstärkste Film, vielleicht aber der profitabelste.

Re: Das französische Kino

18
Und hier noch ein starker Streifen:

Black Heaven
Schöner Thriller, der das Internet und die Anonymität im Cyberspace als Elemente der Geschichte nutzt. Gute weitgehend unverbrauchte Schauspieler, schöne Wendungen und Entwicklungen, dazu ein interessanter Soundtrack. Auch hier wieder deutlich wie anders französische Thriller ticken: Ruhig im Ton, allerdings liegt immer eine Art storytechnisches "Knistern in der Luft". So ist auch Black Heaven erstaunlich nahe am Suspense-Kino. Zu Kritisieren? Leider bleiben für einen Geschmack ein paar Fragen zu Nebencharakteren und der Handlung offen. Auch kommt das interessante virtuelle Spiel "Black Hole" etwas zu kurz, da hätte ich gerne mehr davon gesehen. Dies hätte auch die quasi-Abhängigkeit und Gläubigkeit einer Hauptperson an diese Welt etwas deutlicher gemacht. Im Grunde hätte dem Film nochmal 15 Min mehr Spielzeit gut getan. Dann hätte er eine wahre Perle des franz. Kinos sein können.

8/10

"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Das französische Kino

19
Die Bestechlichen - Claude Zidi

Der Film ist ein echter Klassiker unter den Buddy-Movies, selbst in der Hochphase dieses Genres in den 80ern gab es nicht viele bessere Vertreter. Komödien-As Zidi inszenierte seinen Cop-Spass mit unnachahmlich leichter Hand, die Gags zünden, die Handlung kommt kurzweilig daher und hin und wieder wird die ein oder andere Actionszene eingestreut. Thema des Films ist ein ungleiches Polizistengespann: ein alter korrupter Haudegen, superb verkörpert vom großen Philippe Noiret, bekommt einen Dienstvorschriftstreuen jungen Streber an die Seite gestellt und zieht alle Register, um den jungen Kollegen von den Vorzügen der Bestechlichkeit zu überzeugen. Auch nach fast 30 Jahren ist der Film immer noch ein großes Vergnügen und lehrreich noch dazu, wer wollte nicht schon immer wissen was zB ein Korumpel ist oder warum in jedem Polizeibüro immer ein dickes Telefonbuch griffbereit rumliegt :wink: .
Wertung: 8 / 10




"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das französische Kino

20
Und hier mal ein Triple-Feature:


Colombiana
Netter Actioner von Luc Bessons Europacorp. Hat im Vergleich zu den üblichen Fun-Actionern des Studios (From Paris with Love, Ghetto Gangz) eine verhältnismäßig komplexe und ernste (bis dahin nur von 96 Hours erreichte) Atmosphäre. Die Produktionswerte sind angesichts des vergleichweise moderaten Budgets immens. Schauspieler, Story und Regie überzeugen und der Film unterhält die Laufzeit über ganz gut. Leider fehlt dem Film aber dennoch der Charme oder das Feeling das 96 Hours auf seine Art so genial und mitreissend machte.

6,5/10


Auf der anderen Seite des Bettes
Ich habe von dieser Komödie mit Danny Boon und Sophie Marceau viel erwartet.... und die Erwartung würde übertroffen! Die Idee, dass Eheleute ihre Rollen tauschen und Mann für ein Jahr den Haushalt schmeisst, während die Frau anstatt der Gatte ins Büro geht, ist simpel und könnte aus guten alten Screwball-Zeiten stammen. Hier jedoch hat man alles was man sich denken könnte: Tolle Gags mit schönem Timing, die perfekte Besetzung, einen filmischen Stil der weit über dem für Komödien üblichen liegt und obendrein gibt der Streifen quasi permanent einen giftigen Kommentar nach dem anderen über Geschlechterrollen und den daraus resultierenden sozialen Mechanismen ab. Exemplarisch dafür ist das sich entwickelnde "Jagdverhalten" der Frau in der harten Geschäftswelt (der vermeintlichen Männerdomäne). Gleichzeitig ist der Film beiden Parteien über sehr Fair. Was den Film also über die üblichen Komödien hebt ist das wesentliche mehr an Inhaltlicher Susbtanz, ohne jedoch die Gagfrequenz der Beziehungskomödie leiden zu lassen. Solche Komödien sind leider viel zu selten. Für Freunde des feinen französischen Humors und der Beziehungskomödie ist der Film eine ganz klare Empfehlung!

9/10

Trailer:



Onkel Paul die große Pflaume
Im Original als "Hibernatus" bekannt und ein Louis De Funes-Klassiker. Der Schwiegergroßvater wird tiefgefroren in der Arktis gefunden und hat es überlebt. Dem Aufgetauten wird weiterhin das Jahr 1900 vorgespielt...
Schöne Komödie unter anderem mit Michael Lonsdale (Drax in MR), aber nicht so raffiniert und mit einem solch auf die Perfektion getriebenen Drive wie "Oscar".
7/10

"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Das französische Kino

22
GoldenProjectile hat geschrieben:"Hibernatus" ist einer von Louis' besten, an "Oscar" kommt jedoch keiner ran :wink:
Nicht zu vergessen "Hasch mich ich bin der Mörder" (meine Nr. 2) und auch manche der Gendarm-Filme.... und natürlich Fantomas, wobei ich dort De Funes mehr als Teil des Ensembles sehe.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Das französische Kino

23
Kenne leider keinen davon, folgende de-Funès habe ich gesehen

- Der Querkopf
- Brust oder Keule
- Oscar
- Hibernatus
- Alles tanzt nach meiner Pfeife
- Scharfe Kurven für Madame (auch einer der besseren)
- Louis und die ausserirdischen Kohlköpfe

Oder kurz gesagt, die DVD-Boxen 1&2 :wink:
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Das französische Kino

24
Bester De Funès-Film ist für mich ganz klar Die Abenteuer des Rabbi Jacob. Louis in absoluter Topform ("WAS? Ich mach doch keine Grimassen!") und trotz allen Klamauks erstaunlich tiefsinnig. So sieht wahre Völkerverständigung aus! Ein Feel-good-Movie im besten Sinne des Wortes mit einer herausragenden deutschen Synchro um den unvergessenen Gerd Martienzen. 9,5 / 10.

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das französische Kino

25
@Anatol: Joa "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" ist wirklich ein tiefsinniger Film und sicherlich kein schlechter. Aber zu meinen Favoriten zählt er nicht, weil er einfach aus meiner Sicht als Gesamtwerk dramaturgisch mich nicht überzeugt hat. Bis etwa zur Mitte der Laufzeit empfinde ich den Film als etwas schleppend.
GoldenProjectile hat geschrieben:Kenne leider keinen davon, folgende de-Funès habe ich gesehen

- Der Querkopf
- Brust oder Keule
- Oscar
- Hibernatus
- Alles tanzt nach meiner Pfeife
- Scharfe Kurven für Madame (auch einer der besseren)
- Louis und die ausserirdischen Kohlköpfe

Oder kurz gesagt, die DVD-Boxen 1&2 :wink:
Na dann mal noch ein paar Empfehlungen:

Die große Sause



Hasch mich ich bin der Mörder
- kein Video -

Die Fantomas-Trilogie


Die ersten beiden kommen schon sehr nah dran an das Niveau von Oscar. "Die große Sause" war sogar über lange Zeit der erfolgreichste französiche Film und das Zurecht. "Hasch mich.." basiert genauso wie Oscar auf einem Theaterstück und das merkt man dem ganzen an: Immer Skurriller, flotter und schwarzhumoriger wird die Story um den Autor der eine Leiche bei sich daheim verstecken muss...

Und die Fantomas-Filme sind gleichzeitig Krimi-Komödie mit James Bond-Anleihen und vor allem im dritten Teil eine super Louis de Funes-Show.
Kostprobe:
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Das französische Kino

26
MX87 hat geschrieben:@Anatol: Joa "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" ist wirklich ein tiefsinniger Film und sicherlich kein schlechter. Aber zu meinen Favoriten zählt er nicht, weil er einfach aus meiner Sicht als Gesamtwerk dramaturgisch mich nicht überzeugt hat. Bis etwa zur Mitte der Laufzeit empfinde ich den Film als etwas schleppend.
Lass es mich passend zum Thread sagen: chacun a son gout
Aber dass du das Hi-Speed Spektakel Rabbi Jacob als schleppend empfindest wundert mich dann doch etwas. Der Film hat ja ein solches Tempo über die gesamte Laufzeit dass man kaum zum Verschnaufen kommt. Das geniale an dem Film ist für mich, dass man den Tiefsinn der Geschichte eigentlich auf den ersten Blick gar nicht mitbekommt, vordergründig ist es ja einfach eine Riesengaudi. Dass man als Hauptfigur einen Rassisten ins Zentrum des Geschehens gesteckt hat der sich im Laufe des Films komplett wandelt macht das Ganze nur noch schöner. Und das Beste daran ist, dass man diese Wandlung völlig politisch unkorrekt hinbekommt, das können wohl echt nur die Franzosen (OSS 117 lässt schön grüssen). Ach ja, und Cosmas Soundtrack ist einfach eine Wucht!



Bei der großen Sause und Hasch mich bin ich übrigens ganz bei dir, beide sind für mich auch herausragende Werke von Louis, sind beide unter meiner persönlichen de Funès-Top5. Oscar konnte ich hingegen nie so wirklich viel abgewinnnen, ist ganz nett aber hat mich nie vom Hocker gerissen. Vielleicht auch ein bisschen weil Louis hier von Miedel gesprochen wird und auf de Funès will ich niemand anderes als Martienzen hören.

Meine Top 5 sieht so aus:

1. Die Abenteuer des Rabbi Jacob 9,5 / 10
2. Brust oder Keule 9 / 10
3. Hasch mich, ich bin der Mörder 8,5 / 10
4. Die große Sause 8 / 10
5. Louis, das Schlitzohr 8 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das französische Kino

27
Aber dass du das Hi-Speed Spektakel Rabbi Jacob als schleppend empfindest wundert mich dann doch etwas. Der Film hat ja ein solches Tempo über die gesamte Laufzeit dass man kaum zum Verschnaufen kommt. Das geniale an dem Film ist für mich, dass man den Tiefsinn der Geschichte eigentlich auf den ersten Blick gar nicht mitbekommt, vordergründig ist es ja einfach eine Riesengaudi. Dass man als Hauptfigur einen Rassisten ins Zentrum des Geschehens gesteckt hat der sich im Laufe des Films komplett wandelt macht das Ganze nur noch schöner. Und das Beste daran ist, dass man diese Wandlung völlig politisch unkorrekt hinbekommt, das können wohl echt nur die Franzosen (OSS 117 lässt schön grüssen). Ach ja, und Cosmas Soundtrack ist einfach eine Wucht!
Vielleicht habe ich den Film auch nur auf einem falschen Fuß gesehen, wird wohl Zeit für eine erneute Sichtung. :wink:

"Brust oder Keule" ist wahrlich auch ein wahrer Genuss :wink:

Mal noch zur Nouvelle Vague:
Bin zwar mittlerweile ein Fan von Jean-Luc Godard, aber mit einem anderen der großen NV-Vertreter stehe ich bisher auf Kriegsfuß: Truffaut.
Ich hoffe "Die Braut trug schwarz" wird eine Meinung ändern. Bisher habe ich nur einen Truffaut-Film gesehen und zwar Fahrenheit 451. Diesen empfinde ich als einen grottenschlechten Film und eine katastrophale Buchverfilmung. Ich habe Ray Bradburys Roman gelesen und Truffauts Adaption empfinde ich als Schande. Der sozialkritische und kuturelle Aspekt ,der in der Vorlage sehr tiefgreifend ist, vereinfacht Truffaut rein auf das Buch - und das nicht einmal überzeugend. Dabei ist das Buch mit seinen ganzen Apsekten ziemlich "verfilmungsfreundlich" geraten, da die Aspekte locker einfach nur filmisch umgesetzt hätten werden können.
So sehr hat mich F451 abgeschreckt, dass ich bisher keinen weiteren Film von ihm ansehen wollte....

PS: und da wir gerade bei der Musik sind:
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Das französische Kino

29
Die grosse Sause, stimmt! Den habe ich auch gesehen, völlig unabhängig von den anderen wodurch er mir bei der Auflistung entgagngen ist. ICh kann mich jedoch beim besten Willen nicht mehr entsinnen, ob ich ihn überhaupt zu Ende geschaut habe.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Das französische Kino

30
Maibaum hat geschrieben:Fahrenheit 451 ist aber auch eher untypisch für Truffaut. Und Truffaut war auch nicht zufrieden mit dem Film.

Außerdem solltest du versuchen dich von dem Buch lösen. Denn der Film hat durchaus seine schönen Seiten.
Eine der ganz wenigen schönen Seiten am Film ist der gesprochene anstatt geschriebene Vorspann. Ansonsten kann ich auch bei einer getrennten Betrachtung von Buch und Film nicht viel gutes am Film erkennen. Truffaut tut seiner Leidenschaft zu Büchern kund, mehr nicht. Die Szenen zwischen Guy Montag und dem Love Interest funktionieren m.E. nicht, genauso wie die zwischen ihm und seiner Frau.
Auch dramaturgisch ist der Film nicht wirklich spannend gelungen. Eine Flucht sorgt ja in der Regel für Spannung aber hier nicht die Spur davon...
Es sind einfach in F451 auch einfach viele handwerkliche Schnitzer drin. Mal sehen wie "Die Braut trug schwarz" wird, ich wage ja nach nur einem Film nicht zu sagen, dass Truffaut ein schlechter Regisseur ist.... nur Lust hatte ich nach seiner F451-Version überhaupt nicht auf einen anderen Film von ihm...


Um nochmal auf den Vergleich Vorlage/Film zu kommen: Was man aus der Vorlage machen kann zeigt das 2009 erschienene gleichnanmige Graphic Novel basierend auf dem Roman. Dort werden die vielen gesellschaftskritischen Aspekte gezeigt. Im Grunde liest es sich wie Storyboard + Drehbuch einer Adaption wie sie hätte sein sollen.
Frank Darabont (u.a. The Walking Dead) will ja schon seit etlichen Jahren eine neue Verfilmung in die Wege bringen. Auch Tom Hanks war involviert und sollte die Hauptrolle spielen... tja leider bisher nichts geworden... :(
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young