Re: Sylvester Stallone Thread

511
Ja, es ist Weihnachten. Und da haben wir die Qual der Wahl zwischen Die hard, Lethal Weapon und Long Kiss Goodnight. Ich weiß, Bad Santa wäre auch dufte. Aber halt, da gibt es noch mehr und ein Feelgood Movie ist es auch irgendwie, sogar mir versöhnlicher Weihnachtsbotschaft am Ende:
„If I can change and you can change - everybody can change!“

In diesem Sinne: Merry Christmas!

1985 „Rocky IV“ oder „Kalter Krieg, heißer Ring und Killer Sound" (Sly Nr. 11)

„If I can change and you can change - everybody can change!“
Das ist doch mal eine universelle Weihnachtsbotschaft mit Schmackes. Klar, simple as hell, aber ohne viel Geschwafel auf den Punkt gebracht. Quasi ein Oneliner des Herzens. Wie übrigens der gesamte Film, also simpel, mit Schmackes, mit Herz und auf den Punkt. Der Connaisseur hat es sicher längst erkannt, die Rede ist natürlich von Rocky IV, ein Film der seinerzeit von der Kritik gnadenlos zerissen und vom Publikum innig geliebt wurde. Ein Film, der unseren Helden auf dem Höhepunkt seines Schaffens zeigt, also monetär, populär und ganz besonders auch muskulär. Allein die fantastisch montierten und vertonten Trainingssequenzen könnte sich noch heute jedes Fitnesstudio als Werbedauerschleife als LCD-Wand einrahmen. Aber wir wollen im Überschwang der Gefühle nicht vorgreifen ...


https://ssl.ofdb.de/review/898,770627,Rocky-IV
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Sylvester Stallone Thread

512
Sehr, sehr traurig. Trotz der 3 monatigen Verspätung was Kinostart zwischen USA und Deutschland angeht, diverser Synchronisierter Trailer und Spots, wird Thomas Danneberg aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht dazu in der Lage sein, Stallone/Rocky seine Stimme zu leihen, in Creed II.

Escape Plan 2 und die Trailer zu Creed konnte er noch sprechen, alles weitere war nicht möglich. Man hat versucht das beste drauß zu machen und den deutschen Ur-Rocky Jürgen Prochnow (Teil 1 und 2) zurückgeholt. Warner bestätigte den Sprecherwechsel und auch Sneak's des Films.

Ich persönlich liebe Danneberg auf Sly und finde das gerade im Alter, die Kombi besser ist als je zuvor. Ich hoffe sehr, dass Danneberg wieder auf die Beine kommt und uns noch einige Synchros anfertigt. Aber die Gesundheit geht vor. Keine Ahnung wie das im Kino sein wird. :( Das war schon eine einmalige Mischung.

Die Resonanz ist bisher extrem gemischt.

Re: Sylvester Stallone Thread

513
Ich finde es vor allem traurig, da es Danneberg dann wohl sehr schlecht gehen muss. Ich habe vor einiger Zeit Aufnahmen von ihm zur Premiere des letzten Terence Hill-Films gesehen, da sah er sehr gebrechlich aus. Dass man für die Synchro von Creed II aber Prochnow zurückgeholt hat finde ich sehr schön. Nicht dass man mich falsch versteht: Danne hätte ich aus Kontinuitätsgründen auch den Vorzug gegeben, aber Prochnow war in den ersten beiden Rockys, F.I.S.T. und Vorhof zum Paradies mindestens genau so gut und passend wie Danne dann später in vielen Rollen auf Sly. Jetzt freu ich mich sogar noch ein bisschen mehr auf den neuen Creed (so doof das vielleicht klingt angesichts Dannes Misere, aber Prochnow war immer mein #1 Sprecher auf (den dramatischen) Sly).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Sylvester Stallone Thread

517
Dass eine Neu-Besetzung nach sovielen Jahren Danne-Monopol nicht auf ungeteilte Freude stösst ist ja eigentlich klar. Ich für meinen Teil bin echt mal gespannt, wie der stimmlich gealterte Prochnow auf den gealterten Stallone funktioniert. Was die stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten anbelangt sollte das aber ein Selbstläufer sein, Prochnow war da schon in den 70ern eine Bank. Ich habe Stallone ja mit Prochnow kennengelernt und weiss noch gut, was für ein Schock Rocky III dann am Anfang war. Danne auf Sly passte eigentlich immer sehr gut, aber auf Rocky habe ich zumindest in III und IV bis heute immer ein bisschen mit ihm gefremdelt. Er spricht - vor allem in III - die Rolle für meinen Geschmack sprachlich zu kontrolliert, mir fehlt da das plebejische Element, welches Prochnow in den ersten beiden Teilen so gut reinbrachte. Sicher passt das in Teilen dazu, dass Rock ja durch den Erfolg sozial aufsteigt und "etwas besseres" seinw ill, aber der Bruch ist sprachlich einfach zu drastisch und im Original ja auch nicht annähernd so stark.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Sylvester Stallone Thread

518
Ich schau mir gerade alle Rocky-Filme nochmal an und halte dann zu Teil 1 bis 6 mal was schriftlich fest. Hatte ich eigentlich schon sehr lange vor, genauer gesagt nach "Creed", aber hab es etwas versäumt und daher kommt pünktlich zu "Creed 2" eine Retrospektive von mir.

Freue mich schon auf "Creed 2" - allgemein kommt in der nächsten Woche und die Woche darauf ein Dreierpack an Filmen, auf die ich schon ganz gespannt bin. Neben "Creed 2" dann noch "The Favourite" und "Green Book".
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Sylvester Stallone Thread

519
iHaveCNit: Rocky – The Complete Saga

Da diesen Monat der 2. Teil von „Creed“ kurz davor ist, in Deutschland den Boxring zu betreten, gehört es für mich wie schon damals zur Tradition, mich durch die Rocky-Filme und „Creed“ durchzuboxen. Ich hatte 2016 schon eigentlich vor eine schriftliche Retrospektive zur Filmreihe zu machen, habe das aber vollkommen in den Hintergrund rücken lassen. Da ich aber dazu schon immer was schreiben wollte, möchte ich euch natürlich nicht meine Meinung vorenthalten.

Heavyweight Match 1:

iHaveCNit: Rocky (1977)
15.01.2019


Sylvester Stallone war mit 28 Jahren am Boden angekommen. Inspiriert vom Boxkampf von Muhammad Ali gegen Chuck Wepner und dem Boxer Rocky Marciano schreibt er ein Drehbuch, das sein Leben und die Filmgeschichte verändern wird. Nachdem er mit Robert Chartoff und Irwin Winkler die Produzenten gefunden hat und der Film nach einiger Vorbereitung und einem Budget von ca. 1. Million Dollar in einem Zeitraum von ca. 7 Wochen abgedreht wurde, kam der Film Ende 1976 in die amerikanischen Lichtspielhäuser und hat nicht nur langsam die Welt erobert, er ist ein riesiger Erfolg geworden und er hat auch einen respektablen Eindruck bei der folgenden Verleihung der Oscars und der Golden Globes gemacht. Aber für mich viel wichtiger - Bei meiner Erstsichtung, bei der ich aktuell gar nicht mehr sagen kann, wann das für mich war, hat sich der Film auch in mein Herz geboxt.

Rocky Balboa wohnt alleine in einer Bruchbude in Philadelphia, verdingt sich als erfolgloser Boxer und als Geldeintreiber für den Kredithai Gazzo. Darüber hinaus versucht er bereits laufend bei der schüchternen Tierladenverkäuferin Adrian zu landen. Als der aktuelle und gelangweilte Boxchampion Apollo Creed nach einem Herausforderer für einen Schau-Titelkampf sucht, fällt die Auswahl auf Rocky Balboa, den italienischen Hengst. Für Rocky ist es die Chance seines Lebens. Mit dem Ziel vor Augen arbeitet er mit aller Kraft daran, dass der Kampf und damit auch sein Leben erfolgreich verläuft.

Der amerikanische Traum, jeder kann es schaffen – die klassische Underdog-Story entwickelt sich zu einem berührenden und emotionalen Charakterdrama eines eigentlich erfolglosen Boxers, der durch einen Zufall endlich die verdiente Chance auf den Erfolg hat – nicht nur im Boxring. Boxen selbst ist in großen Teilen der Welt einfach eine populäre und geschichtsträchtige Sportart und eignet sich durch das Duell Mano a Mano und den damit verbundenen sportlichen Aufwand für beide Kontrahenten perfekt für die Geschichte um Rocky Balboa, obwohl man jede andere Sportart als Aufhänger für das Charakterdrama hätte nutzen können. Aber man hat sich für Boxen entschieden und mit „Rocky“ ich will weniger das Wort „Meisterwerk“ oder „Kult“ verwenden, viel passender ist wohl der Begriff „Klassiker“ demnach einen „Klassiker“ der Filmgeschichte erschaffen, der auch sehr stark den Bereich des Boxfilms geprägt hat. Das Schauspiel ist extrem authentisch nah und zeichnet darüber auch ein interessantes und sehr stimmiges Milieu, in dem der Film spielt. Klar lässt sich aus heutiger Zeit nicht vermeiden, dass es die ein oder andere Situation zum Fremdschämen gibt, aber so war das damals und es funktioniert auch prima. Der Film schafft mit seiner Musik, seinem Schauspiel und der Inszenierung ein richtig gutes Gefühl. Man bekommt Gänsehaut, die Emotionen kochen bei einem hoch und der Film hat einfach einen Wiedererkennungswert. Gerade das etwas hölzerne und unbeholfene Schauspiel von Stallone passt einfach perfekt, weil auch Rocky noch etwas grün hinter den Ohren ist, die Interaktionen mit Talia Shires Adrian, Meredith Burgess Mickey und Burt Youngs Paulie sind richtig toll gespielt und machen den Film zu einem vollen Erfolg. Erfolg im Leben muss sich nicht zwingend darin äúßern, irgendwo siegreich zu sein, es reicht, wenn man selbst ein gestecktes Ziel oder mehr noch erreicht und auch noch den Respekt dafür als Früchte erntet.

„Rocky“ - Multiple Look – 10/10 Punkte.

Heavyweight Match 2:

iHaveCNit: Rocky II (1980)
16.01.2019


Nach dem Kampf ist vor dem Kampf. Der enorme Erfolg von „Rocky“ hat die Produzenten selbstverständlich den Grund dafür geliefert, eine Fortsetzung zu drehen. Und diesmal ist Sylvester Stallone nicht nur in der Hauptrolle zu sehen und mit dem Drehbuch betraut, er inszeniert den Film auch. „Rocky II“ ist eine gute Fortsetzung, auch wenn Sie nicht ganz an den Erstling heranreicht.

Der Kampf gegen Apollo Creed ist gelaufen. Der überraschend gute Auftritt von Rocky beschert ihm eine kurze Phase des Erfolgs, der sich auch aufs Private überträgt. Apollo Creed hingegen muss sich mit Kritikern auseinandersetzen, die seinen Sieg für eine Farce gehalten haben. So dauert es nicht lange und es sieht klar nach einem Rückkampf aus, der eigentlich direkt nach dem Kampf für ausgeschlossen hält. Auch Rocky wollte eigentlich nicht mehr in den Ring steigen. So wird es Zeit, schwierige, schicksalhafte Entscheidungen zu treffen. Denn es steht für Rocky und auch Apollo nahezu alles auf dem Spiel.

Mir gefällt „Rocky II“ richtig gut. Gerade die konsequente Weitererzählung des 1. Teils und den Ausbau der Charaktere sowie den neuen Konflikten, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen wirkt relativ frisch und lässt einen weiter am Leben der Charaktere außerhalb des Seilgevierts teilnehmen. Klar wirkt die Chemie damit etwas routinierter und nicht mehr so interessant und authentisch wie im 1. Teil und auch die Milieustudie tritt auch etwas in den Hintergrund genau wie einige Charaktere. Das Wichtigste aber bleibt sowohl Carl Weathers Apollo Creed als auch Sylvester Stallones Rocky Balboa und ihren Charakterentwicklungen sowie den Spannungen und der Dramatik des anstehenden zweiten Duells. Der Film lebt dann natürlich auch von diversen Referenzen und Neuinterpretationen ikonischer Szenen aus dem 1. Teil.

„Rocky II“ - Multiple Look – 8/10 Punkte

Heavyweight Match 3:

iHaveCNit: Rocky III – Das Auge des Tigers (1982)
18.01.2019


Künstlerisch sowie finanziell waren „Rocky“ und „Rocky II“ ein großer Erfolg. Somit war es klar, dass auch „Rocky III – Das Auge des Tigers“ kommen musste. Und der erneut von Stallone geschriebene und inszenierte Film schafft es erneut den Kult um Rocky Balboa zu erweitern. Es ist zwar nicht mehr das ganz große Milieudrama, dafür aber ein unterhaltsamer und dynamischer Box-Actioner geworden.

Nach seinem Titelgewinn gegen Apollo Creed schwimmt Rocky auf der Welle des Erfolgs und ist auf dem Zenit seiner Karriere. Sogar ein Schaukampf gegen den Wrestling-Champion Thunderlips folgt und in Philadelphia wird eine Statue zu seinen Ehren errichtet. Im Untergrund jedoch kämpft sich ein neuer Gegner bis zum Spot des Herausforderers und betrachtet den Erfolg von Rocky mit Argwohn. Es ist Clubber Lang, der Rocky zu einem schicksalhaften Kampf herausfordert und Rocky Hilfe von seinem einstigen Rivalen Apollo Creed bekommt.

Wer kennt den Klassiker „Eye of the Tiger“ von Survivor nicht und wer ertappt sich gerne dabei, auch mal selbst dabei in die Luft zu boxen. Genauso dynamisch wie der Song ist dann auch der Film. Es geht Schlag auf Schlag und so ist der Film bis auf wenige Längen sehr dynamisch bleibt. Mir hat gefallen, wie der Film die Schattenseiten des Erfolgs aufzeigt und auch wie Rocky damit umgeht. Allgemein ist Rocky Balboa im Film wieder mal mit sehr vielen dramatischen Situationen konfrontiert, die seine eigene Entwicklung vorantreiben. Er muss von einem guten Freund Abschied nehmen, er muss mit harten Wahrheiten konfrontiert werden und er bekommt einen neuen Freund, der ihn wieder auf die Spur bringt. Wir bekommen drei große Kampfszenen, die alle großartig in Szene gesetzt worden sind. Und der von Mr. T. gespielte Clubber Lang ist ein gefährlicher Antagonist, bei dem die Charakterzeichnung auch vollkommen ausreicht. Der Film lebt dazu auch von der Chemie zwischen Sylvester Stallone und Meredith Burgess sowie zwischen Stallone und Carl Weathers. Wer danach selbst nicht „Das Auge des Tigers“ bei sich aktiviert hat, ist selber Schuld.

„Rocky III – Das Auge des Tigers“ - Multiple Look – 8/10 Punkte

Heavyweight Match 4:

iHaveCNit: Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts (1986)
20.01.2019


„Rocky“ und auch Sylvester Stallone schwammen auf einer Erfolgswelle und somit war ein 4. Teil ausgemachte Sache. Der 4. Teil war damals so polarisierend, dass er massenhaft Zuschauer begeistert hat, aber natürlich auch bei dem Negativ-Filmpreis, der „Goldenen Himbeere“ ordentlich abgeräumt hat. Bei der Kritik ist er weniger gut angekommen, aber das ist mir als Zuschauer jetzt nach dem ich den Film wieder gesehen habe relativ egal. „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ ist ein astreines Box-Action-Brett.

Nachdem Rocky seinen Titel wieder erlangt hat und er und Apollo mittlerweile beste Freunde geworden sind, kommt eine Delegation des russischen Box-Sports nach Amerika, um in den Profi-Boxsport einzusteigen. Gegen die hochgezüchtete, russische Killermaschine Ivan Drago erklärt sich jedoch nicht etwa der Champion Balboa zu einem Schaukampf bereit – sondern sein bester Freund Apollo Creed. Der schicksalhafte Ausgang des Kampfs führt zwangsläufig dazu, dass Rocky nach Russland reist um sich auf den härtesten Box-Kampf seines Lebens vorzubereiten.

Klar kann man sich an diversen Dingen bei diesem Film aufhängen – an die Szenen mit Paulie und dem Roboter und manchen sehr platten Dialogen, aber darum geht es bei diesem Film nicht. Der Film als astreines Box-Action-Brett mach soviel mehr richtig als das er falsch macht. In seinen knapp 90 Minuten liefert er mit das Beste, was es an filmischen Trainingsmontagen gibt, die sogar parallel das Training der beiden Kontrahenten gegen schneiden. Gepaart mit der erstklassigen Musik von Vince DiCola, Survivor, Robert Tepper sowie John Cafferty und weiteren Montagen, die die bisherigen Ereignisse in Rockys Leben oder auch den finalen Endkampf liefern, sind absolut grandios, lassen mich mit Gänsehaut zurück und reißen mich immer wieder mit. Alleine wie die Kampfszene am Ende inszeniert worden ist und mit welch einer Physis hier sowohl Sylvester Stallone als auch Dolph Lundgren auftreten ist unglaublich und unglaublich intensiv. Und man findet sogar, wenn auch etwas plakativ noch genug Zeit für politische Botschaften zum kalten Krieg und auch der sehr realitatsnahen propagandistischen Sportmanipulation in Russland. Allgemein halte ich diesen Film für eine der besten Fortsetzungen von Stallones Herzensprojekt. Einfach dafür, dass er das reinste Actionbrett im Boxerdrama ist. Und den Einfluss des Films spürt man heute noch, wenn man sich anschaut, dass man diesen hier als Aufhänger für den 2. Teil von „Creed“ nutzt, um die Geschichte weiter zu erzählen.

„Rocky IV“ - Der Kampf des Jahrhunderts“ - Multiple Look – 9/10 Punkte.

Heavyweight Match 5:

iHaveCNit: Rocky V (1990)
20.01.2019


Auf einer Erfolgswelle zu schwimmen ist gut, aber die hält auch nicht ewig an und dann ist man vielleicht etwas zu gierig. Im Falle von Gordon Gecko heißt es ja „Gier ist Gut“, aber das muss nicht zwangsläufig für Alles gelten. Und „Rocky V“ ist von der Kritik scheinbar noch mehr gescholten worden als es bei seinem Vorgänger gewesen ist. Aber ich bin der Meinung, dass man gerade in einem Boxer-Epos über 4 Filme nach dem Prinzip „Höher, Schneller, Weiter“ es auch mal auf den Boden der Tatsachen zurückgehen kann. Nach jedem Aufstieg kommt auch mal der Fall und das porträtiert „Rocky V“ mit einigen anderen interessanten Ideen in einem guten Boxerdrama, das sehr bodenständig rüberkommt, auch wenn es für den ein oder anderen sehr unzufrieden stellend war.

Der Kampf gegen Ivan Drago hat bei Rocky Balboa solche Schäden hinterlassen, dass er aufgrund eines Hirnschadens keine Ringfreigabe mehr erhält und damit seine Boxhandschuhe an den Nagel hängen muss. Während des Russlandaufenthalts hat Rocky durch eine unachtsame Entscheidung von Rockys Schwager Paulie sein ganzes Vermögen verloren, womit die Familie gezwungen ist, wieder in die Slums von Philadelphia zu ziehen. Am Boden angekommen wird Rocky immer öfter vom jungen Boxtalent Tommy Gunn aufgesucht und schließlich entscheidet er sich, ihn zu trainieren. Auf der Welle des Erfolgs von Tommy Gunn erlebt Rocky seinen zweiten Frühling, der ihn jedoch von seiner Familie entfremdet. Und auch der skrupellose Promoter George Washington Duke hat ein Auge auf Tommy geworfen. So wird ein Duell zwischen Lehrer und Schüler scheinbar unausweichlich.

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe ist es in einem Epos auch mal wichtig, neben dem Aufstieg auch mal den Fall zu zeigen und da leistet „Rocky V“ auch sehr gute Arbeit. Gerade dass John G. Avildsen, Regisseur des ersten Teils hier wieder inszeniert und sich Stallone nur noch auf Story und Hauptrolle konzentriert halte ich für eine gute Idee, war der erste Teil selbst noch ein bodenständiges Drama. Mir gefällt die Idee, dass man neben dem Abstieg auch noch eine doppelte Vater-Sohn-Beziehung zwischen Rocky Balboa und Tommy Gunn, sowie dem vom bereits verstorbenen Sohn von Stallone, Sage Stallone gespielten Sohn Robert. Gerade diese entstehenden Konflikte finde ich sehr gut erzählt. Genau wie diesen kurzen zweiten Frühling, den der gute Rocky mit dem Aufstieg von Tommy erlebt. Deswegen finde ich es sehr stark, dass man ganze 25 Jahre nach diesem Film eine noch weitaus interessantere Schüler-/Lehrer-Beziehung spendiert bekommt.
Aber anders als in „Creed“ entwickelt sich diese Beziehung auf der Zielgraden in eine Rivalität. Hier wird gerade durch den skrupellosen Box-Promoter George Washington Duke, von Richard Gant gespielt und ganz klar von Don King inspiriert die dunkle Seite des Box-Sports aufgezeigt und etwas kritisch dargestellt. Und genau das ist am Ende auch das Streichholz, dass die Rivalität entzündet. Leider bekommt man durch die fehlende Ringfreigabe Rockys dieses Mal keine Ring-Action geboten, was uns am Ende nicht davon abhält, einen Street Fight zu bekommen. Der vom bereits verstorbenen Boxer Tommy Morrison gespielte Tommy „The Machine“ Gunn hat zwar einen extrem coolen Namen, bleibt aber sowohl von der Präsenz, der Gefahr und des Charismas weit hinter solch legendären Gegnern wie Apollo Creed, Thunderlips, Clubber Lang und Ivan Drago zurück. Das ist eines der guten Beispiele, in denen es besser ist, einen boxenden Schauspieler zu nutzen als einen schauspielernden Boxer. Insgesamt bleibt „Rocky V“ ein bodenständiges Boxerdrama, das zumindest in Ansätzen einen zufriedenstellenden Abstieg eines Boxers und seinem zweiten Frühling erzählt.

„Rocky V“ - Multiple Look – 6/10 Punkte.

Heavyweight Match 6:

iHaveCNit: Rocky Balboa (2007)
20.01.2019


Wenn das Ende eines Epos etwas unzufrieden stellend gewesen ist dann ist es am Besten, etwas Zeit verstreichen zu lassen, um ein zufrieden stellendes Comeback folgen zu lassen. Zwischen 1990 und 2007 liegen 17 Jahre – genug Zeit ist verstrichen, damit Sylvester Stallone wieder in den Ring steigt für einen letzten Kampf. Auch wenn mir der 5. Teil relativ gut gefallen hat, ist der 6. Teil dann doch weitaus versöhnlicher als Abschluss dieser Boxer-Saga.

Rocky befindet sich mittlerweile in seinen 50ern. Seine Frau Adrian ist seit einigen Jahren an Krebs verstorben und zu seinem Sohn ist das Verhältnis bedingt durch Rockys Erfolg etwas schwierig. In seinem italienischen Restaurant, dass er zu Ehren seiner Frau „Adrians“ genannt hat, schwelgt er gerne in Erinnerungen an seine alten Erfolge um die Gäste zu unterhalten und er lernt die Kellnerin Marie kennen. Bei einer Box-Sendung im TV, bei der unterschiedliche Boxer gegeneinander kämpfen und der Kampf analysiert wird, trifft Rocky Balboa auf den aktuellen Champion Mason „The Line“ Dixon und besiegt ihn. Das missfällt dem aktuell sehr unbeliebten Champion, aber seine Promoter kommen auf die Idee, einen Schaukampf auf die Beine zu stellen, bei dem er gegen Rocky Balboa kämpfen soll. Nachdem Rocky seine Boxlizenz wieder erlangt ist der Weg frei, ein letztes Mal in den Ring zu steigen.

„Rocky Balboa“ ist ein sehr schöner und versöhnlicher Abschluss der Boxer-Saga, Natürlich merkt man mittlerweile, dass Stallone als Drehbuchautor bei den Dialogen scheinbar immer noch in den 70ern steckt und die Oneliner und Kalenderspruchphilosophien etwas angestaubt sind, aber das funktioniert immer noch relativ gut. Und der Weg, hier die Motivation für einen Boxkampf zu liefern wirkt leicht überkonstruiert. Wie auch schon bei Tom Morrison ist es auch bei Antonio Tarver zu erkennen, dass wir einen schauspielernden Boxer anstatt eines boxenden Schauspieler zu sehen bekommen, so dass sein Antagonist Mason „The Line“ Dixon auch eher blasser rüberkommt. Aber gerade die Drama-Elemente, die Konflikte und Situationen mit denen Rocky umgehen muss und der Ausbau seiner Beziehung zu seinem Sohn sowie der Aufbau neuer Beziehungen sind toll und auch emotional. Und man gönnt dem guten Rocky wieder eine gute alte Trainingsmontage und einen toll inszenierten Boxkampf, der zeigt, wie viel Power noch im guten Sly steckt.

„Rocky Balboa“ - Multiple Look – 8/10 Punkte.

Was man jedoch nach diesem Film nicht wusste ist, dass ein junger Regisseur und Drehbuchautor namens Ryan Coogler vor ein paar Jahren die Idee für ein großartiges Spin-Off gehabt hat, dass mittlerweile das Zeug dazu hat, eine würdige Erweiterung des von Stallone geschaffenen Boxer-Epos zu sein.

Heavyweight Match 7:

iHaveCNit: Creed (2016)
21.01.2019


Eigentlich habe ich zu diesem Film bereits eine Kritik aus meiner Vor-“iHAveCNit“-Zeit geschrieben, die muss jedoch ein wenig angepasst werden. Es war der 19.01.2016, fast genau auf den Tag vor 3 Jahren, als ich mir „Creed“ im Kino angesehen habe. Der aktuell 32-jährige Ryan Coogler, der fast auf einen Tag genau 1 Jahr älter ist als ich hatte eine Idee, wie man den Rocky-Mythos in Form eines Spin-Off erweitern und ausbauen kann. Und das ist ihm mit „Creed“ wunderbar gelungen.

Adonis Johnson, unehelicher Sohn von Apollo Creed und Amateurboxer, will aus dem Schatten seines berühmten Vaters treten und in den Profiboxsport einsteigen. Dafür zieht er von L.A. nach Philadelphia und nimmt Kontakt mit dem einstigen Rivalen und sehr guten Freund seines Vaters, Rocky Balboa auf.

War ich ein halbes Jahr zuvor von „Southpaw“ sehr beeindruckt, muss ich sagen, dass „Creed“ das aktuelle Duell der beiden Boxerfilme klar nach Punkten für sich entscheidet. Woran liegt das ? „Southpaw“ hatte als Boxerdrama vor allem in seinem Handlungsverlauf vom Anfang bis zum fortgeschrittenen Mittelteil das Problem, einen Tiefschlag nach dem anderen zu verpassen und sich somit in sich selbst zu wiederholen. Zusätzlich hat die formelhafte Nutzung der gängigen Boxerfilmklischees allgemein für ein eher durchwachsenes Meinungsbild gesorgt.

Ich habe mir vor „Creed“ noch zur Einstimmung die alten Rocky-Filme angesehen und kann sagen, dass mit „Creed“ ein sehr guter 7. Teil entstanden ist und das Spin-Off der Rocky-Saga vollends aufgegangen ist. Die Nostalgie und die Verbindungen zu den vorigen Teilen ist extrem dezent und nie aufdringlich und damit aus meiner Sicht eindeutig besser gelungen als z.B. bei dem 7. Teil des Star-Wars-Franchises. Der Film hat zwar geringe Schwächen, wenn man sich die obligatorische Love-Story und den leicht farblosen Antagonisten ansieht, aber ansonsten ist der Film unglaublich stark. Michael B. Jordan macht als Adonis eine sehr gute Figur, seine gereizte Art und seine innere Zerrissenheit in Bezug auf seinen Vater und die Physis als Boxer im Ring werden von ihm wirklich glaubhaft rüber gebracht. Richtig auf den Punkt ist er jedoch erst, wenn Sylvester Stallone an seiner Seite ist, der aus kreativer Sicht mit Rocky Balboa den Grundstein für ein komplettes Subgenre des Sportlerdramas kreiert hat. Die Figur des Rocky Balboa kann nicht ohne Sylvester Stallone und umgekehrt. Wie Stallone hier den alten, gebrechlichen, ehemaligen Boxstar rüber bringt, ist wirklich toll. Rocky Balboa ist ein Charakter, der für den Kampf und das Boxen gemacht wurde, nichts bringt ihm mehr Freude, als im oder in der Nähe eines Boxrings zu sein. Das ist das einzige, was ihm noch wirklich geblieben ist, nach dem Tod seines Trainers, dem Tod seines Rivalen/bester Kumpel, dem Tod seiner Frau, dem Tod seines besten Freundes und dem Verlust durch Wegzug seines Sohnes. Das Adrians ist für Rocky zudem ein Zufluchtsort, in dem er in all seinen Erinnerungen schwelgen kann. Den Kampf, den ihm nun in „Creed“ zusätzlich noch aufgebürdet wird, lässt uns förmlich am Leben dieses großartigen Filmcharakters aus Philadelphia teilnehmen.
Aus visueller und filmischer Sicht hat der Film streckenweise ganz interessante Einfälle, die Kampf- und Trainingssequenzen sind sehr innovativ umgesetzt. Der Soundtrack lässt neben einigen neuen Einfällen und auch durch ganz dezent eingesetzte alte Themen einen Wiedererkennungswert hervorblitzen. Die ganze Story ist auch sehr dynamisch, witzig und dramatisch ohne Leerlauf erzählt worden, so dass in den knappen 2 Stunden und 15 Minuten sehr viel passiert – ohne die Story übermäßig zu überfrachten und den Zuschauer bei Laune zu halten. Das Ende entspricht auch nicht dem üblischen formelhaften Klischee und ist daher etwas ausdifferenzierter und intelligenter gelöst. Alles in allem wurde ich extrem gut unterhalten und ich bin gespannt, wohin der Weg im zweiten „Creed“ gehen wird.

„Creed – Rocky´s Legacy“ - Multiple Look – 9/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Sylvester Stallone Thread

520
HCN007 hat geschrieben: 21. Januar 2019 22:24 Klar lässt sich aus heutiger Zeit nicht vermeiden, dass es die ein oder andere Situation zum Fremdschämen gibt, aber so war das damals und es funktioniert auch prima.
An welche Szenen denkst du da konkret?
HCN007 hat geschrieben: 21. Januar 2019 22:24Gerade das etwas hölzerne und unbeholfene Schauspiel von Stallone passt einfach perfekt, weil auch Rocky noch etwas grün hinter den Ohren ist
Das wird der außergewöhnlichen darstellerischen Leistung von Stallone aber nicht gerecht wie ich finde. Sicherlich ist ein Hauptcharakterzug der Figur Rocky Balboa sein wenig elegantes und ungeschliffenes Wesen. Rocky kann nicht singen und tanzen – und boxen im klassischen Sinn ja eigentlich auch nicht. Genau so agiert er auch im Leben, immer etwas schwerfällig (auch geistig) und plump. Dies bringt Stallone in seiner Darstellung haargenau auf den Punkt, allerdings ist sein Schauspiel so vielschichtig und nuanciert, dass die Gleichung hölzernes Spiel = hölzerne Figur hier in meinen Augen nicht aufgeht. Es gibt eine Vielzahl an Szenen, in denen Stallone den Zuschauer „hinter die Fassade“ seiner Figur blicken lässt und einen differenzierten, zuweilen fast schon zarten Charakter freilegt. Exemplarisch könnte man hier beispielsweise die Szene mit Adrian direkt nach seinem Interview im Schlachthaus oder die Schlüsselszene des geamten Films, als Mick sich Rocky als Trainer anbietet und dieser so ziemlich alle denkbaren Gefühlszustände von teinahmslos, genervt über aggressiv bis hin zu versöhnlich zeigt, nennen. Stallone wurde im Anschluß an Rocky ob seiner grandiosen schauspielerischen Leistung bereits in einem Atemzug mit Brando und Pacino genannt – ein Vergleich, der angesichts Stallones folgender Fokusierung auf oftmals eindimensionale Actionfilme heutzutage etwas sonderbar anmutet, angesichts seiner darstellerischen Sternstunde im ersten Rocky aber durchaus seine Berechtigung hat.
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Re: Sylvester Stallone Thread

521
Da stimme ich dir voll und ganz zu, Stallone hält heute eigentlich niemand mehr ernsthaft für einen schlechten Schauspieler, was er auch definitiv nicht ist. Gerade im ersten Rocky spielt er superb und war nicht umsonst für einen Oscar nominiert worden. Aber auch danach hat er immer wieder gezeigt, dass er durchaus stark spielen kann (FIST, Nachtfalken, Copland, Rocky Balboa ...). Im direkten Vergleich mit Rivale / Freund Arnold war er immer der erkennbar bessere Mime.

Man lässt sich leicht davon täuschen, dass ihm viele Rollen im Actionbereich nicht allzu viel abverlangten, aber selbst da wirkt er nie hölzern. Er hat aber nicht nur Talent gefühlsintensive Szenen glaubwürdig rüber zu bringen, sondern ist obendrein auch noch ein recht ordentlicher Komödiant. In Oscar, Stop! oder meine Mami schießt, Demolition Man, Zwei vom alten Schlag ist das sehr gut erkennbar.
Wenn ich Stallone mit der Riege der reinrassigen Actionstars - nach Statusranking :): Sly/Arnold, - lange Pause -, Steven, Jason, Chuck, Jean Claude - vergleiche, ist er da deutlich der beste Mime.

Und in beiden Auftritten zusammen mit DeNiro konnte er problemlos bestehen (Copland, Zwei vom alten Schlag) und zeigte sogar jeweils die erinnerungswürdigere Leistung.
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Re: Sylvester Stallone Thread

522
vodkamartini hat geschrieben: 22. Januar 2019 08:51 Aber auch danach hat er immer wieder gezeigt, dass er durchaus stark spielen kann (FIST, Nachtfalken, Copland, Rocky Balboa ...).
Zu den "..." würde ich unbedingt noch Vorhof zum Paradies, Rocky II, Rambo (Schluss-Szene!) und Creed zählen.
vodkamartini hat geschrieben: 22. Januar 2019 08:51 Wenn ich Stallone mit der Riege der reinrassigen Actionstars - nach Statusranking :): Sly/Arnold, - lange Pause -, Steven, Jason, Chuck, Jean Claude - vergleiche, ist er da deutlich der beste Mime.
Stallone ist in dieser Reihe auch der einzige, der kein originärer Actionstar ist, sondern in dieses Genre als Charakterdarsteller erst "reingerutscht" ist. Der Stallone der 70er Jahre agiert ja praktisch ausschliesslich im Charakterfach (mal von Kitty & Stud's abgesehen :mrgreen: ), während die anderen - wenn überhaupt - erst im späteren Verlauf ihrer Karrieren auf diesem Gebiet vereinzelte Gehversuche unternahmen.
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Re: Sylvester Stallone Thread

523
Ich glaube ich habe mich einfach nur etwas ungelenk und hölzern ausgedrückt. Genau das, was ihr bereits herausgestellt habt finde ich genauso. Man darf nicht vergessen, dass der gute Stallone mit seiner selbst auf den Leib geschriebenen Filmfigur ganze 2 mal für den Oscar nominiert worden ist - Best Leading Actor "Rocky"" und Best Supporting Actor "Creed". Und für "Creed" hat er ja den Golden Globe kassiert. Zurecht !

Den Fremdschäm-Faktor verspüre ich eigentlich wohl am ehesten bei den Dialogen, in denen immer wieder z.B. "Ich liebe dich !" mehrfach von Adrian und Rocky wiederholt wird. Aber das ist Geschmacksache.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Sylvester Stallone Thread

524
iHaveCNit: Creed II – Rocky´s Legacy (2019)
24.01.2019


Ich liebe die von Sylvester Stallone geschaffene Rocky-Saga und der frische Neustart und die Weitererzählung von Ryan Coogler vor 3 Jahren hat mich richtig bekommen und umso mehr habe ich mich auf eine sichere Fortsetzung gefreut. Zwar ist Ryan Coogler dieses Mal nicht mit der Regie betraut, sondern der mir bisher unbekannte Steven Caple Jr. Und als ich mitbekommen habe, dass man die Geschichte aus dem besten Box-Action-Brett der Rocky-Saga „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ aufgreift und weitererzählt. Für mich ist „Creed II – Rocky´s Legacy“ eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle und Emotionen.

3 Jahre nach seinem Kampf gegen „Pretty“ Ricky Conlan wird Adonis Creed Champion. In der tristen Einöde von Kiew trainiert Ivan Drago seinen Sohn Viktor und es dauert nicht lange, bis Drago in die Staaten reist um Creed herauszufordern. Creed hat auch wenn es gerade für ihn gut läuft privat einige Herausforderungen zu meistern und so steht er vor einer schweren Entscheidung und die Frage besteht auch, ob er Rocky in seiner Ecke haben wird.

Gerade als ich wusste, dass man hier die Ereignisse aus „Rocky IV“ aufgreift war ich erst mal ein wenig enttäuscht, da ich ein paar andere Ideen für eine Fortsetzung gehabt habe, aber meine eigentliche Enttäuschung war unbegründet, denn auch meine Ideen für die Fortsetzung wurden gut aufgegriffen. Wie man hier sowohl die dramatische, als auch die sportliche Seite im Film dargestellt hat, hat mich wieder voll bekommen. Das private Drama von Adonis Creed wird in jeder Szene spürbar und hier leistet Michael B. Johnson richtig gute Arbeit und auch Tessa Thompson baut ihre Rolle Bianca weiter aus und allgemein sind beide ein großartiges Leinwandpaar, das sich nicht vor Sylvester Stallones „Rocky Balboa“ und Talia Shires „Adrian“ nicht verstecken braucht. Dazu hat mir als Ergänzung natürlich der gute Stallone gefallen, der hier wieder schön zeigt, welch ein guter Schauspieler in ihm steckt. Das generationen-übergreifende Drama bietet mit seiner Vorgeschichte auch eine sehr dichte Story, die für mich sogar auf der Antagonisten-Seite funktioniert hat. Das ist schon interessant zu sehen, welche Spuren der schicksalhafte Kampf zwischen Rocky und Drago auch das Leben der Dragos beeinflusst hat und welche Emotionen spürbar sind. Auch wenn der deutsch-rumänische Boxer Florian „Big Nasty“ Munteanu keine Erfahrungen als Schauspieler hat und damit sehr rau und brutal agiert, passt das auch zum kompletten Stil des Films, der rau und brutal ist. Die Kampfszenen sind zwar nicht mehr so raffiniert gefilmt wie noch in „Creed“, aber auch die Kampfszenen wirken sehr rau und brutal und fügen sich perfekt ein. Und der Soundtrack von Ludwig Goransson trifft auch wieder voll ins Schwarze und so hatte ich eben auch neben den unerwarteten Gastauftritten von 2 Charakteren den bis jetzt emotionalsten Filmgenuss im Kino des Jahres 2019.

„Creed II – Rocky´s Legacy“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "