Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

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hab ihn gestern dann doch noch unter bringen können :) :

Universal Soldier (1992) - Roland Emmerich

Der 1992 entstandene Universal Soldier stellt sowohl für Hauptdarsteller JCVD als auch für Regisseur Roland Emmerich eine Art „Schwellenfilm“ dar, mit welchem der Übergang des bisherigen Schaffens der beiden in ein erkennbar professionelleres und nicht zuletzt auch kommerziell orientierteres Werk begann. Beiden gemein war zum damaligen Zeitpunkt ihrer Karrieren, dass sie sich bereits durch diverse Filme einen Namen als hoffnungsvolle Newcomer gemacht hatten, allerdings mit der Einschränkung, dass sich ihr Schaffen bis dato im B-Movie-Sektor abgespielt hatte. Gleichwohl UniSol auch keine lupenreine A-Produktion darstellt, so ist er dennoch aufgrund des zwar überschaubaren, aber auch nicht gerade geringen Budgets sowie vor allem auch aufgrund der damals recht großen öffentlichen Warhnehmung sicherlich auch kein B-Film mehr – eben ein „Schwellenfilm“, der als Sprungbrett in den A-Sektor gedacht war (und es bei den beiden genannten Schlüsselfiguren dieser Produktion ja dann auch werden sollte).

Emmerich steht verdientermaßen im Ruf ein sehr effizienter und kostenbewusster Filmemacher zu sein und gerade in der Anfangsphase seiner Karriere spielte ihm diese gemeinhin als „typisch schwäbisch“ geltende Tugend enorm in die Karten, da seine damals zwangsläufig noch geringer budgetierten Filme daduch allesamt wesentlich wertiger und teurer aussahen, als man angesichts ihres monetären Aufwands vermutet hätte. UniSol ist hier ein Paradebeispiel dafür, da er trotz lediglich knapp über 20 Millionen Dollar Produktionskosten in Punkto Optik und Wertigkeit in der obersten Klasse mitspielt. Natürlich kann der Film in Sachen Ausmaß nicht mit damaligen Megaproduktionen vom Schlage eines Rambo III, Total Recall oder Terminator 2 mitspielen – denn zaubern konnte der harte Arbeiter Emmerich dann doch nicht – aber das was man auf der Leinwand gezeigt bekommt sieht dafür grossartig aus. Das beginnt beim spektakulären Production Design (bei welchem vor allem der beeindruckende UniSol-Truck mit seinem futuristischen Design irgendwo zwischen Raumschiff und Panzer in Erinnerung bleibt), setzt sich fort in der bemerkenswerten Location-Auswahl (der Grand Canyon bildet einen geradezu epischen Backdrop für die UniSol-Truck-vs-Gefängnisbus-Szene) und findet ihre Vollendung in Emmerichs stilsicherer Generierung von eindrucksvollen Einstellungen (wie etwa den sich in der Vertikale des Staudamms laufend abseilenden UniSols oder den im regengetränkten Finale sich vor den Flammen quasi von den Toten erhebende JCVD). Kurz und gut: Emmerich leistet sowohl als effizienter Produktionskopf wie auch durch seine enorm kurzweilige Inszenierung ganze Arbeit und liefert mit UniSol fraglos sein bis zum damaligen Zeitpunkt seiner Karriere bestes Werk ab.

Letzteres hängt sicher auch damit zusammen, dass er seinem Film eine enorme Dosis Humor verabreicht, wodurch das zuweilen die Grenzen der Logik doch arg strapazierende Handlungsgerüst vom Zuschauer deutlich leichter zu schlucken ist, da man eigentlich nie den Eindruck hat, dass der Film sich selbst übermäßig ernst nimmt (ohne dass sich dies jedoch negativ bemerkbar machen würde). Und es hilft nicht zuletzt auch dem Film die erkennbar aus anderen zeitgenössischen Actionklassikern wie Terminator oder Robocop zusammengeklaubte Grundidee nachzusehen, die nur sehr wenige wirklich eigenständige Elemente im Angebot hat. Hinsichtlich der Charaktere ist UniSol dann auch wirklich ein „echter Emmerich“, denn wie in den meisten seiner Filme verlässt er sich hier ganz auf Stereotypen in schwarz und weiss, um beim Zuschauer den gewünschten Effekt herauszukitzeln. Das kann man natürlich auch als Eindimensionalität schelten, ich für meinen Teil sehe es aber eher als elementaren Teil des Emmerichschen Stils an. Und der gute Roland weiss da auch sehr genau was er macht, da er seine eher oberflächlich gehaltenen Rollen nicht nur idR quasi als „Gegengewicht“ mit charismatischen Darstellern zu besetzen weiss, sondern diese eben wie bereits angeführt auch sehr zweckdienlich einsetzt (Stichwort emotionale Publikumsmanipulation). Das mag nicht immer sonderlich subtil sein, but hey: it works!

So zumindest in UniSol, welcher nicht zuletzt vom Aufeinandertreffen der MartialArts-Superstars JCVD und Dolph Lundgren lebt. Agiert Lundgren zunächst – auch rollenbedingt – noch etwas steif und Figurentechnisch seinem belgischen Gegenpart untergeordnet, so zieht er spätestens in der zweiten Hälfte dann alle Register und gibt einen formidablen Irren ab (man sieht dem Dolph die Freude am Spiel der betont irrsinnigen Figur geradezu an). Van Damme agiert – ebenfall rollenbedingt – deutlich zurückhaltender, hat aber vor allem in seinen nicht wenigen humoristischen Szenen Gelegenheit zu zeigen, welch komödiantisches Talent in dem vermeintlich limitierten Haudrauf zu finden ist. Die restlichen Rollen sind mit Ausnahme von Ally Walkers putziger Reporterin eigentlich nur bessere Staffage, profitieren aber von der gelungenen Besetzung mit Charakterköpfen wie Ed O’Ross oder Jerry Orbach. Und last not least hat „unser“ Ralph Moeller in UniSol nicht nur seinen wohl besten filmischen Auftritt überhaupt, sondern sorgt definitiv auch für den besten Lacher (mmmhhh, Fleisch! :lol: ).

Etwas erstaunlich ist auf den ersten Blick, dass UniSol trotz des personellen Martial-Arts-Gipfeltreffens kaum wirkliche Martial-Arts-Szenen im Angebot hat. Selbst das große Finale der beiden Kontrahenten bietet außer ein paar Kicks nur wenige genretypische Action (zumal gerade hier eine echte Konfrontation auch deshalb nicht zustande kommt, da zunächst Dolph den wehrlosen JCVD vertrimmt und sich das Blatt am Ende dann komplett wendet, ohne dass es wirklich jemals zu einem Messen gleicher Kräfte kommt). Für den geneigten Genre-Freund ist daher Van Dammes Diner-Szene noch die reizvollste, da hier Emmerich (respektive sein Cutter) mit cleveren Einstellungen und auf den Punkt sitzenden Schnitten die Kampfakrobatik des Belgiers sehr eindrucksvoll und wuchtig in Szene setzt. Der Mangel an echtem Martial-Arts ergibt auf den zweiten Blick dann aber durchaus Sinn, da UniSol ja eben kein Genrefilm sein soll, sondern als „Schwellenfilm“ die harten B-Schläger einem breiteren Publikum schmackhaft machen will. Und das funktioniert dank der „mainstreamigen“, aber dennoch krachenden Action (was damals beileibe kein Widerspruch war und schon gar nicht in einer Produktion des seligen Carolco-Studios) wunderbar und die hier und da bewusst gesetzten saftigen Gewaltspitzen holen dann auch ganz nebenbei noch die gemeinhin härtere Genrekost goutierenden B-Film-Aficionados ab.

Lange Rede, kurzer Sinn: mit UniSol machten die Herren Emmerich und Van Damme vielleicht nicht den innovativsten oder einfallsreichsten ersten Schritt im Umfeld des A-Films, wohl aber einen bemerkenswert sicheren und zielgerichteten. Es verwundert im Nachhinein daher auch nicht, dass gerade Emmerich sich binnen kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten und gefragtesten Filmemacher des Mainstreamkinos entwickelte, denn bereits in UniSol bedient er mit bemerkenswerter Zielgenauigkeit die Erwartungen seines Publikums, wie er auch ein äußerst sicheres Händchen für kurzweilig inszenierte Unterhaltung beweist. So bleibt am Ende dann eigentlich auch nur ein echter Negativpunkt in Form des Soundtracks, bei dem leider viel zu oft der billig vor sich hinplärrende Synthisound im Vordergrund steht.

Wertung: 7,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

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Argh.. habe bisher einfach nicht die Zeit gefunden was zu schreiben. :(

Universal Soldier ist für mich eine 8/10. Anatol hat es perfekt beschrieben. Emmerich hat alles raus geholt und der Film rockt das auch gut. Sowohl die Darsteller als auch die Action sind klasse und können sich sehen lassen. Für mich eine kleine Perle der 90er die immer etwas in Terminators Schatten steht. Schade eigentlich. Definitiv ein Highlight in Van Dammes Filmografie. :)

Runde 2 wird Aber durchgezogen. Da kommt spätestens am Wochenende was zu Knock Off!

Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

289
In dieser Runde mache ich es mir mal ein wenig einfach – aber aus gutem Grund. Da ich Knock Off schon vor einiger Zeit hier reviewt habe, überlasse ich einfach mal meinem jüngeren Alter Ego das Wort, denn…
AnatolGogol hat geschrieben: 6. Juni 2016 08:56 Knock Off (1998) – Tsui Hark

Ich hatte den Film eigentlich in zumindest ordentlicher Erinnerung, aber die jüngste Sichtung war dann doch leider ziemlich ernüchternd. Die Grundprämisse des Films – in gefälschten Designer-Jeans versteckte Miniaturbomben – ist zwar abstrus, aber viel schlimmer ist die weitgehende dramaturgische Leere des Films. Hinzukommt die extreme Sprunghaftigkeit, mit der sich Knock Off voranbewegt. Statt einer zusammenhängenden Geschichte und einem vernünftigen dramaturgischen Fluss ist es eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Szenen. Tsui Hark brennt dabei zwar wahrlich ein visuelles Feuerwerk ab und entsprechend sieht sein Film sehr stylisch und optisch spekatkulär aus (grünes Feuer: cool!) – andererseits wirkt der Overkill an Kamera-, Filter- und Schnittkinkerlizchen auf Dauer dann doch etwas ermüdend.

Interessant ist Van Dammes Figur, die – zumindest zu Beginn – eher ein lustiger Loser denn sein üblicher überlegener Supermancharakter ist. JCVD punktet entsprechend vor allem in den humorvollen Szenen und legt oftmals eine regelrecht drollige Performance hin. Besonders in der Rikscha-Szene (Van Damme tritt in einem Rikscha-Rennen mit Rob Schneider im Huckepack quer durch Hong Kongs verwinkelte Innenstadt u.a. gegen einen Zwerg an – die Szene ist genau so kurios und aberwitzig wie sie sich anhört) erinnert er dabei nicht selten an sein großes Vorbild Belmondo in ähnlichen Rollen. Leider geht dieser vielversprechende Ansatz nach dem ersten Drittel weitgehend verloren, obwohl Sidekick Rob Schneider gewohnt ungebremst rumkaspert, was teilweise amüsant, teilweise aber auch anstrengend ist.

Die Actionszenen (und ca. 2/3 des Films sind Actionszenen) fand ich nur bedingt gelungen, da ähnlich unzusammenhängend und sprunghaft wie die Handlung. Oft ist es auch sehr schwer dem Fluß der Actionszenen zu folgen, da (auch aufgrund Harks visuellem Kinkerlizchen-Overkill) diese Passagen sehr unübersichtlich inszeniert sind. Erschwerend kommt vor allem im sich sehr ziehenden Finale hinzu, dass Van Damme nur einer von mehreren (genau genommen vier) in die Action eingebundenen Darstellern ist, entsprechend wird permanent hin- und hergewechselt, wodurch nie sowas wie Spannung entstehen kann. Generell hätte es dem Film wohl gutgetan, wenn er sich mehr auf den Belgier konzentriert hätte.

So ist Knock Off unterm Strich ein recht zähes Vergnügen, das mich um so enttäuschter zurücklässt, da einige Ansätze wirklich vielversprechend waren. Hong Kong als Setting (gerade vor dem Hintergrund der farbenprächtigen Übergabe an die Chinesen) ist toll, die komödiantischen Passagen machen Laune, Van Damme überzeugt vor allem als eine Art moderner Belmondo indem er in Teilen bewusst mal sein übliches Klischee durchbricht, Harks visueller Einfallsreichtum ist bemerkenswert. Aber die oft lahmende und sehr unübersichtliche Inszenierung und vor allem die inhaltsleere und inkohärente Dramaturgie nehmen dem Film zu viel, als dass Knock Off das Mittelmaß durchbrechen könnte.

Wertung: 5 / 10
… die aktuelle Sichtung hat meinen vormaligen Sermon wirklich bis aufs i-Pünktchen bestätigt. Trotz diverser guter Ansätze und vor allem im ersten Teil des Films netter Szenen zieht sich gerade die zweite Hälfte enorm hin und versteigt sich zu sehr in der zwar zugegebenermaßen eindrucksvollen optischen Darbietung, auf Kosten derer (wobei diese Kausalität diskutabel ist) Dramaturgie und Figuren ziemlich auf der Strecke bleiben. Was dem Film vor allem fehlt ist meiner Ansicht nach Schwung und Tempo, den letzteres findet man trotz oftmals betont schnellgeschnittener Sequenzen äußerst selten, wohl auch weil der dramaturgische Fluss zumeist bleiern ist. Schade, aber irgendwo auch bezeichnend innerhalb Van Dammes Karriere, da auch Knock Off eine Art Schwellenfilm darstellt, nur in die entgegengesetzte Richtung wie UniSol. Die Zeit, in welcher der Belgier die Hand am A-Film hatte ging zu Ende und auch der gutgemeinte Ausflug nach Hong Kong konnte daran nichts ändern.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

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Knock Off, 1998 - Tsui Hark

Van Damme spielt den Klamottenfälscher Marcus Ray, der seine gefälschte Ware in die USA liefert um damit Geld zu verdienen. Die russische Mafia nutzt gefälschte Klamotten, Spielsachen und weiteres um Microbomben mit hoher Explosionskraft einzubauen. Als Ray davon erfährt will er das mit Hilfe der CIA und örtlichen Behörden aus Hongkong verhindern.

Der Film bzw seine Handlung ist sehr dünn, es wurde aber durchaus schon dünneres verwertet und doch solide verarbeitet, sodass am Ende ein sehr unterhaltsamer Actionfilm dabei heraus kam. Knock Off ist irgendwie nichts Ganzes und nicht Halbes, trotz des stellenweise guten Cast's.

Neben Jean-Claude Van Damme sind auch noch Rob Schneider, Paul Sorvino und Hongkong Star Michael Wong dabei. Leider schaffen sie es nicht den Film besser zu machen, aber zumindest sind sie auch keine verschlechterung.

Die Chemie zwischen Van Damme und Schneider ist für mich eigentlich klasse und funktioniert gerade in den ersten 3 Vierteln des Films gut. Der Humor passt, die Sprüche und Chemie - alles funktioniert. Obwohl Schneider eher für die albernen Rollen bekannt ist, wird es hier nie so extrem wie man zuerst vermutet, was sehr angenehm ist. Sorvino ist leider sehr verschenkt und spielt auch eher auf Sparflamme. Viel mehr gibt seine Rolle im Film aber auch nicht her. Gleiches gilt für Michael Wong, dessen Rolle auch eher dünn und interessant ist. Schade, dass man 2 solche Darsteller nicht besser genutzt und ihnen bessere Szenen gegönnt hat. So können beide nicht das Leisten was der Film gebraucht hätte und bleiben am Ende einfach verschenkt.

Die Actionszenen sind größtenteils gut inszeniert, nur wird es mit der Zeit etwas ermüdend die zwanzigste Zeitlupe einer Actionszene zu sehen. Da wäre es zwischendurch angebrachter gewesen dem Ganzen etwas mehr Tempo zu verleihen, vor allem da die raren Kampfszenen echt flott und derbe waren. Die Szene im Parkhaus als Beispiel war stark aber zu kurz. Da hätte man woanders auf 2-3 Zeitlupen verzichten und mehr flotte Fights einbauen können. Das gilt auch für das viel zu lange Finale das den Film unnötig ausbremst mit Szenen von Wong und Lela Rochen's Figur. So zieht sich das Ganze sehr und verhindert auch eine höhere Wertung.

Alles in allem ist der Film solide. Die Actionszenen sind zum großteil sehr unterhaltsam und auch der Humor und Van Damme/Schneider funktionieren gut. Das darf aber nicht alles sein. Wenn man gute Darsteller nicht nutzt, den Film unnötig streckt und oft auch einfach zu viel eigenen Stil versucht durchzudrücken, kann es ermüdend wirken. Vor allem mit den Ganzen Zeitlupen die Hark nutzt.

Am Ende bleibt die erste Zusammenarbeit von Tsui Hark und Van Damme doch die deutlich unterhaltsamere und bessere. Hier wäre mehr drin gewesen. Schade.

6/10

Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

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Van Damme-Mathon

Teil 2/5

iHaveCNit: Knock Off (1998)

Irgendwie gerade keine Ahnung, wie ich die Kritik zu „Knock Off“ beginnen soll, aber ich versuch es einfach mal. Der chinesische Regisseur hat Ende der 90er mit „Double Team“ (den ich unbedingt irgendwann mal nachholen muss) und „Knock Off“ einen kleinen Ausflug ins US-Kino gewagt und bei beiden Filmen mit dem Actionstar Jean-Claude Van Damme zusammengearbeitet. Und irgendwie schwimmt dieser Hong-Kong-Actionreißer im Fahrwasser unzähliger Hong-Kong-Actionreißer dieser Zeit.

Markus Ray und sein Partner Tommy handeln mit Marken-Imitaten. Als Jeans-Fälschungen mit eingebauten Mikrobomben den Markt überschwemmen und sich ein Todesfall ereignet, werden beide Zielscheiben chinesischer und russischer Mafiosi, Geheimdiensten und der Polizei. Und das genau in dem Zeitraum als die britische Kolonie an China übergeben wird.

In dem Actionreißer hat sehr viel Potential gesteckt. Es gibt zwar schon gute Actionsequenzen und Ideen, aber der irgendwie für mich wirre und chaotische Inszenierungsstil eines Tsui Hark sorgt eben dafür, dass die Action sehr chaotisch wirkt. Leider ist dieser Film nur einer von vielen Actionkrachern in der Filmografie eines Van Damme. Auch wenn man eine gewisse Chemie zwischen ihm und Rob Schneider spüren kann, so konnte ich für meine Verhältnisse nie etwas mit Rob Schneider anfangen und finde dass die Albernheiten dem ernsten Ton des Films dann doch geschadet haben. Nach heutigen Maßstäben wäre auch die Art, mit der z.B. eine Lela Rochon von der Kamera eingefangen wird, als sehr sexistisch einzustufen. Zum Glück hat man sich damals diese Fragen noch nicht gestellt. Allgemein hätte dem Plot und irgendwie auch dem Drehbuch ein wenig mehr Struktur und auch dem Film mehr Laufzeit gut getan.

„Knock Off“ - My First Look – 5/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

294
Teil 3/5

iHaveCNit: TimeCop (1994)

Zeitreisen, die lieben Zeitreisen – immer wieder gerne das Mittel der Wahl für Filme aller Art, weil es unzählige erzählerische Möglichkeiten gibt – genau wie die möglichen Fehler, die man hier machen kann. Peter Hyams Comicverfilmung TimeCop ist ein Film, der sich der Zeitreisenthematik widmet und gleichzeitig ein Cop-Actioner und Jean-Claude Van Damme-Vehikel ist.

Die Sicherheitsbehörden der USA stellen fest, dass kriminelle Vereinigungen Zeitreisen nutzen, um sich sowohl finanzielle als auch technische Vorteile zu sichern. Um dem Einhalt zu gebieten, wird eine Spezialeinheit aus dem Boden gestampft. Einer von ihnen ist der Cop Max Walker, der bei den Ermittlungen um Wahlkampfmanipulationen durch Zeitreisen auch mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.

Der Film ist ein recht interessanter und unterhaltsamer Cop-Actionthriller mit Science-Fiction-Einschlag, der sich sehen lassen kann – aber auch nur eine von vielen Actionern aus den 90ern von Van Damme ist. Ganz cool, dass wir ihn hier quasi in einer weiteren Doppelrolle erleben, was dann auch dem Gimmick des Films mit den Zeitreisen geschuldet ist. Das Problem bei Zeitreisen in Filmen ist, dass man wie eingangs erwähnt viele Fehler machen kann. Bei der Kontinuität – bei der Logik – bei der Art, wie die Geschichte konstruiert ist und auch wie sich der Erzählfluss gestaltet. Und hier fand ich den Verlauf des Films etwas wirr und konfus und der eigentlich kompakte Plot wird durch ein paar emotionale und weniger emotionale Subplots etwas aufgebläht. Auch wenn die handgemachten Effekte mir gefallen haben, so waren irgendwie die gewählten computergenerierten Effekte nicht mehr zeitgemäß und eine Idee am Ende doch etwas befremdlich. Aber JCVD macht hier einen guten Job und der Film ist auf jeden Fall recht kurzweilig.

„TimeCop“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

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Timecop (1994) – Peter Hyams

Ende der 80er und in den frühen 90ern waren Filme mit Science Fiction-Elementen gerngesehene Kassenmagneten. Was die diesbezüglich erfrolgreichen Filme wie Robocop, Total Recall, Zurück in die Zukunft 2, Terminator 2 oder auch Van Dammes eigener Ausflug in dieses Genre Universal Soldier alle gemein hatten war, dass sie entweder schweineteuer waren und entsprechend mit üppiger Ausstattung und Effekten protzen konnten und/oder fähige Regisseure an Bord hatten,die kleine Budgets mit viel Kreativität effektiv zu kaschieren wussten.

Der 1994 veröffentlichte Timecop erfüllt leider keines dieser Kriterien und so muss man dem als soliden Handwerker in die Filmgeschichte eingegangenen Peter Hyams (der in seinen besten Werken durchaus sehr gute und vor allem hochunterhaltsame Filme abzuliefern wusste) vor allem ankreiden, dass sein neuerlicher Ausflug ins SciFi-Genre in Bezug auf Ausstattung und Effekte äusserst bieder ausschaut (im Gegensatz zB seinem diesbezüglich grandios aussehenden 2010) und man dem Film sein genretechnisch eher überschaubares Budget von unter 30 Millionen jederzeit ansieht. Nicht nur schreien rund ¾ des Film förmlich mit aller Gewalt „STUDIO!“, schlimmer als das ist das wenig wertige und sehr nach Plastik ausschauende Production Design.

Ebenso irritiert die Mischung der näheren Zukunft 2004 aus weitgehend „normaler“ und wenig fortschrittlicher Ausstattung und superfuturistischem Design wie den im BladeRunner-Stil daherkommenden selbstfahrenden Fahrzeugen (die aber ausschauen wie ein stinknormaler PKW, dem man eine Plastikattrappe drübergestülpt hat – was wohl auch der Fall war). Auch die traurig antiquierten computergenerierten Effekte sahen bereits beim Entstehungszeitpunkt bedauernswert unecht aus und runden das Bild eines Films ab, dem es eigentlich zu keinem Zeitpunkt gelingt auch nur annähernd den technischen Standard seiner zeitgenössischen Genre-Kollegen zu erreichen.

Das allein wäre aber noch nicht einmal so tragisch, wenn der Film dafür mit einer packenden Geschichte und interessanten Figuren zu entschädigen wüsste. Leider herrscht aber auch hier Fehlanzeige, denn nicht nur ist das Timecop-Drehbuch ein wildes Sammelsurium aus Elementen artverwandter Filme wie diversen der bereits weiter oben genannten, vor allem konzentriert er sich auf eine äusserst dünne und wenig plausible Geschichte um einen stereotypen Politiker. Diesen gibt Ron Silver zwar gekonnt bösartig, aber da Drehbuch und Inszenierung mit seiner Figur nicht viel anzufangen wissen verpufft auch die Wirkung dieses routinierten Charakterkopfes. Enttäuschend ist auch, dass Timecop es sich viel zu einfach macht und die eigentlich interessanten Aspekte seines Konzepts, nämlich die Reisen in die Vergangenheit, entweder nur sporadisch aufgreift (wie in den gelungenen Passagen im ersten Drittel im amerikanischen Bürgerkrieg und am Schwarzen Freitag) oder sich mit einem billigen Kniff aus der Bredouille manövriert, um kostenintensive Sets zu vermeiden, indem man den Großteil der „Vergangenheit“ einfach im gegenwärtigen Jahr 1994 spielen lässt (was möglich ist, da die Haupthandlung im zukünftigen 2004 spielt, das aber wie bereits erwähnt wie eine Mischung aus 1995 und 2050 aussieht). Was bleibt ist am Ende ein müder Gegenwartskrimi, der analog zum Vorbild Zurück in die Zukunft 2 mit verschiedenen Zeitebenen und –Versionen spielt, dies aber eigentlich nur als billiges Gimmick verwendet und nie den durchdachten und gewitzten Ansatz des Zemeckis-Sequels erreicht.

Zur teilweisen Ehrenrettung des Films sei gesagt, dass Hyams Inszenierung dann immerhin noch routiniert genug ist vor allem in der ersten Hälfte einige gute Szenen darzubieten, vor allem immer dann wenn JCVD seine Künste als Martial Arts-Artist zum Besten geben darf nimmt der Film ein bisschen Fahrt auf (wie auch generell seine Kicks und Spagate einfallsreich in die Handlung eingebunden sind, etwa wenn er einen Ladendieb mit seiner Fusssohle stoppt oder er einem Stromschlag mittels Spagat entkommt). Auch profitiert der Film von seinem charmanten und gewitzten Hauptdarsteller, der seiner Rolle zwar einerseits eine gewisse glaubhafte Müdgkeit aufgrund der privaten Ereignisse um seine Figur verleiht, diese aber auch oft mit einem sympathischen Augenzwinkern spielt. Dafür endet der Film mit einem enttäuschend konventionellen Finale (mal wieder keilt JCVD im Regen), welches sich dröge dahinzieht und wiederum keinen echten Nutzen aus dem Motiv einer Szenenvariation (da die Geschehnisse des Finale bereits zu Beginn des Films mit etwas andererm Ablauf zu sehen waren) zieht.

Fazit: Timecop ist kein guter Film und enttäuscht vor allem auf handwerklicher Ebene. Allein seinem Hauptdarsteller, einigen guten Einzelszenen und ein paar netten Actionmomenten verdankt er es, dass er im Umkehrschluss nicht auch noch zu einem schlechten Film wird.

Wertung: 5,5 / 10
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Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

296
Teil 4/5

iHaveCNit: Sudden Death (1996)


So, die 2. Zusammenarbeit von Peter Hyams und Jean-Claude Van Damme stand gerade bei mir an. Mit „Die Hard“ bzw. „Stirb Langsam“ kam eine gewisse Plot-Struktur scheinbar Ende der 80er bis in die 90er und auch noch heutzutage in Mode. Ein normaler Mann stellt sich einer Bedrohung durch schwerbewaffnete Verbrecher, die irgendetwas in Beschlag nehmen und durch Erpressung einen nicht geringfügigen Teil an Reichtum herausschlagen wollen. Damit lässt sich aber bei einigem an Mittelmäßigkeit manch ein Actionbrett blicken. „Sudden Death“ liegt irgendwo dazwischen, geht für mich aber mehr in die Richtung eines Bretts.

Darren McCord war einst Feuerwehrmann und Brandermittler, heute ist er für die Sicherheit in einem Hockeystadion in Pittsburgh zuständig. Beim Stanley-Cup jedoch stürmen Terroristen das Stadion und nehmen unter anderem den US-Vizepräsidenten und McCords Tochter als Geiseln. Sie verlangen eine nicht unerhebliche Menge Geld, sonst sprengen sie das ganze Stadion in die Luft. McCord muss die Situation unter Kontrolle bringen .. ehe der Schlusspfiff ertönt.

Klar ist das „Die-Hard“-Prinzip nicht neu und unbekannt, aber in Form dieser schnellen, unmittelbaren Handlung gibt es einem das Gefühl in Echtzeit dabei zu sein – so als wäre man selbst im Stadion. Es geht hin und her und es ist immer was los, so dass der Film nie langweilig wird. Die Action kann sich sehen lassen und Van Damme macht seinen Job sehr gut. „Everything that could happen, will happen“ trifft in diesem Film absolut zu, unabhängig davon, wie logisch das überhaupt sein kann. Ich mache es kurz – der Film hat mich mit seiner kurzweiligen Handlung und der rasanten Action überzeugt und sehr viel Spaß gemacht.

„Sudden Death“ - My First Look – 8/10 Punkte
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Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

299
Teil 5/5

iHaveCNit: Until Death (2007)


Als letzter Teil einer kleinen Reise durch ein paar von Jean-Claude Van Damme´s Filme geht es in das Cop-Drama „Until Death“, das hierzulande im Jahre 2007 nur im Heimkino erschienen ist.

New Orleans 2006, Anthony Stowe ist ein Undercover-Cop, der im Drogenmilieu auch gegen seinen ehemaligen Partner Callaghan ermittelt und mit ihm eine offene Rechnung hat. Durch einen Hinterhalt wird er ins Koma geschossen, aus dem er Monate später erwacht – und Rache schwört.

Wenn man mal Lust hat auf ein Cop-Rache-Drama, dass sich etwas zu viel Zeit lässt für seine Handlung, dann ist man bei „Until Death“ gut bedient. Der „Production Value“ ist jetzt nichts, was für mich Hochglanz und Kinoformat ausmacht, da ist der Vertriebsweg schon gut gewählt, ihn direkt im Heimkino gebracht zu haben. Für meinen Geschmack sah der Film etwas zu günstig produziert aus, auch bei einigen Schnitten und Kamerafahrten sowie -Einstellungen habe ich mir die Frage gestellt, was das jetzt genau für einen Zweck hat. Man darf bei dem Film jetzt nicht die große Action und auch die klassische Van-Damme-Martial-Arts-Action erwarten, auch wenn es durchaus die ein oder andere Action- und Gewaltspitze gibt, die auch dann etwas brutaler sein darf. Aber hier darf ein Van Damme mal ein bisschen mehr in seinen Charakter abtauchen und ihm Tiefe verleihen, was ich für eine der großen Stärken von „Until Death“ halte.

„Until Death“ - My First Look – 6/10 Punkte.

Zusammenfassung:
„Universal Soldier“ - My First Look – 8/10 Punkte.
„Knock Off“ - My First Look – 5/10 Punkte.
„TimeCop“ - My First Look – 7/10 Punkte.
„Sudden Death“ - My First Look – 8/10 Punkte
„Until Death“ - My First Look – 6/10 Punkte.


Wird demnächst bei Zeit (werde noch eine "Halloween"-Franchise-Rückschau machen, genau wie eine zu "Harry Potter" und der "Millenium-Trilogie + Fincher-Anhang") dann mal zu folgenden Van-Damme-Filmen in Eigenregie etwas schreiben:
- Black Eagle
- Bloodsport
- Karate Tiger 3 - Der Kickboxer
- Leon
- Geballte Ladung - Double Impact
- Harte Ziele
- Inferno
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Re: Der Jean-claude Van Damme Thread

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Ich muss Sudden Death erst mal überspringen, schaue aber, dass ich ihn noch nachhole. Daher also gleich zu Teil 5:


Until Death (2007) – Simon Fellows

Until Death nimmt im Oevre des belgischen Marial Arts-Spezialisten Jean-Claude Van Damme durchaus eine gewisse Sonderstellung ein, da der Film einem reinrassigen Charakter-Drama so nah kommt wie sonst wohl nur die kurz danach entstandene Filmkunst-Perle JCVD. Zwar verkauft sich Until Death vordergründig immer noch als Crime-Thriller mit Actioneinlagen, tatsächlich stellt der Subplot um Korruptions- und Drogendelikte sowie die damit einhergehende polizeiliche Jagd nach dem großen Drahtzieher „Callahan“ (bemerkenswert blass und eindruckslos gespielt vom sonst so zuverlässigen Stephen Rea) allerdings lediglich einen dünnen roten Faden dar, an dem der Film seine zahlen- und Screentime-mäßig deutlich überlegenen dramatischen Szenen anknüpfen kann. Gleiches lässt sich über die ohnehin eher spärlich gesäten Action-Elemente sagen, die zuweilen auch fast schon wie ein Fremdkörper wirken, was im Speziellen für das zu lange und wenig packende Finale im Dauerballer-Modus gilt.

Deutlich besser funktioniert der Drama-Teil des Films, welcher sich erfreulicherweise viel Zeit nimmt für die Charakterstudie eines Drogen-Cops, der außerhalb jeglicher moralischer Grenzen lebt. Also solcher brilliert Van Damme mit einer seiner besten schauspielerischen Leistungen und es gelingt ihm mit erstaunlich nuanciertem Spiel sowohl den ausgebrannten Egomanen der ersten Filmhälfte wie auch den durch äußere Umstände mehr oder weniger zwangsweise geläuterten Rekonvaleszenten überzeugend darzustellen. Der charakterliche Wandel der Hauptfigur (welcher sehr dem von Harrison Fords Anwalt in In Sachen Henry ähnelt) sowie die damit einhergehenden Schuld- und Sühne-Aspekte verleihen dem Film durchaus ein gewisses inhaltliches Gewicht. Zwar würde man auch dem Drama-Anteil des Films durchaus ein etwas flotteres und weniger getragenes Tempo wünschen, allerdings muss man Until Death zugestehen, dass seine diesbezügliche Schwere auch effektiv den zentralen Schwermut der Hauptfigur unterstreicht wie sie auch generell die eher deprimierende Grundstimmung des Films betont.

Richtig Pluspunkte kann die kreative und variantenreiche Bildinszenierung von Simon Fellows sammeln, da sie dem Film viel Eleganz verleiht und ihn deutlich wertiger erscheinen lässt, als es angesichts des mit 15 Millionen Dollar eher spärlichen Budgets eigentlich zu erwarten wäre. Glücklicherweise verliert sich der in großen Teilen in Bulgarien entstandene Film so nie in der typischen Lagerhallen- und Plattenbau-Tristesse, welche gemeinhin so typisch für Produktionen von Avi Lerners Millenium-Fließband ist, und geht auch inhaltlich problemlos als New Orleans-Double durch. Lediglich im bereits kritisierten Finale verlässt man sich dann doch wieder all zu sehr auf den rustikalen Charme ausrangierter Lagerhallen.

Unterm Strich hat Until Death also durchaus einiges an richtig guten Elementen zu bieten, die leider durch ein zuweilen etwas zu behäbiges Tempo sowie den sehr selbstzweckmäßig anmutenden Crime-Subplot nicht so zur Geltung kommen, wie man es ihnen wünschen würde. So bleibt am Ende vor allem Van Dammes richtig starke darstellerische Performance in Erinnerung, der man einen (noch) würdigeren Rahmen gewünscht hätte.

Wertung: 6 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"