Re: Jean-Paul Belmondo

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Zudem hatte Belmondo vor 15 Jahren einen schweren Schlaganfall und ist infolge dessen immer noch halbseitig gelähmt. Seitdem hat er nur noch einen Film gedreht, den 2008 entstandenen "Un homme et son chien", in dem er einen alternden, kranken und einsamen Mann spielt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Pierrot le fou

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photographer hat geschrieben:ß
Sinngemäß verfährt Jean-Luc Godard mit seinem ersten farbigen Cinemascope-Film,
Das war in Wahrheit Eine Frau ist eine Frau, Godards dritter Film und ebenfalls mit Belmondo und Anna Karina. Eine ungewöhnliche Wahl, denn das ist eher ein Kammerspiel. Tarantino war halt beileibe nicht der erste der für sowas das Breitformat wählte.
Und auch Die Verachtung war noch vor Pierrot le fou.

Und ich denke nicht daß Spiel mir das Lied vom Tod den Italowestern zu Grabe getragen hat. Der war zu dem Zeitpunkt noch sehr vital, und Corbucci hatte zum selben Zeitpunkt gerade eher die Regeln des Genres gebrochen, bzw auf böse Art variiert. Wenn dann hat Leone den Italowestern mit Mein Name ist Nobody verabschiedet, indem er diesen noch deutlicher mit den Motiven des Spätwestern kreuzte.

Re: Sergio Leone / Jean-Paul Belmondo

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Maibaum hat geschrieben:Das war in Wahrheit "Eine Frau ist eine Frau", Godards dritter Film und ebenfalls mit Belmondo und Anna Karina.
Da hast Du natürlich vollkommen Recht. Mein Vertun.

Revoked hat geschrieben:Und ich denke nicht, dass "Spiel mir das Lied vom Tod" den Italowestern zu Grabe getragen hat.
Ich lege es für mich so aus, dass mit "Spiel mir das Lied von Tod" Sergio Leone bei seinem von ihm geschaffenen Subgenre des 'harten' Italowesterns sich gegen seine unzähligen Nachahmungstäter mit einem Überwerk noch einmal als König dieses Metiers behaupten konnte, während zu Beginn der Siebziger dann der Einzug der italienischen Westernkomödien in der Inszenierung von E. B. Clucher aka Enzo Barboni eine konsequente Weiterentwicklung und Antwort auf die sich langsam totlaufende Welle der Italowestern darstellte, so dass die Bedeutsamkeit der humorvollen Prügelwestern mit Terence Hill & Bud Spencer das Metier in seiner Wahrnehmung beim Massenpublikum enorm verändern sollte – ähnlich wie die James Bond-Filme, die sich ab Mitte der Sechziger gegen eine überbordende Anzahl an Nachahmungstätern und billigen Imitaten zu Wehr setzen mussten und nach "You only live twice" dann zu Ende jenes Jahrzehnts nicht mehr den enormen Anklang beim weltweiten Massenpublikum finden konnten.

Der bedeutende "Il grande silenzio" von Sergio Corbucci ist, wie richtig von Dir vermerkt, fast parallel mit Leones viertem Western in die Kinos gekommen und sicherlich als weiteres bedeutendes Abschlußwerk des Italowestern zu werten, während weitere Nachfolgefilme innerhalb dieses Subgenres dann eigentlich keinen wirklichen Stellenwert von Weltruf geniessen dürften und dieses Subgenre im Ganzen dann an Bedeutung verlor.
Auch wenn "Il mio nome è Nessuno" vielleicht als Italowestern mit einigen komischen Elementen bezeichnet werden kann, so wirkt er für mich doch eher wie ein verunglückter Zwitter, der versucht Hollywood-, Italo- und Klamaukwestern zu verbinden und in der Rückschau eher als zu verspätete Antwort Leones auf den neu entstandenen Spaßwestern gewertet wird, so dass dieser in meinen Augen wie eine verunglückte Nachgeburt erscheint.


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Abschliessend eine Frage zum eigentlichen Kernthema dieses Threads:


Besitzt jemand vielleicht den Film "Les misérables" (1995) von Claude Lelouch in einer deutschen Tonfassung oder weiß ob es diesen als DVD mit deutschen Ton wirklich gibt?
Ich habe diesen Film mal als französische Laserdisc mit englischen Untertiteln besessen. Obwohl der Film als bester ausländischer Film 1996 mit einem Golden Globe ausgezeichnet worden ist, scheint er in Deutschland nie in den Kinos gelaufen zu sein.
Eine Fernsehausstrahlung in der Bundesrepublik Deutschland habe ich bei diesem Film bisher richtig bewusst nicht mitbekommen.
Kann mir hier irgendjemand zu diesem Thema bitte weiterhelfen?


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Re: Sergio Leone / Jean-Paul Belmondo

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photographer hat geschrieben: Abschliessend eine Frage zum eigentlichen Kernthema dieses Threads:


Besitzt jemand vielleicht den Film "Les misérables" (1995) von Claude Lelouch in einer deutschen Tonfassung oder weiß ob es diesen als DVD mit deutschen Ton wirklich gibt?
Ich habe diesen Film mal als französische Laserdisc mit englischen Untertiteln besessen. Obwohl der Film als bester ausländischer Film 1996 mit einem Golden Globe ausgezeichnet worden ist, scheint er in Deutschland nie in den Kinos gelaufen zu sein.
Eine Fernsehausstrahlung in der Bundesrepublik Deutschland habe ich bei diesem Film bisher richtig bewusst nicht mitbekommen.
Kann mir hier irgendjemand zu diesem Thema bitte weiterhelfen?


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Eine sehr gute Frage, der Film interessiert mich auch schon seit langem. Meines Wissens gibt es keine deutsche VHS-/DVD-Auswertung, an eine TV-Ausstrahlung kann ich mich auch nicht erinnern. Immerhin bietet die gemeinhin recht verlässliche Deutsche Synchronkartei eine umfangreiche Übersicht über die Synchronbesetzung (u.a. mit Rainer Brandt auf Bebel).
https://www.synchronkartei.de/?action=s ... lm&id=4581
Der Film muss demnach also in irgendeiner Form eine deutsche VÖ erfahren haben, sei es via Kino oder als TV-Premiere. Da man bezüglich eines deutschen Kinostarts im Netz nichts finden kann würde ich eher letzteres vermuten. Das ZDF hat in den späten 80ern und 90ern sich ja noch diverse Synchros geleistet, möglicherweise waren die Miserablen da auch dabei. Das ist aber wohl gemerkt reine Spekulation, die verfügbaren Infos zu einer deutschen Version sind da leider sehr spärlich.

Somit bleibt als einzige Alternative die französische DVD, die aber leider ohne Untertitelung ist (wobei man im Netz eine separate englische Untertitelspur finden kann).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: "Les misérables" (1995er Fassung von Claude Lelouch)

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Kurznotiz am Rande:

Da das französische Filmdrama von Claude Lelouch unter anderem auch das Thema Judenverfolgung in Frankreich zur Zeit des Nationalsozialismus behandelt, habe ich immer so ein bisschen das Gefühl, dass der US-amerikanische Kultregisseur Quentin Tarantino bei diesem Film einige Anregungen für seinen späteren kontrafaktischen Kriegsfilm "Inglourious Basterds" (2009) vorgefunden haben könnte.


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Re: Sergio Leone / Jean-Paul Belmondo

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photographer hat geschrieben:
Ich lege es für mich so aus, dass mit "Spiel mir das Lied von Tod" Sergio Leone bei seinem von ihm geschaffenen Subgenre des 'harten' Italowesterns sich gegen seine unzähligen Nachahmungstäter mit einem Überwerk noch einmal als König dieses Metiers behaupten konnte, während zu Beginn der Siebziger dann der Einzug der italienischen Westernkomödien in der Inszenierung von E. B. Clucher aka Enzo Barboni eine konsequente Weiterentwicklung und Antwort auf die sich langsam totlaufende Welle der Italowestern darstellte, so dass die Bedeutsamkeit der humorvollen Prügelwestern mit Terence Hill & Bud Spencer das Metier in seiner Wahrnehmung beim Massenpublikum enorm verändern sollte – ähnlich wie die James Bond-Filme, die sich ab Mitte der Sechziger gegen eine überbordende Anzahl an Nachahmungstätern und billigen Imitaten zu Wehr setzen mussten und nach "You only live twice" dann zu Ende jenes Jahrzehnts nicht mehr den enormen Anklang beim weltweiten Massenpublikum finden konnten.

Der bedeutende "Il grande silenzio" von Sergio Corbucci ist, wie richtig von Dir vermerkt, fast parallel mit Leones viertem Western in die Kinos gekommen und sicherlich als weiteres bedeutendes Abschlußwerk des Italowestern zu werten, während weitere Nachfolgefilme innerhalb dieses Subgenres dann eigentlich keinen wirklichen Stellenwert von Weltruf geniessen dürften und dieses Subgenre im Ganzen dann an Bedeutung verlor.
Auch wenn "Il mio nome è Nessuno" vielleicht als Italowestern mit einigen komischen Elementen bezeichnet werden kann, so wirkt er für mich doch eher wie ein verunglückter Zwitter, der versucht Hollywood-, Italo- und Klamaukwestern zu verbinden und in der Rückschau eher als zu verspätete Antwort Leones auf den neu entstandenen Spaßwestern gewertet wird, so dass dieser in meinen Augen wie eine verunglückte Nachgeburt erscheint.
Ende 1968 hatte der IW mit Spiel mir das Lied von Tod und den beiden Corbucci Filmen Il grande Silenzio und Il mercenario sicherlich seinen künstlerischen Zenit erreicht, aber in den beiden Folgejahren sind noch eine ganze Reihe bemerkenswerter und ungewöhnlicher IW entstanden. Ab 1970 wurde aber zunehmend deutlich daß sich der IW zu Tode gefilmt hatte (insgesamt waren das ja über 500 Western in wenigen Jahren), und kommerziell wurde der dramatische IW dann von den IW Komödien abgelöst, vor allem nach dem Mega-Erfolg von 4 Fäuste für ein Halleluja.

Mein Name ist Nobody ist aber zur Hälfte ein ganz ernsthafter und sehr melancholischer Spätwestern über das Verschwinden des Westens, und bietet sich in mehrfacher Hinsicht als Abschluß an. Danach sind dann auch tatsächlich nur noch relativ wenige IW gedreht worden.

Re: Jean-Paul Belmondo

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BORSALINO

Der Klassiker und Erfolgsfilm mit Jean-Paul Belmondo und Alain Delon in den Hauptrollen aus dem Jahre 1970 kommt am Sonntag, den 2. Dezember um 20.15 Uhr auf ARTE, der Nachfolger BORSALINO & CO folgt am Montag.

https://www.arte.tv/de/videos/065846-000-A/borsalino/

Warum auch immer, gibt es diesen französisch-italienischen Gangsterfilm von Jacques Deray in Deutschland nicht mit deutschen Ton zu bekommen.


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Zuletzt geändert von photographer am 1. Dezember 2018 20:01, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Jean-Paul Belmondo

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Ich brauche mal eure Hilfe. Ich suche einen Belmondofilm, den ich vor einigen Jahren mal gesehen habe, der mir sehr gefiel, dessen Titel mir aber nicht mehr einfällt.

Anhaltspunkte:
- spielt in den späten 70ern / frühen 80ern
- eher ernst a la Angst über der Stadt / Der Profi
- Haupthandlungsort meine ich war Marseille (viel Hafen?)
- Belmondo ist Bulle (Drogenfahnder?)
- (vielleicht gab es eine Verfolgungsjagd mit Booten?)
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Jean-Paul Belmondo

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Revoked hat geschrieben: 10. Februar 2020 22:13 Ich brauche mal eure Hilfe. Ich suche einen Belmondofilm, den ich vor einigen Jahren mal gesehen habe, der mir sehr gefiel, dessen Titel mir aber nicht mehr einfällt.

Anhaltspunkte:
- spielt in den späten 70ern / frühen 80ern
- eher ernst a la Angst über der Stadt / Der Profi
- Haupthandlungsort meine ich war Marseille (viel Hafen?)
- Belmondo ist Bulle (Drogenfahnder?)
- (vielleicht gab es eine Verfolgungsjagd mit Booten?)
Das müsste Der Aussenseiter sein, jedenfalls spielt der im ersten Drittel im Marseille der frühen 80er, Belmondo ist Drogenfahnder und stoppt einen Drogenkurier im Schnellboot.



Theoretisch könnte es aber auch Der Windhund sein, der spielt im Nizza der späten 70er, u.a. auch ab und an in Hafennähe und Bebel ist auch hier mal wieder ein Bulle. Boote gibt's da aber keine.
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Re: Jean-Paul Belmondo

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Revoked hat geschrieben: 11. Februar 2020 19:35 Dank dir. Es müsste der Aussenseiter sein :).
Obwohl der Windhund Trailer auch vielversprechend ist.
Ich hätte aufgrund deiner Angaben auch auf den Aussenseiter getippt. Der Windhund ist auch eine Sichtung wert, der Film pendelt wie viele der Belmondos der 70er und 80er zwischen hartem Thriller und locker-coolem Sprüchefestival, wobei letzteres die Ernsthaftigkeit dennoch eigentlich nie in Frage stellt (wie z.B. beim Puppenspieler). Als Empfehlung für einen durchgängig harten Belmondo-Thriller würde ich wenn wir schon dabei sind unbebdingt noch den Greifer nennen wollen, welcher in seiner knorrig-seriösen Machart schon sehr nah an Angst über der Stadt ist:
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