Welches sind die drei besten Scorsese-Filme?

Who's that knocking at my door? (Keine Stimmen)
Boxcar Bertha (Keine Stimmen)
Mean Streets (Keine Stimmen)
Alice doesn't live here anymore (Keine Stimmen)
Taxi Driver
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (19%)
New York, New York (Keine Stimmen)
Raging Bull (Keine Stimmen)
The King of Comedy (Keine Stimmen)
After Hours (Keine Stimmen)
The Color of Money
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (5%)
The Last Temptation of Christ
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (5%)
Life Lessons
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (5%)
Goodfellas
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (14%)
Cape Fear (Keine Stimmen)
Age of Innocence (Keine Stimmen)
Casino
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (19%)
Kundun (Keine Stimmen)
Bringing out the Dead (Keine Stimmen)
Gangs of New York (Keine Stimmen)
Aviator (Keine Stimmen)
The Departed
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (19%)
Shutter Island
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (5%)
Hugo Cabret (Keine Stimmen)
The Wolf of Wall Street
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (10%)
Silence (Keine Stimmen)
The Irishman (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 21

Re: Die Filme des Martin Scorsese

363
Es stimmt, dass ich mit dem späten Scorsese nur noch selten warm werde, liegt auch an seinem DiCaprio-Fetischismus, den ich nicht teile. Wobei natürlich in erster Linie seine Inszenierung und die von ihm verhandelten Stoffe mich einfach nicht mehr packen. Lediglich "Wolf" fand ich sehr schmissig, aber den mochten viele andere dan wiederum nicht.
Dennoch würde mich deine Meinung zu Silence interessieren, ob Garfield mal wieder die im Trailer suggerierte Erlöserrolle hat und ob der Film ähnlich träge und öde dahinschlurft wie Aviator. Ob er "Mission" nach was SIgnifikantes hinzufügen kann und an Liam Neeson noch Drama kann. Also Fragen über Fragen. :)
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

364
Silence (2017, Martin Scorsese)

Es ist bitter: Nach über 25 Jahren, in denen er sich mit dem Stoff beschäftigt hat, konnte Martin Scorsese sein Wunsch- und Herzensprojekt Silence endlich in die Lichtspielhäuser bringen, nur um finanziell damit ordentlich unterzugehen. Woran liegt es? Ist der Stoff zu schwerfällig für die Popcorn verschlingenden Kinogänger? Vermutlich, denn Scorsese lässt hier all die religiösen Motive, die sein Werk vom ersten Tag an wie Leitfaden durchzogen haben, in einer ausgedehnten Missionarsgeschichte kulminieren. Zwei junge Jesuitenpriester reisen im 17. Jahrhundert ins buddhistische Japan, in dem Christen gnadenlos von den Autoritäten verfolgt werden und sich und ihren Glauben versteckt halten müssen. Die Mission lautet nicht nur, das Wort Gottes zu verbreiten und den gepeinigten christlichen Bevölkerungsgruppen in ihren dunklen Stunden beizustehen, sondern auch einen sagenumwobenen Priester ausfindig zu machen, der Gerüchten zufolge vom kirchlichen Weg abgekommen sei. Dieser Auftrag ist für die beiden Protagonisten eine Herzensangelegenheit, genau wie der Film für Scorsese.

Der frühere Priesteranwärter Scorsese ist viel zu klug und filmisch zu reif, um eine schlichte Dämonisierung der japanischen Christenverfolgung oder im Umkehrschluss ein Heiligenbild der mutigen Priester, die sich dieser Gefahr ausliefern, abzugeben. Vielmehr ist Silence ein Drama über die inneren Zweifel und Widersprüche eines Gläubigen, die sich äusserlich in der schweren christlichen Metaphorik seiner Monologe und der Geschichte um den unnachgiebigen Kampf zweier religiöser Kulturen manifestiert. Die Reise in die Dunkelheit und in die Gefahr, um eine verlorengegangene, über alle Massen mystifizierte Legende aus den eigenen Reihen zu finden erinnert an Apocalypse Now und dessen literarische Vorlage Heart of Darkness, die schlichte Eleganz der Bilder von mittelalterlichen japanischen Stätten und dem grenzenlos anmutenden, regnerischen und nebelverhangenen Urwald kommt einer transzendierten Hommage an Akira Kurosawas Klassiker gleich. Es geht darum ob ein Baum in diesen fremden Ländereien nicht gedeihen kann, oder der zugrunde liegende Boden vergiftet wurde, wie es der Inquisitor, herausragend verkörpert vom japanischen Komiker Issey Ogata, in seinen elegant geschriebenen verbalen Konfrontationen mit dem Priester Rodrigues erläutert. Die Frage nach dem richtig und falsch der portugiesischen Kolonialisierungs- und Missionierungsversuche wird dem Zuschauer gegenüber nicht eindeutig beantwortet, zu tief ist Silence zu diesem Punkt bereits in eine undurchschaubare Grauzone eingetaucht.

Wenn man genauer nachdenkt und die Wirkung dieses Films Revue passieren lässt ist es kein Wunder mehr, weshalb Silence so rar besucht wird. Auch wenn die Verbindung durch den Namen Scorsese auf dem Filmplakat steht - dass eine langsam erzählte, elegische Studie über den Glaubenskonflikt eines Mannes in einer fremden Welt weniger Leute anlockt als ein lustig umherkriechender, zugedröhnter Leonardo DiCaprio und eine sexualisierte Margot Robie ist glasklar, wenn auch schade. Denn Silence erlaubt es trotz oder gerade wegen seiner vermeintlichen Sperrigkeit, darin einzutauchen, und sich mit den Konflikten auf einer emotionalen Ebene zu befassen. Den Zuschauer, der dazu bereit ist, lenkt wenig ab, denn der Filmtitel ist Programm und bis auf die sanfte, hintergründige Geräuschkulisse von zirpenden Grillen und plätschernden Bächen herrscht Stille, die es einem erlaubt dem gezeigten und gesagten in aller Ruhe zu folgen und es zu verarbeiten. Für mich haben sich die zweieinhalb Stunden gelohnt, auch wenn ich nicht wirklich ausdrücken kann, was denn am Ende von dieser filmischen Reise geblieben ist, ob das Ende einfallslos oder clever ist, ob der Film prätentiös oder genial ist. Vermutlich alles zusammen.
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

365
Klingt so las wüsstest du selbst nicht, was du mit dem Film anfangen sollst. :wink: Bei mir liegt die Abneigung den im Kino zu schauen nur zum Teil am für mich immer uninteressanter gewordenen Regisseur, vielmehr habe ich momentan wenig Lust auf religiöse Themen wie Missionierung, Fundamentalismus etc. vielleicht weil sie gerade so aktuell bzw. überpräsent sind.
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

366
vodkamartini hat geschrieben:Klingt so las wüsstest du selbst nicht, was du mit dem Film anfangen sollst.
Nur bedingt, es geht hier um einen Spielraum zwischen 8 und 10, um mal wieder unsere Skala zu bemühen. Interessant fand ich den Film allemal, aber ich brauche vermutlich noch eine zweite Sichtung um mich genauer damit auseinandersetzen und ein finales Urteil fällen zu können.

Ich wollte halt ursprünglich doch nichts schreiben weil sich die Beschäftigung des Forums mit Scorsese gefühlt ausschliesslich darauf begrenzt zu sagen dass früher alles besser war, aber auch davon abgesehen nur wenig Interesse vorhanden zu sein scheint, denn auch seine anerkannten Klassiker sind selten bis nie Gesprächsthema, was ich erstaunlich finde wenn ich sehe wie die User dafür seitenlang über Blade Runner (und QoS :)) philosophieren können. Temptation of Christ wurde kürzlich mal angezapft, aber weil ich den selber noch nicht gesehen habe konnte ich nicht mit einsteigen.
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

367
Vielleicht liegt es daran daß alle zu Scorseses Filmen ungefähr die gleiche Meinung haben, dann bleibt halt nicht viel zum fetzen ... ähh diskutieren.

Andererseits hat dieser Thread doch schon 25 Seiten, also ist vielleicht auch einfach alles schon diskutiert worden?
Zuletzt geändert von Maibaum am 4. März 2017 14:44, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

368
Bei mir hat das einen besonderen Grund :D : ich mag auch den frühen Scorsese nicht sonderlich bzw. seine Filme. Objektiv hat er schon gute Arbeit abgeliefert, aber bei mir macht es bei seinen Filmen praktisch nie "Click". Deshalb äußere ich mich auch nicht über ihn, da ich wenig Anreiz dazu verspüre. Einzige Ausnahmen sind Casino und Good Fellas, die fand dich beide toll.
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

370
Maibaum hat geschrieben:Andererseits hat dieser Thread doch schon 25 Seiten, also ist vielleicht auch einfach alles schon diskutiert worden?
Ist es? Ich habe jetzt nichts nachgeprüft aber soweit ich weiss ist da eine längere Off-Topic-Diskussion am Anfang, dann ein paar Seiten zu Wolf of Wall Street und später noch vieles über seinen ausgerechnet uninteressantesten Film, Shutter Island. Aber gab es schon mal ernsthafte Auseinandersetzungen mit Taxi Driver? Raging Bull? Mean Streets? Goodfellas? Ich glaube nicht, und zu seinen neueren (guten) Filmen wie Gangs oder Departed wohl noch weniger weil die ausser mir fast keiner mag.
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

372
GoldenProjectile hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Andererseits hat dieser Thread doch schon 25 Seiten, also ist vielleicht auch einfach alles schon diskutiert worden?
Ist es? Ich habe jetzt nichts nachgeprüft aber soweit ich weiss ist da eine längere Off-Topic-Diskussion am Anfang, dann ein paar Seiten zu Wolf of Wall Street und später noch vieles über seinen ausgerechnet uninteressantesten Film, Shutter Island. Aber gab es schon mal ernsthafte Auseinandersetzungen mit Taxi Driver? Raging Bull? Mean Streets? Goodfellas? Ich glaube nicht, und zu seinen neueren (guten) Filmen wie Gangs oder Departed wohl noch weniger weil die ausser mir fast keiner mag.
Soll ich dir jetzt 1000 großartige Filme aufzählen zu denen es hier noch keine Diskussion gab?

Daniell müsste halt mal versuchen Taxi Driver oder Raging Bull zu schauen (mit voraussagbarem Ergebnis), dann gäbe es sicher eine kleine hübsche wenn auch vorhersehbare Diskussion ...

Re: Die Filme des Martin Scorsese

373
vodkamartini hat geschrieben: Departed war schon ok, nur wenn man vorher das asiatische Original gesehen hat - was ich habe -, dann wirkt er irgendwie überflüssig.
Das würde ich jetzt nicht sagen, aber wirklich überzeugend war er trotzdem nicht. Bei Gangs muß ich dir zustimmen.

Aber ich kenne noch jemanden, dessen Meinung ich immer interessant finde, der den späten Marty stets verteidigt, und ihn nicht für tot hält, aber die Mehrheit seiner früheren Bewunderer findet ihn eigentlich nicht mehr so interessant.
Vielleicht gefällt mir ja Silence, der anderswo bös verrissen wurde. Aber große Lust ihn mir anzuschauen habe ich gerade nicht

Re: Die Filme des Martin Scorsese

374
Maibaum hat geschrieben:Soll ich dir jetzt 1000 großartige Filme aufzählen zu denen es hier noch keine Diskussion gab?
Gerne.
Maibaum hat geschrieben:Daniell müsste halt mal versuchen Taxi Driver oder Raging Bull zu schauen (mit voraussagbarem Ergebnis), dann gäbe es sicher eine kleine hübsche wenn auch vorhersehbare Diskussion ...
Auch gerne.
Maibaum hat geschrieben:Vielleicht gefällt mir ja Silence, der anderswo bös verrissen wurde. Aber große Lust ihn mir anzuschauen habe ich gerade nicht
Wurde er? Ich meinte er sei vor allem finanziell abgeschmiert. Aber die meisten Kritiken die ich gelesen habe (nach dem Film) waren eher positiv.
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Re: Die Filme des Martin Scorsese

375
Ne, auf Silence hab ich thematisch bedingt keine Lust. Das hat wenig mit Scorsese zu tun, sondern sind eher dieselben Gründe, die mich auch vom jüngsten Gibson-Kriegsfilm fernhielten. :D
Demnächst wollte ich aber eventuell mal Departed und Goodfellas einer Re-Sichtung unterziehen. Vielleicht bietet sich dann ja mal die Gelegenheit, Goldi.
https://filmduelle.de/

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