Casino Hille hat geschrieben:Weiß hier eigentlich schon jemand, dass ich neben McTiernan und Milius auch ganz besonders Bigelow für eine Action-Päpstin halte?
Ich mag die Biggi auch sehr, wobei ich – das wird den Vodka jetzt überraschen
– vor allem Point Break und Strange Days in höchsten Ehren halte. Strange Days war im Kino seinerzeit ein echter cineastischer Trip: grossartig photographiert, kunstvoll inszeniert, grandios besetzt (u.a. auch wieder mit dem hier wie immer starken Wincott), enorm stylish. Und Point Break ist für mich eh einer der besten Actionfilme überhaupt, ein sagenhaftes Brett voller Emotionen und Adrenalin. Reeves und Swayze sind sensationell gut (Busey auch), die Action ist schlicht atemberaubend. Point Break fühlt sich für mich auch irgendwie ein bisschen wie die actionlastige Fortsetzung von Milius gleichermaßen grossartiger Surfer-Saga Big Wednesday an, vermutlich auch weil Gary Busey eine Art Bindeglied darstellt.
Casino Hille hat geschrieben:Jedenfalls, wie auch Bigelow wusste Milius nun einmal, dass Swayze perfekt für Actionfilme ist. Der macht in Red Dawn eine hervorragende Figur, genau wie der glänzend funktionierende Charlie Sheen, den ich immer gerne sehe (bitte erspart mir irgendwelche dummen Sprüche!) und natürlich die wunderbare Lea Thompson.
Ja, die „junge Garde“ funktioniert wirklich bemerkenswert gut. Da hatte Milius ein gutes Händchen in der Auswahl noch weitgehend unbekannter Darsteller, wobei zumindest Howell und Swayze ja bereits zuvor von seinem alten Kumpel Francis Ford entdeckt worden sind. Was die Besetzung von Red Dawn so effektiv funktionieren lässt ist wie ich finde der bewusste Kontrast zwischen unbeschwerten Youngstern und einer Reihe profilierter Charakterdarsteller wie Harry Dean Stanton, Ben Johnson oder William Smith. Das passt hier ähnlich gut wie in Conan der Kontrast zwischen den physischen „Non“-Schauspielern und den Charakterdarstellern (Jones, Von Sydow, Mako). Und ja, Lea Thompson und Jenny Grey waren 83/84 schon echte Schnuckelchen.
Casino Hille hat geschrieben:Aber auch abgesehen von den Darstellern halte ich Red Dawn für einen perfekten Actionfilm, wie er sein sollte. Roh, brutal, kompromisslos und wie ein Granatenschlag zielgerichtet. Die Inszenierung der Action ist Milius typisch einfach herrlich effizient, die psychologische Komponente ungemein interessant und vor allem authentisch/ehrlich, die Ambivalenz der Charaktereu unter einander aufregend für einen Film dieser Art, der leicht selbst parodierende Ton und besonders herausragend (zusätzlich zum bisherigen) ist die einmalige musikalische Untermalung, die besser nicht sein könnte und dem Film eine höhere Qualität verleiht, als er nur durch die Bilder bekäme. Ich bin da bis heute wunschlos glücklich ... oh und die "Scheiss auf PC" Attitüde ist da natürlich ein nicht geringer Bonus.
Wenn ich etwas bei Red Dawn zu kritisieren habe, dann dass er zuweilen ein bisschen episodenhaft ist und man im Gegensatz zu den meisten anderen Milius-Filmen eine durchgängige Handlungslinie etwas vermisst. Allerdings passt diese „Fragmentierung“ wiederum sehr gut zu der Unschlüssigkeit der Wolverines, die ja eigentlich auch nie wirklich wissen, was sie eigentlich wollen und wie es weitergehen soll. In Bezug auf die handwerklich tadellose Action fehlt mir zudem etwas die rohe Wucht und die majestätische Lyrik der Actionpassagen von Conan, wobei das natürlich auch ein Vergleich auf dem höchstdenkbaren Niveau ist. Ansonsten sind unsere Beobachtungen zu dem Film aber nahezu deckungsgleich.
Casino Hille hat geschrieben:Schockierend, dass ausgerechnet Red Dawn ein Remake erhalten musste, zumal es deutlich zu spät kommt. Was in den 84ern noch die Commies gemacht haben, machen seit Emmerichs ID4 96 nur noch die Aliens... dann regen sich die Hollywood-Giganten auch nicht so künstlich auf.
Ich finde ja jedes Remake eines sehr guten Filmes/Klassikers schockierend, anmassend und überflüssig - so gesehen passt Red Dawn da prima rein. Aber wie du schon sagtest zeigt das eigentlich nur, wie heuchlerisch Hollywood letztlich doch ist und wie vergesslich und wankelmütig hinsichtlich der eigenen Haltung wenns ums Grüne geht.
Casino Hille hat geschrieben:Anatol, sind die Blu-rays von "Der Wind und der Löwe", "Conan der Barbar", "Die rote Flut" und "Phantom Kommando" empfehlenswert?
Red Dawn und Commando sind beides tadellose VÖ, vor allem Red Dawn profitiert was die Bildqualität angeht enorm vom Sprung in HD. Ich hab mir bei beiden die UK-Version auf amazon.co.uk geholt, da identisch mit der deutsche VÖ, man sich so aber den Heckmeck mit der Volljährigkeitsprüfung sparen kann (und billiger wars auch noch). Bei Commando empfehle ich die jüngste VÖ, die sowohl die Kinofassung als auch den etwas längeren DC an Bord hat.
Wind und der Löwe ist auch eine gute VÖ, allerdings gibt es den nur im O-Ton auf BD und das Bild ist leicht gestaucht (fällt aber kaum auf). Aber auch hier profitiert der Film vom höherwertigeren Medium, da vor allem die Farben deutlich besser zur Geltung kommen.
Conan ist nur mit Abstrichen zu Empfehlen. Die Bildqualität ist soweit ok und deutlich den bisherigen DVD-VÖ überlegen, allerdings gibt es einige Makel: für mich am schwerwiegendsten ist die Tatsache, dass nicht die altbekannte deutsche Kinofassung (welche identisch ist mit der US-Kinofassung) enthalten ist, sondern die sogenannte „internationale Fassung“. Diese unterscheidet sich im Wesentlichen durch Veränderungen im finalen Akt und zwar in der Form, dass die entführte Prinzessin deutlich präsenter ist und ihre Rettung mehr ins Zentrum gerückt wird. Angeblich sei dies Milius bevorzugte Fassung (angeblich, da ich keine direkte Aussage von ihm dazu kenne, also ist das mit Vorsicht zu geniessen). So oder so: ich mag diese Änderung nicht, da Conan und seine persönliche Rache bzw. sein Abschluss mit seiner Vergangenheit dadurch deutlich verlieren, weil es jetzt mehr „Man on a Mission“ denn „Ein Mann geht seinen Weg“ ist – wenn man versteht was ich meine. Abgesehen von dieser inhaltlichen Änderung gibt es weitere technische Probleme, so wurde beim Soundmix des O-Tons geschlampt in der Form, dass die wichtigen Chorpassagen von Poledouris meisterhaftem Soundtrack unterschlagen wurden. Es gibt mittlerweile wenn man den Quellen im Netz glauben darf jedoch drei VÖ des Films, in denen dies korrigiert wurde: das französische Steelbook (ist aber bereits vergriffen und gebraucht entsprechend überteuert) sowie die australische und die italienische BD. Zusätzlich sei erwähnt, dass die deutsche Tonspur (welche immerhin die Chorpassagen enthält) identisch mit denen der vorangegangenen DVD-VÖ ist und merkliche Qualitätseinbussen durch Filtereinsatz aufweist. Wobei es gerade noch im erträglichen Maße ist und nicht solch Ausmaße wie bei vielen MGM-Titeln annimmt (Conan klingt in etwa wie die alten Bondfilme auf deutsch).