Re: Die Filme von Tony Scott

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Agent 009 hat geschrieben:Ich finde den so stark.
Ich weiss, hattest du hier im Thread ja schon mal angedeutet gehabt. Schreib doch mal, was dich an dem Film so begeistert, gerade auch hinsichtlich der von mir angeführten Kritikpunkte. Ich würde gern ein bisschen über den Film plaudern. :) Vielleicht war ich etwas überhart im finalen Urteil, aber ich fand ihn halt sehr zäh und die vielen doofen und seichten Momente schon nervig.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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Wie steht das Forum denn so zu Scotts True Romance? Ich wollte den Film schon sehr lange mal sehen, gestern hat es sich endlich ergeben und jetzt bin ich in Plauderlaune.

So merkwürdig es klingt, aber ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Film seinem Titel nicht ganz gerecht wird. Im Vergleich zu thematisch und in Bezug auf die beiden Hauptfiguren ähnlich gelagerten Filmen (die man entsprechend gut vergleichen kann) wie Bonnie & Clyde oder Wild at Heart fehlte mir ein wenig das "Feuer" in der Beziehung der beiden, diese bedingungslose Liebe die sich über sämtliche Schandtaten hinwegsetzt. Es wird zwar sehr gut eingeleitet, die Beziehung bleibt dann aber zu sprunghaft (ich denke vor allem an die völlig nebensächlich abgehandelte und urplötzliche Hochzeit) um wirklich glaubwürdig und spannend zu bleiben. Der sprunghafte Aspekt trifft ausserdem generell auf den Film zu, dramaturgisch ist er teils mehr Potpourri an Einzelszenen und Gaststars als eine flüssige Geschichte. Zwar kann natürlich auch aus vielen individuellen Szenarien und Handlungselementen eine flüssige Handlung entstehen, bei True Romance hat mir dafür aber oftmals irgendwie ein bisschen was gefehlt. Wie sehr ihr das?
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Re: Die Filme von Tony Scott

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GoldenProjectile hat geschrieben:Wie steht das Forum denn so zu Scotts True Romance? Ich wollte den Film schon sehr lange mal sehen, gestern hat es sich endlich ergeben und jetzt bin ich in Plauderlaune.

So merkwürdig es klingt, aber ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Film seinem Titel nicht ganz gerecht wird. Im Vergleich zu thematisch und in Bezug auf die beiden Hauptfiguren ähnlich gelagerten Filmen (die man entsprechend gut vergleichen kann) wie Bonnie & Clyde oder Wild at Heart fehlte mir ein wenig das "Feuer" in der Beziehung der beiden, diese bedingungslose Liebe die sich über sämtliche Schandtaten hinwegsetzt. Es wird zwar sehr gut eingeleitet, die Beziehung bleibt dann aber zu sprunghaft (ich denke vor allem an die völlig nebensächlich abgehandelte und urplötzliche Hochzeit) um wirklich glaubwürdig und spannend zu bleiben. Der sprunghafte Aspekt trifft ausserdem generell auf den Film zu, dramaturgisch ist er teils mehr Potpourri an Einzelszenen und Gaststars als eine flüssige Geschichte. Zwar kann natürlich auch aus vielen individuellen Szenarien und Handlungselementen eine flüssige Handlung entstehen, bei True Romance hat mir dafür aber oftmals irgendwie ein bisschen was gefehlt. Wie sehr ihr das?
Ein toller Film, einer der wenigen Filme, die ich auf DVD besitze, aber leider schon lange nicht mehr gesehen habe. Finde schon, dass die "True Romance" gut herausgearbeitet wird, gerade am Anfang der Handlung mit all den Konsequenzen, die draus folgen.

Klasse ich finde ich den Cast, ich liebe ja Patricia Arquette und mag Christan Slater. Aber auch alle Nebenrollen sind famos besetzt. Legendär ist die Szene mit Christopher Walken und Dennis Hopper, alleine deswegen hätte der Film schon 10 Punkte verdient. Dass das Drehbuch von Tarantino ist, merkt man, auch wenn sich TR nicht wie ein Tarantino anfühlt.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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DonRedhorse hat geschrieben:Legendär ist die Szene mit Christopher Walken und Dennis Hopper, alleine deswegen hätte der Film schon 10 Punkte verdient.
Nee, würd ich nicht sagen dass diese Szene die Höchstwertung rechtfertigt. Klar, es ist die beste Szene des Films (köstlich wie Hopper den ebenfalls sehr guten Walken mal so nebenbei quer durch den Wohnwagen spielt), aber nur deswegen eine 10 zu vergeben fände ich etwas übertrieben. Ich fand es auch ein wenig merkwürdig, dass Walken ausserhalb dieser Szene nie zu sehen ist, das macht durch die epische Vorankündigung im Vorspann weniger den Anschein eines coolen Cameos, sondern als hätte Scott nur einen oder zwei Drehtage mit ihm gehabt und andere Drehbuchpassagen gestrichen. Ähnlich seltsam ist der gefühlt zwanzigsekündige Voice-Cameo von Kilmer, der im Vorspann ebenfalls grosszügig an dritter oder vierter Stelle prangt.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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GoldenProjectile hat geschrieben:So merkwürdig es klingt, aber ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Film seinem Titel nicht ganz gerecht wird. Im Vergleich zu thematisch und in Bezug auf die beiden Hauptfiguren ähnlich gelagerten Filmen (die man entsprechend gut vergleichen kann) wie Bonnie & Clyde oder Wild at Heart fehlte mir ein wenig das "Feuer" in der Beziehung der beiden, diese bedingungslose Liebe die sich über sämtliche Schandtaten hinwegsetzt.
Ich kann deinen Einwand sehr gut nachvollziehen und wenn ich so darüber nachdenke, dann würde ich dir sogar zustimmen. Liegt zum Teil an Slater, der für mich immer irgendwie ein oberflächlicher und wenn man so will „blasser“ Typ war (wobei ich ihn eigentlich immer gern gesehen habe, aber so wirklich Eindruck hat er eigentlich nie auf mich gemacht) und auch Arquette die jüngere fand ich jetzt nie so wirklich charismatisch. Wirklich problematisch war das für mich aber im Gesamtkontext des Films nie, wohl auch deshalb, weil Clarence nun mal kein wirklich cooler Typ ist bzw. sein soll. Als Moviefreak und Comicbuchhändler ist er ja unübersehbar das Alter Ego des damaligen Videothekars Tarantino und muss daher irgendwo auch ein Loser und wenn man so will ein Normalo sein (obwohl das Tarantino in echt ja nun weiss gott nicht ist, also letzteres). Der Film ist ja ein Märchen und alles was Clarence (und auch Alabama) den Film über tun sind ja die Wunschvorstellungen eines Losers, eben wie ein Leben im Märchen ablaufen würde. Da passen die eher eindruckslosen Hauptfiguren dann schon ganz gut.

Aber mal abgesehen von diesen Gedankengängen spielt die titelgebende Romanze im fertigen Film für mich eh eine untergeordnete Rolle (Tarantino würde mir für die Aussage wohl aufs Dach steigen). In meinen Augen ist das nur der Ausgangspunkt für die zahlreichen skurrilen Situationen und farbigen Charaktere. Und gerade in Bezug auf letztere sind die beiden Protagonisten so ziemlich die farblosesten, wenn man sie vergleicht mit den Figuren von Walken, Hopper, Oldman, Rubinek, Gandolfini, Kilmer oder auch Pitt. Der Film bietet so viele wunderbare Szenen, soviel skurrilen Witz, soviel grandiose Dialogperlen und eine so ausgefeilte Inszenierung (Scott der jüngere war nie besser und effektiver als hier), dass mir die „Blässe“ der Titelfiguren und ihrer Romanze, die tatsächlich mehr behauptet denn im Film entwickelt wird (wobei man auch das als konsequente Bedienung des Märchencharakters sehen kann bzw. der Wunschvorstellung eines Losers) eigentlich nie wirklich aufgefallen ist.
GoldenProjectile hat geschrieben:Der sprunghafte Aspekt trifft ausserdem generell auf den Film zu, dramaturgisch ist er teils mehr Potpourri an Einzelszenen und Gaststars als eine flüssige Geschichte. Zwar kann natürlich auch aus vielen individuellen Szenarien und Handlungselementen eine flüssige Handlung entstehen, bei True Romance hat mir dafür aber oftmals irgendwie ein bisschen was gefehlt. Wie sehr ihr das?
[/quote]
Das sehe ich dann schon etwas anders. Es stimmt schon, dass der Film sich aus einer Reihe an Einzelszenen zusammensetzt, diese funktionieren für mich aber auch bestens als zusammenhängende Dramaturgie. Ich will es mal so sagen: eigentlich hast du recht und True Romance nur eine Abfolge von Einzelszenen, allerdings sind diese so gut miteinander verknüpft, dass sie dann doch ein homogenes Ganzes ergeben. Das gilt wie ich finde aber für jeden Tarantino-Film (egal, ob er nun Regie geführt hat oder nicht), die immer vom kleinen zum großen hin funktionieren und bei denen die Einzelszenen eigentlich immer der wichtigste Aspekt des Ganzen sind (ohne dass jedoch die Gesamtdramaturgie darunter leiden würde). So jedenfalls mein Empfinden.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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TR ist leider zu sehr von Scott dominiert und dessen Regie zu oberflächlich. QT hätte hier schon Regie führen, und die Geschichte hätte dann auch unchronologisch erzählt sein müssen.
Dann wäre es zwar immer noch kein Pulp Fiction geworden, aber dann hätte der Film mehr das Besondere heraufbeschwören können. So ist er in Ordnung, aber man sieht ihm sein fehlendes Potenzial an.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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GoldenProjectile hat geschrieben:Nee, würd ich nicht sagen dass diese Szene die Höchstwertung rechtfertigt. Klar, es ist die beste Szene des Films .
Dem würde ich glatt widersprechen (obwohl ich die Szene göttlich finde), in meinen Augen geht nix über Slaters Konfrontation mit Oldman. "it a'int white boy day" und "Motherfuckin' Charlie Bronson Mr. Majestyk" - köstlich, grandios. Der gesamte Dialog der Szene ist allerbester Tarantino und Oldman spielt das unglaublich (Slater ist hier auch wirklich gut).
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Re: Die Filme von Tony Scott

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Was du schreibst macht alles Sinn, das kann man so sehen. Ich finde bzw. fände ja auch das Konzept sehr stark, bei dem die Hauptfiguren quasi von einem völlig individuellen Szenario mit je einem prägnanten Gaststar ins nächste stolpern, nur ist mir das in True Romance irgendwie zu halbgar umgesetzt, weil es einige völlig "abgeschottete" Gastauftritte von z.B. Oldman, Walken oder Gandolfini gibt, abgesehen davon aber sehr viele "normal" arrangierte Figurenkonstellationen, und deswegen wirken dann wie oben im Post, in dem ich Redhorse zitiert habe schon erwähnt, die Auftritte von Walken oder Kilmer (der ja praktisch gar nicht auftaucht) eher wie Kuriositäten.

Ich will den Film ja nicht schlechter reden als er ist, er hat Spass gemacht und ich würde wohl wie Connor mit 7 Punkten votieren. Aber durch die nahezu schon jahrelang aufgestauten Erwartungen (ich wollte den wirklich schon seit Ewigkeiten mal sehen aber bin nie dazu gekommen), die vielen positiven Resonanzen und den thematisch-stilistischen Ansatz der genau mein Ding ist (siehe eben Wild at Heart) war ich in Summe dann doch schon fast ein kleines bisschen ernüchtert.
AnatolGogol hat geschrieben:Dem würde ich glatt widersprechen (obwohl ich die Szene göttlich finde), in meinen Augen geht nix über Slaters Konfrontation mit Oldman. "it a'int white boy day" und "Motherfuckin' Charlie Bronson Mr. Majestyk" - köstlich, grandios. Der gesamte Dialog der Szene ist allerbester Tarantino und Oldman spielt das unglaublich (Slater ist hier auch wirklich gut).
Okay, gleichauf sind die beiden schon, und Oldman ist optisch, stimmlich, gestisch und überhaupt darstellerisch nicht wiederzuerkennen. Aber dieser kurze Moment in dem Hopper eine Zigarette verlangt und die Sizilianergeschichte erklärt ist für mich genauso famos, der Film ist wohl zu keinem Zeitpunkt so sehr Tarantino wie da.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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GoldenProjectile hat geschrieben:Was du schreibst macht alles Sinn, das kann man so sehen. Ich finde bzw. fände ja auch das Konzept sehr stark, bei dem die Hauptfiguren quasi von einem völlig individuellen Szenario mit je einem prägnanten Gaststar ins nächste stolpern, nur ist mir das in True Romance irgendwie zu halbgar umgesetzt, weil es einige völlig "abgeschottete" Gastauftritte von z.B. Oldman, Walken oder Gandolfini gibt, abgesehen davon aber sehr viele "normal" arrangierte Figurenkonstellationen, und deswegen wirken dann wie oben im Post, in dem ich Redhorse zitiert habe schon erwähnt, die Auftritte von Walken oder Kilmer (der ja praktisch gar nicht auftaucht) eher wie Kuriositäten.
Das von dir angesprochene Konzept ist aber nicht das, was TR im Sinn hat. Wie bei jedem Tarantino-Film sind die Figuren – und zwar alle, ungeachtet ihrer Größe – nun mal extrem farbig und prägnant. Was auch logisch ist, da über sie Tarantino das wesentliche an den Mann bringen will: seine Dialoge. Das geht aber nur, wenn die Figuren auch möglichst cool, badass, skurril oder wie auch immer extrem drauf sind. Solche Figuren brauchen dann aber auch zwingend wie ich finde starke Darsteller. Aber abgesehen davon ist es ja durchaus schon so, dass die größeren Rollen nicht mit Stars besetzt sind. Weder Slater noch Arquette oder Gandolfini hatten damals den Stellenwert von Oldman, Hopper oder Walken (oder auch dem aufstrebenden Kilmer). Da unterscheidet der Film wie ich finde sehr konsequent:Figuren, die durchgängig eine Rolle spielen sind eher mit unbekannteren Darstellern besetzt, die farbigen „Cameos“ eher mit Stars.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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Habe mir gerade auf YouTube die "Sizilianer-Szene" angeschaut. Einfach großartig, auch mit der musikalischen Untermalung. An die Oldman-Szene erinnere ich mich nur dunkel, wird also Zeit, den Film mal wieder zu sichten.

Spannende Frage, wie TR unter der Regie von Tarantino geworden wäre. Aber ich bin mit dem Scott-Film zufrieden. TR ist ein Film, den ich schon lange kenne. Vielleicht würde ich ihn heute auch anders bewerten. Aber da steckt eine Menge Jugenderinnerungen drin, wenn Ihr versteht, was ich meine. Für mich ein "Kultfilm", auch wenn dieser Begriff ja gerne überstrapaziert wird.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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DonRedhorse hat geschrieben:Für mich ein "Kultfilm", auch wenn dieser Begriff ja gerne überstrapaziert wird.
Ich spiele ja ungern den Klugscheisser, aber ist der Begriff "Kultfilm" nicht sogar völlig objektiv? Also im Sinne dass ein Film entweder einen Kult aus Anhängern hat oder eben nicht?

Ich hatte bei True Romance auch das Gefühl, dass mehr Material und Laufzeit dem Film gutgetan hätte. Zum Beispiel bleibt die gesamte Mafiageschichte irgendwie ziemlich im Dunkeln und wirkt nicht immer so kohärent. In drei "Anläufen" tauchen da immer ganz unterschiedliche Figuren auf, erst Walken und Konsorten, dann Gandolfini, dann die Jungs die letztendlich an der Schlussballerei teilnehmen. Das macht mir wie bereits in Bezug auf Walken angetönt den Anschein, als hätte man gewisse Darsteller nur begrenzte Drehzeiträume zur Verfügung gehabt. Einige Elemente sind auch verwirrend, zum Beispiel wusste ich bis zur Recherche nach dem Film nicht genau, wer Gandolfini ist, da er Arquette gegenüber von "seinem" Kokain redet dachte ich schon, das sei Walkens ominöser Boss "Blue Lou" höchstpersönlich. Hier fehlt meines Erachtens eine ganze Handlungsebene, in der Walken die Attacken auf das Pärchen orchestriert, Gandolfini einen Auftrag erteilt, die Fassung verliert wenn der Plan danebengeht und so weiter. Auch in Bezug auf Kilmer schien irgendwie so einiges zu fehlen. Wenn sein Name dick am Anfang des Vorspanns steht und ich dann die Hälfte seiner (gnädig gesagt) sehr überschaubaren Screentime damit verbringe, ihn zu identifizieren und beim zweiten und letzten Auftritt am Ende den Aha-Effekt habe, dass da ja zwei Stunden vorher schon mal was ähnliches war, dann passt da nicht viel zusammen. Warum nicht gleich ein durchgängiger Elvis-Subplot, in dem Kilmer bei allen wichtigen Wendepunkten wieder auftaucht und eine Art Beziehung zu Slater aufgebaut wird, Streitereien inklusive? Birdman hat ja in der letzten Zeit etwas in dieser Art gemacht.
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Re: Die Filme von Tony Scott

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GoldenProjectile hat geschrieben: Hier fehlt meines Erachtens eine ganze Handlungsebene, in der Walken die Attacken auf das Pärchen orchestriert, Gandolfini einen Auftrag erteilt, die Fassung verliert wenn der Plan danebengeht und so weiter.
Das fände ich überflüssig, weil die Zusammenhänge wie ich finde klar aus dem Film hervorgehen. Dass der vornehm-elegante Walken höher auf der Mafia-Leiter steht als der verschwitzte, eher schlecht gekleidete Gandolfini war mir immer klar, auch ohne explizite Erklärung. Die Idee, Gandolfini sei das Mafia-Oberhaupt ist mir nie gekommen, welcher Mafia-Boss würde sich denn auf eigen Faust die Hände schmutzig machen wegen ein bisschen Koks? Und schmutzig werden Gandolfinis Hände ja nun wirklich :)
GoldenProjectile hat geschrieben: Auch in Bezug auf Kilmer schien irgendwie so einiges zu fehlen. Wenn sein Name dick am Anfang des Vorspanns steht und ich dann die Hälfte seiner (gnädig gesagt) sehr überschaubaren Screentime damit verbringe, ihn zu identifizieren und beim zweiten und letzten Auftritt am Ende den Aha-Effekt habe, dass da ja zwei Stunden vorher schon mal was ähnliches war, dann passt da nicht viel zusammen. Warum nicht gleich ein durchgängiger Elvis-Subplot, in dem Kilmer bei allen wichtigen Wendepunkten wieder auftaucht und eine Art Beziehung zu Slater aufgebaut wird, Streitereien inklusive? Birdman hat ja in der letzten Zeit etwas in dieser Art gemacht.
Das kann ich jetzt wirklich kaum nachvollziehen, nix für ungut. Ich habe Kilmer bei Erstsichtung ehrlich gesagt nicht einmal erkannt – aber genau das ist doch auch die Absicht von Scotts Inszenierung. Elvis ist nie wirklich im Bild, weil er a) ein Mythos ist und b) eh nicht real (im Kontext des Märchens allerdings irgendwie schon). Dass hier etwas fehlt, das ist mir nie in den Sinn gekommen und ich wüsste auch nicht, was das sein sollte. Der Film macht doch von Anfang an (die Szene in der Bar, als Clarence die Tussi aufreissen will) klar, welch großen Stellenwert der King für den Loser hat, dass er dann immer in bzw. vor Schlüsselmomenten seinen Mentor spielt ist doch nur logisch und in meinen Augen ist die überschaubare Anzahl der Szenen auch genau richtig, gerade weil sie Akzente setzen sollen. Etwas was nicht möglich wäre, wenn Elvis massenhaft auftauchen würde.
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