Welcher Film aus der Jack-Ryan-Reihe ist der beste?

Jagd auf Roter Oktober (John McTiernan, 1990)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (33%)
Die Stunde der Patrioten (Phillip Noyce, 1992)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (33%)
Das Kartell (Phillip Noyce, 1994)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (33%)
Der Anschlag (Phil Alden Robinson, 2002) (Keine Stimmen)
Jack Ryan: Shadow Recruit (Kenneth Branagh, 2014) (Keine Stimmen)
Tom Clancy’s Gnadenlos (Stefano Sollima, 2021) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3

Re: Der Jack Ryan Thread

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HFRO habe ich selbstredend auch gelesen, da ich seinerzeit den Film im Kino noch nicht schauen durfte. Filme kenne ich mittlerweile natuerlich alle ausser den neuen mit Pine.

SOAF fand ich im Kino damals Hammer, habe es aber bis heute nicht geschafft den nochmal zu schauen.

TKITK habe ich auch als Roman, nur nie zuende gelesen. Aber wenn ich Eure Bewertung dazu lese war das wohl ein Fehler.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Der Jack Ryan Thread

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McTiernan ist für mich ohnehin einer der besten Actionregisseure aller Zeiten. Ja ja, ich kenne Leone, ich kenne Peckinpah, ich kenne Mann, ich kenne Milius und ich kenne Bigelow. Ruhig bleiben. :wink: Aber der Mann hat immerhin gleich 4 Evergreens (Predator, Die Hard, The Hunt For Red October und Die Hard 3) gedreht. Innerhalb von 10 Jahren! Und ja, irgendwas an seiner Bildsprache finde ich wahnsinnig faszinierend. Es schien da nur konsequent, dass er derjenige sein sollte, der sich an eine Verfilmung des ersten Tom Clancy Romans machte... ohne Frage und ohne Überlegung einer meiner Lieblingsautoren! Hunt for Red October ist imo einer seiner stärksten Romane. Und deshalb ist es auch sehr löblich, dass McTiernan dicht am Buch bleibt, notwendige Straffungen und Vereinfachungen inbegriffen (einzig ein paar Hintergründe zu Natalia Ramius hätten einfließen dürfen, was den Clancy-Unwissenden aber nicht stören wird). Meisterhaft ist, wie er und DOP Jan de Bont den Zuschauer an die Hand nehmen, um in der durchaus komplexen und verworrenen Geschichte nicht unterzugehen. Großartig, wie sie ganz subtil (und das ist es wirklich, gerade so, dass es wahrgenommen wird, aber ohne ins Gesicht zu springen) durch eine aufgeteilte Farbgebung die unterschiedlichen Innenräume der 3 verschiedenen U-Boote gestalten, sodass sich intuitiv erahnen lässt, ob man sich gerade an Bord der Red October (blau), der Dallas (rot) oder der Konovalov (grün) befindet. Zum Rest braucht man nicht viel sagen. Alec Baldwin und - wie immer - besonders Sean Connery brillieren in ihren schwierigen Hauptrollen, aber auch Sam Neill, Scott Glenn, Courtney B. Vance und James Earl Jones sind (im Hinblick auf den Roman und ihre hier erbrachte Leistung) in den wichtigsten Nebenrollen abartig gut gecastet (und James Earl Jones bildet als Admiral Greer dann ja auch die wichtigste Brücke zwischen diesem Film und den beiden Clancy-Verfilmungen mit Ford in der Hauptrolle). Die hervorragende Besetzung schlägt sich bis in kleinste Nebenrollen durch, in denen man etwa dem jungen Stellan Skarsgård oder gern gesehenen Persönlichkeiten wie Fred Dalton Thompson, Gates McFadden, Anthony Peck, Tim Curry oder Peter Firth zuschauen darf. Mit Action hält sich McTiernan zurück, wenn, dann sitzt diese aber auch und viel spannender kann man U-Boote und ihre Manöver (denkwürdig: der Irre Iwan) eh nicht inszenieren. Packend und mitreißend. McTiernan eben.

Übrigens: Eines der besten Filmintros ever!


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Re: Der Jack Ryan Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben:ich habe jetzt gerade einen Deal mit Hille abgeschlossen der besagt, dass ich Clancys Hunt for Red October lesen und hier im Rahmen meiner Möglichkeiten rezensieren werde.
Haha, was bin ich nur für ein Trödler! Ich kann hier leider immer noch nicht dienen...
Agent 009 hat geschrieben:Ich liebe die Ford Filme. Eric kriegt bald einen. Dann bin ich gespannt auf sein Review hier. :)
...dafür hier, ich habe gerade eben Patriot Games geschaut. Wirklich ein unterhaltsamer Actionthriller. Fragt mich nicht wieso, aber ich habe irgendwie einen etwas langweilig inszenierten Film befürchtet, aber nix da. Noyce brennt förmlich ein visuelles Feuerwerk ab mit allerhand eleganten Kameraperspektiven, dynamischen Szenenfolgen und vor allem die Art und Weise wie er an einigen Stellen Fords/Ryans Gedankengänge in Bildern zum Leben erweckt sind echt gelungen. Durch die temporeiche und virtuose Inszenierung bleibt in der ersten Hälfte eigentlich nur wenig Zeit zum Durchatmen, wenn es nicht gerade spannend ist oder handfest zur Sache geht werden gekonnt Figuren etabliert oder die Handlung entwickelt. Ryans Background als Familienvater ist zum Glück auch überhaupt nicht albern oder nervig, da sowohl Weib als auch Balg glaubhaft und gekonnt in die Handlung mit eingewoben werden. In der zweiten Hälfte gerät die Geschichte mit dem Teil um Ryans CIA-Ermittlungen dann aber leider etwas ins Stocken, zu lange schaut man dem alten Harrison beim Studieren von Satellitenbildern zu. Im Katz-und-Maus-bei-Stromausfall-Finale wird's dann wieder um einiges besser und spannender, auch wenn die abschliessende Bootsjagd als Abschluss etwas zu plakativ wirkt, da hätte man sich als finale Konfrontation etwas zum restlichen Film passenderes einfallen lassen können. Die namhafte Besetzung agiert den ganzen Film über kompetent, Ford liefert keine darstellerischen Glanzleistungen aber passt durchaus zur Rolle, Bean ist als Bösewicht enorm energetisch aber auch eindimensional, zumindest konnte er schon mal seine Interpretation eines von Rachegelüsten getriebenen Separatisten für GE üben. Gefallen hat mir der Auftritt von Richard Harris, es ist zwar nur eine sehr kleine Rolle aber wird von Harris wunderbar diebisch-diabolisch gespielt. Für mich starke 7 Punkte.
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Re: Der Jack Ryan Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: Durch die temporeiche und virtuose Inszenierung bleibt in der ersten Hälfte eigentlich nur wenig Zeit zum Durchatmen, wenn es nicht gerade spannend ist oder handfest zur Sache geht werden gekonnt Figuren etabliert oder die Handlung entwickelt.
Die erste Hälfte ist Noyce wirklich sehr gut gelungen, der von dir angesprochene Mix aus Action, Spannung und Handlungsentwicklung fügt sich praktisch nahtlos ineinander. Kurzweilig und handwerklich auf hohem Niveau, wenn der Film nur durchgängig so wäre…
GoldenProjectile hat geschrieben: In der zweiten Hälfte gerät die Geschichte mit dem Teil um Ryans CIA-Ermittlungen dann aber leider etwas ins Stocken, zu lange schaut man dem alten Harrison beim Studieren von Satellitenbildern zu. Im Katz-und-Maus-bei-Stromausfall-Finale wird's dann wieder um einiges besser und spannender, auch wenn die abschliessende Bootsjagd als Abschluss etwas zu plakativ wirkt, da hätte man sich als finale Konfrontation etwas zum restlichen Film passenderes einfallen lassen können.
Auch für mich ist die zweite Stunde der Patrioten (was für ein lachhaft schlechtes Wortspiel! :lol: ) die deutlich unterlegene, da der Kontrast zur zügig vorangetriebenen ersten patriotischen Spielhälfte (und gleich das nächste peinliche Wor(s)tspiel hinterher – heut bin ich in großer Form! :lol: ) kaum größer sein könnte. Das Hauptproblem ist hier für mich zum einen, dass die Handlung über eine recht lange Zeit kaum noch wirklich vorankommt und zum anderen sich die Rachgeschichte mit zunehmender Dauer stark abnutzt. Im Gegensatz zu dir finde ich aber das ebenfalls zeitlich sehr großzügig bemessene Finale als den größten Schwachpunkt des Films, da es Noyce hier nicht wirklich gelingt Spannung und Bedrohung aufzubauen und die Action – und da sind wir dann wieder beieinander – austauschbar und beliebig ist, vor allem die abschliessende Bootsverfolgung (welche ironischerweise ja nur ein nachgedrehtes Alternativende ist, nachdem das urspüngliche nach Testscreeninings verworfen wurde). So ist der zweite Kinoausflug des Ryan Jack dann zwar eine immer noch durchgängig unterhaltsame Angelegenheit, aber eben auch eine sehr zerrissene und aufgrund des qualitativen Verlaufs ist mein Bedauern ob der vertanen Chance dann tatsächlich größer als die Freude über das Gebotene.
GoldenProjectile hat geschrieben: Ryans Background als Familienvater ist zum Glück auch überhaupt nicht albern oder nervig, da sowohl Weib als auch Balg glaubhaft und gekonnt in die Handlung mit eingewoben werden.
Ja, das ist sehr gut beobachtet. In vielen Filmen nerven mich die „klassischen“ Rollen von Frau und Kindern, da sie zumeist nur der klischeehafte Anhang des Protagonisten sind oder Mittel zum Zweck, um diesen in eine prekäre Situation zu bringen. Letzteres ist zwar auch hier der Fall, allerdings ist in Patriot Games (und auch im Nachfolger Clear & present Danger) Ryans Familie erfreulich unverkrampft in die Handlung integriert wie auch die Darstellerwahl besser nicht hätte ausfallen können. Vor allem Anne Archer ist ein Segen für den Film, da sie perfekt mit Ford interagiert und so die Vertrautheit zwischen den beiden absolut glaubwürdig transportiert wird.

GoldenProjectile hat geschrieben:Die namhafte Besetzung agiert den ganzen Film über kompetent,
Die Besetzung von Patriot Games ist für mich neben der starken ersten Hälfte das beste am ganzen Film. Als Clancy-Liebhaber muss ich hier auch sagen, dass man gerade die wiederkehrenden Rollen superb besetzt hat – und das obwohl sie äusserlich teilweise stark abweichen von Clancys Vorgaben. Aber vor allem Sam Jackson passt als Robbie einfach perfekt und hat hier auch Gelegenheit mal zu zeigen, wie gut er in einer vergleichsweise nüchternen und „normalen“ Rolle abseits seines Tarantino-Klischees agieren kann. Die Wiederkehr von James Earl Jones ist ebenfalls ein Segen, da durch ihn Greer zum hochcharismatischen Sympathieträger wird (was sich in der Fortsetzung dann sogar als noch relevanter erweist). Harris ist wie du ja auch geschrieben hast sowas wie das darstellerische Sahnehäubchen, aber auch die ganzen Nebenrollen sind mit Charakter-Mimen wie James Fox, J.E. Freeman, David Threfall, Patrick Bergin oder Alun Armstrong superb besetzt. Bezüglich der beiden Hauptrollen…

GoldenProjectile hat geschrieben:Ford liefert keine darstellerischen Glanzleistungen aber passt durchaus zur Rolle, Bean ist als Bösewicht enorm energetisch aber auch eindimensional, zumindest konnte er schon mal seine Interpretation eines von Rachegelüsten getriebenen Separatisten für GE üben.
…komme ich dann zu einem noch etwas positveren Urteil als du. Klar, Ford spielt auch hier mal wieder Ford, aber ich finde er läuft dabei in Patriot Games durchaus zu großer Form auf. Vielleicht tatsächlich weniger in rein schauspielerischer Hinsicht (wobei ihm der Film aber auch weniger Möglichkeit gibt als zB die Weir-Filme oder Presumed Innocent), aber dafür um so mehr bezüglich einer charismatischen Gesamtleistung. Obwohl ich Alec Baldwin generell überaus schätze und er in meinen Augen einen tollen Jack Ryan gespielt hat so ist Ford für mich doch die Idealverkörperung dieser Figur – und das obwohl auch hier Clancys Vorgaben teilweise stark abweichend sind (die filmische Belebung des Roman-Jacks hätte wohl in Person von Kevin Costner erfolgen müssen – was auch eine sehr reizvolle Besetzung gewesen wäre). Aber gerade Fords etwas biedere Durchschnittlichkeit als Typ (soweit das für einen Filmstar möglich ist) ist hier äusserst rollendienlich und so sind die „analytischen Szenen“ mit ihm dann auch wesentlich glaubwürdiger als die Sherlock Holmes-mäßigen Kombinationen von Baldwin, die immer ein kleines bisschen zu genial ums Eck kommen, während es bei Ford halt nach stunden- und tagelanger Detailarbeit (am Bürotisch!) ausschaut.

Bean finde ich in PG wesentlich besser als in GE. Es stimmt zwar, dass seine Rolle außer dem extremen Rachedurst wenig anderes bietet, dafür ist Bean aber sehr stark darin genau diesen intensiv rüberzubringen. Seine Darstellung hat etwas sehr hartes und schroffes, was ich hier sehr schätze und was man in GE so überhaupt nicht findet.

GoldenProjectile hat geschrieben:Für mich starke 7 Punkte.
Ja, da irgendwo sehe ich ihn auch, vielleicht noch eine Nuance höher. Ist dir aufgefallen, dass sich James Horner hier mal wieder bei sich selbst bedient hat? Die musikalische Untermalung des via Satellit und PC überwachten „Cyber-Angriffs“ auf das Ausbildungscamp ist aus seinem Aliens-Soundtrack und fühlt sich daher immer ein bisschen merkwürdig für mich an, da ich diese Passage sehr stark mit Camerons Film verbinde. Aber man muss auch sagen, dass sie just an dieser Stelle in PG sehr gut passt, da sie den Zuschauer nach dem „Mord auf Knopfdruck“ mit einem sehr beklemmenden Gefühl zurücklässt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Jack Ryan Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:Klar, Ford spielt auch hier mal wieder Ford, aber ich finde er läuft dabei in Patriot Games durchaus zu großer Form auf. Vielleicht tatsächlich weniger in rein schauspielerischer Hinsicht (wobei ihm der Film aber auch weniger Möglichkeit gibt als zB die Weir-Filme oder Presumed Innocent), aber dafür um so mehr bezüglich einer charismatischen Gesamtleistung. Obwohl ich Alec Baldwin generell überaus schätze und er in meinen Augen einen tollen Jack Ryan gespielt hat so ist Ford für mich doch die Idealverkörperung dieser Figur – und das obwohl auch hier Clancys Vorgaben teilweise stark abweichend sind (die filmische Belebung des Roman-Jacks hätte wohl in Person von Kevin Costner erfolgen müssen – was auch eine sehr reizvolle Besetzung gewesen wäre). Aber gerade Fords etwas biedere Durchschnittlichkeit als Typ (soweit das für einen Filmstar möglich ist) ist hier äusserst rollendienlich und so sind die „analytischen Szenen“ mit ihm dann auch wesentlich glaubwürdiger als die Sherlock Holmes-mäßigen Kombinationen von Baldwin, die immer ein kleines bisschen zu genial ums Eck kommen, während es bei Ford halt nach stunden- und tagelanger Detailarbeit (am Bürotisch!) ausschaut.
Das mit der charismatischen Gesamtleistung trifft schon zu - in dieser Hinsicht ist Fords Patriotenspiel (es geht noch schlechter! :D ) ziemlich gelungen. Er ist bezüglich seines Typs und der Rollenzeichnung durchaus glaubwürdig in der analytischen Bürorolle aber auch als einer der einem bewaffneten Attentäter mutig die Knarre aus der Hand zu schlagen versucht. Die ausgewachsene Actionszene am Ende geht in dieser Hinsicht aber etwas zu weit, ich nehme ihm zwar den in Notsituationen tatkräftigen Kerl ab, weniger bis kaum aber den totalen Actionhelden - zumindest nicht in diesem Film. Auch wenn er als Marineleutnant gewiss viele patriotische Stunden (haha) im Dienst verbracht hat.
AnatolGogol hat geschrieben:Bean finde ich in PG wesentlich besser als in GE. Es stimmt zwar, dass seine Rolle außer dem extremen Rachedurst wenig anderes bietet, dafür ist Bean aber sehr stark darin genau diesen intensiv rüberzubringen. Seine Darstellung hat etwas sehr hartes und schroffes, was ich hier sehr schätze und was man in GE so überhaupt nicht findet.
Ich denke ich mag Bean im 007-Spektakel insgesamt lieber, aber allzu viel nehmen sich die beiden Rollen nicht, ich sehe also zumindest keinen wesentlichen Qualitätsunterschied wie du. Oberflächlich gesehen sind die beiden Rollen ja durchaus ähnlich, daher mein Verweis auf den rachedurstigen Separatisten, aber als Trevelyan darf Bean mehr Schlagfertigkeit und zynischen Schalk in die Rolle mit einbringen, während er in PG als Miller eher als stoischer Berserker agiert. Beides ist im jeweiligen Film passend.
AnatolGogol hat geschrieben:Ist dir aufgefallen, dass sich James Horner hier mal wieder bei sich selbst bedient hat? Die musikalische Untermalung des via Satellit und PC überwachten „Cyber-Angriffs“ auf das Ausbildungscamp ist aus seinem Aliens-Soundtrack und fühlt sich daher immer ein bisschen merkwürdig für mich an, da ich diese Passage sehr stark mit Camerons Film verbinde. Aber man muss auch sagen, dass sie just an dieser Stelle in PG sehr gut passt, da sie den Zuschauer nach dem „Mord auf Knopfdruck“ mit einem sehr beklemmenden Gefühl zurücklässt.
Nein, ist mir nicht aufgefallen. Ich fand Horners Musik mal wieder gelungen, jetzt weiss ich wohl auch warum. :) Über deine Gabe, mich jederzeit und hochdetailliert an Scores zu erinnern, verfüge ich vermutlich einfach nicht.
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Re: Der Jack Ryan Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:Bean finde ich in PG wesentlich besser als in GE. Es stimmt zwar, dass seine Rolle außer dem extremen Rachedurst wenig anderes bietet, dafür ist Bean aber sehr stark darin genau diesen intensiv rüberzubringen. Seine Darstellung hat etwas sehr hartes und schroffes, was ich hier sehr schätze und was man in GE so überhaupt nicht findet.
Stimme vollkommen zu. Das liegt aber auch daran, dass die Rolle in Patriot Games viel besser geschrieben ist als Alec in GE. Im Bondfilm kämpft Bean die ganze Zeit mit den vielen Klischees seiner Figur, die im letzten Drittel dann noch den unglaubwürdigen Sprung vom "Rogue Agent auf Rachekurs" zum "HQ-Oberschurken à la Blofeld" hinlegt. Patriot Games ist da das deutlich dankbarere Script, da er nie aus seinem funktionalen Charakter ausbrechen muss und somit vielleicht sein Spiel "einseitiger", aber dafür emotional intensiver ausgestaltet werden kann. Die Härte, die Bean in seinen Blick legen kann, hilft bei der Eiseskälte seines Rache-Vorhabens im Ryan-Film natürlich ungemein.
GoldenProjectile hat geschrieben:ich nehme ihm zwar den in Notsituationen tatkräftigen Kerl ab, weniger bis kaum aber den totalen Actionhelden - zumindest nicht in diesem Film
Deutest du damit an, Ford als Actionhelden abseits von Patriot Games durchaus glaubwürdig zu finden? Für mich passt Ford schlicht und einfach nicht in solche Rollen - und gerade deshalb halte ich ihn als Ryan für sehr gut besetzt. Ford hat in den allermeisten seiner Rollen etwas schelmisches, aber auch leicht überfordertes. Man sehe sich dafür in Star Wars nur mal seine Szenen mit Leia in The Empire Strikes Back auf dem Eisplaneten Hoth an oder den dritten Indiana Jones Film, in dem seine besten Szenen die sind, in welchen er von Papa Sean Connery runtergebuttert wird. Anders als Kollege Anatol würde ich das gar nicht mal Durchschnittlichkeit nennen, Ford wirkt auf mich nie wie ein Max Mustermann, aber er ist schon in gewisser Hinsicht ein leicht unbeholfenes Heldenexemplar, womit er sich immer angenehm weit von den Action-Heros seiner Zeit absetzen konnte. Der Figur Jack Ryan verpasst er einen angenehmen "Büro"-Touch, der ganz wunderbar in die beiden Filme passt - obwohl ich persönlich Alec Baldwin für immer als die Idealbesetzung erachten werde.
AnatolGogol hat geschrieben:Im Gegensatz zu dir finde ich aber das ebenfalls zeitlich sehr großzügig bemessene Finale als den größten Schwachpunkt des Films, da es Noyce hier nicht wirklich gelingt Spannung und Bedrohung aufzubauen und die Action – und da sind wir dann wieder beieinander – austauschbar und beliebig ist, vor allem die abschliessende Bootsverfolgung
Auch hier muss ich mich ganz meinem Vorredner anschließen: Patriot Games verliert mit zunehmender Laufzeit an Fokus und auch an Stringenz, und besonders mit dem ausgedehnten unpassenden Action-Finale zusätzlich meine Aufmerksamkeit. Die besten Momente in den beiden Jack Ryan Filmen von Phillip Noyce sind die, in denen das erschreckend reale Gewerbe des Geheimdienstes aufgezeigt wird. Besonders gut ist in diesem Zusammenhang bezogen auf Patriot Games die Sequenz in der ansonsten schwächeren zweiten Stunde des Patrioten, wenn Ryan und die anderen Agenten auf den Monitoren bei der Ausrottung des Terror-Camps zuschauen. Da bekommt der Film in seiner Darstellung des Krieg gegen den Terror mittels technologisierter Kriegsführung etwas beklemmend realistisches und zeigt die beruflich bedingte Auslöschung von Feinden als fast schon Videospiel-haft unpersönlich. Ein - gerade in seiner betont unspektakulären Inszenierung - wahnsinnig gelungener Moment, der deutlich macht, wo der Unterschied zwischen den Clancy-Adaptionen und der prominenteren Agenten-Konkurrenz liegt. Das Actionfinale ist auch deshalb so schwach (insbesondere die Bootsverfolgung), weil sie für diese Art von Film viel zu plakativ ausfällt, zu sehr auf Oberflächenspannung setzt.
AnatolGogol hat geschrieben:Aber vor allem Sam Jackson passt als Robbie einfach perfekt und hat hier auch Gelegenheit mal zu zeigen, wie gut er in einer vergleichsweise nüchternen und „normalen“ Rolle abseits seines Tarantino-Klischees agieren kann. Die Wiederkehr von James Earl Jones ist ebenfalls ein Segen, da durch ihn Greer zum hochcharismatischen Sympathieträger wird
James Earl Jones ist definitiv stark und fungiert ja auch als bindendes Element zwischen den Ford Filmen und dem Red October Vorgänger. Ich hab "Lord Vader" in der Rolle immer sehr geschätzt, weil Jones wie du völlig richtig sagst einfach ein großes Charisma mit in die Rolle bringt, die ihm sofort ein Alleinstellungsmerkmal verleiht. Das war auch schon in Red October so und setzt sich in den Noyce Filmen fort. Sam L. Jackson ist einem seiner größeren frühen Auftritte (ganz ähnlich wie in GoodFellas) gefällt in der Tat durch sein verglichen mit seiner heutigen Rollenwahl gezeigtes Understatement, fern ab von der heute für ihn stehenden "Motherfucker"-Attitude. Nicht ganz folgen kann ich bei Richard Harris: Ja, ich sehe den alten Knaben auch immer gerne, aber sein Auftritt ist doch eher Harris-light und blieb mir zumindest selten als darstellerischer Höhepunkt weder im Film noch von Harris generell im Gedächtnis.
AnatolGogol hat geschrieben:Die musikalische Untermalung des via Satellit und PC überwachten „Cyber-Angriffs“ auf das Ausbildungscamp ist aus seinem Aliens-Soundtrack
Das stimmt und ist für Fans von Film-Scores extrem auffällig. Entschuldigend muss man aber zumindest anfügen, dass schon das Original-Stück aus Aliens ("Resolution and Hyperspace") sich stark bei einem existierenden Musikstück bedient, namentlich der 5. Sinfonie von Dmitri Shostakovich. Daher wirkte diese Übernahme für mich noch recht organisch, gerade insofern, als dass Horner in seiner Karriere immer wieder auf genau diese Sinfonie von Shostakovich zurückgriff, mehrere Stücke in seinem Troja-Soundtrack etwa sind ebenfalls stark und eindeutig von dem russischen Komponisten beeinflusst. Insgesamt ist Patriot Games sicher kein Highlight im Ouevre von Horner, aber eine gewohnt starke Arbeit.
Thunderball1965 hat geschrieben:Was ist daran herausragend :?:
In meinen Augen und Ohren nahezu alles. Die fantastische Kameraarbeit von Jan De Bont in Kombination mit einer der allerbesten musikalischen Arbeiten von Basil Poledouris machen dieses Intro für mich zu einem gigantischen Einstieg in den Film. Hier wird alles etabliert, was für die beiden Hauptcharaktere wichtig ist, und das sehr effektvoll, gleichzeitig wird bereits die letzte Einstellung vor dem Abspann vorbereitet. Dazu der Chor mit den sehr starken Lyrics (Wer kein russisch kann, einfach mal nach der englischen Übersetzung googlen), die angenehm doppeldeutig die Ramius-Figur umkreisen. Zudem funktioniert der Kontrast zwischen Ryan und Ramius bereits im Intro wunderbar: Der eine auf einem riesigen Schiff unterwegs zum großen Meeresabenteuer, der andere zu Hause am Schreibtisch über Büchern von solchen Abenteuern hängend.
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Re: Der Jack Ryan Thread

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Casino Hille hat geschrieben:Anders als Kollege Anatol würde ich das gar nicht mal Durchschnittlichkeit nennen, Ford wirkt auf mich nie wie ein Max Mustermann, aber er ist schon in gewisser Hinsicht ein leicht unbeholfenes Heldenexemplar, womit er sich immer angenehm weit von den Action-Heros seiner Zeit absetzen konnte. Der Figur Jack Ryan verpasst er einen angenehmen "Büro"-Touch, der ganz wunderbar in die beiden Filme passt.
Du wirst lachen: ich sehe es sogar ziemlich ähnlich, war nur zu unbeholfen (oder „Harrison-Ford-like“), um es so auf den Punkt zu bringen! Ford wirkt auf mich in den Actionszenen immer etwas „ungeübt“, gerade seine Kampfszenen sehen nie so choreographiert aus wie bei den meisten seiner Kollegen, sondern haben immer etwas rustikales. Das trägt wie ich finde enorm zu Authentizität bei und prädestiniert ihn förmlich für die Ryan-Rolle, der ja eben gerade kein James Bond ist, sondern ein Bürohengst (wenn auch einer mit Marines-Vergangenheit), der mehr oder weniger zufällig in knifflige physische Situationen gerät.
Casino Hille hat geschrieben:Die besten Momente in den beiden Jack Ryan Filmen von Phillip Noyce sind die, in denen das erschreckend reale Gewerbe des Geheimdienstes aufgezeigt wird.
Sehr gut formuliert, sehe ich exakt genau so! Deshalb mag ich auch den zweiten Noyce lieber, da der Schwerpunkt des Films hier auf den dreckigen, „grauen“ Alltag des Agentengewerbes und der Politik gelegt wird und die Action eher ein Nebenaspekt bzw. Resultat daraus ist.

Casino Hille hat geschrieben:In meinen Augen und Ohren nahezu alles. Die fantastische Kameraarbeit von Jan De Bont in Kombination mit einer der allerbesten musikalischen Arbeiten von Basil Poledouris machen dieses Intro für mich zu einem gigantischen Einstieg in den Film. Hier wird alles etabliert, was für die beiden Hauptcharaktere wichtig ist, und das sehr effektvoll, gleichzeitig wird bereits die letzte Einstellung vor dem Abspann vorbereitet. Dazu der Chor mit den sehr starken Lyrics (Wer kein russisch kann, einfach mal nach der englischen Übersetzung googlen), die angenehm doppeldeutig die Ramius-Figur umkreisen. Zudem funktioniert der Kontrast zwischen Ryan und Ramius bereits im Intro wunderbar: Der eine auf einem riesigen Schiff unterwegs zum großen Meeresabenteuer, der andere zu Hause am Schreibtisch über Büchern von solchen Abenteuern hängend.
Ich fand den Prolog auch immer schon spitze, die hat sich bereits bei Erstsichtung förmlich in mein Gedächtnis reingebrannt (so kann ich zB mühelos den kompletten Dialog zwischen Connery und Neill – zumindest phonetisch – zitieren: „Svanadrigo, Towarisch Kapitan!“). Connerys Charisma sprengt hier förmlich die Leinwand – gerade weil er ja kaum etwas macht als „dazusein“. Und wie dann am Ende die Kamera vom U-Boot wegfährt in die Totale und Poledouris russisch geprägtes Mainthema beginnt…wow wow wow wow…kann hier deine Begeisterung also bestens nachvollziehen (wobei ich die Einführung von Ryan nach der PTS nicht ganz so toll finde, was aber in erster Linie an seinem in meinen Augen fehlbestzten familiären Anhang liegt: Doktor Crusher als Cathy? Niemals!).
Casino Hille hat geschrieben:obwohl ich persönlich Alec Baldwin für immer als die Idealbesetzung erachten werde
Hille, wie hätte dir Kevin Costner als Jack Ryan gefallen?
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der TV Serien Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 3. Mai 2021 14:55 Als großer Tom Clancy Fan fand ich die erste Staffel ziemlich gut, aber die zweite Season zog sich enorm in die Länge.
Sehr ich genau wie Hille. Deswegen ziehe ich mir jetzt die komplette Reihe als Bücher rein, bis Season 3 kommt.
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Re: Der TV Serien Thread

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Mit dem neuen Michael B. Jordan Actioner "Gnadenlos" wird es auch bald ein "Ryanverse" (bescheuerter Begriff) geben. Der gute Jack wurde ja inzwischen von Baldwin, Ford und Pine verkörpert, wobei letzterer am wenigsten überzeugte. In der Serie wird er vom (ebenfalls) eher farblosen Krasinski verkörpert, der seine Sache da aber ganz gut macht. Die Serie selbst ist spannend und wir den Clancy-Romanen insofern gerecht, als sie sehr ausführlich und detailverliebt sind. Allerdings habe ich seit meiner frühen Jugend keine mehr gelesen, die Erinnerung ist also etwas blass. Die Serie aber ist gute Unterhaltung, wobei ich bisher nur Staffel 1 kenne.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der TV Serien Thread

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vodkamartini hat geschrieben: 3. Mai 2021 16:51 Der gute Jack wurde ja inzwischen von Baldwin, Ford und Pine verkörpert, wobei letzterer am wenigsten überzeugte. In der Serie wird er vom (ebenfalls) eher farblosen Krasinski verkörpert, der seine Sache da aber ganz gut macht. Die Serie selbst ist spannend und wir den Clancy-Romanen insofern gerecht, als sie sehr ausführlich und detailverliebt sind.
Andersrum sind sie längst nicht so patriotisch wie Clancys Bücher, in Staffel 1 wird einem islamistischen Terroristen sogar eine Art Innenleben zugestanden. Übrigens hast du noch Ben Affleck vergessen, der auch mal Jack Ryan gewesen ist – zugegeben muss man sich daran genau wie bei Chris Pine nicht wirklich erinnern. :wink:
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