Re: Zuletzt gesehener Film

8807
iHaveCNit: (Flashback 2017): Brimstone (2017)

Als 10.ten und vermutlich letzter Film aus der Kategorie der Filme aus dem Vorjahr, die ich noch nachholen wollte ist „Brimstone“. Den Film konnte ich leider aufgrund des sehr limitierten Kinostarts in Deutschland nur im Heimkino sehen. Aber das Warten hat sich gelohnt. Denn der Film ist unfassbar gut.

Liz ist eine stumme, junge, verheiratete Hebamme und Mutter, die in einem kleinen amerikanischen Dorf lebt. Eines Tages zieht ein Priester in das Dorf, der bei Liz für extremes Unbehagen und Angst sorgt – so dass sie vor ihm flüchtet, weil beide eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.

Der Film ist so unglaublich unbequem und unheilvoll. Das muss nichts schlimmes bedeuten, denn der Film ist großartig. Als Western nimmt er sich die Ruhe und die Zeit, seine Geschichte zu entfalten und bedient sich einer tollen episodischen bzw. kapitelhaften Struktur und einer nicht linearen Narration, in der wir tiefer in die Vergangenheit tauchen bevor mit der aktuellen Geschichte auf das Finale hin arbeitet. In seinen ruhigen, entsättigten Bildern und seiner Ruhe zieht er eine enorme Kraft heraus und katapultiert einen durch sein Design regelrecht in die damalige Zeit und erzeugt eine tolle Atmosphäre. Es geht aber nicht zimperlich zu in Brimstone – wenn es um Nacktheit und Brutalität geht nimmt er keine Gefangenen und liefert viele unbequeme Momente, die durch die Darstellung noch viel intensiver werden. Paul Anderson, Kit Harrington, Carla Juri und Carice van Houten liefern nur episodenhafte Nebencharaktere. Das Herzstück des Films ist jedoch die Beziehung zwischen Dakota Fannings Liz und dem Priester von Guy Pearce, die mir wirklich die Schuhe ausgezogen hat. Dakota Fanning liefert einen eindrucksvollen Job ab aber „Brimstone“ ist ganz klar der Film für Guy Pearce, dessen finstere und sinistere Performance des Reverends als Antagonist eine unglaubliche Leistung und wenn nicht sogar eine der besten Leistungen in der Karriere von Guy Pearce darstellt und schon alleine der Grund ist, warum man „Brimstone“ sehen sollte.

„Brimstone“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8808
@HCN007:

War gestern in Hereditary. Hat meine Erwartungen soweit erfüllt, ohne mich vom Hocker zu reißen. Obwohl die gewählte Filmsprache nicht uninteressant ist und sozusagen ein Gegenentwurf zu dieser billigen Jump Scare-Politik des 08/15-Horrorfilms darstellt, konnte mich der meines Erachtens unnötig verkomplizierte Plot im letzten Drittel des Filmes nicht mehr wirklich überzeugen.
SPOILER:
Das hat Polanski vor 50 Jahren mit Rosemary's Baby deutlich eindrucksvoller obwohl um Längen nicht so effekthascherisch hinbekommen.
SPOILER ENDE

Mir kam es so vor als konnte sich der Film über weite Strecken nicht entscheiden, in welche Richtung das Geschehen gelenkt werden soll. Mir fehlte sozusagen die Konsequenz in der Inszenierung. Zu loben sind das SchauspielerInnen-Ensemble, die (nach derzeitigen Genre-Maßstäben) unkonventionelle Kameraführung und der Score. Auf jeden Fall sehenswert, aber für mich zumindest nicht die sehnlich gewünschte Offenbarung.

Re: Zuletzt gesehener Film

8810
Brimstone war doch recht clever gemacht, zumal er seine eigenwillige Mixtur aus Sexploitation, Episodenfilm und Neo-Western konsequent und ohne Berührungsängste mit Pulp oder Splatter über die Bühne bringt. Hat mir gut gefallen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8813
Casino Hille hat geschrieben: 22. Juni 2018 12:47 Ja, der ist aber wirklich komplett vergurkt. Über Hereditary habe ich einiges gutes gelesen, der könnte wirklich was taugen.
Ich habe auch nichts gegen Hereditary, der startet hier in Schokoland glaube ich erst im Juli und ich bin wirklich sehr gespannt, weil ich auch nur positives gelesen habe. Und einer der Hauptdarsteller, Alex Wolff, ist jüngst im Rahmen seiner Promo-Tour bei der Collider-Gameshow aufgetreten und hat sich als dufter Typ erwiesen. Aber Aronofskys effekthascherisches Polanski-Remake ist halt echt ein Schuss in den Ofen, den die Lawrence am Filmende in die Luft jagt.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8815
iHaveCNit: (on Netflix): Message from the King (2016 / First Look: 2018)

Gestern ganz zufällig auf Netflix auf den Rachethriller „Message from the King“ aufmerksam geworden, der mir richtig gut gefallen hat. Der Film liefert eine klassische Vigilanten-Rache-Story, hier mit einem neuen aufstrebenden afroamerikanischen Superstar, der in diesem Jahr in den zwei erfolgreichsten Filmen des Jahres mitgespielt hat: Chadewick Boseman, bekannt als „Black Panther“ und auch Teil des großen Ensembles aus „Infinity War“.

Ein Mann namens King taucht eines Tages in L.A. auf. Er ist auf der Suche nach seiner Schwester und findet heraus, in welch sinistren Kreisen sie sich bewegt hat. Sinistre Kreise, die auch für ihren Tod verantwortlich sind. Doch das reicht King nicht und er befindet sich auf einem harten Rachefeldzug.

Chadewick Boseman liefert hier eine beeindruckende Performance ab. Sowohl von der Physis als auch das notwendige Drama seines Charakters King ist das Kernstück des Films und hat mich vom Start weg in den Sog gezogen. Der Look des Films und die Musik unterstützen das. In den Nebenrollen sehen wir auch unter anderem Teresa Palmer, Luke Evans, Alfred Molina und Tom Felton. Der Film orientiert sich zwar an der klassischen Vigilanten-Rache-Story und hat seine ruhigen Momente, aber ich habe nichts anderes gebraucht. Und die teilweise sehr perfiden Abgründe, die sich hier auftun geben dem ganzen Film die Kraft und Emotionen. Die Botschaft des Königs hat mich erreicht und positiv überrascht.

„Message from the King“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8816
The Warriors von 1979 von Walter Hill (!!)

Typischer Gang Movie aus den 1970igern so wie ich es mag!
Straighte Handlung, die durchaus plausibel ist und die das typische Gng-Feeling ohne sozialromantischen Kitsch einfängt.
Jeder der Gang Members hat eine Identität, und zumindest die Opinion Leaders der konkurrierenden Gangs ebenfalls. Es ist nicht so, dass nur einer hervorsticht nund die anderen erfüllen nur das Klischee (an welches Franchise erinnert mich das bloss nur? Hm? Wenn ich doch die Antwort wüßte?)
Doch am allertollsten sticht die hervorragende Kameraarbeit von Andrew Laszlo hervor. Wie er die Beleuchtung gut anlegt, die Figuren - viele in derren Bizarrheit- fast schon ikonografisch hervorhebt und dem nicht genug, auch banale Gegenstände wie die Seebrücke im Finale fast schon zu Kunstgegenstände erhebt: einfach perfekt!
Apropos bizarre Figuren. Diese Dresscodes der Gangs lassen verdammt an "Clockwork Orange" erinnern, ohne dass man da etwas von einem Abklatsch bemerkt. Diese Clowns in Baseballanzügen oder der Rollerskater im Overall haben das Zeug zu Ikonen!
Für manche Kniffe, wie die Warriors sich immer wieder aus hoffnungslosen Situationen retten, wäre es für EON keine Sünde, die für Bond schamlos zu klauen (wie z.B. der Messerwurf von Swan im Finale). Wäre mal dieser ewigen "The right gadget for the right gag" Idiotie , von der sich Bond nicht und nicht verabschieden kann an, IQ turmhoch überlegen
Lange Rede kurzer Sinn: Gang Movie Meisterwerk!
11/10 Punkte
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

8817
iHaveCNit: (on Netflix): The Babysitter (2017 / First Look: 2018)

Mein Streifzug durch das exklusive Filmangebot auf Netflix geht weiter. Die nächste Station ist der von McG inszenierte Film „The Babysitter“, der wohl bei mir ein Film der Kategorie „Fastfood“ bleibt. Mit seiner Lauflänge von knapp 85 Minuten liefert der Film schnelle und leicht verdauliche Unterhaltung ohne jeglichen Mehrwert.

Der junge Cole ist ein Außenseiter und Nerd der ängstlichen Sorte – und seine Eltern haben sogar eine Babysitterin engagiert. Die unglaublich attraktive und blonde Bee, zu der sich Cole sehr hingezogen fühlt. Als Coles Eltern in den Urlaub fahren und ihn zurücklassen, spioniert er an einem Abend Bee aus und muss feststellen, dass Bee und ein Haufen weiterer Typen ein satanisches Ritual abhalten, von dem der junge Cole auch Teil ist. Das einzige Ziel für Cole an diesem Abend ist: Überleben !

Der Film ist purer infantiler Trash. Und er verfehlt auf diversen Ebenen sowohl als Horrorfilm als auch Komödie zu funktionieren. Die Witze sind peinlich, klischeehaft und zum Fremdschämen, die Schock- und Bluteffekte sind sehr billig umgesetzt. Jegliche interessante Charakterentwicklung und das interessante Set-Up zu Beginn wird zum Ende hin sehr platt aufgelöst und im Keim erstickt. Aber der Film ist zumindest aus trashiger Sicht sehr unterhaltsam und wird notwendigerweise sehr unausgewogen darin, wenn man den Film zumindest als sehr oberflächlich funktionierende Coming-Of-Age-Story ernst nehmen kann. Aber wenn man genau auf diesen Mix und die übliche Werbestiloptik eines McGs steht und keinen großen Anspruch an Horrorkomödien stellt, funktioniert der Film auf jeden Fall und hinterlässt einen unterhaltsamen Eindruck.

„The Babysitter“ - My First Look – 5/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8818
iHaveCNit: Am Strand (2018)

So ganz im Fahrwasser des Erfolges um „Lady Bird“ kam der nächste Film mit der dreifach oscarnominierten Saoirse Ronan aktuell in die Kinos. „A Chesil Beach“ bzw, „Am Strand“ ist ein Romanverfilmung des gleichnamigen Romans von Ian McEwan, der bereits unter anderem die Vorlage zu „Abbitte“ geliefert hat. Ian McEwan ist hier für das Drehbuch zuständig und Dominic Cooke für die Regie. Den Roman habe ich nicht gelesen, daher kann ich zur Vorlage nicht wirklich etwas sagen, aber für mich hat der Film vermutlich das Problem, dass er sich sklavisch an seine Vorlage halten muss, was ihm einiges an Wirkung nimmt, würde der Film nicht auf einem Roman basieren.

Florence Pointing und Edward Mayhew lernen sich in den 60ern auf einer politischen Veranstaltung kennen. Er stammt aus eher bürgerlichen Verhältnissen während sie aus einer elitären Familie kommt. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick und trotz gesellschaftlicher Unterschiede schließen sie den Bund der Ehe. Die Flitterwochen sollen in einem Hotel am Chesil Beach nahe Dorset erfolgen und auch hier soll die letzte Konsequenz einer Ehe folgen. Da beide unterschiedliche Vorstellungen an die Hochzeitsnacht knüpfen steht eine konlifkt- und folgenreiche Nacht bevor.

Wie ich bereits geschrieben habe, ist mir der Roman selbst noch nicht untergekommen so dass ich keine Aussage zur Vorlage und Umsetzung treffen kann. Aber ich denke mal, dass man sich etwas sklavischer an dem Buch orientierte – vor allem, wenn der Autor auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. Und da liegt vermutlich eines der großen Probleme des Films, auch wenn das Konzept des Films sehr interessant ist. Die Haupthandlung findet im Hotelzimmer statt, während im Laufe des Films die Hintergründe per Flashbacks eingestreut werden, die auch interessante Übergänge bieten und ein paar starke Momente liefern. Jedoch sorgen die ganzen Flashbacks dafür, dass die Handlung im Hotelzimmer etwas aus dem Fokus gerät und seine kammerspielartige Atmosphäre nicht ganz ausspielen kann. Aber der Film liefert eine tolle Atmosphäre der 60er in England und zeigt auch die gesellschaftlichen Unterschiede der damaligen Zeit auf und wie die Gesellschaft damals mit Liebe und auch sexueller Aufklärung und freier Selbstbestimmung umgegangen ist. Für mich ist der Kern dieses Films auch die Chemie zwischen Saoirse Ronan und Billy Howle die wunderbar funktioniert auch weil sich das Schauspiel beider perfekt auf ihre Rollen anpasst. Während Saoirse Ronan ihre Figur mit elitärer Perfektion und Intelligenz sowie einer gewissen Portion von Unschuld und Furcht ausfüllt wirkt Billy Howle wie ein etwas unkontrollierter unangepasster und unbeholfener Typ, der ein wenig rebellischer rüberkommt. Das macht die Beziehung der Beiden auch sehr glaubhaft. Die Konklussion auf die der Film rausläuft ist konsequent und bricht etwas mit der üblichen Erwartung, bietet aber zusätzlich noch manche Entwicklungen, die dem Film zu einem runden Ende helfen sollen, aber irgendwie für mich deplatziert gewirkt haben.

„Am Strand“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8819
The Hereditary Das Vermächtnis

definitiv der schlechteste Film des Jahres bis dato.
Eine ansonsten komplett unauffällige US amerikan. Mittelstandsfamilie halt mit den üblichen Komplexen - eine Freak als Tochter mit einem haschrauchenden Bruder, bekommt nach dem Tod der Oma Kontakt mit dem übersinnlichen.
Derweil tümpelt die Handlung ohne jemals wirklich Fahrt aufzunehmen so vor sich dahin. Die Ängste vor dem kommenden Unheil wirken eher hysterisch und eigentlich nur so wie ein abgelutschter Kaugummi auf die faktsich nicht vorahndene Handlung raufgepappt.
Auch ist der Film voller unplausibler Abläufe v.a. wie sich Peter mit seiner Schwester nach ihrem allerg. Anfall verhält, ist frei von jeglicher Nachvolllziehbarkeit. Auch von etwaigen Spannungen, Zerwürfnissen ,Depressioen wegen ihres durch sein mehrfaches Fehlverhalten verursachten Todes bemerkt man in weiterer Handlung nichts - was verblüfft. Fast wäre es so. als habe er nur aus Versehen den Hund überfahren.
Eigentlich frage ich mich, welche Funktion Charly, die etwas durchgeknallte Tochter, im Film überhaupt einnimmt? Sie vertschüsst sich gleich durch ihren Tod. Taucht nur ganz kurz gegen Ende als Gespenst wieder auf. Dazwischen bleiben nur verstörende Gedanken über ihre etwas spleenigen Hobbys
Das Ende nimmt man dann einfach in Kauf. Es erinnert entferrnt an "Rosemaries Baby", obgleich das in diesem Film im Gegensatz zu Polanskis Meisterwerk überhaupt nicht emotional berührt.
Warum ausgerechnet Gabriel Byrne als einzige etwas normale Figur als Vater und Toni Colette als wenig überzeugende Mutter sich dafür hergaben, kann man nur hoffen, dass die nicht vom Teufel geritten worden waren.
4/10 Punkte
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

8820
Nach einer wahren Geschichte

Stalker Movie a'la "Misery" oder noch verrückter "Der Fan" halt von Roman Polansky interpretiert.
Ich will jetzt v.a. den Anatol nicht verärgern, er gilt ja als dezidierter Polansky Fan, und vermutlich kann er dahinter mehr als wie ich erkennen.
Eva Green wirkte sehr enttäuschend und matt. Daher wenig überzeugend.

hm? Der "Standard" in Ö ist von ihr hingegen begeistert:
https://derstandard.at/2000082448781/Sc ... Unnahbaren

Weiß nicht?
?/10 Punkte
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild