Re: Erfolgreichste Filmserie aller Zeiten: HP löst JB ab!
Verfasst: 2. Januar 2010 17:01
Was besagt die auf der Wikipedia-Seite entstandene Aussage im Grundkern?
Es ist jemand daher gekommen, der einfach die Boxoffice-Zahlen unterschiedlicher Film-Franchises aus den verschiedenen einzelnen Erscheinungsjahren zusammenaddiert hat und die jeweiligen Summen miteinander verglichen hat. Als Lösung setzte der Verfasser den größten sich ergebenden Wert auf den ersten Platz.
So eine Form der "Milchmädchen"-Rechnung darf ein Grundschullehrer seinen Schülern/innnen im Fach Mathematik gerne stellen, jedoch wird die Aussage dann sofort unseriös, wenn solch eine Meldung unkommentiert im Kolumnenbereich einer seriösen Wirtschafts- und Finanzzeitung als "wahrhafte" Aussage verkauft wird. Man kann den einfachen Zahlengrundwert eines Einspielergebnisses eines Films aus einem länger zurückliegenden Jahres nicht mit dem Ergebnis eines aktuellen Films gleichsetzen, da sich nun mal der Kaufkraftwert des Geldes kontinuierlich verändert. Die Rede ist vom Begriff "Inflation".
Dabei geht es grob vereinfacht gesagt darum, dass unter anderem die Kaufkraft der Währung eines jeweiligen Landes oder Gemeinschaftsverbundes von Jahr zu Jahr unterschiedlich prozentual abnimmt und weniger wert wird. Man bekommt für sein Geld einen immer geringeren Gegenwert wodurch sich auf Dauer so gut wie alles verteuert. So variiert beispielsweise die Entwicklung des internationalen Preisniveaus, welche im Jahre 1952 vom IWF mit einem Ausgangsgrundwert von 100 Prozent veranschlagt wurde, in den verschieden Länder der Erde äußerst differenziert. In der Bundesrepublik Deutschland befand sich der Wert im Jahre 2005 beispielsweise bei rund 411 Prozent während er in der USA dagegen bei rund 736 Prozent lag.
Was bedeutet das nun für das eigentliche Thema "James Bond und Boxoffice"?
Es existieren heute zu jedem einzelnen Bondfilm der offiziellen Serie definitive Einspielergebnisswerte, welche nicht inflationsbereinigt sind - und daher als indexiert umgerechnete inflationsbereinigte Werte nur auf Schätzungen basieren können.
Ich nehme als Beispiel mal den erfolgreichsten Teil der offiziellen Serie heraus, um einige Grundproblematiken grob zu erläutern. Hierbei handelt es sich um "Thunderball" aus dem Jahre 1965.
Laut Boxoffice-Liste wird angegeben, dass der vierte offizielle Bondfilm weltweit 142,2 Mio. $ eingspielt hat. Im Jahre 2008 wird als Schätzung von einer Quelle inflationsbereinigt ein Wert von rund 966.4 Mio. $ zu Grunde gelegt. Nun muss man sich aber fragen, wie oft "Thunderball" nach 1965 noch in den Kinos wiederaufgeführt worden ist. In den USA war dies auf jeden Fall noch bis fast Mitte der Siebziger der Fall. In Deutschland wurde verschiedene Filme der Bond-Serie dagegen noch bis 1984 in unregelmässigen Abständen verstärkt in die Kinos gebracht. In einzelnen Großstädten wie Frankfurt/Main, Bochum oder Berlin liefen sie sogar jahrelang im wöchentlich wechselnden Turnus. Nun gilt es zu vermuten, dass die sich daraus ergebenden Beträge mit den anderen Beträgen aus den früheren Jahren einfach zusammenaddiert wurden, so dass sich hier schon eine Kaufkraft-Verfälschung zu den Altwerten aus den zurückliegenden 19 Jahren ergibt. Um genau vorzugehen, müsste man also aus den jeweiligen Ländern der Welt die entsprechenden Ersteinspielergebnisse mit den Wiederaufführungswerten aus den einzelnen Jahren infaltionsbereinigt gegen rechnen und dann noch die Werte mit den Dollar-Wechselkursen des Premierenjahres in Einklang bringen. Das wäre eine Sysiphusarbeit unbekannten Ausmasses.
Betrachten wir also als nächstes die Boxoffice-Liste der offiziellen Bond-Filme im Ganzen:
Boxoffice-Liste (bei wikipedia)
01 "Dr. No" (1962) / weltweites Einspielergebnis: 59.6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 425.4 Mio $
02 "From Russia with love" (1963) / weltweites Einspielergebnis: 78.9 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 555.9 Mio $
03 "Goldfinger" (1964) / weltweites Einspielergebnis: 124.9 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 868,6 Mio $
04 "Thunderball" (1965) / weltweites Einspielergebnis: 141.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 966.4 Mio $
05 "You only live twice" (1967) / weltweites Einspielergebnis: 111.6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 720.3 Mio $
06 "On her Majesty's Secret Service" (1969) / weltweites Einspielergebnis: 87.4 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 513.4 Mio $
07 "Diamonds are forever" (1971) / weltweites Einspielergebnis: 116 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 617,5 Mio $
08 "Live and let die" (1973) / weltweites Einspielergebnis: 161.8 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 785.6 Mio $
09 "The man with the golden gun" (1974) / weltweites Einspielergebnis: 97,6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 426.8 Mio $
10 "The spy who loved me" (1977) / weltweites Einspielergebnis: 187.3 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 666.3 Mio $
11 "Moonraker" (1979) / weltweites Einspielergebnis: 210.3 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 624.5 Mio $
12 "For your eyes only" (1981) / weltweites Einspielergebnis: 202.8 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 481.0 Mio $
13 "Octopussy" (1983) / weltweites Einspielergebnis: 187.5 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 405.8 Mio $
14 "A view to a kill" (1985) / weltweites Einspielergebnis: 157.8 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 316.1 Mio $
15 "The living daylights" (1987) / weltweites Einspielergebnis: 191.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 362.8 Mio $
16 "Licence to kill" (1989) / weltweites Einspielergebnis: 156.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 271.5 Mio $
17 "GoldenEye" (1995) / weltweites Einspielergebnis: 353.4 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 499.9 Mio $
18 "Tomorrow never dies" (1997) / weltweites Einspielergebnis: 346.6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 465.5 Mio $
19 "The world is not enough" (1999) / weltweites Einspielergebnis: 390.0 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 504.7 Mio $
20 "Die another day" (2002) / weltweites Einspielergebnis: 456.0 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 546.4 Mio $
21 "Casino Royale" (2006) / weltweites Einspielergebnis: 599.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 640.8 Mio $
22 "Quantum od solace" (2008) / weltweites Einspielergebnis: 586.0 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 586.0 Mio $
Hinweis:
Leider widersprechen sich die verschiedenen Quellen selbst hinsichtlich der offiziellen Einspielergebnisse, so dass sich hier folglich nicht verifizierte Arbeitswerte ergeben, sondern nur grobe Ansatzwerte, die dieser Diskussion dienen.
Besonders krass sind die inflationsbereinigten Schätzwert-Zahlen, die sich bei "Moonraker" (1979) und "For your eyes only" (1981) ergeben, wenn man deren Schätzwerte mit den weltweiten Einspielergebnissen vergleicht. Diese Angaben stellen aber keine gravierende Fehldiagnose dar, sondern die damalige (Ronald) Reagan-Adminstration in den USA hat die Dollar-Währung auf dem Weltmarkt kaufkrafttechnisch anders positioniert zu ihrer Vorgängerregierung, so dass es zu gravierenden Wechselkursänderung kam. War der Dollar 1979 in der Bundesrepublik Deutschland vielleicht rund 2,30 DM wert, betrug er '82 vielleicht noch 1,80 DM.
Nehme man also diese Schätzwerte beispielsweise als grobe Ausgangslage, läge das Bond-Franchise nach dieser "Rechnung" bei über 11 Mio. $ - einem Wert der doch noch einiges entfernt von der Summe der sechs Harry Potter-Verfilmungen läge. Wer nun aber glaubt, dass die Bond-Serie die finanziell erfolgsreichste Filmserie ist, kann diese Aussage nur in Einklang mit ihrer Langlebigkeit bringen. Als Single-Event-Movies betrachtet haben selbst die erfolgreichsten Bond-Filme der Sechziger doch immer noch das Nachsehen gegenüber einzelnen andere Produktionen gehabt.
So gilt zu vermuten, dass sowohl "Marry Poppins" als auch "My Fair lady" 1964 an "Goldfinger" vorbeigezogen sind. So haben diese beiden Produktionen allein in den USA und Kanada 102 Mio $, bzw. 72 Mio $ eingespielt, während "Goldfinger" dort nur 51.1 Mio $ gemacht hat.
Das Musical "Sound of Music" hat im darauffolgenden Jahr im Vergleich zu "Thunderball "allein in den USA einen offiziellen Boxoffice-Wert von über 163 Mio $ geholt. David Leans Verfilmung von Boris Pasternaks Besteller "Doctor Zhivago" machte in den USA noch über 111 Mio $ während Bonds - bis heute -erfolgreichster nicht indexierter US-Stand sich am Ende bei 63.6 Mio $ befand.
Obwohl "You only live twice" (1967) auf einen Endstand von weltweit 111.6 Mio $ kam, präsentierte "The graduate" (Die Reifeprüfung") mit Dustin Hoffman in den USA und Kanada alleine schon einen Endergebnis von über 104 Mio $. Uneinholbar präsentierte sich dagegen Disneys "The Jungle Book" mit einem Endstand von über 205 Mio $ weltweit.
Würde man übrigens die Animationsfilme von Walt Disney als ein zusammenhängendes Filmfranchise werten wären diese die wohl weltweit erfolgreichste Serie aller Zeiten. Man male sich nur einmal die inflationsbereinigten Geldwerte einiger Disney-Produktionen aus:
Boxoffice (unbereinigt)
Cinderella (1950) - 85.0 Mio $ in den USA und Kanada allein
Peter Pan (1953) - 87,4 Mio $ in den USA und Kanada allein
Lady and the tramp (1955) - 93.6 Mio $ in den USA und Kanada allein
Sleeping beauty (1959) - 51,6 Mio $ in den USA und Kanada allein
One Hundred and One Dalmatians (1961) - 224.0 Mio $ weltweit
Vergleicht man die inflationsbereinigten Zahlenwerte der Harry Potter-Verfilmungen mit George Lucas "Star Wars"-Serie, so bleibt die Ursprungstrilogie (1977 - 83) von den Zahlen ungeschlagen. "Star Wars IV: A new hope" (1977) stellt inflationsbereinigt einen Wert von 2.1 Mill. $ (2008) dar. "The Empire strikes back" (1981) und "The return of the jedi" (1983) haben jeder für sich auch noch über eine Milliarde gemacht.
Gesamt liegen alle sechs Filme bei einem Schätzwert von 7.6 Mill $ (2008).
Kosten-Nutzung-Faktor hinsichtlich zu erwartender Gewinne
Natürlich muss zu diesen Zahlen auch immer noch die Produktionskosten mit in eine Kosten-Nutzen-Rechnung einfügen. So gilt nun mal die Regel dass neben den reinen Produktionskosten eine Kinoproduktion das Dreifache ihrer Kosten erwirtschaften muss, bevor sich ein Gewinn rein aus der Auswertung an den Kinokassen ergibt. Durch den heutigen sofortigen Verkauf der TV- und Pay-TV-Rechte sowie den finanziellen Synergieeffekten, welche sich für den Heimvideomarkt rund ein halbes Jahr später zusätzlich noch ergeben, erhöht sich das finanzielle Sicherheitspolster. Im Klartext besagt das gerade, dass etwa die letzten vier Bond-Filme - außer "Casino Royale" (2006) - an der Kinokasse nicht vollständig kostendeckend waren. Natürlich wird so etwas nicht groß breitgetreten, sondern es werden dann andere Gründe geschickt mittels Public Relations der Öffentlichkeit verkauft. Nach "The world is not enough" 1999 wurde etwa mit einer Ausszeit von einem zusätzlichen Jahr argumentiert - um das grosse 40-Jahre Jubiläum möglich zu machen. Nach "die another day" 2002 gab es irgendwann nur einen Medien-Spuk, bei dem Pierce Brosnan verzweifelt um einen fünften Einsatz als James Bond rang. Von Drehbüchentwürfen oder Locationscouting war in der Zeit kaum die Rede. Nach dem wirklichen Kassenerfolg von "Casino Royale" 2006 war auf einmal von Studioseiten die Rede, dass EON Productions doch den nächsten Film ruhig anderthalb Jahre nach dem Reboot in die Kinos bringen könne. Erste ernsthafte Nachrichten hinsichtlich eine Folgeproduktion nach "Quantum of solace" kamen erst auf, nachdem der DVD- und blu-ray-Verkauf weltweit erfolgreich Kasse gemacht hatte.
In den Tagen der Partnerschaft von Harry Saltzman und Albert R. Broccoli bedeutete das damals, dass nach Abzug aller Kosten der Verleiher 40 Prozent aus den Gewinneinnahmen behielt, während die Produzenten als Inhaber der Verfilmungsrecht an zahlreichen Fleming-Werken mit jeweils 30 Prozent nach Hause gingen. Leider äußert sich Albert R. Broccoli in seiner von Donald Zec verfassten Autobiographie nicht dazu welche Verschiebungen sich nach dem Fortgang von Harry Saltzman ergeben haben. So ist es in dieser Hinsicht schwer abzuschätzen wieviel der jeweilige gerad aktuell agierende Verleih als Geldgeber heute aus einem Bond-Film herausholt, während EON Productions als Lieferant eines weiteren Filmbeitrages in dem Sinne nur das Risiko hat, den Film innerhalb eines gesteckten finanziellen Rahmens zu fertigen und ein immer wieder zeitgemässes Produkt zu kreieren, was auf genügend Nachfrage treffen muss.
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Es ist jemand daher gekommen, der einfach die Boxoffice-Zahlen unterschiedlicher Film-Franchises aus den verschiedenen einzelnen Erscheinungsjahren zusammenaddiert hat und die jeweiligen Summen miteinander verglichen hat. Als Lösung setzte der Verfasser den größten sich ergebenden Wert auf den ersten Platz.
So eine Form der "Milchmädchen"-Rechnung darf ein Grundschullehrer seinen Schülern/innnen im Fach Mathematik gerne stellen, jedoch wird die Aussage dann sofort unseriös, wenn solch eine Meldung unkommentiert im Kolumnenbereich einer seriösen Wirtschafts- und Finanzzeitung als "wahrhafte" Aussage verkauft wird. Man kann den einfachen Zahlengrundwert eines Einspielergebnisses eines Films aus einem länger zurückliegenden Jahres nicht mit dem Ergebnis eines aktuellen Films gleichsetzen, da sich nun mal der Kaufkraftwert des Geldes kontinuierlich verändert. Die Rede ist vom Begriff "Inflation".
Dabei geht es grob vereinfacht gesagt darum, dass unter anderem die Kaufkraft der Währung eines jeweiligen Landes oder Gemeinschaftsverbundes von Jahr zu Jahr unterschiedlich prozentual abnimmt und weniger wert wird. Man bekommt für sein Geld einen immer geringeren Gegenwert wodurch sich auf Dauer so gut wie alles verteuert. So variiert beispielsweise die Entwicklung des internationalen Preisniveaus, welche im Jahre 1952 vom IWF mit einem Ausgangsgrundwert von 100 Prozent veranschlagt wurde, in den verschieden Länder der Erde äußerst differenziert. In der Bundesrepublik Deutschland befand sich der Wert im Jahre 2005 beispielsweise bei rund 411 Prozent während er in der USA dagegen bei rund 736 Prozent lag.
Was bedeutet das nun für das eigentliche Thema "James Bond und Boxoffice"?
Es existieren heute zu jedem einzelnen Bondfilm der offiziellen Serie definitive Einspielergebnisswerte, welche nicht inflationsbereinigt sind - und daher als indexiert umgerechnete inflationsbereinigte Werte nur auf Schätzungen basieren können.
Ich nehme als Beispiel mal den erfolgreichsten Teil der offiziellen Serie heraus, um einige Grundproblematiken grob zu erläutern. Hierbei handelt es sich um "Thunderball" aus dem Jahre 1965.
Laut Boxoffice-Liste wird angegeben, dass der vierte offizielle Bondfilm weltweit 142,2 Mio. $ eingspielt hat. Im Jahre 2008 wird als Schätzung von einer Quelle inflationsbereinigt ein Wert von rund 966.4 Mio. $ zu Grunde gelegt. Nun muss man sich aber fragen, wie oft "Thunderball" nach 1965 noch in den Kinos wiederaufgeführt worden ist. In den USA war dies auf jeden Fall noch bis fast Mitte der Siebziger der Fall. In Deutschland wurde verschiedene Filme der Bond-Serie dagegen noch bis 1984 in unregelmässigen Abständen verstärkt in die Kinos gebracht. In einzelnen Großstädten wie Frankfurt/Main, Bochum oder Berlin liefen sie sogar jahrelang im wöchentlich wechselnden Turnus. Nun gilt es zu vermuten, dass die sich daraus ergebenden Beträge mit den anderen Beträgen aus den früheren Jahren einfach zusammenaddiert wurden, so dass sich hier schon eine Kaufkraft-Verfälschung zu den Altwerten aus den zurückliegenden 19 Jahren ergibt. Um genau vorzugehen, müsste man also aus den jeweiligen Ländern der Welt die entsprechenden Ersteinspielergebnisse mit den Wiederaufführungswerten aus den einzelnen Jahren infaltionsbereinigt gegen rechnen und dann noch die Werte mit den Dollar-Wechselkursen des Premierenjahres in Einklang bringen. Das wäre eine Sysiphusarbeit unbekannten Ausmasses.
Betrachten wir also als nächstes die Boxoffice-Liste der offiziellen Bond-Filme im Ganzen:
Boxoffice-Liste (bei wikipedia)
01 "Dr. No" (1962) / weltweites Einspielergebnis: 59.6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 425.4 Mio $
02 "From Russia with love" (1963) / weltweites Einspielergebnis: 78.9 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 555.9 Mio $
03 "Goldfinger" (1964) / weltweites Einspielergebnis: 124.9 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 868,6 Mio $
04 "Thunderball" (1965) / weltweites Einspielergebnis: 141.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 966.4 Mio $
05 "You only live twice" (1967) / weltweites Einspielergebnis: 111.6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 720.3 Mio $
06 "On her Majesty's Secret Service" (1969) / weltweites Einspielergebnis: 87.4 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 513.4 Mio $
07 "Diamonds are forever" (1971) / weltweites Einspielergebnis: 116 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 617,5 Mio $
08 "Live and let die" (1973) / weltweites Einspielergebnis: 161.8 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 785.6 Mio $
09 "The man with the golden gun" (1974) / weltweites Einspielergebnis: 97,6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 426.8 Mio $
10 "The spy who loved me" (1977) / weltweites Einspielergebnis: 187.3 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 666.3 Mio $
11 "Moonraker" (1979) / weltweites Einspielergebnis: 210.3 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 624.5 Mio $
12 "For your eyes only" (1981) / weltweites Einspielergebnis: 202.8 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 481.0 Mio $
13 "Octopussy" (1983) / weltweites Einspielergebnis: 187.5 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 405.8 Mio $
14 "A view to a kill" (1985) / weltweites Einspielergebnis: 157.8 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 316.1 Mio $
15 "The living daylights" (1987) / weltweites Einspielergebnis: 191.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 362.8 Mio $
16 "Licence to kill" (1989) / weltweites Einspielergebnis: 156.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 271.5 Mio $
17 "GoldenEye" (1995) / weltweites Einspielergebnis: 353.4 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 499.9 Mio $
18 "Tomorrow never dies" (1997) / weltweites Einspielergebnis: 346.6 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 465.5 Mio $
19 "The world is not enough" (1999) / weltweites Einspielergebnis: 390.0 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 504.7 Mio $
20 "Die another day" (2002) / weltweites Einspielergebnis: 456.0 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 546.4 Mio $
21 "Casino Royale" (2006) / weltweites Einspielergebnis: 599.2 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 640.8 Mio $
22 "Quantum od solace" (2008) / weltweites Einspielergebnis: 586.0 Mio $ / inflationsbereinigte Schätzung aus 2008: 586.0 Mio $
Hinweis:
Leider widersprechen sich die verschiedenen Quellen selbst hinsichtlich der offiziellen Einspielergebnisse, so dass sich hier folglich nicht verifizierte Arbeitswerte ergeben, sondern nur grobe Ansatzwerte, die dieser Diskussion dienen.
Besonders krass sind die inflationsbereinigten Schätzwert-Zahlen, die sich bei "Moonraker" (1979) und "For your eyes only" (1981) ergeben, wenn man deren Schätzwerte mit den weltweiten Einspielergebnissen vergleicht. Diese Angaben stellen aber keine gravierende Fehldiagnose dar, sondern die damalige (Ronald) Reagan-Adminstration in den USA hat die Dollar-Währung auf dem Weltmarkt kaufkrafttechnisch anders positioniert zu ihrer Vorgängerregierung, so dass es zu gravierenden Wechselkursänderung kam. War der Dollar 1979 in der Bundesrepublik Deutschland vielleicht rund 2,30 DM wert, betrug er '82 vielleicht noch 1,80 DM.
Nehme man also diese Schätzwerte beispielsweise als grobe Ausgangslage, läge das Bond-Franchise nach dieser "Rechnung" bei über 11 Mio. $ - einem Wert der doch noch einiges entfernt von der Summe der sechs Harry Potter-Verfilmungen läge. Wer nun aber glaubt, dass die Bond-Serie die finanziell erfolgsreichste Filmserie ist, kann diese Aussage nur in Einklang mit ihrer Langlebigkeit bringen. Als Single-Event-Movies betrachtet haben selbst die erfolgreichsten Bond-Filme der Sechziger doch immer noch das Nachsehen gegenüber einzelnen andere Produktionen gehabt.
So gilt zu vermuten, dass sowohl "Marry Poppins" als auch "My Fair lady" 1964 an "Goldfinger" vorbeigezogen sind. So haben diese beiden Produktionen allein in den USA und Kanada 102 Mio $, bzw. 72 Mio $ eingespielt, während "Goldfinger" dort nur 51.1 Mio $ gemacht hat.
Das Musical "Sound of Music" hat im darauffolgenden Jahr im Vergleich zu "Thunderball "allein in den USA einen offiziellen Boxoffice-Wert von über 163 Mio $ geholt. David Leans Verfilmung von Boris Pasternaks Besteller "Doctor Zhivago" machte in den USA noch über 111 Mio $ während Bonds - bis heute -erfolgreichster nicht indexierter US-Stand sich am Ende bei 63.6 Mio $ befand.
Obwohl "You only live twice" (1967) auf einen Endstand von weltweit 111.6 Mio $ kam, präsentierte "The graduate" (Die Reifeprüfung") mit Dustin Hoffman in den USA und Kanada alleine schon einen Endergebnis von über 104 Mio $. Uneinholbar präsentierte sich dagegen Disneys "The Jungle Book" mit einem Endstand von über 205 Mio $ weltweit.
Würde man übrigens die Animationsfilme von Walt Disney als ein zusammenhängendes Filmfranchise werten wären diese die wohl weltweit erfolgreichste Serie aller Zeiten. Man male sich nur einmal die inflationsbereinigten Geldwerte einiger Disney-Produktionen aus:
Boxoffice (unbereinigt)
Cinderella (1950) - 85.0 Mio $ in den USA und Kanada allein
Peter Pan (1953) - 87,4 Mio $ in den USA und Kanada allein
Lady and the tramp (1955) - 93.6 Mio $ in den USA und Kanada allein
Sleeping beauty (1959) - 51,6 Mio $ in den USA und Kanada allein
One Hundred and One Dalmatians (1961) - 224.0 Mio $ weltweit
Vergleicht man die inflationsbereinigten Zahlenwerte der Harry Potter-Verfilmungen mit George Lucas "Star Wars"-Serie, so bleibt die Ursprungstrilogie (1977 - 83) von den Zahlen ungeschlagen. "Star Wars IV: A new hope" (1977) stellt inflationsbereinigt einen Wert von 2.1 Mill. $ (2008) dar. "The Empire strikes back" (1981) und "The return of the jedi" (1983) haben jeder für sich auch noch über eine Milliarde gemacht.
Gesamt liegen alle sechs Filme bei einem Schätzwert von 7.6 Mill $ (2008).
Kosten-Nutzung-Faktor hinsichtlich zu erwartender Gewinne
Natürlich muss zu diesen Zahlen auch immer noch die Produktionskosten mit in eine Kosten-Nutzen-Rechnung einfügen. So gilt nun mal die Regel dass neben den reinen Produktionskosten eine Kinoproduktion das Dreifache ihrer Kosten erwirtschaften muss, bevor sich ein Gewinn rein aus der Auswertung an den Kinokassen ergibt. Durch den heutigen sofortigen Verkauf der TV- und Pay-TV-Rechte sowie den finanziellen Synergieeffekten, welche sich für den Heimvideomarkt rund ein halbes Jahr später zusätzlich noch ergeben, erhöht sich das finanzielle Sicherheitspolster. Im Klartext besagt das gerade, dass etwa die letzten vier Bond-Filme - außer "Casino Royale" (2006) - an der Kinokasse nicht vollständig kostendeckend waren. Natürlich wird so etwas nicht groß breitgetreten, sondern es werden dann andere Gründe geschickt mittels Public Relations der Öffentlichkeit verkauft. Nach "The world is not enough" 1999 wurde etwa mit einer Ausszeit von einem zusätzlichen Jahr argumentiert - um das grosse 40-Jahre Jubiläum möglich zu machen. Nach "die another day" 2002 gab es irgendwann nur einen Medien-Spuk, bei dem Pierce Brosnan verzweifelt um einen fünften Einsatz als James Bond rang. Von Drehbüchentwürfen oder Locationscouting war in der Zeit kaum die Rede. Nach dem wirklichen Kassenerfolg von "Casino Royale" 2006 war auf einmal von Studioseiten die Rede, dass EON Productions doch den nächsten Film ruhig anderthalb Jahre nach dem Reboot in die Kinos bringen könne. Erste ernsthafte Nachrichten hinsichtlich eine Folgeproduktion nach "Quantum of solace" kamen erst auf, nachdem der DVD- und blu-ray-Verkauf weltweit erfolgreich Kasse gemacht hatte.
In den Tagen der Partnerschaft von Harry Saltzman und Albert R. Broccoli bedeutete das damals, dass nach Abzug aller Kosten der Verleiher 40 Prozent aus den Gewinneinnahmen behielt, während die Produzenten als Inhaber der Verfilmungsrecht an zahlreichen Fleming-Werken mit jeweils 30 Prozent nach Hause gingen. Leider äußert sich Albert R. Broccoli in seiner von Donald Zec verfassten Autobiographie nicht dazu welche Verschiebungen sich nach dem Fortgang von Harry Saltzman ergeben haben. So ist es in dieser Hinsicht schwer abzuschätzen wieviel der jeweilige gerad aktuell agierende Verleih als Geldgeber heute aus einem Bond-Film herausholt, während EON Productions als Lieferant eines weiteren Filmbeitrages in dem Sinne nur das Risiko hat, den Film innerhalb eines gesteckten finanziellen Rahmens zu fertigen und ein immer wieder zeitgemässes Produkt zu kreieren, was auf genügend Nachfrage treffen muss.
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