.
Was die Thematik der Decknamen für den Geheimagenten in der Bond-Serie angeht, ist es mir - um es mit einem bestimmten Songtitel auszudrücken eigentlich - "Total egal"
, weil:
Bis auf eine Ausnahme es nicht wirklich der Handlung entscheidend dienlich ist/war und - für mich - reine Makulatur ist, wenn Geheimagent James Bond in einer kurz angelegten Schein-Identität unter eigenem Namen oder falschen auftritt, da nach einer Erstbegegnung mit dem wirklichen Gegner die Tarnung in der Regel danach sofort aufgeflogen ist. Das hat nun mit der realen Spionagewelt so gar nichts gemein. Da ist dann unwichtig ob 007 sich nun mal als Peter Franks oder Dr. Michail Arkow ausgibt, weil es die Situation bedingt, für einen gewissen Zeitraum niedere Chargen täuschen kann,
aber es eigentlich Sinn und Zweck einer Tarnung im Agentenalltag sein sollte nicht aufzufliegen, während unser Lieblingsagent nach der Begegnung mit dem Hauptbösewicht oder wichtigem Handlanger danach sofort auf der Abschußliste steht und die Bösewichte nur zu blöd
sind ihn eben über den Haufen zu schießen und kurzerhand ins Jenseits zu befördern.
In diesem Punkt beweist die Neuausrichtung der Serie, die mit
"Casino Royale" (2006) ihr Debüt gab einmal mehr, warum man sich in der Hinsicht auch über 'diese Altlast' lustig macht - und zwar wenn Bond Le Chiffre begegnet und dieser fragt wer er denn nun sei, und Bond mit seiner Antwort für eine weitaus gelungenere Verwirrung sorgt als dies in vielen vorangegangenen Filmabenteuern der Fall war.
Die berühmte Ausnahme ist für mich Bonds Undercover-Einsatz als
Sir Hillary Bray in
"On her Majesty's Secret Service" (1969). Bedingt allein durch die Buchvorlage übernimmt Bond den Platz einer real existierenden Person, in deren Manierismen, Berufsbild, äußeres Escheinen und Benehmen er sich einfügen muss und somit quasi die Rolle des Fachmanns für Heraldik perfekt zu spielen hat - und prompt in einem entschiedenen Moment in 'beruflicher' Hinsicht patzt, als er den Standort der Grabmäler der Bleuchamps verwechselt. Leider hat man im Film einen Hitchcock-artigen Moment der Romanvorlage nicht mit eingebracht als ein Bekannter des echten Sir Hillary Brays fast Bonds Tarnung auffliegen lässt.
Natürlich lässt es das Drehbuch am Ende nicht zu, dass Bond in diesem Undercover-Einsatz seine Rolle wirklich par excellence spielt und dem Zuschauer so bewusst in Erinnerung bleibt, sondern bringt verstärkt den Libido-Effekt zum Einsatz, da Blofelds Alpenklinik förmlich von 'läufigen' weiblichen Schönheiten überquillt, die nichts besseres zu tun haben, als den Testeronmangel des Helden im Geschlechtsakt mit seinem Alter Ego Sir Hilly wieder auszugleichen und man kann als Zuschauer froh sein, dass nicht Horst Wendlandt die Rechte an der Serie erstanden hat, da 007 wahrscheinlich ansonsten in Lederhose hätte Fensterln gehen dürfen um der Devise "auf der alm da gibt's koa sünd" nachzukommen. So wird die Rolle des niederen Standesadligen durch diesen Theaterstadl-mässigen Lustspiel-Faktor doch arg getrübt, wodurch die eigentliche Performance in den Hintergrund tritt.
Persönlich mag ich ansonsten die erste Konfrontation zwischen dem britischen Medien-Mogul Elliott Carver und dem
Banker Bond in
„Tomorrow never dies“ (1997), da hier die Dialoge passgenau auf die Situation ausgerichtet sind - und da ist es total egal, dass der Geheimagent unter seinem richtigen Namen auftritt.
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