Casino Hille hat geschrieben:ich werd dafür während Olympia hier eher abwesend sein.

Wann ist das?

Vom 05. bis zum 21. August dieses Jahr.

Samedi hat geschrieben:

Revoked hat geschrieben:Seit die EM laeuft, hat sich Forum stark von seiner Kernkompetenz entfernt. Alles wird diskutiert. Nur nicht Bond.

Liegt aber nicht nur an der EM, sondern auch daran, dass es einfach nichts neues zum nächsten Bond gibt, außer absurden Gerüchten über Anderson oder Elba.

Ja, es muessen ja nicht immer Neuigkeiten zum naechsten Film sein. Auch in den Filmbesprechungen ist Ebbe.

Definitiv gehöre ich zu den Bondfans, die Daniel Craigs Interpretation von James Bond sehr befürworten. Besonders CR halte ich für einen herausragenden Film, aber auch QOS oder SP halte ich für sehr gelungen.

Dennoch wünsche ich mir für die Zukunft (spätestens nach Daniel Craig), dass einige in der Craig-Ära eher vernachlässigte Aspekte wieder mehr Gewichtung finden werden.

James Bond war schon immer ein Gentleman, ein Mann von Welt, der Luxus zelebrierte. Dies fehlt mir in er ansonsten äußerst Fleming-nahen Interpretation von Daniel Craig (auch Fleming hat James Bond als stilvollen Lebemann beschrieben). Ein paar Beispiele: Niemals hätten Moore, Connery oder Brosnan mit vollem Mund gesprochen (CR) oder Alkohol aus der Flasche getrunken (SP in L'Americain). Auch die Wohnungseinrichtung in SP ist nicht so, wie man sich die Wohnung eines stilvollen, luxusverwöhnten Mannes vorstellt. Hätte Roger Moore den Champagner mit "später vielleicht" abgelehnt, welchen Craig in SP durch Blofelds Butler angeboten bekam? Und in einer Absteige wie L'Americain hätte ein James Bond niemals residiert - nicht einmal im Notfall. Das hatte Craig in QOS auch noch praktiziert.

Kurzum wünsche ich mir für die Zukunft, dass James Bond wieder mehr das stilvolle Luxusleben zelebriert. Was in der Moore-Ära fast schon grenzwertig ausgereizt wurde - das ausschweifende Luxusleben eines britischen Lebemanns - fehlt in der Craig-Ära fast gänzlich.

Außerdem würde ich mir eine Abkehr von einer allzu düsteren Atmosphäre, die in SF und SP gegeben war, wünschen. Zuträglich wäre hier, wenn Bond wieder mehr an solchen Orten tätig wäre, wo andere Menschen gerne Urlaub machten. Ein bisschen sonnige Strandatmosphäre wie in DN, TB, TSWLM, DAD oder CR würde den Bondfilmen, meine ich, guttun. Außerdem wären wir hier zugleich wieder beim angesprochenen Luxusdefizit, welches in den neueren Bondfilmen gegeben ist.

Naja, ich finde schon, dass es auch in den Craig-Bonds genügend Luxus gibt. Wichtiger wäre mir eher, dass Bond wieder mehr von seinem Fachwissen preisgeben darf. Vor allem natürlich in den Besprechungen mit M.

ErnstStavroBlofeld hat geschrieben:Dennoch wünsche ich mir für die Zukunft (spätestens nach Daniel Craig), dass einige in der Craig-Ära eher vernachlässigte Aspekte wieder mehr Gewichtung finden werden.

Schöne, ausführliche Darlegung! Da sind auf jeden Fall einige Aspekte bei, die durchaus bei einem Teil der Fans vermisst werden dürften. Ich bezweifel allerdings, dass in nächster Zeit besonders der auch von mir unbedingt geforderte Luxus seinen Weg zurück in die Filme finden wird. Man darf davon ausgehen, dass auch nach Sam Mendes künftige Regisseure seinen Skyfall als Richtmaß für weitere Bondfilme nutzen werden. Die neue, seit SF etablierte Interpretation des Charakters und des Franchise passt einfach besser in die heutige Zeit und zur heutigen Generation Kinogänger. Wir müssen uns damit anfreunden, dass der Bondcharakter, wie Connery ihn prägte und Moore ihn bereicherte, heute ein wandelnder Anachronismus wäre, und eigentlich schon zu Zeiten von Pierce Brosnan genau dies gewesen ist. Mendes hat erkannt, dass ein moderner Bond nicht die Anpassung der äußeren Umstände an die Realität sein darf (wie bei Brosnan besonders unter Campbell und Apted geschehen), sondern der Charakter selbst anders angelegt werden muss. Es ist stark davon auszugehen, dass diese vorgenommene Neuausrichtung oder Zäsur von 2012 stilbildend für den Fortbestand der Reihe in den nächsten 20-30 Jahren gewesen ist und noch sein wird.

Casino Hille hat geschrieben:Ich bezweifel allerdings, dass in nächster Zeit besonders der auch von mir unbedingt geforderte Luxus seinen Weg zurück in die Filme finden wird. Man darf davon ausgehen, dass auch nach Sam Mendes künftige Regisseure seinen Skyfall als Richtmaß für weitere Bondfilme nutzen werden. Die neue, seit SF etablierte Interpretation des Charakters und des Franchise passt einfach besser in die heutige Zeit und zur heutigen Generation Kinogänger. [...] Es ist stark davon auszugehen, dass diese vorgenommene Neuausrichtung oder Zäsur von 2012 stilbildend für den Fortbestand der Reihe in den nächsten 20-30 Jahren gewesen ist und noch sein wird.

Hier kann ich Dir nur teilweise beipflichten. Zwar gehe ich schon davon aus, dass ein "modernisierter Bond" maßgeblich für die Zukunft sein dürfte. Ich glaube aber nicht, dass Skyfall - dort begegnen wir einem verbitterten und runtergekommenem Bond - langfristig Maßstab sein wird. Denn Craigs Bond wird für sich stehen und eine abgeschlossene Geschichte um Bond darstellen. Nach Daniel Craig werden die Karten neu gemischt werden. Ich gehe beispielsweise auch davon aus, dass wir nach der Ära Craig keinem Blofeld begegnen werden, der Bonds Stiefbruder ist (meines Erachtens der größte Fehler in der Craig-Ära).

Sicherlich werden wir es mit einem modernen 007 zu tun bekommen und der vielseits erwähnte Christopher Nolan würde sicherlich gute neue Akzente setzen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Bond nach der Craig-Ära nicht wieder mehr Eleganz zurückgewinnen kann (und muss).

Mit den verschiedenen Bonddarstellern wurde auch immer eine Ära geprägt:

Sean Connery (inkl. Lazenby): Hier wurden die Grundlagen gesetzt, welche wir heute mit James Bond verbinden
Roger Moore: Der britische Gentleman mit viel Wortwitz und Humor
Timothy Dalton: Der harte, eiskalte (manchmal humorlose) Augent (sicherlich eine Antwort auf die sieben Moore-Filme)
Pierce Brosnan: Der smarte Action-Bond
Daniel Craig: Die Persönlichkeit und die Geschichte von James Bond

Nach Craig werden wir sicherlich nicht einen Bond im Stil von Moore oder Connery erleben, aber ein bisschen mehr Eleganz und etwas mehr britischer Charme dürften schon wieder dabei sein. Weiterhin Bonds zerrissene und verletzte Persönlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen, halte ich für eher unwahrscheinlich.

ErnstStavroBlofeld hat geschrieben: Timothy Dalton: Der harte, eiskalte (manchmal humorlose) Augent (sicherlich eine Antwort auf die sieben Moore-Filme)

Naja, eher ein Kind seiner Zeit. Auch bei Moore wurden die Filme ja nach MR etwas ernster und bodenständiger.

Samedi hat geschrieben:

ErnstStavroBlofeld hat geschrieben: Timothy Dalton: Der harte, eiskalte (manchmal humorlose) Augent (sicherlich eine Antwort auf die sieben Moore-Filme)

Naja, eher ein Kind seiner Zeit. Auch bei Moore wurden die Filme ja nach MR etwas ernster und bodenständiger.

Richtig, wenn man Octopussy mal ausklammert. Aber Roger Moore behielt sich trotz der zunehmenden Härte in FYEO und besonders AVTAK seinen Humor und die britische Eleganz bei. Darauf allerdings legte Dalton keinen Wert. Ich sehe ohnehin ungemeine Parallelen zwischen Craig und Dalton. Aber Dalton fehlten einfach Humor (besonders in LTK) und Charme - beides hat Craig, wenn auch ganz anders als seine Vorgänger in der Rolle des 007.

Casino Hille hat geschrieben:Man darf davon ausgehen, dass auch nach Sam Mendes künftige Regisseure seinen Skyfall als Richtmaß für weitere Bondfilme nutzen werden. Die neue, seit SF etablierte Interpretation des Charakters und des Franchise passt einfach besser in die heutige Zeit und zur heutigen Generation Kinogänger. Wir müssen uns damit anfreunden, dass der Bondcharakter, wie Connery ihn prägte und Moore ihn bereicherte, heute ein wandelnder Anachronismus wäre, und eigentlich schon zu Zeiten von Pierce Brosnan genau dies gewesen ist. Mendes hat erkannt, dass ein moderner Bond nicht die Anpassung der äußeren Umstände an die Realität sein darf (wie bei Brosnan besonders unter Campbell und Apted geschehen), sondern der Charakter selbst anders angelegt werden muss. Es ist stark davon auszugehen, dass diese vorgenommene Neuausrichtung oder Zäsur von 2012 stilbildend für den Fortbestand der Reihe in den nächsten 20-30 Jahren gewesen ist und noch sein wird.

Das sehe ich nicht so.
Ich halte solche Details nur aus künstlerischer Hinsicht für entscheidend, aber nicht für den Film als Produkt. Bondfilme im "klassischen Stil" hätten ohne weiteres ähnlichen Erfolg haben können wie die Filme seit der Neuauflage.
Das neue iPhone X wird auch gehypt, weil es das neue iPhone X ist, nicht, weil es bestimmte neue Funktionen hat.

Thunderball1965 hat geschrieben:Bondfilme im "klassischen Stil" hätten ohne weiteres ähnlichen Erfolg haben können wie die Filme seit der Neuauflage.

Wahrscheinlich liegt irgendwo in der Mitte die Wahrheit

Wenn eine Reihe über viele Jahrzehnte einen immensen (finanziellen) Erfolg erzielen soll, dann ist es sicherlich immer wieder richtig und wichtig, dass sich die Reihe neu erfindet, neu legitimiert, neue Akzente setzt und den Zeitgeist widerspiegelt. Das ist wohl die eine Seite der Medallie.

Zugleich müssen aber die Kernelemente der Reihe als unantastbares Fundament bestehen bleiben, da sie ja letztlich die Reihe erst legitimieren. Ich kann ja auch nicht Batman in Superman verwandeln, nur weil beide Superhelden sind. So kann auch ein James Bond nicht plötzlich jeder X-beliebige Agent sein.

Was zähle ich zu den Kernelementen der James-Bond-Reihe, die zwar in unterschiedlicher Ausprägung vorkamen, aber letztlich immer vorhanden waren? Bei meiner kleinen Listung beschränke ich mich nun auf die Person James Bond. Natürlich gibt es noch weitere Elemente der Bondfilme (z.B. Autos, Action, etc.), die ich nun aber bewusst ausspare, sonst wird die Liste ja endlos

- britischer Charme / Bond als stilvoller Lebemann (bei Dalton und besonders Craig reduziert)
- Wortwitz und Humor (bei Roger Moore extrem ausgeprägt)
- Luxus, Casino, "Urlaubsatmosphäre"

Einzelne Elemente wurden teilweise sehr reduziert, hatten aber immer auf lange Sicht bestand. Wenn nun bei Daniel Craig die Kernelemente "Luxus" und "Bond als stilvoller Lebemann" stark reduziert wurden, so dürften sie aber nachfolgend wieder aufflammen. Sonst läuft James Bond Gefahr, auf Dauer seine Identität, seine Daseinsberechtigung zu verlieren. Wenn man nicht mehr unterscheiden kann, ob es sich nun um James Bond oder Jason Bourne handelt, dann ist es gefährlich.

Deshalb Anpassung und neue Akzente setzen - ja. Kernlemente von Bond aufgeben - auf Dauer nein!

Aber das ist meine persönliche Meinung. Ob es die Bondmancher so sehen, kann ich natülrich nicht sagen. Der Erfolg von Skyfall spricht natürlich auch für sich, aber ich denke nicht, dass dieser vom zerrissenen Bond als psychisches und psysisches Wrack abhing, sondern eher von anderen Aspekten.

ErnstStavroBlofeld hat geschrieben:Denn Craigs Bond wird für sich stehen und eine abgeschlossene Geschichte um Bond darstellen.

Dein Wort in Gottes Ohr... das sehe ich völlig anders! Aber es wäre natürlich schön, wenn du recht behalten würdest.

Casino Hille hat geschrieben:

ErnstStavroBlofeld hat geschrieben:Denn Craigs Bond wird für sich stehen und eine abgeschlossene Geschichte um Bond darstellen.

Dein Wort in Gottes Ohr... das sehe ich völlig anders! Aber es wäre natürlich schön, wenn du recht behalten würdest.

I hope so
Aber ausgemacht ist das natürlich nicht, hast Du völlig recht.

ErnstStavroBlofeld hat geschrieben: Zugleich müssen aber die Kernelemente der Reihe als unantastbares Fundament bestehen bleiben, da sie ja letztlich die Reihe erst legitimieren.

Da stimme ich dir zu. Nur sind wir uns ja nichtmal hier im Forum einig, was die "Kernelemente" der Bond-Reihe sind. Und bestimmte "Kernelemente" wie "Mein Name ist Bond... James Bond", "Vodka Martini. Geschüttelt, nicht gerührt", etc. tauchen auch in der Reihe nicht so oft auf, wie sich das manch einer vorstellt. Und wenn sie es dann tun, wird wieder von anderer Seite, der "Fanservice" kritisiert.

Es gilt also immer wieder neue Seiten der Figur zu entdecken und wie ein altes chinesisches Sprichwort sagt: Im Notfall wieder zurück zu Fleming...

Samedi hat geschrieben:wie ein altes chinesisches Sprichwort sagt: Im Notfall wieder zurück zu Fleming...

Unterschreibe ich zu 100 Prozent. Und nach dieser Formel machen Broccoli & Co. derzeit ja ziemlich viel richtig - nur die Komponente "britischer Gentleman" fehlt ein weinig