Mit der Geheimschrift am Spiegel habt ihr wieder ein gutes Beispiel rausgepickt. Wie hätte man das wohl in anderen Bondfilmen gelöst?
Wie hätte Kristatos in anderen Bondfilmen töten wollen?

Was sagt beispielsweise wikipedia (ungefiltert):
"Rückblickend wird In tödlicher Mission zumeist positiv bewertet.

Raymond Benson schrieb in seinem 1984 erschienenen Standardwerk The James Bond Bedside Companion, die Produzenten hätten sich mit In tödlicher Mission wieder dem originalen Stil der Bond-Filme der 1960er-Jahre zugewandt.[21]

Die Autoren des 1987 erschienenen Buches Die Hintergrund-Story zu 25 Jahre Bond schreiben, der Film kehre zurück „zum Realismus der Serie.“[22]

Die Zeitschrift Entertainment Weekly erstellte 2006 eine Rangfolge der James-Bond-Filme, wobei In tödlicher Mission als 11. von 21 Filmen abschnitt und als „Roger Moores ernsthaftester Auftritt als Bond“ gelobt wurde.[23]

Im Jahre 2009 nannte der deutsche James-Bond-Experte Dr. Siegfried Tesche den Film in einer Liste der zehn besten James-Bond-Filme aller Zeiten auf Platz 6. Gefallen fand er an „Willy Bogners Skikünste[n] und eine[r] Entenjagd mit einem quietschgelben Citroen 2CV.“[24]

Zwischen 2011 und 2012 wurde von den Besuchern der James-Bond-Fanseite MI6-HQ.com über die besten Bond-Filme abgestimmt, wobei In tödlicher Mission Platz 10 von 22 Filmen erreichte.[25] Im Jahr 2012 wurden die Bond-Filme auch von den Lesern des 007 Magazine bewertet. In tödlicher Mission belegte den 10. von 24 Plätzen.[26] In einer ebenfalls 2012 veröffentlichten Liste des Rolling Stone nimmt In tödlicher Mission Platz 12 von 24 James-Bond-Filmen ein. Hier wird der Film als „nur teilweise erfolgreicher Versuch“ bezeichnet, wieder „realitätsnäher mit den Bond-Filmen zu werden.“[27] In dem 2012 erschienenen Sonderheft 50 Jahre James Bond des Stern wird der Film mit 3 von 5 Sternen („solide“) bewertet. Gelobt werden die Stunts
"

Wobei sich der "ernsthafteste Auftritt" Moores wohl eher darauf beziehen dürfte, dass er beispielsweise mit dem Auto-Tritt brutal einen wehrlosen Mann ermordet, was für einige wohl einen Bruch beim Moore-Bond darstellt, in Wahrheit aber ziemlich gut passt, wenn man bedenkt, dass Bond auch in TMWTGG eine wehrlose Frau bei einem Verhör mehrmals mit woller Wucht schlägt. Und das FYEO den originalen Stil der Bond Filme der 60er zurückbrachte, kann man gerne so sehen. Aber da waren mit DN, GF, TB und YOLT doch genau die Filme vertreten, von denen sich FYEO doch angeblich distanziert oder?

Maibaum hat geschrieben:Kananga wirkte vielleicht eher pragmatisch.

Ganz genau. Ihm fehlt in vielen Momenten ein wenig das, was seine Vorgänger und Nachfolger so überlebensgroß werden ließ, dieser Hang zur Gigantomanie, die ich in den Charakteren Scaramanga und Kristatos vielleicht nicht finde, aber in deren Schauspiel. Kotto fehlt das total - oder er legt die Rolle bewusst etwas geerdeter an, ohne ihr ihre Realitätsferne zu entziehen.

Moore ist wirklich ernsthafter, aber nur in der 2. Hälfte. In der 1. Hälfte spielt er Bond genau so wie in MR oder OP. Ob er aber da in der 2. Hälfte wirklich ernsthafter spielt als in LALD sei noch dahin gestellt. In der Summe ist Moore aber sicher in FYEO nicht ernsthafter als in LALD.

danielcc hat geschrieben:Mit der Geheimschrift am Spiegel habt ihr wieder ein gutes Beispiel rausgepickt. Wie hätte man das wohl in anderen Bondfilmen gelöst?
Wie hätte Kristatos in anderen Bondfilmen töten wollen?

Wahrscheinlich genau so, aber die Frage ist warum ist das in FYEO nicht anders gelöst, also etwas realistischer oder etwas bodenständiger.

Wobei die dickeren Klöpse ja die anderen Sachen sind, und du mir jetzt immer noch nicht erklärt hast warum es den Motorradweitwurf-Kriegler und die Lenker MGs gibt, wenn man laut deiner Aussage genau so was nicht mehr wollte.

Und was die anderen sagen bringt mir nicht viel, weil das wenig daran ändert was alles im Film ist. Das alles nährt den Verdacht daß hier nur jeder vom vorherigen abschreibt, aber niemand drüber nachdenkt.
Und beantwortet auch nicht warum die 1. Hälfte sich so kraß von der 2. unterscheidet. Wenn Filme kontinuierlich gedreht würden, dann könnte man annehmen daß die Idee zur Bodenständigkeit erst auf halber Strecke aufkam.

Ich finde ehrlich gesagt die Schrift am Spiegel extrem bodenständig für einen Bondfilm. Das ist noch gute alte Spionage Schule

und die Motorradfahrer mit eingebautem MG haben mich auch nie so richtig gestört. Vor allem weil das ganz anders eingebettet ist in den Film. Wenn Kristatos dort vor Ort ernsthafte Killer hat, warum dann nicht sowas.
Wenn aber Bond in TSWLM in einem unmöglichen Moment von einem Motorrad angegriffen wird, wobei der Sozius sich als Rakete verselbstständigt, ist das für mich wieder eine andere Liga.

Kriegler ist sicher hart an der Grenze aber ein leichtes Motorrad könnte man noch stemmen und die Szene soll ihn wohl als extrem bedrohlichen, physisch starken Gegner einführen.

Es ist auf jeden Fall interessant, so den Maßstab der unterschiedlichen User von "realistätsfern" und "bodenständig" kennenzulernen. Für mich ist da zwischen den MG-Motorrädern in FYEO und der Szene in TSWLM überhaupt kein Unterschied. Und für mich ist Kriegler spätestens in dem Moment, wenn er das Motorrad wirft, eine genauso überzeichnete Figur, wie Beißer oder Oddjob.

Hmmm, ich bin jetzt echt mit meinem Latein am Ende. Hätte nie im Entferntesten daran gedacht, dass man das so sehen könnte wie ihr.
Ich bin damit aufgewachsen, dass ich in jedem Buch und Beitrag über den Film gelesen habe, wie bewusst man einen anderen Ansatz haben wollte.
Als ich mir den Film jetzt noch mal angeschaut habe, ist mir erst so richtig klar geworden, wie extrem man das in vielen vielen Details durchgezogen hat.

Aber ich bin jetzt zu müde um weiter zu diskutieren

Ich sehe die Krux in FYEO eben vor allem darin, dass man den Wechsel nur so halbherzig durchgezogen hat. Das mag dem damaligen Publikum geschuldet und damals auch vernünftig gewesen sein. Aus heutiger Sicht betrachtet ergeben sich aber dadurch eklatante Mängel...

danielcc hat geschrieben:Ich finde ehrlich gesagt die Schrift am Spiegel extrem bodenständig für einen Bondfilm. Das ist noch gute alte Spionage Schule

und die Motorradfahrer mit eingebautem MG haben mich auch nie so richtig gestört. Vor allem weil das ganz anders eingebettet ist in den Film. Wenn Kristatos dort vor Ort ernsthafte Killer hat, warum dann nicht sowas.
Wenn aber Bond in TSWLM in einem unmöglichen Moment von einem Motorrad angegriffen wird, wobei der Sozius sich als Rakete verselbstständigt, ist das für mich wieder eine andere Liga.

Kriegler ist sicher hart an der Grenze aber ein leichtes Motorrad könnte man noch stemmen und die Szene soll ihn wohl als extrem bedrohlichen, physisch starken Gegner einführen.

Ach, komm Daniel, das ist jetzt echt ein Witz. Jetzt dehnst du es bis zum geht nicht mehr.

Was ist mit der Citroen Auto Verfolgung? Das Auto das auf dem Dach landet, und sich dann wie ein Karusell dreht, und das andere das oben in dem Baum landet, während unten die Bauern komisch schauen während das was sie da gerade ernten wollten herunterprasselt? Sieht das nach einem ernsthaftem Film aus?

Maibaum hat geschrieben:und das andere das oben in dem Baum landet, während unten die Bauern komisch schauen während das was sie da gerade ernten wollten herunterprasselt? Sieht das nach einem ernsthaftem Film aus?

Punkt für Maibaum.

Ich glaube, man sollte die Filme nicht in "ernste" und "unernste" Filme einteilen. Das klingt ja wie die dumme deutsche Eigenart Musik in U- und E-Musik-Schubladen zu stecken.

Alle Bondfilme sind in erster Linie Unterhaltung, also U.

FYEO hat eher andere Merkmale, die ihn von MR abheben bzw. ein "Back to basics"-Feeling aufkommen lassen können. Und das ist z.B. das Production-Design, die Kameraarbeit etc.
Die John Glen-Filme haben leider alle ein wenig den 80er-Jahre-TV-Serien-Look erhalten. TSWLM und MR haben große Kinobilder, und große Kinokulissen.

Was den Humor bzw. die Albernheiten angeht, da muss ich Maibaum zustimmen: die gibt es auch in FYEO. Nur dass Bond hier halt mit einer Ente durch den Obstgarten fährt, statt mit dem Raumschiff ins Weltall.

Man hat halt weltliche Spielplätze ausgewählt, nachdem man in MR noch bombastische bzw. epische Welten gezeigt hat.

DAS ist der große Unterschied.
Aber lustig ist Moores Bond auch in FYEO.

Invincible1958 hat geschrieben:Ich glaube, man sollte die Filme nicht in "ernste" und "unernste" Filme einteilen.

Natürlich fehlt es in keinem Bondfilm an Humor. Trotzdem lässt sich ab DAF doch ganz klar ein Wandel zum klamaukartigen erkennen.

Invincible1958 hat geschrieben: FYEO hat eher andere Merkmale, die ihn von MR abheben bzw. ein "Back to basics"-Feeling aufkommen lassen können. Und das ist z.B. das Production-Design.

Und diese Änderung beim Production-Design ist ja gerade das Problem. Es ist eben gerade kein "Back to basics"-Feeling, das damit erzeugt wird, denn Ken Adam hat mit seinem Design alle bisherigen Bondfilme seit DN geprägt!

Samedi hat geschrieben:

Invincible1958 hat geschrieben: FYEO hat eher andere Merkmale, die ihn von MR abheben bzw. ein "Back to basics"-Feeling aufkommen lassen können. Und das ist z.B. das Production-Design.

Und diese Änderung beim Production-Design ist ja gerade das Problem. Es ist eben gerade kein "Back to basics"-Feeling, das damit erzeugt wird, denn Ken Adam hat mit seinem Design alle bisherigen Bondfilme seit DN geprägt!

Okay. Hab mich falsch ausgedrückt.
Ich meinte ein "Back to earth"-Feeling.
Die 80er-Bonds haben wie ich erwähnt hatte ein TV-Serien-Feeling. Sie fühlen sich, was das Setting angeht, fast schon zu "normal" an. Wo die 70er-Jahre-Filme in der Bond-Parallelwelt spielen, sind die 80er-Jahre-Filme fast schon in der echten Realität angesiedelt.

Invincible1958 hat geschrieben: Die 80er-Bonds haben wie ich erwähnt hatte ein TV-Serien-Feeling. Sie fühlen sich, was das Setting angeht, fast schon zu "normal" an. Wo die 70er-Jahre-Filme in der Bond-Parallelwelt spielen, sind die 80er-Jahre-Filme fast schon in der echten Realität angesiedelt.

Und trotz der neuen "Pseudo-Realität" verzichtete man aber nicht auf den alten Klamaukhumor. Diese Kombination machte die Filme dann erst so richtig absurd.

Victor Tourjansky mit seinem Weinglas und die Musik von Bill Conti geben dem Film dann noch den Rest.

Die Mischung ist aber auch nicht absurder als zB die Slapstickeinlagen von Elvis in QOS. Ich finde, hier werden teilweise Maßstäbe an die 80er Jahrefilme angelegt, welche die Filme nie erfüllen wollten. FYEO ist eine konsequente Fortführung der Reihe mit einem leicht anderen Einschlag. Mehr wollte man nicht und mehr war in der damaligen Situation auch überhaupt nicht notwendig bzw. ratsam. Aus dem Blickwinkel der aktuellen Entwicklung mag das - gerade auch für Fans, die erst mit den Craigfilmen sozialisiert wurden - merkwürdig erscheinen, aber der Film war damals stimmig und ist es auch heute noch. Ob einem eine Mischung aus Spass, Kalau, Over-the-Top und etwas Erdung und Realismus gefällt steht auf einem ganz anderen Blatt, seine Daseinsberechtigung hatte und hat der Film (wie auch seine Nachfolger) fraglos, das beweist auch der seinerzeit beachtliche Erfolg und die in breiten Teilen sehr positive Aufnahme.