Amerikanische Regisseure für Bond

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Ich habe das Thema in "Imagine...euer Bondfilm" schon angeschnitten, aber dort ging es wohl etwas unter.

Da ja seit Bond 25 nun offiziell auch amerikanische Regisseure eine Option darstellen, welche US-Regisseure würdet ihr gerne mal einen Bondfilm inszenieren sehen?

Mein erster Vorschlag wäre Drew Goddard, da sein "Bad Times at the El Royale" meiner Meinung nach sehr stilvoll und atmosphärisch inszeniert war.

Was wären eure Vorschläge?

Re: Amerikanische Regisseure für Bond

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Nettes Thema.

Mir macht das überhaupt nichts aus ob der Regisseur nun aus dem Königreich kommt oder aus Graubünden (Forster), Ottawa (Spottiswoode), Neuseeland (Tamahori) oder Schweden/Japan/Frankreich/Mexiko/USA (Multikulti-Fukunaga). Nur für Bond selber kann ich mir weiterhin schwer einen US-Darsteller vorstellen.

Goddard hat mit El Royale auf jeden Fall einen tollen Film gemacht und ich muss immer noch seinen Cabin in the Woods sehen. Mich überrascht der Vorlag aber insofern, dass du ansonsten doch eher kritisch eingestellt bist gegenüber "eigensinnigen" Regiekandidaten für Bond, oder nicht? Und ich schätze Goddard schon eher als einen etwas schrägen Regiekünstler ein. Andererseits kenne ich ihn dafür auch zu wenig und stelle gerade erstaunt fest, dass er neben seinen eigenen Regiearbeiten auch Drehbücher für "grosse" Filme wie The Martian geschrieben hat.
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Re: Amerikanische Regisseure für Bond

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Bevor ich amerikanische Regisseure für Bond in den Himmel lobe, warte ich erst einmal ab, wie Bond 25 wird. Grundsätzlich sollte aber nicht die Nationalität ein Anknüpfungskriterium sein, sondern die Qualitäten des Regisseurs.

Ich weiß gerade gar nicht genau wer das war (und die Seriosität des Berichts kann ich auch nicht einschätzen), jedenfalls habe ich mal einen Bericht gelesen, dass ein deutscher Schauspieler wohl schon fast die Rolle des James Bond hatte (und Albert Broccoli ganz zufrieden war), dann aber doch jemand anderes vorgezogen wurde, weil er nicht aus UK/Commonwealth kommt. Das fand ich etwas komisch. Wichtig ist er vor allem, dass ein Schauspieler die Rolle des britischen Agenten James Bond überzeugend verkörpern kann. Wenn das gelingt, ist alles in Ordnung. Die tatsächliche Nationalität ist dann egal.

Ähnlich ist es auch mit dem Regisseur. Wenn das Ergebnis am Ende stimmt, ist es völlig egal woher der Regisseur stammt. Umgekehrt hilft auch die Nationalität des Regisseurs nicht, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Lewis Gilbert war Brite. Mit MR kann ich trotzdem nicht viel anfangen. Auch Lee Tamahori kommt aus dem Commonwealth.

Re: Amerikanische Regisseure für Bond

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GoldenProjectile hat geschrieben: 19. Juli 2019 17:30 Graubünden (Forster)
Marc Forster könntest du theoretisch auch als US-Regisseur bezeichnen.

Vater aus Deutschland
Mutter aus der Schweiz

Geboren in Bayern, dort auch bis zum 9. Lebensjahr aufgewachsen, dann bis zum 20. Geburtstag in der Schweiz zur Schule gegangen,
und seitdem in den USA lebend - erst New York, dann Los Angeles.

Zum Zeitpunkt von "Quantum of Solace" hatte er übrigens nur die deutsche Staatsbürgerschaft, die schweizer wurde ihm erst später verliehen.

Aufgrund seines Lebensmittelpunkts in den Staaten (2008 war er fast genauso lange in den USA wie zuvor in Deutschland und der Schweiz) könnte man bei ihm also viel US-Einfluss sehen, was seine Regiearbeit angeht. Er hat vor Bond auch nie einen europäischen Film gedreht - es waren immer reine US-Produktionen.

Re: Amerikanische Regisseure für Bond

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Glanz&Gloria, Alphorngedudel, Bundesratsbesuch, Dialekt und patriotischer Stolz am "hauseigenen" Hollywoodstar - mehr Schweiz geht eigentlich nicht. :) Aber vielleicht müsste man den Herrn Forster mal fragen, als was er sich denn identifiziert (vielleicht weiss auch da Maibaum mehr). Waltz sieht sich ja auch schon seit immer als Wiener, auch wenn er erst später die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt. Was Einfluss auf die Regiearbeit angeht habe ich mal einen kurzen Wiki-Check des Kanadiers Spottiswoode gemacht und auch da nur US-Produktionen gesehen.

Kite Runner - obwohl offiziell eine US-Produktion - würde ich zumindest als teilweise nicht-amerikanischen Film in Erwägung ziehen.

Dass die gesamte Broccoli-Wilson-Sippe aus den Staaten kommt war übrigens erstaunlicherweise noch nie wirklich ein Thema. Das bekräftigt mich eigentlich in der Überzeugung, dass auch die Nationalität des Regisseurs nur bedingt eine Rolle spielen sollte.
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Re: Amerikanische Regisseure für Bond

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GoldenProjectile hat geschrieben: 20. Juli 2019 12:56... vielleicht müsste man den Herrn Forster mal fragen, als was er sich denn identifiziert.
Ich glaube er sieht sich als "Weltbürger". Seine Sichtweise auf die Welt, die regelmäßig in Interviews und auch in seinen Filmen deutlich wird, spricht auch dafür, dass er nicht wirklich in politischen Ländergrenzen denkt. Dies hat er mal gesagt:

Bis heute sieht er sich als «kosmopolitischen Regisseur, der in Englisch dreht».

https://www.tagesspiegel.de/meinung/por ... 64474.html

Zum Thema "Broccoli/Wilson": das war noch nie ein Thema, weil auch die Herkunft des Regisseurs kein Thema sein sollte, solange man den westeuropäischen Background versteht.
Cubby Broccoli war schon immer England-Fan und hat vor Bond die meisten seiner Filme in England produziert und auch in England gelebt. Barbara ist da hineingewachsen. In diesem Sinne ist sie keine "herkömmliche" US-Amerikanerin.
Michael hat schon eher das US-Gen im Blut, ist inzwischen aber auch britischer Staatsbürger, sonst hätte er 2008 nicht den OBE verliehen bekommen können. Barbara hält übrigens auch die doppelte Staatsbürgerschaft und ist in England zur Schule gegangen.

Was ich schon bei Marc Forster meinte, und du auch bei Roger Spottiswood richtig angemerkt hast. Am Ende ist es bedeutend, wo der Lebensmittelpunkt liegt. Das ist bei Forster L.A., bei Wilson und Broccoli London, auch wenn sie ab und zu am Broadway Shows produzieren.
Dazu kommt das gesellschaftliche Umfeld, in dem man in der Jugend aufgewachsen ist.

Das ist bei Forster eindeutig die Schweiz, bei Christoph Waltz Wien, bei Broccoli aber wieder England.
Waltz hat dann aber lange in Berlin und London gelebt, bevor er in die USA gegangen ist. In den USA inszeniert er sich in Interviews immer als den großen Österreicher, aber in Österreich selbst lässt er sich eigentlich nie blicken - im Gegensatz zu z.B. Arnold Schwarzenegger, der jedes Jahr mehrfach in Österreich gesichtet wird.
Ähnlich wie bei Waltz verhält es sich wiederum mit Forster und der Schweiz. Er besucht sicherlich mal seine Mutter. Aber er scheint mit der Vergangenheit ansonsten in dieser Hinsicht abgeschlossen zu haben.

Re: Amerikanische Regisseure für Bond

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GoldenProjectile hat geschrieben: 19. Juli 2019 17:30 Mich überrascht der Vorlag aber insofern, dass du ansonsten doch eher kritisch eingestellt bist gegenüber "eigensinnigen" Regiekandidaten für Bond, oder nicht? Und ich schätze Goddard schon eher als einen etwas schrägen Regiekünstler ein.
Ja, grundsätzlich bin ich immer noch der Meinung, dass ein technisch versierter Auftragsregisseur (wie zum Beispiel Martin Campbell) am besten zu Bond passt.
Jedoch, bei den Produzenten scheint man seit über 10 Jahren da eine andere Meinung zu haben und es bleibt uns da ja nichts anderes übrig, als diesen Umstand zu akzeptieren.
Deshalb kommt nun auch dieser möglicherweise etwas überraschende Vorschlag von mir.
Ich muss aber auch sagen, dass mir der optische Stil in "Bad Times at the El Royale" sehr zusagte. Das sehr stilvoll bebilderte Hotel mit dem sehr schön gemachten Produktionsdesign hat mich sofort an frühere Bondfilme erinnert. Und dabei kommt der Film meist auch noch ohne den nervigen Braun-Filter aus, der insbesondere im letzten Bondfilm verwendet wurde (wohl um eine Art "Retro-Feeling" zu erzeugen).
Und wenn Goddard auch noch den Komponisten aus diesem Film, Michael Giacchino, mit zu einer Bondproduktion bringen könnte, wäre das sicher auch nicht die schlechteste Idee.
Da "The Cabin in the Woods" stilistisch (meiner Erinnerung nach) noch etwas anders angelegt war als "El Royale", denke ich auch nicht, dass Goddard sich zu sehr auf einen eigenen Stil festgelegt hat, den er unbedingt bei Bond einbringen muss. Da wären Kompromisse sicher möglich, wie es scheinbar auch bei Fukunaga geklappt hat.