Wer ist für euch der schlechteste Bond-Darsteller?

Sean Connery
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
George Lazenby
Insgesamt abgegebene Stimmen: 12 (40%)
Roger Moore
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Timothy Dalton
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (13%)
Pierce Brosnan
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (13%)
Daniel Craig
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (27%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 30

Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

106
In Cubbys Autobiographie „When the snow melts“ äussert sich dieser wenig schmeichelhaft über Moores Abgang. Gemäß seiner Sicht der Dinge hat er Moore mehr oder weniger aus der Rolle rausschmeissen müssen. Zudem macht er einige recht unschöne Bemerkungen über Moores Eitelkeit und dessen luxuriösen Lebenswandel und stellt diese gewollt oder ungewollt in Beziehung zu Moores Weigerung die Rolle aufzugeben. Broccoli schliesst damit, dass er dem von ihm vor vollendete Tatsachen gestellten Moore in der Öffentlichkeit sein Gesicht wahren und seinen Rücktritt von sich aus verkünden liess.

Moore zeigt sich in seiner eigenen Autobiographie „My word is my bond“ von Cubbys Äusserungen persönlich tief getroffen, widerspricht dessen Schilderung in für ihn ungewöhnlich heftiger Manier und gibt den Sachverhalt deutlich anders wieder. Laut ihm wurde die Entscheidung über seinen Rücktritt in einem persönlichen Gespräch mit Cubby gemeinsam und in Übereinkunft getroffen.

Merkwürdige Geschichte, da selbst wenn Cubbys Darstellung stimmen sollte (wovon jedoch nicht zwangsläufig auszugehen ist) man sich über dessen schlechten Stil wundert, gerade auch angesichts dessen langjähriger Freundschaft mit Moore. Umso bedauerlicher, da Moore keine Gelegenheit mehr für eine Aussprache mit Cubby blieb, da dessen Autobiographie erst posthum veröffentlicht wurde.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

108
Ein "Rücktritt" hat aber eben schon einen etwas anderen Beigeschmack, wenn du eh keine Chance mehr hast die Rolle zu spielen (übrigens im April 94, also gerade mal ein halbes Jahr vor Drehbeginn von GE). :wink: Das Ende der Dalton-Ära wird in der Hintergrund-Literatur mittlerweile ja sehr ausführlich abgedeckt, in der äusserst empfehlenswerten Chronik "Some kind of hero" äusseren sich mehrere UA-Topmanager darüber, dass Dalton von Seiten des geldgebenden Studios nicht mehr zur Diskussion stand ("we didn't want to make it with Timothy") und dass Cubby, Michael und Barbara sich dennoch leidenschaftlich für ihn einsetzten. Das Ende ist bekannt, Dalton zog von sich aus zurück, wobei es letztlich unerheblich ist, ob seine angeführten Gründe die Motivation dafür waren oder doch eher die Wahrung des Gesichts und die Loyalität zu den Broccolis (da er nicht für einen Grabenkampf mit UA verantwortlich sein wollte), da er so oder so von UA nicht mehr akzeptiert worden wäre. Wie stark der Einfluss der Geldgeber im Bondkosmos war und ist zeigt die Historie, als in einer vergleichbaren Situation der Wunschkandidat von Satzman und Broccoli für DAF, John Gavin, von UA ebenfalls nicht akzeptiert wurde uns sie stattdessen Sean Connery auf Intervention von David Picker "vor die Nase gesetzt" bekamen.
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

110
Revoked hat geschrieben:Das mit Dalton ist halt ne doofe Geschichte und hat eigentlich nichts in diesem Thread verloren. Sollte in "die traurigsten Bondmomente".....
War für meine These auch nur am Rande relevant.
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

111
Besonders ärgerlich: Es ging vor allem darum, dass Dalton auf dem amerikanischen Markt nicht so gut ankam. Dabei ist Bond dort doch sowieso nicht so erfolgreich wie anderswo.

Ich weiss nicht ob mich das traurig oder wütend machen sollte. Die verantwortlichen UA-Manager gehören alle weggesperrt oder gleich auf den Scheiterhaufen.
Zuletzt geändert von Henrik am 8. März 2022 12:25, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

112
Der Umsatzeinbruch auf dem US-Markt war aber bei LTK schon bemerkenswert hoch (was allerdings an diversen Faktoren lag und bei weitem nicht ausschliesslich an der Personalie Dalton). Hinzu kam die generell kühle Resonanz des amerikanischen Publikums auf Dalton als Bond sowie deren Begeisterung für Pierce Brosnan (als Remington Steele). Selbst als Dalton-Fan kann ich dem geldgebenden Studio kaum verdenken, dass sie ihre Interessen versucht haben zu wahren. Es ist legitim, dass derjenige, der die Musik bezahlt auch entscheidet was gespielt wird. Am meisten partizipieren die Studios nun mal am domestic boxoffice, während sie am weltweiten EInspiel außerhalb der USA deutlich niedriger beteiligt sind. Daher richtet sich die Einschätzung, ob ein Film als Flop oder als Erfolg anzusehen ist in erster Linie am US-Einspiel. Persönlich denke ich, dass die Entscheidung contra Dalton und pro Brosnan die richtige war, da GE einen Neustart der Serie verkörperte und dies nur wirklich mit einem neuen, frischen Bond zu verkaufen war.
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

114
Die Loyalität der Broccolis ist manchmal wirklich beachtlich, manchmal bedenklich. Das Festhalten am Handwerker John Glen, das lange Festhalten an Moore, das Einsetzen für Dalton, das permanente Setzen auf P&W beim Drehbuch. Daher glaube ich auch, dass Babsi und MGW alles daran setzen werden, noch einen mit Mendes und Craig zu machen. Das ist so eine Mischung aus Loyalität aber auch Risikoscheu. Lieber etwas Mittelprächtiges bei dem man weiß was man hat, anstatt ein Risiko eingehen. Umso beachtlicher ist eigentlich die Entscheidung gegen Brosnan, für einen Neuanfang, für einen Reboot, für Craig
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

116
Maibaum hat geschrieben:Eigentlich kann ich mir gar nicht so richtig vorstellen daß bei einer Gelddruckmaschine wie den Bonds, daß Studio, das ja deswegen auch leicht austauschbar ist, wirklich Einfluß auf das Produkt hat, also auch Dinge durchsetzen kann gegen die Broccolis.
Dass dies in der Vergangenheit mehrfach so war ist ja aber belegbar. Eben mal so das Studio austauschen ist wegen bindender Verträge und der Rechtesituation (MGM hält nachwievor die alten Saltzman-Anteile) auch nicht drin. Hinzu kommt, dass wenn man der These folgt, dass die Bondfilme im Kinoeinspiel ab Mitte der 80er bis zum 2006er Reboot mit Ausnahme von GE rote Zahlen schrieben der Standpunkt von MGM/UA gerade in der Personalie Dalton noch nachvollziehbarer wird. Dieser Punkt lässt dann auch das hier...
danielcc hat geschrieben:Umso beachtlicher ist eigentlich die Entscheidung gegen Brosnan, für einen Neuanfang, für einen Reboot, für Craig
...in einem anderen Licht erscheinen, denn wir wissen nicht wie groß der Druck von Studioseite auf Broccoli/Wilson angesichts möglicherweise tiefroter Zahlen bei DAD war den Darsteller auszutauschen bzw. ob sich EON selbst darüber im klaren war (oder dies vermeinten zu sein), dass nur mit größeren Änderungen ihre Filmserie in der Kinoauswertung wieder rentabel werden würde. Denn Gelddruckmaschine (umsatzseitig) hin oder her, kein Studio schaut sich endlos rote Zahlen an, irgendwann will man auch mal was vom Kuchen abhaben wenn man schon den teuren Teig bezahlen muss.
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

117
Das mit dem Mißerfolg fällt mir ebenfalls schwer zu glauben, denn wenn schon die Bond Filme keinen Erfolg hatten, welcher Film der auch etwas teurer war hat dann Erfolg? Und vor allem wie gelingt es dann den Studios ihre richtigen Flops quer zu finanzieren?
Vielleicht läuft das ja so wie bei Amazon, die auch offiziell keinen Gewinn machen, weil die Gewinne alle so verschoben und vertrickst werden, daß steuerlich dann tatsächlich kein relevanter übrig bleibt.

Nee, ich habe die Zahlen hier schon öfter gelesen, aber so richtig dran glauben tu ich nicht.

Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

118
Maibaum hat geschrieben:wenn schon die Bond Filme keinen Erfolg hatten, welcher Film der auch etwas teurer war hat dann Erfolg?
Man sollte die Zahlen als das nehmen, was sie sind: unbestätigte Größen. Ob sie zutreffen oder nicht vermag ich auch nicht zu sagen, zumindest die grobe Tendenz die sie ausdrücken erscheint mir aber nicht völlig abwegig. DAD war beispielsweise in den USA auch „nur“ der 12.erfolgreichste Film des Jahres 2002. Weltweit lief er deutlich besser, aber da bleibt für das Studio dann auch weniger von hängen, zumal die wirklich erfolgreichen Filme dieses Jahres wie HdR, Harry Potter oder Spiderman sich in ganz anderen Umsatzregionen bewegten. Da bleibt dann natürlich auch ordentlich was für die Studios hängen.

Maibaum hat geschrieben:Und vor allem wie gelingt es dann den Studios ihre richtigen Flops quer zu finanzieren?
Für die Majors gehen die Einnahmen für einen Film nach Beendigung der Kinoauswertung ja erst richtig los. Die Zweit- und Drittverwertung hat in den letzten 2 Jahrzehnten erheblich an Bedeutung zugenommen. DVD, BD, UHD, Streaming-Angebote, Pay-TV, Free-TV etc., es gibt eine Menge Möglichkeiten, wie die Majors auch nach einer möglicherweise nicht den Erwartungen entsprechenden Kinoauswertung Geld mit einem Film generieren können. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Zweit- und Drittverwertung für die Studios sogar das profitablere Geschäft wären, da hier anteilig mehr für sie hängen bleibt (ist aber nur eine Vermutung in Ermangelung konkreter Zahlen).

Maibaum hat geschrieben:Vielleicht läuft das ja so wie bei Amazon, die auch offiziell keinen Gewinn machen, weil die Gewinne alle so verschoben und vertrickst werden, daß steuerlich dann tatsächlich kein relevanter übrig bleibt.
Es ist durchaus bekannt, dass die Studios erfolgreiche Filme gerne überproportional stark mit ihren Gemeinkosten belasten. Nun kann wie bei jeder kostenrechnerischen Zuordnung über deren Sinnhaftigkeit streiten, letztlich sind es ja aber keine Fantasiewerte, die hier zugeschlagen werden sondern tatsächlich im Unternehmen anfallende Kosten, die in irgendeiner Weise wieder reingeholt werden müssen.
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

119
Anatol, bei dem Thema will ich mich ja ungern mit dir anlegen ;-) aber wir sollten zwei Dinge nicht verwechseln: Auf der einen Seite die Frage ob ein Film erfolgreich war oder nicht (deine Argumente) oder ob die Studios tricksen um den Studio Gewinn zu schmälern (da spielt es dann keine Rolle welcher Film wie viel abbekommt, denn die Gemeinkosten sind nun mal da und am Ende wird ein Strich drunter gemacht, egal wwie das Studio diese auf einzelne Filme verteilt).

Bond ist sehr erfolgreich. Da kann mir das Internet erzählen was es will! Ob es bei einzelnen Filmen mal etwas knapper wurde mit den schwarzen Zahlen nach der Erstauswertung (Kino) mag sein. Ich denke die haben alle ihr Geld gemacht und wie ich schon anhand von Beispielen belegt hatte:
Die Bruttoeinnahmen (Umsätze) aus dem DVD Geschäft können heute leicht in ähnliche Höhen gehen wie die Kinoumsätze - es stehen den DVD Umsätzen aber vermutlich viel geringere Kosten gegenüber. Ich weiß zwar nicht wieviel ein Studio von einer verkauften DVD bekommt, aber weniger als die max 40-50% die es vom Ticketverkauf im Kino bekommt, dürften es auch nicht sein.
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Re: Der schlechteste Bond-Darsteller

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danielcc hat geschrieben:Anatol, bei dem Thema will ich mich ja ungern mit dir anlegen
Daniel, das ist doch auch gar nicht nötig, da wir beide praktisch das gleich geschrieben haben (und wenn ich das noch hinzufügen darf von Berufswegen etwas von der Materie verstehen sollten, gleichwohl wir hier in Unkenntnis von exakten Zahlen natürlich beide zwangsläufig spekulieren) :)
danielcc hat geschrieben:aber wir sollten zwei Dinge nicht verwechseln: Auf der einen Seite die Frage ob ein Film erfolgreich war oder nicht (deine Argumente) oder ob die Studios tricksen um den Studio Gewinn zu schmälern (da spielt es dann keine Rolle welcher Film wie viel abbekommt, denn die Gemeinkosten sind nun mal da und am Ende wird ein Strich drunter gemacht, egal wwie das Studio diese auf einzelne Filme verteilt).
Genau das habe ich ja geschrieben. Die überproportionale Gemeinkostenzuordnung gerade bei erfolgreichen Filmen ist dennoch Gang und gebe und auch äusserst umstritten. Hintergrund sind hier natürlich keine steuerlichen Überlegungen (einzelne Filme werden ja nicht steuerlich abgerechnet), sondern der Versuch den Gewinn pro Film möglichst zu drücken, um „lästige“ prozentuale Anteile an Regisseure, Stars etc. möglichst gering zu halten.
danielcc hat geschrieben:Bond ist sehr erfolgreich. Da kann mir das Internet erzählen was es will! Ob es bei einzelnen Filmen mal etwas knapper wurde mit den schwarzen Zahlen nach der Erstauswertung (Kino) mag sein.
Nichts anderes habe ich geschrieben, nur dass du das Wort „rot“ geschickt vermeidest. :wink:
danielcc hat geschrieben: ch denke die haben alle ihr Geld gemacht und wie ich schon anhand von Beispielen belegt hatte:
Die Bruttoeinnahmen (Umsätze) aus dem DVD Geschäft können heute leicht in ähnliche Höhen gehen wie die Kinoumsätze - es stehen den DVD Umsätzen aber vermutlich viel geringere Kosten gegenüber. Ich weiß zwar nicht wieviel ein Studio von einer verkauften DVD bekommt, aber weniger als die max 40-50% die es vom Ticketverkauf im Kino bekommt, dürften es auch nicht sein.
Auch hier reden wir mit einer Zunge. Man sollte bei dem Thema allerdings auch bedenken, dass die Nutzung populärer Vertriebskanäle bei der Zweitverwertung von Filmen auch sehr teuer ist. Hier kann ich sogar mal mit Erfahrungswerten wuchern (hört, hört! :) ) und bestätigen, dass gerade amazon sich die über sie gemachten Umsätze fürstlich vergüten lässt.
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