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Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

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dafür, dass wir die Filme alle doch gut kennen (sollten) beschreibst du die Handlung sehr ausführlich. Mir wäre mehr Kritik lieber als diese Inhaltsangaben aber OK.
Aus leicht konstruiert wirkenden Gründen überlegt es sich der Gangster allerdings anders (irgendwie weiß man diese ganzen übergroßen Bond-Rettungsszenen aus anderen Filmen mittels irgendwelcher toller Tricks auf einmal viel mehr zu schätzen, weil immer noch irgendwie logischer als einen Gangster, der nicht so recht zu wissen scheint, was er eigentlich will.
Das geht aber gar nicht! Da widerspreche ich heftigst! Die Szene gehört zu den am besten geschriebenen Szenen der Bondfilme. Wie Bond hier nur durch sein geschicktes (verbales) Taktieren sein Leben rettet, ist nicht nur logisch sondern eine absolute Wohltat im Vergleich zum später immer wieder angewandten Motto "wir wissen nicht wie Bond entkommen kann, also geben wir ihm ein Gadget von Q was ihm den A... rettet".

Es ist der Kern des ganzen Films, dass die beiden Protagonisten miteinander spielen. Dass Goldfinger Bond am Leben lässt ist nicht nur logisch begründet dadurch, dass er davon profitiert (siehe die Szene mit Leiter am Zaun der Pferderanch) sondern auch logisch begründet in seiner Natur als Mensch (er will sich mit Bond messen und ihm zeigen, welch tollen Plan er sich ausgedacht hat)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

92
Ich sehe es wie danielcc. Die große Stärke von GF ist der Kampf der Super-Egos von Held und Schurke. Diese Stärke hat man sogar aus dem Buch übernommen. Im Roman ging Goldfingers Fimmel für das Edelmetall sogar bis hin zum sexuellen Fetisch und Bond "bog" die Lesbe Pussy Galore sogar wieder zurecht. Ihr Seitenwechsel ist im Roman deutlicher durch ihre Liebe für Bond gekennzeichnet.

In die Laserszene hätte als Intro für Bonds und Goldfingers dritte Begegnung (Miami, Golf und nun in der Schweizer Fabrik) allerdings perfekt das folgene Zitat aus dem Buch gepasst:

"They have a saying in Chicago: 'Once is happenstance. Twice is coincidence. The third time it's enemy action.''

Übersetzt in etwa:

"In Chicago haben sie ein Sprichwort: Das erste mal ist Schicksal, das zweite mal ist es Zufall, das dritte mal ist es eine Feindaktion"

In Verbindung mit der Betonung wie sie im Film typisch für Goldfinger ist, hätte dies diese Szene perfekt gemacht. Wohlgemerkt gehört sie Szene auch so zu den besten des Kinos überhaupt !


Nebenbei noch etwas Behind-the-Scenes Info:

Goldfingers schweizer Fabrik (Schauplatz der Laserszene) ist in Wahrheit die Fabrik der Pilatus Flugzeugwerke, einem Schweizer Flugzeugbauer. Auf ihrer Homepage erwähnt Pilatus sogar stolz die Bond-Connection :mrgreen:

Firmen-Homepage:
http://www.pilatus-aircraft.com/

Bericht über einen Werksbesuch. Interessant zu sehen was man so aus dem Film wiedererkennt, wenn die Fabrik seit 1963 auch um ein vielfaches gewachsen ist.

http://www.justflying.ch/Flugberichte/pilatus-werke.htm

Das Flugzeug in der Pre-Title-Sequenz in GE war im übrigen eines dieser Firma: Pilatus PC-6 Turbo Porter
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

93
Inspiriert durch diesen Thread habe ich mir nochmals GF angeschaut. Dabei sind mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:

- In der Titelsequenz sehen wir genau vor der Hubschrauberszene aus FRWL eine Szene die im eigentlichen Film gar nicht vorkommt: Bond geht in Q's Werkstatt an einem roten Lieferwagen vorbei, dessen Seite öffnet sich und man sieht einen Labormitarbeiter, Bond erschreckt sich.
Im fertigen Film wird diese Szene übersprungen, in der Q-Szene ist Bond bereits nahe Q und wir sehen den roten Lieferwagen nur am Ende des Raumes im Hintergrund. Besonders deutlich in den Einstellungen wenn der DB5 zu sehen ist.
Die Szene sieht man im Video ab 1 Min 33 Sek.:
http://www.youtube.com/watch?v=QM6I6aVRjiU

- Bei dem Mädchen was nach der Titelsequenz am Pool-Fenster vor Felix vorbeischwimmt ist das Bikinioberteil bzw. der Träger verrutscht.

- Goldfingers Kartenspiel: Das Kabel von Goldfingers Kopfhörer ist überaus deutlich sichtbar. Wie kann der Gegner das nicht bemerkt haben? :mrgreen:

- Wir hören beim Blick durch das Fernglas laut und deutlich den Bleistift brechen, wie wenn er mind. 50 m entfernt ist? :wink:

- Ist Moneypenny eine Blumenliebhaberin? Jedenfalls hängt ihr Büro voller Blumenzeichnungen.

- Während der Golfpartie: Wieso springt Bonds Caddy verbal so auf: "Sir, es geht um ihre Ehre!"

- Nach der Golfpartie: Bond springt zurück um nicht von der Tür des Rolls Royce erwischt zu werden.

- In der Schweiz: Wenn Tilly Masterson Bond überholt, wie kann sie kurz darauf hinter ihm sein und damit auch höher ( die Straße geht bergab) und von dort aus auf Goldfinger schiessen, müsste nicht Bond der letzte sein? Hast sie keine Angst anstatt Goldfinger die Kinder vom Obststand zu treffen bzw. Skrupel Goldfinger vor deren Augen zu ermorden?

- Wieso findet es Tilly nicht seltsam, dass außer den Reifen noch die komplette rechte Seite ihres Autos aufgerissen ist?

- Nachts, Goldfingers Fabrik: Tilly & Bond lösen aus versehen oben im Wald Alarm aus und rennen weg. Die Wachen sind aber schon bei Bonds Wagen, gefunden durch eine Patroullie?

- In kaum einem anderen Film ist Bond so oft K.O.: Miami durch Oddjobs Handschlag, nach dem Crash des Aston Martins, gleich darauf nach der Laserszene.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

96
So, liebe Bond-Freunde...ich bin bei DEM James Bond Klassiker schlechthin

Goldfinger

Über GF ist bereits sehr vieles gesagt worden, daher will ich mich aufs Wesentliche beschränken...

Natürlich lebt der Film vom Zusammenspiel zweier grandioser Hauptdarsteller, Sean Connery und Gert Fröbe. Selten bietet das Drehbuch seinen Akteuren so viel gemeinsame Screentime wie hier, und was die beiden daraus machen ist einfach herrlich. Goldfingers Plan ist grandios und er zählt in meinen Augen zu einem der besten Villains der gesamten Reihe. Und auch Connerys Spiel ist super, zum ersten Mal zeigt er Emotionen (beim "Golden Girl") bzw. steckt in einer richtigen brenzlingen Situation (Folter). Und nichtsdestotrotz hat er immer nen coolen Spruch drauf. Die Bondgirls sind nett und nett anzuschauen, besonders herausragen können sie in meinen Augen jedoch nicht. Trotz Pussy Galore wird der Film von Bond und Goldfinger getragen!!

In FRWL wurde sie schon angedeutet, hier kommt die Q-Branch erstmals voll zum Einsatz, und der Aston Martin DB5 wird das erste richtige Bondauto, mit einigen tollen Gadgets. Desweiteren bekommt der Schurke hier zum ersten Mal einen Handlanger...und Oddjob ist in der Tat der erste in einer langen Reihe von skurillen Henchmen :)

Ein besonderes Lob möchte ich aussprechen für die Nutzung der Pre-Title. Ein kleines, in sich abgeschlossener Film, der uns Zuschauern in 5 Minuten James Bond etwas näher bringt...

Der Film ist super und verdient seinen Ruf natürlich auch, dennoch sind mir heute einige Dinge aufgefallen, die ich so nicht in Erinnerung hatte. Im Prinzip ab der zweiten Häfte des Films ist James Bond ein Gefangener von Auric Goldfinger. So eine Konstellation zumindest über diese Länge ist selten für James Bond und bietet natürlich Gelegenheit für die ein oder andere herrlichen Moment (die Folter, Bond durchschaut den Plan...) aber hat auf der anderen Seite auch eine wirkliche Actionarmut zur Folge. Gibt es einen anderen Bondfilm mit weniger Action??? Im Prinzip haben wir nur zwei davon im ganzen Film, die Autoverfolgungsjagd in Genf und der Showdown in Fort Knox...gibt es einen anderen Bondfilm mit weniger Action? Spontan fällt mir keiner ein...Ausserdem wirken die Locations Schweiz und USA nicht ganz so exotisch wie Jamaika und Istanbul aus den Vorgängern.

Nichtsdestotrotz ist GF ein klasse Film, nicht nur für Bond-Fans und die 1,5 Punkte Abzug gebe ich nur für Connerys wirklich dämmliches, einteiliges Schwimmbad-Outfit aus der Miami-Szene... :)

8,5 Punkte
"The name's Bond. James Bond."

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

97
Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:In FRWL wurde sie schon angedeutet, hier kommt die Q-Branch erstmals voll zum Einsatz, und der Aston Martin DB5 wird das erste richtige Bondauto, mit einigen tollen Gadgets. Desweiteren bekommt der Schurke hier zum ersten Mal einen Handlanger...und Oddjob ist in der Tat der erste in einer langen Reihe von skurillen Henchmen :)
Das ist richtig. GF ist für mich auch die Geburtsstunde der klassischen Q-Branch. Bond hat das erste Mal einen Auftritt in den geheimen Räumen des MI6. Hier beginnt auch die Freundschaft und das ganz besondere Verhältnis zwischen Q und Bond. Q behandelt 007 so, als ob er ein kleines Kind vor sich hätte. Und Bond zeigt in dieser Szene mal wieder seine ganze Coolness indem er alles so salopp auf sich einrieseln lässt und kein wirkliches Interesse an den Dingen zeigt. Diese Szenen findet man in allen weiteren Bondfilmen. Man denke nur an die Szene in TND, wo 007 die Fernbedienung für den 7er ausprobiert und Q vorher sichtlich seine Probleme mit der Steuerung hatte. Einfach herrlich. Diese Szenen sind für mich immer ein ganz besonderer Höhepunkt in den Bondfilmen.

Und auch mit Oddjob hast du Recht. Ein sehr spezieller Handlanger, der Bond so einige Probleme bereitet. Er passt meiner Meinung nach perfekt zu der Figur Goldfinger. Ein kaltblütiger "Hund", der auch nicht davor zurückschreckt, eine Frau ohne mit der Wimper zu zucken tötet.
Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:Im Prinzip ab der zweiten Häfte des Films ist James Bond ein Gefangener von Auric Goldfinger. So eine Konstellation zumindest über diese Länge ist selten für James Bond und bietet natürlich Gelegenheit für die ein oder andere herrlichen Moment (die Folter, Bond durchschaut den Plan...) aber hat auf der anderen Seite auch eine wirkliche Actionarmut zur Folge.
Auch hier muss ich dir zustimmen. Durch diese Gefangenschaft hat sich ein sehr schönes Verhältnis zwischen Bond und Goldfinger entwickelt. Besonders die vielen Dialoge zwischen 007 und Auric wissen zu gefallen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man die Vorhaben von Goldfinger bis ins kleinste Detail aufgezeigt bekommt, was so detailliert nicht in vielen Bondfilmen zu finden ist. Mit der Action hast du einerseits Recht, aber ich finde, dass diese fehlende Action dem Film GF in keinster Weise schadet. Eher im Gegenteil. Er beschert uns dafür diese vielen herrlichen Momente, die meiner Meinung nach genauso wichtig und genial sind, wie die anderen Actionszenen in anderen Bondfilmen.

LG Mirco
Im Angesicht des Todes, muss der Spion der mich liebte, Leben und Sterben Lassen
007.Mirco

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

99
danielcc hat geschrieben:Finde das alles richtig beobachtet:
- GF hat wenig Action
- Der Film lebt von den beiden Hauptdarstellern und besonders ihren häufigen Aufeinandertreffen

Ich glaube, die lange Gefangenschaft würden viele Fans heute so nicht mehr hinnehmen, da Bond dann zu passiv wirkt.

vor allem zieht er sich an einigen Stellen unnötig, die Beseitigung des Komplizen von Goldfinger (Geschäftspartner) dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und auch einige andere Szenen wirkten künstlich gestreckt - mag ein Klassiker sein, akzeptiert, aber der beste Bond, wie viele ihn nennen? - No way! :roll: :wink:
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

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Cinefreak hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Finde das alles richtig beobachtet:
- GF hat wenig Action
- Der Film lebt von den beiden Hauptdarstellern und besonders ihren häufigen Aufeinandertreffen

Ich glaube, die lange Gefangenschaft würden viele Fans heute so nicht mehr hinnehmen, da Bond dann zu passiv wirkt.

vor allem zieht er sich an einigen Stellen unnötig, die Beseitigung des Komplizen von Goldfinger (Geschäftspartner) dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und auch einige andere Szenen wirkten künstlich gestreckt - mag ein Klassiker sein, akzeptiert, aber der beste Bond, wie viele ihn nennen? - No way! :roll: :wink:
sehe ich genauso. Wobei die Erledigung des Komplizen ist zwar viel zu lang und unnötig kompliziert (aus Sicht Goldfingers) aber mal ein gutes beispiel für einen gelungen Einsatz von Musik zur Überbrückung einer an sich langweiligen Szene.

Aus meiner Sicht ist GF der Bondfilm, der am besten Bond in Reinkultur zeigt, aber nicht der beste Bondfilm.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

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Ich denke dass GF der Bondfilm ist, in dem das Dreieck Bond-Bösewicht-Bondgirl am besten und stimmigsten ist, sowohl was die Leistung der Darsteller, die Chemie untereinander als auch die Rollen an sich anbelangt. Und genau das ist wohl auch der Grund, warum er für viele der beste Bondfilm ist und auch gemeinhin als solcher gilt.

Ich persönlich sehe den Film zwar nicht ganz vorne in der Serie, aber die Kernrollen sind einfach 100%ig perfekt geschrieben und besetzt. Und das ist in der Form innerhalb der Serie ziemlich einmalig. Sebst bei meinen persönlichen Favoriten muss ich eingestehen, dass innerhalb der drei Kernrollen immer mindestens eine der entsprechenden in GF unterlegen ist.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

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Mit dem 1964 entstandenen GF wurde James Bond endgültig zum multimedialen Phänomen. Dies spiegelte sich nicht nur in den überragenden Einspielergebnissen des Films wieder sondern vor allen Dingen durch die seinerzeit wie ein Virus grassierende „Bonditis“, also der Begeisterung breiter Teile der Bevölkerung für wirklich alles, was auch nur in entfernter Beziehung zum Thema James Bond stand. Interessant dabei ist vor allem, dass obwohl GF immer wieder als Geburtsstunde der Bondformel angesehen und in Umfragen mit schöner Regelmäßigkeit als „bester Bondfilm aller Zeiten“ genannt wird er in mancherlei Weise doch auch ein sehr untypischer Vertreter der Serie ist.

Nach dem fantasievollen Actionreisser DN und dem harten und realistischen Agentenabenteuer FRWL markiert GF innerhalb der Serie die Wende hin zum weitestgehend auf Realismus pfeifenden Over-The-Top-Spektakel. Der gesamte Film bietet wesentlich mehr fürs Auge als seine beiden Vorgänger, seien es die verspielten und erfindungsreichen Gadgets, die (trotz des geringeren Exotikfaktors) wesentlich luxuriöser wirkenden Locations oder das ausladende, exaltierte Spiel des Erzschurken. Im Gegenzug wurde das Thema Spannungsaufbau deutlich zurückgefahren. Standen DN und vor allem FRWL was die Spannung angeht noch ganz in der Tradition von klassischen Suspense-Thrillern, so entfernt sich GF sehr deutlich davon und begründet quasi sein eigenes neues Genre. Ich möchte nicht soweit gehen und GF unspannend nennen, aber das Thema Spannung wird ganz klar den Themen Schauwerte und Unterhaltsamkeit untergeordnet. Auch in dieser Hinsicht ist GF so etwas wie der Prototyp der Filme die folgen sollten.

Dennoch ist GF wie schon weiter oben geschrieben in mancher Hinsicht auch ein eher ungewöhnlicher Bondfilm. Zum einen fällt die ziemliche Actionarmut des Filmes auf. Ein paar Keilereien und zwei Autoverfolgungen: das wars dann auch schon was die Action des Films anbelangt. Eigentlich unfassbar überschaubar vergleicht man dies mit den restlichen Filmen. Der zweite große Unterschied des Films ist die Tatsache dass nicht die Konfrontation Bonds mit einer tödlichen Gefahr ins Zentrum der Geschichte gestellt wird sondern die Konfrontation zweier Egos, nämlich von Bond und Goldfinger. Die vordergründige Gefahr, also die Verstrahlung der Goldreserven in Fort Knox, ist letztlich auch nur ein weiteres Schlachtfeld, auf dem die überdimensionierten Egos der beiden Kontrahenten ihren Kampf austragen können. Ebenso ist kein anderer Bondfilm so auf die Schurkenfigur fokussiert wie GF, der Film trägt seinen Titel daher wirklich zurecht (im Gegensatz zu DN, dessen titelgebender Charakter nur eine Nebenrolle darstellt). Aber genau diese drei recht untypischen Punkte tragen aufgrund ihres besonderen und einmaligen Charakters nicht unwesentlich zu Mythos und Status des Films bei.

Wenn ich den Bondfilm benennen müsste, der am meisten von seiner Besetzung profitiert dann ist dies ganz klar GF! Und wenn man an die GF-Besetzung denkt, dann denkt man natürlich als erstes an den wunderbaren Gert Fröbe! Seine Darstellung des gierigen und größenwahnsinnigen Goldmagnaten ist so herrlich unkonventionell und dennoch gleichzeitig wieder auch so prägend für viele der Folge-Bösewichte. Fröbes laute, joviale Art wie er Goldfinger anlegte, dieses Unberechenbare, das jeden Moment von leutseliger Plauderei in diabolische Verschlagenheit umschlagen konnte (und es auch tat) ist einfach nur ein Genuß. Ein ganz erstaunlicher Besetzungscoup ausgerechnet Fröbe für den Larger-than-Life-Superschurken Golfinger zu casten. Ausgerechnet Fröbe, der sonst eher auf Typen wie du und ich prädestiniert war. Ausgerechnet Fröbe, der aufgrund seines Erscheinungsbildes auch oft genug als gutmütiger Onkeltyp besetzt wurde. Aber eben auch ausgerechnet Fröbe, der bereits vor GF diverse male sehr unterschiedliche und auch sehr unsypmpathische Rollen hervorragend verkörpert hatte. Hier gilt den Produzenten ein großes Lob, die das richtige Gespür hatten und in dem Kinderschänder aus Es geschah am helllichten Tag ihren Goldfinger erkannten. Ein Fröbe ist die halbe Miete, aber ohne würdigen Gegenspieler hätte auch er nicht so grandios glänzen können. Wie gut, dass wir in GF einen Sean Connery auf dem Zenit seiner Bondkarriere erleben dürfen, der durch die vielen hervorragenden Dialogszenen auch erstmals die Möglichkeit dazu bekommt, schauspielerisch wie auch humoristisch mehr aus der Rolle rauszuholen als nur den unschlagbaren Superagenten. Denn gerade in GF ist er eben nicht unschlagbar und wird diverse male ausgeknockt und matt gesetzt (was ebenfalls in dieser Häufigkeit für einen Bondfilm sehr ungewöhnlich ist). Trotzdem gelingt es ihm durch seinen Charme und seine Schlagfertigkeit immer wieder, auch noch so ausweglose Situationen zu meistern. Allein schon die berühmte Laserszene hat mehr Pepp und Pfiff als diverse andere Bondfilme in Summe. Dass es gelang die Rivalität der zwei Hauptfiguren durch gekonnte Dialoge mehr als überzeugend rüberzubringen ist die ganz große Stärke des Films.

Neben diesen beiden Größen fällt es natürlich schwer zu glänzen sollte man meinen. Und dennoch bietet GF eine ganze Reihe weiterer sehr erinnerungswürdiger und genreprägender Charaktere. Harold Sakata als todbringender Butler Odd-Job wurde zu dem Prototypen des Bondhenchman. Honor Blackman als selbstbewusste, (weitgehend) selbstbestimmte Pussy Galore wurde ebenfalls zum Bondgirlklassiker, das erste Bondgirl dass dem Charme von Bond zumindest lange Zeit wiederstehen kann und ihm auch ordentlich kontra (sowohl mit Worten wie auch mit Judogriffen) gibt. Natürlich auch Shirley Eaton, die durch ihre kleine, aber vergoldete Rolle zur Ikone werden durfte und ebenfalls Blaupause für zahlreiche folgende „Opferlämmer“ wurde.

Auch wenn der Film gerade in der zweiten Hälfte einige Längen aufweist ist er doch in Summe sehr stimmig und durch die Bank unterhaltsam. Die deutlich gesteigerten Schauwerte und die um einiges aufwendigeren Sets (zB Auric Enterprises, der Modellraum oder Fort Knox) in Kombination mit dem unglaublich überschwänglichen und protzigen Score von John Barry (der möglicherweise sein bester für einen Bondfilm ist) sorgen für das nötige Ambiente, das zukünftig ein ganzes Genre beeinflussen sollte. Die herausragenden darstellerischen Leistungen vor allem von Fröbe aber auch von Connery sowie die gewitzten und pointierten Dialoge bilden trotz des erstmaligen massiven Gadgeteinsatzes das eigentliche Highlight des Filmes. Das ultimative „Geheimrezept“ für die jahrzehntelang anhaltende Popularität des Filmes ist in meinen Augen aber die hochkarätige Besetzung der drei Schlüsselrollen: Bond – Schurke – Bondgirl. Selbst bei intensivem Überlegen fällt mir kein Bondfilm ein, bei dem diese Rollen und ihre Besetzung so stimmig und überzeugend sind wie in GF. Selbst bei meinen Lieblingsfilmen muss ich feststellen, dass zumindest zwei der Schlüsselrollen inklusive ihrer Besetzung bei GF immer besser funktionieren. All das macht für mich unterm Strich GF zwar nicht zum besten Bondfilm, aber sicherlich zu dem stilprägendsten und nach wie vor einem der unterhaltsamsten Bondfilme. Daher satte 8,5 / 10.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: [DdW]Filmbesprechung "Goldfinger".

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danielcc hat geschrieben:Jepp, da kann ich nur 100% zustimmen. Wobei ich die Längen des Films und die an sich schwache Dramaturgie bei wiederholtem Sehen als störender bewertet habe. Aber das kommt halt davon, wenn man einen Film geschätze 50 mal gesehen hat.
Ich finde, dass geht angesichts des grossartigen Darsteller-Duells eher unter. Allerdings sind Längen in der zweiten Hälfte nicht zu leugnen. Wo genau siehst du eine eher schwache Dramaturgie?

Ich muss aber sagen, ein Film wie GF ist undankbar in einer Review abzuhandeln. Es gibt einfach kaum wirklich ins Gewicht fallende schwache Elemente, wo man den Finger in die Wunde legen könnte. Außerdem ist der Film einfach zu etabliert und wird von vielen weitestgehend "gleich gut" empfunden, als dass man etwas kontroverser diskutieren könnte (es sei denn, man mag den Film gar nicht. Aber das geht eigentlich ja schon wegen Fröbe/Connery und den Dialogen nicht).

OT: Kannst du im „Connery mach nach YOLT weiter“-Thread noch was dazu schreiben, worin du die gleich bleibend hohen Brosnan-Einspielergebnisse begründet siehst? Würde mich sehr interessieren.
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