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Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

166
Hab gestern mal wieder DAF angeschaut und was soll man sagen: es war wie immer ein riesen Spass. Der Film wird ja nur von wenigen Fans geliebt und gemeinhin als einer der schwächsten eingestuft. Vermutlich ist er das auch – zumindest wenn man ihn als „normalen“ Bondfilm betrachtet. Der zusammengestückelte GF-meets-YOLT-Plot wirkt so abgegriffen und bietet keine wirkliche neue Variation des Ganzen. Die Inszenierung von Handlung und Actionszenen ist schon sehr behäbig, vor allem direkt nach dem in diesen Disziplinen enorm auftrumpfenden OHMSS. Die Figuren sind nicht wirklich das, was man gemeinhin von ihnen in einem Bondfilm erwarten würde. Die Darsteller passen sich diesem „charakterlichen Ausbruch“ aus dem Standardschema mit ihrem Spiel an und so ist es nicht verwunderlich, dass sich mancher Bondfan verwundert die Augen reibt ob der Darbietungen von Figuren wie Blofeld, Wint & Kidd oder selbst old Jimbo.

Aber: sieht man über all das mal hinweg, so gibt es in DAF enorm viele Sachen, die einfach tierischen Spass machen. Das beginnt mit der Rückkehr von Connery. Es wird so viel immer geschrieben über seine lustlose, unmotivierte Darstellung. Manche wünschten sich sogar lieber einen Zweitauftritt des glücklosen Big Fry Lazenby. Kann man sicher alles so sehen, aber sieht man mal von Connerys satter und träger physischer Konstitution ab (die wirklich nicht „bondgerecht“ ist), so muss man konstatieren, dass ungeachtet aller Befindlichkeiten vor und während des Drehs zu DAF der gute Sean einfach „liefert“. Selten wurde es für mich so deutlich wie hier, dass Connery einfach Bond IST. Nimm ihm seine Fitness, nimm ihm sein blendendes Aussehen (zumindest teilweise), nimm ihm seine Jugendlichkeit, nimm ihm seine gepflegte Erscheinung: es spielt nicht wirklich eine Rolle, Connery wirkt in der Rolle wie jemand, der sich in seinem Wohnzimmer (oder wohl eher in seinem Schlafzimmer) bewegt. Es tut einfach gut jemanden in der Rolle zu sehen, bei dem jede Bewegung, jede Nuance seines Spiels, jede Facette des Charakters wie selbstverständlich wirkt, eben natürlich und nicht steif und angeleitet. Connery war zeit seiner Karriere Profi genug, um auch in Produktionen die er in erster Linie aus finanziellen Überlegungen heraus angenommen hat immer eine Topleistung zu bringen, er hat sich nie zu solchen Extravaganzen wie zB Brando hinreissen lassen, sondern bewahrte immer eine professionelle Einstellung zu seinem Beruf – so auch in DAF. Ich kann die Enttäuschung vieler Fans ob seines trägen Äusseren, seiner weit weniger ernsthaften Rolleninterpretation oder der allgemein niedrigeren Qualität des Films gut verstehen, aber Connery deswegen eine unmotivierte Darstellung zu bescheinigen geht eindeutig am Ziel vorbei. Zumal es viele Szenen im Film gibt, in dem sein Spiel einfach nur fabelhaft ist. Um nur einige zu nennen: die Szenen mit Jill St. John sind durch die Bank wunderbar laidback und unverkrampft gespielt oder die Szene mit M zu Beginn, als Connery voller Desinteresse und Überheblichkeit spielt. Für mich bleibt Connery unterm Strich ein großes Plus von DAF.

Die größte Stärke von DAF sind für mich aber die herrlich spritzigen Dialoge, der fabelhafte Wortwitz, diese völlig unverkrampfte und lässige Art - alles vermutlich ein Verdienst von Mankiewicz. Für mich – das mag für viele sicherlich schwer nachvollziehbar sein – ist DAF in der Disziplin Dialoge zusammen mit GF unter den Bondfilmen absolut führend. Man hat nahezu während des ganzen Films den Eindruck, dass da jeder Spruch, jede Pointe, jeder Schlagabtausch absolut perfekt sitzt und nie aufgesetzt wirkt. Gerade zwischen dem sehr schablonenhaften Humor der späten Moorefilme oder der zotigen Kalauer der Brosnanfilme liegen Welten zu dem leichtzüngigen Humor von DAF. Man kann hier auch die deutsche Synchro nicht oft genug loben, dass es ihr gelang dies völlig verlustfrei ins Deutsche zu übertragen bzw. durch brillante Besetzungen und Übersetzungen sogar noch zu übertreffen. GGH passte eigentlich – vielleicht mit Ausnahme von NSNA – mit seiner unverkrampften Lässigkeit nie besser auf Connery bzw. Bond als hier. Die Besetzung selbst von Kleinstrollen durch Szeneikonen wie Borchert, Marquis oder Lukschy adelt den Film. Herausragend sind Thormann/Gentzen auf Wint/Kidd. Die Szenen mit letzteren sind für mich das absolute Sahnehäubchen, die tuckigen Überbetonungen sind zum schreien komisch – und das ohne ins „Standard-Getucke“ a la Bullyparade zu verfallen. Für mich haben Mankiewicz und die deutsche Synchro hier großartiges vollbracht, ich komme regelmäßig aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Hier nur einige ausgewählte Beispiele:
„ein hübsches kleines Nichts, das sie da beinahe anhaben“
„gut wäre etwas übertrieben – aber ich bin äußerst befriedigt“
„Mir kommen die Tränen!“ - „ein Mann weint nicht, Mr Wint!“ - „hier wird´s ja immer wärmer!“
„Ich habe auch einen Bruder!“ - „Wie klein ist doch die Welt!“
„Ich heisse Penny!“ - „Die Auslage ist mehr wert!“
„Penny O´Toole!“ - „Oh du irisches Milchgeschäft!“
„Einer von uns beiden stinkt nach Nuttenparfum – im Zweifel ich, entschuldige alter Knabe“
„Mrs Whistler wollte den Kindern doch ein paar Bilder mitbringen“ - „Sie sind eine Seele von Mensch, Mr Kidd!“
„Ihre armselige kleine Insel hab ich ja noch nicht einmal bedroht!“
„Ein Skor-pi-on!“ - „Mutter Naturs liebster Killer“
„Doktor Tynan ist krank geworden!“ – „Eine Biiiiiene hat ihn gepiiikst“
„Kurios – dass jeder der mit den Diamanten in Berührung kommt gleich ins Gras beisst“
„Moneypenny, jeder der das Land verlassen will und dich in dieser schmucken Uniform sieht wird sofort umdrehen wollen“
„Ihr wart ein scheiss Publikum, also haut ab – bis später!“
„Tiffany Case!“ – „Ein kostspieliger Name!“
„Ich bin bei Tiffany´s geboren – meine Mutter suchte sich gerade den Trauring aus als die Wehen einsetzten“ – „Na dann seien sie froh dass es nicht bei Woolworth war!“

Und natürlich mein Lieblingsspruch, von Bond an eine nur mit Slip und BH bekleidete Tiffany gerichtet: „ach – so lange die Garderobe geschmackvoll gewählt ist“


Ich denke, eine kleine gebrochene Lanze für DAF kann hier im Thread nicht schaden. :wink:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

"Diamonds Are Forever" 1971

167
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@AnatolGogol

Für Fans einer älteren Generation, die noch mit den Schallplatten von Otto großgeworden sind, und Liebhaber dieses Serienbeitrages gehört die Synchronisation von "Diamantenfieber" zu den Topbeiträgen, weil sie diese Zuschauergruppe im wahrsten Sinne des Worts(atzes) dazu anregt, die zotigen Dialoge dieses trashigen Pulpwerkes von A bis Z beim Sehkonsum förmlich mitsprechen zu wollen, bzw. als Zitatekalauer auch im Freundeskreis immer wieder gerne zum Besten zu geben.

In dieser Hinsicht besitzt der Film - bei seinen Befürwortern - Kultstatus.


Am Rande:
"Das ist aber ärgerlich!", dass heutzutage auf der blu-ray-Fassung der erstaunte Ausdruck fehlt, wenn die Sprecherin auf der touristischen Bootsfahrt durch die Grachten Amsterdams die touristischen Sehenswürdigkeiten erklärt, bis sie die von der Polizei aus dem Wasser gefischte Leiche von Mrs. Whistler sieht und dann eigentlich ein erstauntes "Oooooh!" ausstößt.


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Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

168
Mich erinnern die Dialoge die bei DAF hinzugedichtet wurden immer an die nicht ganz originalgetreuen Snychros des Bud Spencer & Terence Hill Filme, nur mit dem Unterschied, dass sie dort prächtig funktionieren und wesentlich besser sind.

Wenn ich mich nicht täusche waren sogar die gleichen Köpfe beteiligt an der Synchro.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

169
Das ist derselbe Syncro Stil.
Das wurde damals sehr oft gemacht, auch schon lange vor Soencer/hill und Die 2. auch bei ansonsten absolut ernsten Filmen. Teilweise wurden auch sehr brutale Filme durch so eine Blödelsyncro ins komödiantische gezogen.

Bei DAF ist das aber alles noch sehr zurückhaltend. Und in gewisser Hinsicht sogar halbwegs passend.
Aber trotzdem gelegentlich auch eine Frechheit, da eben nicht originalgetreu.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

171
Kinder, Kinder, werft doch nicht alles in einen Topf! Die hier angesprochenen Blödelsynchros, die massgeblich durch Rainer Brandt und seiner seinerzeit hymnisch gefeierten Arbeit für „Die Zwei“ begründet wurden sind in Stil und verwendeter Sprache nicht wirklich mit der Synchronarbeit zu Diamantenfieber zu vergleichen (die übrigens auch nicht wie von MX87 vermutet von Brandt bzw. seinem Partner Karl-Heinz Brunnemann stammt). Während in den typischen Brandt-Arbeiten eine zeitgenössisch-schnoddrige Wortwahl und absurde Worstpiele bis zum Abwinken praktiziert wurden („sleep well in your Bettgestell“ „Reich mir den Huf und sag artig auf Wiederbein“ „Spitz mal die Horchlöffel“ oder auch der schöne Satz in meiner Signatur) und das in den Arbeiten für die Bud Spencer-Filmen noch weiter auf die Spitze getrieben wurde ("ich hau dir ne Delle in die Gewürzgurke"), sind es in DAF in erster Linie anzügliche Anspielungen, die zwar ebenfalls geballt aber dennoch weitaus subtiler verwendet werden. Von einer Schnodder- oder verfälschenden Synchro kann überhaupt keine Rede sein zumal der Ton der Synchro in den meisten Fällen dem des Originals entspricht. Dass in einzelnen Szenen etwas „hinzugedichtet“ wurde (Bambi & Klopfer-Szene) ist zwar richtig, aber letztlich auch nichts anderes als bereits in den Vorgängern (siehe zB TB). Wenn ihr euch also schon beschweren wollt, tut es bei Mankiewicz der dem Original schon den gleichen Geist eingehaucht hat. Oder schaut euch gleich die Originalfassung an und verzichtet dann halt auf den Genuss der vermutlich besten Synchro aller Bondfilme. :wink:

Eine 100% werktreue Synchro gibt es eh nicht, schon gar nicht bei Filmen wie den Bondfilmen, die sich stark über ihren Wortwitz definieren. Eine wörtliche Übersetzung ist hier praktische unmöglich (siehe „named after your Father“) oder würde völlig gestelzt wirken. Gute bzw sehr gute Synchros nehmen sich daher in solchen Fällen Freiheiten ohne jedoch den Geist des Originals zu beschädigen. DAF ist hier in vielen Fällen eine Paradebeispiel.

Im übrigen sind es gerade einige der Bud Spencer-Filme, bei denen aus ernstgemeinten, richtig guten Italowestern durch die Synchro strunzdämliche, in nüchternem Zustand kaum zu ertragende Machwerke gemacht wurden – Der Dicke und das Warzenschwein wäre hier ein Paradebeispiel. In wieweit die Dialogqualität der Spencer/Hill-Synchros als gelungener angesehen werden kann als die in DAF – das bleibt dann wieder einmal vom Geschmack des jeweiligen Zuschauers bzw Zuhörers abhängig.

Die Kritik an der „Ernsthaftigkeit“ bzw. Werktreue der Synchro zu einem von den Fans am wenigsten geliebten und aufgrund seiner Qualität am stärksten kritisierten Bondfilme erinnert mich übrigens stark an den alten Groucho Marx-Witz über die beiden alten Damen, die übers Essen sinnieren: „Finden Sie das Essen hier auch so grauenhaft?“ – „Ja! Und diese winzigen Portionen!“ :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

172
Der Dicke und das Warzenschwein ist aber nur eine nachträgliche Bearbeitung eines Italowesterns von dem bereits eine normale Syncro vorlag.

Aber es gab bereits wenigstens seit etwa 1966 oder 1967 eine ganze Reihe von Bearbeitungen "ernsthafter" Filme die weitestgehend straight synchronisiert wurden, aber dann seltsamerweise auch einzelne Blödelpassagen enthielten. Oder das in einem Film eine einzige Figur dauernd kalauert, während alle anderen normal synchronisiert wurden.

Ich sehe das nicht ganz so unproblematisch in DAF. Da sind schon ein paar Kalauer drin die nicht durch das Original abgedeckt sind, und die auch nicht durch eine "dem Geiste des Originals entsprechende aber nicht am Original klebende Übersetzung" entschuldbar sind. Aber es sind nur wenige, und sie stören auch mich nicht wirklich da sie tatsächlich in DAF nicht gänzlich fehl am Platz wirken.

Auch in Spiel mir das Lied vom Tod gibt es Passagen die fast schon genial sind, nur das im Original ganz etwas anders gesagt wird.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

173
Das mit „dem Geist der Vorlage entsprechend“ ist sicher in beträchtlichem Maße auch Auslegungssache (gerade in Spiel mir das Lied vom Tod finde ich die Veränderungen absolut im Geiste der Vorlage und als sinnvolle Erweiterung). Dass sich die Synchro bei DAF nicht unbedingt zurücknimmt um der generell albernen Grundstimmung des Films entgegen zu wirken ist sicher unbestreitbar, aber er verändert den Ton des Films eben auch nicht wirklich. Das sind dann wirklich Kleinigkeiten gemessen an anderen Eingriffen durch die Synchro – gerade auch bei den Bondfilmen (Mackensy auf Pryce!).

Meines Wissens gibt es zu „Sie verkaufen den Tod“ lediglich eine vom ZDF in Auftrag gegebene TV-Synchro aus den späten 80ern, also nachdem der Film bereits zu „Der Dicke und das Warzenschwein“ verwurstet worden war. Damit wurde dem Film zwar in gewisser Weise wieder Gerechtigkeit verschafft, aber schau dir mal an wie oft die Originalfassung seither im TV lief (schätzungsweise 1-2 mal in 25 Jahren) und nimm dagegen die gefühlte Endlosschleife, in der das Warzenschwein das Publikum penetriert. Selbst auf DVD gibt es „Sie verkaufen den Tod“ nur als „Bonusmaterial“ (!) einer Bud Spencer-Box - in falschem Bildformat und grottiger Qualität .

Kannst du einige der von dir erwähnten mit Kalauersynchros versehenen Filme aus den späten 60ern nennen? Ich meine, dass die meisten entsprechenden Synchros von Filmen dieser Zeit erst nach dem Die Zwei-Boom in den 70er/frühen 80er nachträglich entstanden sind (wie zB auch die Zweitsynchro der Dollarfilme durch Brandt).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

174
Das dachte ich auch immer, aber tatsächlich gab es da schon einiges in den späten 60gern.
Wenig oder auch gar nicht in der Bearbeitung von US Filmen, aber doch schon öfters bei europäischen Genre Filmen.

Und gerade im Italowestern sehr häufig. Das reicht von einzelnen Sprüchen bis zu Komplettbearbeitungen im Die 2 Stil. Und die "Täter" waren auch hier schon meist Brunnemann und Brandt.
Django und die Bande der Gehenkten enthält auch in der ernsten Syncro schon etliche sehr unpassende Plattheiten. Da führt Terence Hill als falscher Henker einen Verurteilten zum Galgen und murmelt dabei in der deutschen Fassung "Morgenstund hat Gold im Mund", während er im Original der düsteren Stimmung angemessen da gar nichts sagt.
Auch hier gab es ja dann später noch eine reine Blödelfassung unter dem Titel Joe der Galgenvogel, bei der dann auch die Gewaltszenen stark beschnitten wurden.
Für Sie verkaufen den Tod gab es eine Kinofassung, die aber momentan als verschollen gilt. Die war länger als die Warzenschwein Fassung, aber deutlich kürzer als die TV Fassung. Der Film ist allerdings eine große Gurke egal in welcher Fassung.
Zuletzt geändert von Maibaum am 17. Oktober 2012 13:47, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

175
AnatolGogol hat geschrieben:(gerade in Spiel mir das Lied vom Tod finde ich die Veränderungen absolut im Geiste der Vorlage und als sinnvolle Erweiterung)
Denk mal du hättest diesen Film schon 20mal im Original gesehen, und würdest dann die deutsche Fassung zum ersten Mal sehen.
Ich glaube da würde ich an einigen Stellen kotzen.

Im Geiste der Vorlage oder nicht, das sind Sachen die dürfen nicht sein.

So kann man dann auch jeden anderen Eingriff rechtfertigen. Warum dann nicht im Geiste der Vorlage Szenen kürzen, die Farben bearbeiten, die Musik verändern usw.

Es gibt da einen sehr guten, sehr atmosphärischen französischen Western der Friedhof ohne Kreuze heißt, für den der deutsche Verleih den Soundtrack komplett verändert hat, und sogar ein sehr faszinierendes Musikstück aus einem anderen Western an entscheidenden Passagen eingefügt hat. Klingt großartig, aber so etwas darf nicht sein, das ist fehlender Respekt vor dem Künstler und seinem Werk.
Wenn man Film lediglich als Ware begreift, dann ist das natürlich eine andere Sache.
Zuletzt geändert von Maibaum am 17. Oktober 2012 13:48, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

176
Was ist den IW?

„Joe der Galgenvogel“ ist so ein Beispiel von Filmen, die im Brandtschen Boom (und der nichtzuletzt daher so erfolgreich gewordenen Hill und Spencer) noch mal albern synchronisiert wurden, ich glaube Ende der 70er.

Ich halte die Langfassung von „Sie verkaufen den Tod“ schon für gelungen, aber unabhängig davon sollte es ja ein Beispiel für einen durch die Synchro komplett entstellten Film sein (um noch mal zu verdeutlichen, von welchen Kleinigkeiten wir bei DAF sprechen).

Aber egal wie man es dreht: jede Synchro ist ein Eingriff in die Originalfassung. Ist die Besetzung von Hoffmann auf Connery eine kleinere Veränderung des Originals als ein Spruch wie „Der Dschungel ruft!“ in DAF? Ich denke nicht, GGHs komplett unterschiedliche Stimmcharakteristik und Tonfall machen aus Connery/Bond eine deutlich andere Figur als im Original. Aber ist das falsch? Doch wohl nur, wenn man eine Synchronisation nur als Krücke zum Originalfilm versteht, als vertonte Untertitel sozusagen. Dann könnte man konsequenterweise das Ganze aber auch gleich wie in vielen anderen Ländern üblich als Voice-over von einem einzigen Sprecher nachvertonen lassen. Der Sinn einer Synchro ist doch gerade die sprachliche Schranke möglichst perfekt aufzuheben. Und das lässt sich eben oft nur durch Variationen erreichen. Ich sehe eine Synchro eben nicht nur als Krücke, sondern als eigene Kunstform. Unterschiede sind da unumgänglich. Sicher war die Tendenz in den 70ern immer mehr zum Original hinzuzudichten eine Modeerscheinung, die heute im Rückblick nicht nur befremdlich sondern oft auch als störend anmutet. Aber es kamen eben auch genügend herausragende Sachen dabei raus, oft gerade bei im Original allerhöchstens mittelmäßigen Filmen. Was wären die oft tumben Belmondo-Actioner ohne den locker-flockigen Witz von Brandt? Wer würde heute überhaupt noch Spencer & Hill kennen ohne das Zutun von Brandt? Vermutlich wäre ein Louis DeFunes ohne die kongeniale Synchro durch Martienzen (unter der Führung wiederum von Rainer Brandt) in Deutschland nur ein vergleichsweise unbekannter französischer Komiker geblieben. Oder Pierre Richard. Selbst Clint Eastwoods namenlosen Fremden der ersten beiden Dollar-Filme sehe ich auch heute noch viel lieber in der Brandtschen Fassung („mach schon mal ein paar von deinen Kommoden einstiegsbereit“ klingt einfach deutlich cooler als „Mach schon mal ein paar Särge fertig“).

Aber unabhängig davon sprechen wir ja bei DAF von ganz anderen Dimensionen, denn die Veränderungen die hier vorgenommen wurden sind ja dann wirklich nur kosmetischer Natur und werden von vielen Fans ja auch als Bereicherung empfunden. Ähnlich wie der etwas fröhlichere Humor der deutschen Bondfassungen gegenüber dem zynischeren Witz der Originale. Man sollte sie daher als das sehen was sie sind: als deutsche Fassungen eines englischen Filmes, nicht als eingedeutschte Originale.
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Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

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AnatolGogol hat geschrieben: Selbst Clint Eastwoods namenlosen Fremden der ersten beiden Dollar-Filme sehe ich auch heute noch viel lieber in der Brandtschen Fassung („mach schon mal ein paar von deinen Kommoden einstiegsbereit“ klingt einfach deutlich cooler als „Mach schon mal ein paar Särge fertig“).
Nein, nein, nein, das geht gar nicht. ich bin froh das ich diese Fassungen ,und ich kannte 20 Jahre lang keine andere, nie wieder sehen muss.
Das ist dann kein kleiner Eingriff mehr, sondern bereits eine üble Verstümmelung.
Zumal auch da teilweise der Soundtrack verändert wurde. Und auch hier wieder zumindest in einer Szene sogar sehr gelungen. Trotzdem, das darf nicht sein. Egal ob Leone oder irgendein Dutzendfilm.
Aber unabhängig davon sprechen wir ja bei DAF von ganz anderen Dimensionen, denn die Veränderungen die hier vorgenommen wurden sind ja dann wirklich nur kosmetischer Natur und werden von vielen Fans ja auch als Bereicherung empfunden. Ähnlich wie der etwas fröhlichere Humor der deutschen Bondfassungen gegenüber dem zynischeren Witz der Originale. Man sollte sie daher als das sehen was sie sind: als deutsche Fassungen eines englischen Filmes, nicht als eingedeutschte Originale.
Also ich bin fürs eingedeutschte Original. Aber bei DAF wie schon gesagt, sind das eher Kleinigkeiten.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

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Maibaum hat geschrieben:
Nein, nein, nein, das geht gar nicht. ich bin froh das ich diese Fassungen ,und ich kannte 20 Jahre lang keine andere, nie wieder sehen muss.
Das ist dann kein kleiner Eingriff mehr, sondern bereits eine üble Verstümmelung.
Zumal auch da teilweise der Soundtrack verändert wurde. Und auch hier wieder zumindest in einer Szene sogar sehr gelungen. Trotzdem, das darf nicht sein. Egal ob Leone oder irgendein Dutzendfilm.
Na dann magst du bestimmt den guten Alfons auch nicht (und das wo er doch so ein "empfindsames Tier" ist :mrgreen: ).

Aber Spaß beiseite: wo wurde denn in den Brandtfassungen der Soundtrack verändert, das ist mir noch nie aufgefallen. Ich dachte übrigens dass ich - ebenfalls nach fast 20 Jahren Kennens und Liebens der 2. Synchro - einen anderen Film sehe als ich die Dollar-Filme erstmals mit der Erstsynchro sah (und das nicht wirklich positiv). Es war aber weniger wegen der Handvoll Kalauer die ich vermisste als mehr wegen der deutlich weniger prägnanten Sprecherbesetzung (trotz Kindler und Engelmann im zweiten Teil). Als üble Verstümmelung würde ich aber auch das nicht betrachten, da es ja effektiv nur einige wenige Szenen sind, in denen Brandt der Gaul (oder besser der Maulesel) durchgeht. Ich bin jedenfalls froh, dass man die Wahl zwischen zwei Versionen hat.
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Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever 1971

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Hat man noch die Wahl?
Die DVDs enthalten die Zweitsyncro nicht. Laufen die noch im TV?

Ich habe die Syncros nicht verglichen, aber in Für ein paar Dollar mehr gibt es zumindest diese Szene wo Clint mit 3 von El Indios Leuten morgens campieren. Als denen klar wird das Clint doch nicht zu ihnen gehört lässt dieser die Kaffetasse fallen und schlägt den Poncho zurück. In diesen Moment setzt ganz toll in der Zweitsycnro die Musik ein. Das fiel mir dann natürlich sofort auf daß dises auf der DVD nciht so ist. Auch in der nachfolgenden Szene in der Clint in eine Stadt einreitet um ein gefälschtes Telegramm aufzugeben ist die Musik bzw. der Musikeinsatz unterschiedlich. Wie gesagt, nie verglichen ob es da ncoh mehr Unterschiede gibt.
Außerdem wurden die späteren Fassungen auch entschärft für FSK 16 und um 8 bzw. 10 min gekürzt.

Außer dieser einen Szene möchte ich diesen Fassungen und Alfons nie wieder begegnen.
Auch hier wieder, wenn du nur die 1. Syncro kennen würdest, und dann nach 20 Jahren plötzlich mit einer dahinblödelnden Fassung konfrontiert würdest, dann ...