Filmbesprechung: FRWL

1/10 Punkte (Grauenhaft) (Keine Stimmen)
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10/10 Punkte (Genial)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 19 (20%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 94

Re: Filmbesprechung: FRWL

61
Bond is Back!

Mit Facettenreicheren Figuren, die eine komplexe Story antreiben, greift FRWL das Potenzial auf, das DN unberührt ließ. Eine Besonderheit ist, das dieser Antrieb über die erste Hälfte des Films alleinig von SPECTRE ausgeht. SPECTRE hetzt mit der Ermordung des Bulgarischen Spions Ost und West gegeneinander auf, rettet Bond zu Gunsten ihres eigenen Plans und bringen Tatiana ins Spiel. Dies fügt sich auch prima in den hervorragenden Subplot des heiß werdenden Kriegs zwischen Ost und West ein, doch unklar bleibt wieso SPECTRE solch ein Risiko eingeht, wo doch die vermeintliche Tragödie zwischen Bond und Tatiana der Dreh- und Angelpunkt ihres Komplotts ist.
Wirklich in Aktion tritt Bond erst wenn er das russische Konsulat stürmt und die Lektor an sich reißt. Vorher ist er nicht mehr als ein Beobachter von Kerims Krieg mit dem Osten. Bond bleibt stehen und mit ihm auch der Zuschauer, da sein Point of View immer dominiert, während die Story sich entwickelt. Dies lässt diese großartigen Szenen etwas verloren erscheinen.
Für die Zugfahrt-Sequenz wird dieser Aufbau zur kostbarsten vorbereitenden Exposition. Den ganzen Film über haben wir, nachdem uns detailliert SPECTRE und sein Komplott vorgestellt wurde, die Vorbereitung der Falle und Bonds Weg in diese begleitet. Grant hat sich als ein böses Pendant zu Bond herausgestellt und nun kommt es zu einer direkten Konfrontation, die mit ihren Täuschungen und Irreführungen ein wahres Agenten-Duell darstellt.
In dieser Sequenz, die eine der best geschriebenen der Reihe ist, folgt ein Wendepunkt dem anderen. Der heiße Ost/West Konflikt und Bonds Beziehung zu Tatiana wenden sich durch Kerims Tod und SPECTRE’s Komplott wendet sich durch das Agenten-Duell hin und her, bis Grants Niederlage den Ost/West Subplot abschließt und den Anfang vom Ende des Komplotts bedeutet.
Dem Nachfolgenden fehlt der Rhythmus, eine Anreihung von an sich guten Actionszenen. Während bei der Zugfahrt-Sequenz Bond und Tatianas Beziehung einen entscheiden positiven Schritt vor ihrer Krise macht und mit anderen ruhigen Momenten für den Spannungsbogen sorgt, wird dieser nun überspannt. Trotzdem büßt das Hotelzimmer Finale im Hitchcockschen Design nicht an seiner Spannung ein und ist ein entscheidender Moment für Tatiana, die mit ihrer Entscheidung im Dilemma zwischen Pflicht und Gefühlen ihren wahren Charakter enthüllt.

Wie bereits in DN besticht das Verhältnis zwischen Kameraführung und Bildkomposition. Oft wird ein Schnitt durch die Anordnung zusammenhängender Ereignisse in verschiedenen Bildebenen simuliert. So sehen wir in einer Halbtotalen Grant das Bond-Double erdrosseln und im Hintergrund plötzlich die Scheinwerfer aufleuchten. Grant sinkt mit seinem Opfer zu Boden und die Kamera fährt zu einer Totalen des Gebäudes. Neben der ästhetischen Abwechslung steckt die Raffinesse darin, das ein Schnitt ironischer Weise länger gedauert hätte, da man die einzelne Einstellung des Hauses überhaupt nicht zuordnen hätte können und der Aha-Effekt nicht nur verspätet sondern minderer Qualität gewesen wäre. Auch das Gefecht bei den Zigeunern ist so aufgebaut. Der Überraschungseffekt war trotz unseres Wissens durch die Unterbrechung des Kampfs der beiden Frauen im Bildhintergrund gelungen.
Wieder erweist sich Young als ausgezeichneter Inszenierer von Action. Haben seine Kämpfe in DN schon durch ihre Härte überzeugt, so tun es die in FRWL durch ihre Echtheit. Der unorganisierte, wilde Kampf im Zugabteil ist dramatischer und spannender als jeder oft nachfolgende Schablonenkampf in der Reihe.


FRWL bietet eine brillante Kalter Krieg Spionage-Story in orientalischer Kulisse die mit Ortsverbundenem Aufnahmen und Production Design den Zuschauer in eine absolut authentische Welt eintauchen lässt und eine Atmosphäre erzeugt wie kein anderer Bond-Film. Überzeugend dargestellte Charaktere mit interessanten Eigenschaften (Klebbs Homosexualität) und eigenen Geschichten (Tatianas Dilemma, Kerims Organisation). Eine clevere strukturelle Dominanz von SPECTRE bereitet eine meisterhafte Zugfahrt-Sequenz vor. Der Preis ist aber ein in der ersten Hälfte passiver Bond in einem tollen Subplot dessen Auslösung durch SPECTRE einen zweifelhaften Hintergrund behält. Bonds Flucht über die Grenze nach Venedig zu Land und Wasser verliert durch seine Rastlosigkeit bedauerlicher Weise an Spannung und ist unnötig dick aufgetragen.


Einer der Besten
8 von 10 Punkten

Re: Filmbesprechung: FRWL

63
Nene, du zitierst dich grad aus deiner eigenen Kritik, in der du dich selbst der Majestäten Beleidigung beschuldigst. :wink:
Man muss FRWL einfach zu gute halten, das er eine exzellente Story und bis auf erwähntem hervorragende Hitchcocksche Struktur hat. Nicht zu vergessen die dichte Atmosphäre die Figuren, Subplots und Inszenierung schaffen. Deshalb auch die Aufrundung auf 8 Punkte.
Wenn ich recht überlege, weiß ich nicht ob ich DN die Story Löcher so streng vorhalten soll oder auch einen halben Bonuspunkt bewillige. Jaja, das Leben ist schwer... :?

Re: Filmbesprechung: FRWL

64
007James Bond hat geschrieben:Bond is Back!

Mit Facettenreicheren Figuren, die eine komplexe Story antreiben, greift FRWL das Potenzial auf, das DN unberührt ließ. Eine Besonderheit ist, das dieser Antrieb über die erste Hälfte des Films alleinig von SPECTRE ausgeht. SPECTRE hetzt mit der Ermordung des Bulgarischen Spions Ost und West gegeneinander auf, rettet Bond zu Gunsten ihres eigenen Plans und bringen Tatiana ins Spiel. Dies fügt sich auch prima in den hervorragenden Subplot des heiß werdenden Kriegs zwischen Ost und West ein, doch unklar bleibt wieso SPECTRE solch ein Risiko eingeht, wo doch die vermeintliche Tragödie zwischen Bond und Tatiana der Dreh- und Angelpunkt ihres Komplotts ist.
Wirklich in Aktion tritt Bond erst wenn er das russische Konsulat stürmt und die Lektor an sich reißt. Vorher ist er nicht mehr als ein Beobachter von Kerims Krieg mit dem Osten. Bond bleibt stehen und mit ihm auch der Zuschauer, da sein Point of View immer dominiert, während die Story sich entwickelt. Dies lässt diese großartigen Szenen etwas verloren erscheinen.
Für die Zugfahrt-Sequenz wird dieser Aufbau zur kostbarsten vorbereitenden Exposition. Den ganzen Film über haben wir, nachdem uns detailliert SPECTRE und sein Komplott vorgestellt wurde, die Vorbereitung der Falle und Bonds Weg in diese begleitet. Grant hat sich als ein böses Pendant zu Bond herausgestellt und nun kommt es zu einer direkten Konfrontation, die mit ihren Täuschungen und Irreführungen ein wahres Agenten-Duell darstellt.
In dieser Sequenz, die eine der best geschriebenen der Reihe ist, folgt ein Wendepunkt dem anderen. Der heiße Ost/West Konflikt und Bonds Beziehung zu Tatiana wenden sich durch Kerims Tod und SPECTRE’s Komplott wendet sich durch das Agenten-Duell hin und her, bis Grants Niederlage den Ost/West Subplot abschließt und den Anfang vom Ende des Komplotts bedeutet.
Dem Nachfolgenden fehlt der Rhythmus, eine Anreihung von an sich guten Actionszenen. Während bei der Zugfahrt-Sequenz Bond und Tatianas Beziehung einen entscheiden positiven Schritt vor ihrer Krise macht und mit anderen ruhigen Momenten für den Spannungsbogen sorgt, wird dieser nun überspannt. Trotzdem büßt das Hotelzimmer Finale im Hitchcockschen Design nicht an seiner Spannung ein und ist ein entscheidender Moment für Tatiana, die mit ihrer Entscheidung im Dilemma zwischen Pflicht und Gefühlen ihren wahren Charakter enthüllt.

Wie bereits in DN besticht das Verhältnis zwischen Kameraführung und Bildkomposition. Oft wird ein Schnitt durch die Anordnung zusammenhängender Ereignisse in verschiedenen Bildebenen simuliert. So sehen wir in einer Halbtotalen Grant das Bond-Double erdrosseln und im Hintergrund plötzlich die Scheinwerfer aufleuchten. Grant sinkt mit seinem Opfer zu Boden und die Kamera fährt zu einer Totalen des Gebäudes. Neben der ästhetischen Abwechslung steckt die Raffinesse darin, das ein Schnitt ironischer Weise länger gedauert hätte, da man die einzelne Einstellung des Hauses überhaupt nicht zuordnen hätte können und der Aha-Effekt nicht nur verspätet sondern minderer Qualität gewesen wäre. Auch das Gefecht bei den Zigeunern ist so aufgebaut. Der Überraschungseffekt war trotz unseres Wissens durch die Unterbrechung des Kampfs der beiden Frauen im Bildhintergrund gelungen.
Wieder erweist sich Young als ausgezeichneter Inszenierer von Action. Haben seine Kämpfe in DN schon durch ihre Härte überzeugt, so tun es die in FRWL durch ihre Echtheit. Der unorganisierte, wilde Kampf im Zugabteil ist dramatischer und spannender als jeder oft nachfolgende Schablonenkampf in der Reihe.


FRWL bietet eine brillante Kalter Krieg Spionage-Story in orientalischer Kulisse die mit Ortsverbundenem Aufnahmen und Production Design den Zuschauer in eine absolut authentische Welt eintauchen lässt und eine Atmosphäre erzeugt wie kein anderer Bond-Film. Überzeugend dargestellte Charaktere mit interessanten Eigenschaften (Klebbs Homosexualität) und eigenen Geschichten (Tatianas Dilemma, Kerims Organisation). Eine clevere strukturelle Dominanz von SPECTRE bereitet eine meisterhafte Zugfahrt-Sequenz vor. Der Preis ist aber ein in der ersten Hälfte passiver Bond in einem tollen Subplot dessen Auslösung durch SPECTRE einen zweifelhaften Hintergrund behält. Bonds Flucht über die Grenze nach Venedig zu Land und Wasser verliert durch seine Rastlosigkeit bedauerlicher Weise an Spannung und ist unnötig dick aufgetragen.


Einer der Besten
8 von 10 Punkten
Bis auf die letzten 2 Sätze 100% zustimmung

10 von 10 Punkte
Zuletzt geändert von Casino Hille am 30. Juni 2010 22:06, insgesamt 1-mal geändert.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: FRWL

65
BOND – MARATHON / DETAILLIERTE FILMANALYSE .2
FROM RUSSIA WITH LOVE

Die Story:

Die Story gehört aus meinem gegenwärtigen Empfinden zu den gaaanz großen Highlights der Serie!!! Die Bedrohung durch Phantom ist durchgehend spürbar zumal die Geschichte uns Zusehern Einblick in die Struktur eines wohl durchdachten Plans gewährt von dessen Ausmaßen nicht einmal Bond oder der britische Geheimdienst selbst etwas ahnt. Die Idee einer im Untergrund operierenden Verbrecherorganisation welche die gesamte Handlung hindurch unbemerkt die Fäden zieht indem sie Schritt für Schritt, mit akribischer Genauigkeit beginnt die einzelnen Parteien zu infiltrieren ist unglaublich spannend. Sämtliche Akteure werden zu Marionetten ohne es zu ahnen. Wie Phantom die Fronten gegeneinander ausspielt ist unglaublich gut durchdacht. Der Aufbau, vor allem der Ablauf der Story ist meisterhaft konstruiert. Schon in der PTS wird uns Zusehern klar dass jemand offenbar bereits seit längerem darauf konzentriert ist sich auf einen bevorstehenden Schlag gegen Bond vorzubereiten. Nach und nach werden wir Zeugen der wohl kalkulierten Umsetzung eines Plans der gleich 3 Fliegen mit einer Klappe schlagen soll (eine Russische Dechiffriermaschine soll entwendet, der britische und russische Geheimdienst gegeneinander aufgehetzt und obendrein Bond ausgeschaltet werden) verfolgen die einzelnen Schritte zur Umsetzung dessen kontinuierlich mit und sehen den Film somit eigentlich aus der Sicht der Schurken, hingegen Bond bis zum Ende nicht ahnt dass er inmitten einer Schusslinie steht die bereits seit längerem geebnet ist. Ich bin aus heutiger Sicht der Meinung dass es sich im Falle von FRWL um das wohl beste Drehbuch handelt dass je für einen Bond Film konstruiert wurde. Meisterhaft wie die einzelnen Stränge der Handlung, die Charaktere und deren Handeln nach und nach ineinander verknüpft werden, spannend, enorm gut durchdacht, glaubwürdig und makellos weil absolut Lückenlos!

Die Figuren, Darsteller:

Die Figuren des Films sind darstellerisch ebenso makellos besetzt. Lotta Lenya,s Darstellung in der Rolle der Rosa Klepp zählt zu den wohl abstoßendsten und bösartigsten Highlights des Films,
Counstin wirkt in seinem kalten, reservierten Ausdruck wie der Prototyp eines Soziopaten , des selbstverliebten Super Genies. Der Charakter des Kerim Bay suggeriert uns freundschaftliche Wärme, was als eine Art Gegenpol zur emotionslosen Kälte der Schurken wirkt um deutlich zu machen dass es hier letztendlich doch auch um den Kampf zwischen Gut und Böse geht.
Robert Shaw spiegelt in der Darstellung des Grant die Bedrohung selbst wieder was vor allem durch den Umstand verstärkt wird dass er Bond um Längen voraus ist, ihn als eine Art Spielzeug betrachtet, ja sogar sein Leben in der Hand hat. Wirklich beängstigend wird seine Präsenz vor allem im Zuge jener Szene in welcher er Bond in die Wahrheit um den teuflischen Plan seiner Auftraggeber einweiht. Und zwar deshalb weil uns zu dämmern beginnt dass es sich nicht bloß um einen praktisch handelnden, bezahlten Killer, sondern ebenso um einen Psychopaten handelt dem es obendrein darum geht sein Ego durch den Mord an James Bond zu füttern. Die unheimlich skrupellose Brutalität seiner Vorgehensweise setzt dem ganzen natürlich noch ordentlich eins drauf.
Daniela Bianchi macht ihre Sache als Bond Girl insofern recht gut dass sie jene überaus naive Art ihres Film Charakters spürbar und glaubhaft werden lässt, welche im Eigentlichen quasi den Eckpfeiler der Handlung darstellt. Bloß auf Grund jener Leichtgläubigkeit kann der Plan von Phantom in die Tat umgesetzt werden, sich entwickeln. Darauf gründet er ja praktisch!
Und als letztes aber nicht zuletzt haben wir hier natürlich Bond selbst welcher in FRWL erstmals zu seiner finalen Charakteristik findet. Man hat den Humor etwas herausgearbeitet und der Figur ein wenig mehr an Ecken und Kanten verliehen, sie mitunter ein wenig mehr der Darstellung eines Sean Connery angeglichen. Was wir in diesem Film diesbezüglich zu sehen kriegen sollte sich als roter Faden später durch sämtliche SC Filme ziehen. Ein direkter Vergleich zu der Darstellung der Figur- JB in DR.No ist unglaublich interessant zumal teils recht große Unterschiede zu erkennen sind. Die gleiche Härte, die gleiche Professionalität, doch um vieles Zugänglicher für uns als Zuseher! Wir haben mehr als im Film zuvor den Eindruck dass auch Bond ein Mensch ist. Wir fühlen uns ihm ein wenig näher als in Dr.No. und hegen vor allem(!) um vieles mehr an Symphatie für ihn, was zu weiten Teilen auch daran liegt dass er nicht mehr bloß reine Härte zeigt.

Die Produktionswerte:

Die Locations und Sets sind beeindruckend in ihrer Unaufdringlichkeit was den realitätsnahen Charakter des Films unterstreicht ohne dabei in Farblosigkeit zu versinken. Schon zu Beginn des Films finden wir uns im Zuge des Schachspiels in einer unglaublich aufwändig konstruierten Kulisse wieder (ja-ein reines SET!!!)welche uns in deren Exklusivität sofort spüren lässt dass wir uns in einem James Bond Film befinden. Ebenso realitätsnah und dabei jedoch in höchstem Maße atmosphärisch wirkt das in Pinewood entstandene Set des Zigeunerlagers. In diesen Worten könnte man die Optik des Films wohl treffend zusammenfassen. Realitätsnah doch atmosphärisch und subtil immer ein wenig beeindruckender als die tatsächliche Realität. In der Wahl der Drehorte verhält es sich ähnlich. Im Gegensatz zu Dr. No verzichtet man bewusst auf dessen abenteuerlichen Insel Flair etc. und geht exakt in die entgegengesetzte Richtung. Die Farbe des Films (im übertragenen) ist auch auf Grund der Handlung das genaue Gegenteil jener von Dr.No( was ich als äußerst mutigen Schritt erachte), wirkt aber nie farblos.

Die Action in FRWL zieht den Zuseher meiner Ansicht nach deshalb mehr in den Film hinein als das bspw. Bei dem darauf folgenden Goldfinger der Fall war weil sie stets schonungslos, realistisch, handfest und vor allem bedrohlicher in deren Brutalität wirkt. Hier braucht es nicht viel mehr als 2 Kontrahenten welche auf Leben und Tod miteinander kämpfen. Nie wieder hat man in einem Film der Reihe so mit Bond mit gefiebert wie das im Laufe des Kampfes mit Grant der Fall war! Da geht es um Leben und Tod. Man versucht sich mit bloßen Händen gegenseitig zu töten. Unglaublich spannend, bedrückend und äußerst glaubhaft umgesetzt. Toll choreographiert in schonungslosen Bildern. Ebenso strotzt der Kampf mit Rosa Klepp nur so vor Spannung. Die Idee mit dem Schuh ist einfach phänomenal. Man kann sich richtiggehend in Bond und auch sie hineindenken. Das gleiche Prinzip erschließt sich dem Zuseher auch in dem Zweikampf der Zigeunerinnen welche da ebenso mit bloßen Händen auf Leben und Tod kämpfen. Die Action des Films generell wirkt sehr geerdet und ernst zu nehmend. Einzige kleinere Schwächen dies bezüglich sehe ich in der geringen Plumpheit der Schießerei im Zigeunerlager. Diese Szene wirkt ebenso wie die verfolgungsjagt mit den Booten etwas zu gewollt, zu konstruiert. Als wolle man bloß mal schnell so viele Stunts als möglich in eine Szene quetschen um auch ja zu zeigen dass man in einem Bondfilm Action bezogen mehr drauf hat als andere Filme. Dennoch sind jene Stunts natürlich zweifelsohne spektakulär! Die an Hitchcock inspirierte Hubschrauberszene wirkt äußerst gefährlich. Ein sehr gewagter Stunt!!!(der übrigens SC auch beinahe das Leben gekostet hätte!)

Die Musik unterstreicht die Härte und Kompromisslosigkeit des Films in ihrer wuchtigen und bedrohlichen Machart. Sehr orchestral und immer mit donnernder Härte wird klar gemacht: Hier geht es um Gefahr und generell etwas ernster und rauer zu als in Dr. No. Außerdem wird mit FRWL ja auch die Serientypische Titelsequenz eingeführt. Und das in majestätischen Bildern welche der Zeit um einiges Voraus wirkten.

Terence Young versteht es als der (neben martin Champell) wohl geeignetste Regieseur der Bond Reihe Spannung in den richtigen Momenten auf und wieder abzubauen und hat gleichzeitig einen Sinn für Klasse und Ästhetik was die Bildsprache generell betrifft. Bloß zur kameraarbeit kann ich nicht viel sagen was hauptsächlich daran liegt dass ich ein zu ungeübtes Auge habe um mir ein Urteil zu zutrauen.

Die Rolle welche FRWL im Kontext der Reihe spielt:

FRWL war gerade im Anschluss an Dr.No ein mutiger und notwendiger Schritt in eine rauere, härtere und vor allem realitätsnähere Richtung. Schnell hat man das Potential des vorhergegangenen Films erkannt, Gefahr zu laufen die folgenden Filme in eine zu abenteuerliche, zu phantastische Richtung zu treiben. Hier gibt es keine feuerspuckenden Drachengefährte, keinen Schurken mit Metallhänden der eine ganze Armee sein eigen nennt, kein Abenteuer, Insel Flair. Dieser Schritt in Richtung eines geerdeten Realismus war nicht nur deshalb mutig weil man ebenso davon ausgehen hätte können dass das Publikum mehr von dem abenteuerlichen Touch des Vorgängers erwarten könnte und sich enttäuscht zeigen würde was den krassen Gegensatz welchen FRWL lieferte. (zumal man nach bloß einem Film auch sein Publikum und dessen Ansprüche noch nicht gut kannte!!!).- Es war auch ein meiner Meinung nach ein recht unerwarteter Schritt von DR.NO zu FRWL. Hätte ich das damals bewusst miterlebt so hätte ich mich wohl gewundert. Meiner Meinung nach hätte man den ernsthaft, rauen Unterton des Films die folgenden Filme hindurch zumindest teilweise beibehalten sollen anstatt sich durch den Erfolg der fantastischeren Elemente von Goldfinger zu einer reinen Effektorgie hinreißen zu lassen.

Nachdem ich den Film nun bewusster unter die Lupe genommen habe kann ich für meinen Teil feststellen: Für mich ist FRWL der perfekte Bondfilm! Und ich ziehe diesen (zum wahrscheinlichen Unverständnis vieler) sogar Dr.No vor. Ich gebe nur ungern die Höchstnote doch finde ich einfach keinen Schwachpunkt der meines Empfinden, s nach einen eindeutigen Punkteabzug rechtfertigen würde. Somit:
6 von 6 PUNKTEN

Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:
1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion

Re: Filmbesprechung: FRWL

66
Da hat sich das Warten auf die Kritik gelohnt!
Da ich jeden Film schon ausführlich bewertet habe, keine neue Kritik von mir aber ein paar Anmerkungen:
- kann es sein, dass du die FIlme auf Deutsch guckst? Bis ich DN und die anderen auf englisch gesehen hatte, habe ich auch immer gedacht, dass einem Bond/Connery in DN sehr fremd und nicht besonders liebenswürdig erscheint. Habe aber dann erkannt, dass dies für mich nur an der anderen Synchrostimme liegt.
- würde Musik/Soundtrack als eigenen Punkt rausnehmen
- glaube nicht, dass man nach DN bewusst entschieden hat, eine andere Richtung zu nehmen. DN war ja recht erfolgreich, und man hat innerhalb von sehr wenigen Monaten einen Nachfolger machen "müssen". Da beide FIlme sehr nah an den Fleming Romanen sind (inkl. aller Locations), war dies also keine bewusste Abkehr von DN sondern schlicht die Umsetzung eines anderen Romans
- ich widerspreche insbesondere, wenn du sagst, dass FRWL der notwendige Schritt in eine rauere, härtere und vor allem realitätsnähere Richtung war. Kein Film ist so rau und hart wie DN. FRWL ist eher heiter, abgesehen von den Szenen mit Grant
- vollkommen zu Recht beschreibst du, wie gut die Figuren Grant und Klebb sind und ihre Rolle in dem gesamte raffinierten Plan. Je mehr ich drüber nachdenke: Eine Figur wie Grant gab es nie wieder und ich glaube, hierin könnte der Schlüssel für einen starken Bond23 liegen. Ein Henchman, der so gefährlich und präsent ist, ständig die Fäden zieht im HIntergrund und am Ende auf Bond trifft. Dabei ist es besonders gut, dass wir als Zuschauer über Grant Bescheid wissen, Bond aber nicht
Zuletzt geändert von danielcc am 20. Januar 2010 01:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Filmbesprechung: FRWL

67
genau das meinte ich! Vorallem weil wir als zuseher eben aus der Sicht der Schurken in den Film eingeführt werden.Wie in einem krimmi (zbsp Columbo) in welchem der zuseher den mörder bereits vor dem ermittler kennt. ein unheimlich spannender Aspekt der uns automatisch auch Bond näher bringt weil wir ihm gerne einen Tip geben würden. Und einen derartigen henchman gab es tatsächlich nie wieder!(obwohl necros schon ein wenig rann kommt wie ich finde).
Und ja - zu meiner Schande muss ich gestehen die Filme auf deutsch anzusehen. Das mit der Synchro ist ein interessanter Aspekt den du da aufzeigst. Auch dein einwurf bezüglich der tatsache dass es sich um eine reine Umsetzung des Flemming romans handellt bringt mich dazu nocheinmal über meine meinung nachzudenken. In einem punkt kann ich dir aus meiner Sicht allerdings nicht zustimmen: ich finde dass frwl eindeutig rauer und irgendwie bedrohlicher wirkt als DN. Warum ich das so empfinde wirst du in verdeutlichter form aus meiner Dr. No kritik raußlesen können( welche auf grund eines technischen gebrechens mein notebook betreffend ärgerlicherweise gelöscht wurde und deshalb nochmal verfasst werden muss)

Re: Filmbesprechung: FRWL

68
In der Tat ist Necros der Charakter, der Grant am nächsten kommt aber:
1. er hat kaum Dialog und wenn, nicht besonders gut gespielt
2. er wirkt nich raffiniert wie Grant
3. Es gibt ja im Film zwei wirkliche Bösewichte, so dass Necros blass bleibt, während Grant praktisch die Verkörperung des Plans der Bösen ist und wir alles mit und durch ihn erfahren. Er verkörpert das Böse.

Die Stimmung/Locations der ersten Filme ergab sich wirklich anhand der Reihenfolge in der man die Romane verfilmt hat, schließlich war man ja für TB dann wieder in der Karibik.

Finde, in DN gibt es härtere Szenen als in FRWL, es gibt sarkastischere Sprüche, weniger Humor und mehr dreckige, rauhere Locations. Im direkten Vergleich wirkt FRWL immer ein wenig wie eine elegante Städtereise (Venedig, Istanbul)
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Re: Filmbesprechung: FRWL

69
Korrigiert mich, wenn ich etwas falsch wiedergebe aus der Erinnerung heraus.

Im Roman FRWL geht es darum das der russische Geheimdienst den britischen Secret Service diskreditieren will, indem man deren Staragent JB in Istanbul in eine Sex-Falle lockt. Die Dechiffrier Maschine ist dabei nur der Köder.

Im Film jedoch will Spectre mittels JB die Maschine klauen. Zumindest laut deutscher Fassung. Die Rache an JB wird dabei nur als Nebeneffekt erwähnt.

Oder?

Re: Filmbesprechung: FRWL

70
Maibaum hat geschrieben:Korrigiert mich, wenn ich etwas falsch wiedergebe aus der Erinnerung heraus.

Im Roman FRWL geht es darum das der russische Geheimdienst den britischen Secret Service diskreditieren will, indem man deren Staragent JB in Istanbul in eine Sex-Falle lockt. Die Dechiffrier Maschine ist dabei nur der Köder.

Im Film jedoch will Spectre mittels JB die Maschine klauen. Zumindest laut deutscher Fassung. Die Rache an JB wird dabei nur als Nebeneffekt erwähnt.

Oder?
so ist das. Daher liegt für mich bei FRWL ebenso wie bei GF die Rafinesse der Filmversion in der Abkehr/Abänderung der Romanvorlage.
- FRWL wird dadurch raffiniert, dass man SPECTRE als Strippenzieher zeigt und damit diese dritte Partei die anderen beiden Gegeneinader ausspielt
- GF wird dadurch ein Stück raffinierter, dass GF das Gold nicht stehlen will, sonder eben (was realistischer ist) den marktwert seiner Vorräte erhöhen will in dem er Fort Knox atomar verseucht.
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Re: Filmbesprechung: FRWL

71
Nur dann macht der Plan Bond nach Istanbul zu locken keinen großen Sinn mehr. Wenn es nur um den Diebstahl der Dingsmaschine geht dann hätten sie das mit Klebb, Tatjana und Grant ohne Bond viel einfacher hinbekommen. Und Grants Ermordung des Russen um den "kalten Krieg heiß zu machen" ist dann total kontraproduktiv.

Dann ist die eigentlich vernünftig aufgebaute Handlung von FRWL bei genauerer Betrachtung die dämlichste von allen. Auch kein Film für Logiker.

Interessanterweise stört das den Film aber kaum.

Re: Filmbesprechung: FRWL

72
ich habs jetzt nicht mehr genau im Kopf, aber SPECTRE hat ja mehrere Ziele.
- an die Lecter zu kommen (ist ja praktischer wenn Bond das macht...)
- Rache an Bond (macht ja Sinn nach DN und wird genauso auch von Kronsteen vorgetragen)
- den Krieg anzustacheln

allerdings weiß ich nicht, was Spectre dann mit der Lecter vorhat. Erpressung? Zumal man ja sicher sämtliche Verschlüsselungen ändern würde, sobald man weiß, dass eine fremde Macht die Maschine hat...
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Re: Filmbesprechung: FRWL

73
SPECTRE's Ziel ist es den britischen Geheimdienst enormen Schaden zuzufügen. Das schaffen sie zum einen mit Bonds Beseitigung und zum anderem mit dem Skandal um ihn und Tatjana. Zusätzlich bietet sich SPECTRE noch die Möglichkeit, die Russen mit der Lector zu erpressen.
Die Bedrohung besteht nicht nur für den Mi6, sondern für die politische Lage, da Bond zusätzlich noch Ost-Spione auf dem Gewissen haben soll, wird dieses skandalöse Drama noch zugespitzt.

Re: Filmbesprechung: FRWL

74
Ich habe es mir noch einmal angeschaut.

Spectre will nur die Lecter, aber es wird nicht gesagt wofür. Und Kronsteen verkauft dann die bei seinem Plan mögliche Rache an Bond als zusätzlichen Anreiz. Aber es ist nur ein Nebeneffekt, da man ja Bond laut Plan ohnehin braucht. Von Krieg anstacheln ist überhaupt keine Rede bei der Planung. Auch nicht von dem Sex Skandal wie im Buch. Da macht das Filmen von Von JB und Tanja im Bett auch keinen Sinn.

Ich glaube da sind ihnen beim Umwandeln von Buch zu Film ein paar Dinge ganz schön durcheinandergeraten.

Re: Filmbesprechung: FRWL

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also, Grant erklärt ja am Ende im Zug den Plan noch mal, oder? Hast du dir das auch angeschaut? Da sagt er was von der Filmaufnahme und warum sie die verwenden wollen.

Brauch man nicht Bond und das Anstacheln der Supermächte um davon abzulenken, dass Spectre hinter dem Plan steckt? Dadurch das Bond involviert ist, müssen die Russen ja denken, dass die Briten dahinter stecken. Zusammen mit den anderen Zwischenfällen (Bulgaren, Moschee...) passt das dann zusammen.

Aber nichtsdestotrotz: Wenn man mal überlegt wie eilig damals die Stories zusammengeschustert worden sind, wundert das nicht wirklich oder.
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