999
von dernamenlose
Agent
Thunderball
Allgemein gilt Sean Connerys vierter Auftritt in der Rolle des James Bond als einer der besten Filme der Reihe. Bei mir hatte er seit meiner ersten Sichtung einen sehr schweren Stand, weshalb ich ihn auch jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Umso überraschter war ich daher, dass mir speziell die erste Hälfte doch besser gefiel, als ich sie in Erinnerung hatte. Es werden einige interessante Einfälle verarbeitet, so haben mir beispielsweise die Versammlung der 00-Agenten oder der mumifizierte Fremde sehr gut gefallen. Auch die meisten Oneliner zünden und Connery verkörpert Bond meist sehr charismatisch. Einziger Schwachpunkt in seiner Darstellung ist der Umgang mit der Pflegerin im Hotel. Ich kann dem Charme vergangener Tage, den Bonds nicht mehr zeitgemäßer Umgang mit Frauen in einigen der alten Filme hat inzwischen ja durchaus etwas abgewinnen, hier geht es mir aber eindeutig einen Schritt zu weit. Außerdem hat mich die Szene im Wärmebad mit Lippe etwas verwirrt, da es für mich so erschien, als wolle Bond sich bei ihm rächen und nun seinerseits Lippe umbringen. Als dieser wenige Szenen später putzmunter durch die Gegend lief war ich ehrlich gesagt etwas verwirrt.
Handwerklich ist TB meistes ordentlich inszeniert, allerdings haben sich hier und da kleinere Schwächen eingeschlichen. Das Blut, das Bond bei seiner Flucht durch den Umzug (der auch mit etwas merkwürdigen Kameraeinstellungen gefilmt wurde) sieht nicht nach Blut sondern schlicht nach roter Farbe aus, in den Unterwasserkämpfen wirkt dagegen jede Wunde glaubhaft. Dennoch ist auch der große Unterwasserkampf im Finale eine weitere Schwäche, denn auch wenn er zahlreiche gute Einfälle enthält und ich die Idee, dass Bond durchs Kampfgeschehen schwimmt und mal hier, mal da helfend eingreift, durchaus gelungen finde, wiederholt sich doch im Laufe der Zeit zu viel als dass der Kampf wirklich begeistern kann. Auch die Unterbrechung des eigentlichen Kampfgeschehens, als Bond das „Schlachtfeld“ verlässt später aber wieder zurückkommt tut dem ganzen nicht wirklich gut. So ist die Sequenz am Ende viel zu lang und weiß kaum zu begeistern. Das die Kämpfe durch das Medium Wasser auch deutlich träger sind als an Land wäre grundsätzlich kein Problem, wirkt sich durch die Länge der Szene aber auch eher negativ aus.
Die Charaktere wurden soweit ganz gut besetzt, es sticht allerdings auch niemand wirklich heraus. Ich mag Domino zwar, aber abgesehen von ihrem guten Aussehen bleibt auch sie eher eine blasse Figur. Da gab es doch weitaus bessere Bondgirls. Das gleiche ließe sich über den Schurken Largo sagen, der zwar gut gespielt wird, auf dem Papier aber wenig interessant ist. Was die Charaktere angeht ist lediglich bemerkenswert, das Blofeld klar erkennbar Haare auf dem Kopf hat. Vielleicht versteckt er sich deshalb hinter dem Sichtschutz. Niemand soll sehen, dass er vergessen hat seine Glatze zu rasieren...
John Barrys Musik empfand ich als ähnlich unspektakulär. Sie fällt nie negativ auf (allerdings erschienen mir einige Stücke sehr bekannt, hat er manches davon auch in anderen Filmen verwendet?), aber wirklich mitreißen kann sie auch selten.
Fazit: Thunderball war etwas besser als ich ihn in Erinnerung hatte, es ist ein ordentlicher Film, der keinem wehtut. Zu den Highlights der Reihe gehört er in meinen Augen aber bei weitem nicht.
6,5/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."