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Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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BOND – MARATHON / DETAILLIERTE FILMANALYSE .16

LICENCE TO KILL

Die Story:

„Die Story zu Licence to kill bewegte sich auf der Linie von „ Yojimbo“, einem Kurosawa Film. Der Samurai geht in die Stadt und schafft es, ohne den Schurken und sein Gefolge anzugreifen, nur durch die Verbreitung von Misstrauen, die Bösewichter dahin zu bringen sich selbst zu ruinieren. „

Dieses Zitat von Michael J. Wilson beschreibt in wenigen Worten treffend den Kern der Handlung zu LTK und zugleich auch deren Stärken. Stellt auch die Art der Herangehensweise an diesen Plot eine gewagte Abkehr von uns vertrauten Elementen dar, so erschließt sich diesem zumindest eine deutlich erkennbare Stärke: die meisterhaft in Szene gesetzte Beziehung zwischen dem Helden und dem Schurken. Diese steht bei LTK nämlich deutlich im Vordergrund, wobei Bond und dessen Erzfeind Sanchez sich absolut ebenbürtig sind. Der Plot wurde quasi um die beiden Charaktere herum konstruiert. Nach und nach infiltriert Bond die sorgfältig strukturierte Welt seines Widersachers und dessen Gefolges und schwebt dabei laufend in größter Gefahr. Vor allem das schrittweise an Nähren der beiden aneinander macht die Sache so unglaublich spannend und interessant. Auf Grund der überaus bedrohlichen Ausstrahlung die Sanchez durchgehend verbreitet wird das verdeckte Spiel Bond, s umso nervenaufreibender, gestattet dem Zuseher ein tieferes Eindringen in den Film. Wir fürchten Sanchez, wissen um dessen Skrupellosigkeit, das straff organisierte Kartell welches er für sich arbeiten lässt und die damit einhergehende Macht die er besitzt. Gleichzeitig verfolgen wir den Verlauf der Handlung jedoch stets aus der Sicht von Bond was uns die Gefahr entdeckt zu werden, in welcher dieser laufend schwebt, spürbarer macht.
Der Umstand dass Sanchez seinen Gegner lange nicht durchschaut gestattet dem Verlauf des Films einen fesselnden „Cliffhanger“ der den Zuseher über weite Strecken des Films gebannt hält.
Doch der Reihe nach:

Bereits die übliche Gunbarel Einstellung zu Beginn ist mit einer, ins Bedrohliche, umgearbeiteten Bond Titelmelodie versehen, welche uns unverblümt spüren lässt dass wir uns auf einen härteren, gefährlicheren Film einzustellen haben als wir es bisher gewöhnt waren. Die Pre Titel Sequenz führt uns zunächst die bedrohliche Skrupellosigkeit welche von dem Drogenbaron Sanchez ausgeht vor Augen. Als dieser seine Freundinn mit einem anderen Mann im Bett erwischt lveranlasst er sogleich einen kaltblütigen Mord („was hat er dir versprochen? Sein Herz? Gib ihr sein Herz!“) und foltert sie anschließend. Bond hilft seinem alten Freund Felix Leiter, der bereits länger hinter Sanchez her ist, diesen gemeinsam mit einigen DEA Mitarbeitern, im Zuge einer gewagten Aktion in der Luft zu fassen.
Der anschließende Fallschirmsprung lässt die beiden dann direkt vor der Kirche in der darauf Leiter, s Hochzeit stattfindet landen. Es folgt die Titelsequenz. Diese würde ich ebenso wie die PTS an sich als äußerst mäßig gelungen bezeichnen. Trotz des guten Titelsongs wirken die Bilder uninspiriert und gar unästhetisch. Die Geschehnisse zuvor schaffen zwar die Grundlage der Handlung wirken allerdings phantasielos und lassen obendrein jegliche Bond – Atmosphäre vermissen, was über weite Strecken des Films hindurch auch so bleiben wird. Anschließend werden wir in die Welt Leiters eingeführt und verfolgen zeitgleich die Inhaftierung von Sanchez mit. Dieser schafft es umgehend seine Flucht zu organisieren. Die Situation um dessen Ausbruch aus dem Gefangenentransport ist dann überaus gelungen, spektakulär und unterhaltsamer arrangiert als zuvor gezeigte Action. Großartig in Szene gesetzt!

Auch die Szene in welcher der Schurke Leiter gegenüber steht finde ich dann enorm in deren Wirkung. Zum einen kommt ein weiteres Mal die Bedrohlichkeit des Drogenbarons schauderhaft zur Geltung, des weiteren erleben wir einen der generell bösartigsten und unheimlichsten Henchman der Reihe überhaupt, zum anderen sorgt der Umstand dass der DEA Agent und Leiter, s Vertrauter Killifer sich als Verräter entpuppt für einen heftigen Überraschungsmoment.
Die Folter um das Haifischbecken in welches die Schurken, Leiter dann baumeln lassen ist unglaublich spannend in deren Grausamkeit und sitzt dem Zuseher anschließend noch länger in den Knochen. (übrigens handelt es sich um eine Passage aus dem Flemming Roman zu LALD welche nie Platz in damaligem Film fand) Gerade als Bond dann wieder aus Florida abreisen will erfährt er von dem Ausbruch und macht sich sofort auf den Weg zurück zu seinem Freund welchen er bereits gefoltert und dessen Frau, tot auffindet. Fortan befindet unser Held sich auf einem rein persönlichen Rachefeldzug. M entzieht Bond seine Lizenz zu Töteten und dieser stellt sich gegen seinen Vorgesetzten, flüchtet aus dem Mi 6 Quartier und wird zum Einzelkämpfer. Eben an dieser Idee scheiden sich allerdings die Geister. Die einen halten den Plot für zu ungewöhnlich, un - bondig und deshalb für fehl am Platz,
die anderen empfinden ihn als spannende Abwechslung wie auch LTK an sich.
Ich persönlich zähle mich zu zweiter Gruppierung. In Verbindung mit der überzeugend bedrohlichen Grundstimmung des Films, dem genialen Schurken und der großartig ausgearbeiteten Beziehung zwischen diesem und Bond wirkt der Plot an sich äußerst gehaltvoll und spannend. Wäre die angsteinflößende Stimmung die von LTK generell ausgeht weniger überzeugend umgesetzt worden hätte die Idee um Bond als Rächer mit ziemlicher Sicherheit lächerlich gewirkt.
Doch da dem nicht so ist finde ich dass die Geschichte sich als durchaus ernst zu nehmend präsentiert.

Wie Bond sich schließlich über den Drogenkurier Krest der Organisation von Sanchez nährt und diese zu infiltrieren Beginnt ist Spannung auf anspruchsvoll-höchstem Niveau. Umzingelt von bewaffneten Handlangern „schleicht“ er zwischen diesen herum, manipuliert den Kokaintransport und macht den Schurken schließlich im Alleingang einen Strich durch die Rechnung. Die Unterwasserszenen sind fesselnd und auch der Stunt um das Wasserflugzeug überzeugt. Dieser markiert mitunter als einzige Szene, neben der Tanklasterverfolgung gegen Ende, das Highlight der Action in LTK wie ich finde. Schließlich lernt Bond die CIA Informantin Pam Bouvier kennen und reißt gemeinsam mit dieser in die „fiktive“ Isthmus City. Nach der peinlichen Kneipenschlägerei welche den eindeutigen Tiefpunkt der generell weniger beeindruckenden Action des Films darstellt, legt LTK dann meiner Meinung nach unglaublich an Fahrt zu. Von Bond, s erster Begegnung mit Sanchez an baut sich immens Spannung auf die bis zum Schluss nicht mehr nachlässt. Die Szene in der Bond seinem Widersacher, praktisch in der Höhle des Löwen, umringt von einer Armee an Feinden, gegenüber sitzt und diesem vormacht er wäre an einem Job als Killer in dessen Organisation interessiert während er das Konstrukt dieser auf Schwächen untersucht, markiert unbestritten einen der spannendsten Momente des Films. Wird er nun von Sanchez durchschaut oder nicht…? Unglaublich gut inszeniert. Auch der Anschlag welchen Bond kurz darauf ausführen will ist Nervenkitzel pur. Man wünscht ihm dass er trifft obgleich man weiß dass der Film dadurch praktisch zu Ende wäre. Als Bond dann schließlich durch das Einschreiten des Rauschgiftdezernats an seinem Plan gehindert wird, zwischen die Fronten gerät und letztendlich außer Gefecht gesetzt wird , wird das Ganze noch um vieles interessanter. Sanchez entdeckt den bewusstlosen Agenten von dessen wahrer Identität er nichts weiß und hält ihn für seinen Schutzengel. Eine Idee die noch mehr an Substanz hergibt was die Beziehung zwischen Helden und Schurken angeht als das bisher ohnehin schon der Fall war.

Als Bond schließlich in der privaten Residenz seines Erzfeinds aufwacht und von diesem auch respektvoll empfangen wird, erreicht das gehaltvolle Zusammenspiel Dalton, s mit Davi seinen vorläufigen Höhepunkt. Bond hetzt Sanchez erfolgreich gegen dessen eigenen Untergebenen Krest auf dieser auf grausamste Art sein Ende findet. Besonders interessant daran ist der Umstand dass Bond es als einziger geschafft hat einen derart klugen Gangster wie Sanchez hinters Licht zu führen, indem er ihn mit seiner einzigen Schwäche schlägt – seinem traditionellen Hang zu Loyalität und Ehre, welchen er über finanzielle Begebenheiten stellt. Spannend daran ist mitunter auch dass dessen Freundinn Lupe heimlich auf der Seite Bond, s steht. Die Szenen zum Showdown hin glänzen schließlich zwar nicht unbedingt mit den anmutigsten Sets, sind jedoch ebenso sehr spannend auf Grund des Umstandes dass Bond vom Henchman Dario erkannt wird und letztendlich Sanchez gegenüber auffliegt. Der Kampf mit Dario auf dem Fließband präsentiert sich als fesselnde Nahkampf Situation und die anschließende Action mit den Tanklastern ist zumindest recht solide obgleich ich diese nicht unbedingt für bahnbrechend halte. Ein wenig zu lange sind jene Szenen geraten, was einen etwas uninspirierten Eindruck auf mich macht. Als hätte man bloß die Spielzeit des Films auffüllen wollen. Die finale Konfrontation zwischen Bond und dem Schurken empfinde ich dann wieder als geglückt. Die Idee Sanchez noch einen erklärenden Blick auf das Feuerzeug von Felix und dessen Frau werfen zu lassen um ihn schließlich eben damit in Brand zu stecken erachte ich als würdigen Abschluss der Geschichte.

Die Figuren, Darsteller:

Highlight des Films ist zweifellos Robert Davi in seiner Rolle als Sanchez. Der bedrohlichste und angsteinflößendste Schurke den es je in einem Film der Reihe zu sehen gab. Er ist knallhart, skrupellos was sein Geschäft betrifft, hoch intelligent und lebt nach altmodischem Ehrenkodex. Was ihn noch interessanter macht ist allerdings der Umstand dass er durchaus auch ein sehr respektvoller und beinahe netter Mensch sein kann. Deutlich kommt diese Seite vor allem in den Gesprächen mit Bond durch, nachdem er sich von diesem errettet glaubt. Auch sein Blick spricht Bände als er ihn bewusstlos auffindet. Allerdings ist es nicht bloß Sanchez alleine der überaus komplex und tiefgründig wirkt sondern vor allem das Zusammenspiel mit unserem Helden, welches ihm und der Situation an sich ungewöhnlich viel Substanz verleiht. Gemeinsam mit Dalton trägt Davi den Film weitgehend alleine. Das Verhältnis Bond – Schurke war meiner Ansicht nach seid Goldfinger nie mehr so vordergründig und wirksam in Szene gesetzt wie das bei LTK der Fall ist. Auch nach LTK nicht mehr.

Zu Dalton gibt es kaum mehr zu sagen als jene Dinge die meinerseits, in vorhergegangener Kritik, bereits zu dessen Darstellung gesagt wurden. Diese ist eben Geschmackssache. Den meisten gefiel nicht wie Dalton seinen James Bond anlegte, ebenso wenig wie der Großteil der Zuseher dem Plot oder der Art in welcher der Film selbst sich präsentierte etwas Positives abgewinnen konnte. Auch ich bin trotz meines Respekts vor Dalton der Ansicht dass seine gänzlich un – bondige Art den Charakter zu spielen einen finalen Hieb gegen einen Bond Film markierte, der auch abseits dieses Umstands, auf Grund seiner Machart bereits kaum noch ein Bond Film war. Die untypische Inszenierung, das ungewöhnlich andersartige Thema und der überraschend düstere Grundton des Films ergeben mit Dalton, s andersartiger und wenig glaubwürdigen Darstellung uns bekannter Facetten der Figur, zusammengenommen keine guten Voraussetzungen für einen kommerziellen Erfolg. Carey Lowell und Talisa Soto als Bond Girls sind vor allem zusammengenommen ein starkes Aufgebot. Schön repräsentieren sie überzeugend zwei absolute Gegensätze, sowohl optisch als auch charakterlich. Hätte man bloß eine der Darstellerinnen in den Kern der Handlung gestellt, so hätte dies dem Film sicherlich nicht gänzlich gereicht. Doch der knallharte und selbstbewusste Charakter der Pam Bouvier als Gegenstück zur etwas naiv angehauchten edlen Art der zarten Lupe ergibt nicht bloß sinn sondern sorgt in dieser Konstellation auch für einige durchaus sehr humorvolle Momente in LTK. Großartig ist vor allem auch Benicio Del Torro, der in seiner Rolle als Henchman Dario eine unglaublich angsteinflößende und abstoßende Performance liefert. Dario wirkt wie eine ekelhaftere, unvernünftig sadistischere Version von Sanchez. Im Gegensatz zu diesem folgt er nämlich keinem Ehrenkodex sondern scheint aus reiner Böswilligkeit zu morden. Ein übler, schmieriger Messerstecher dem wohl niemand Nacht, s auf verlassener Straße begegnen wollen würde. Wenn er auf die Frage Leiter, s nach dessen Frau mit einem provokanten „ She got a nice honeymoooon “ reagiert durchfährt mich stets wieder ein Gefühl des Ekels. Ein starker Charakter.

Zerbe gibt sich in der Rolle des Krest überzeugend jämmerlich und unsymphatisch, der Charakter des Sharkey erfüllt seinen Zweck indem er als Opfer der Schurken Mitleid beim Zuseher provoziert um die Bösen noch böser wirken zu lassen und Sanchez, s Sicherheitsbeauftragter Heller oder auch Killifer sind grundsolide Charaktere die der Wirkung des Konzepts zu LTK quasi vom Rand aus mehr Gewicht verleihen. Auch Llewelyn bekommt in seiner klassischen Nebenrolle als Q in LTK mehr Platz eingeräumt. Die Szenen mit ihm sind überaus gelungen und ein unterhaltsam, lustiger Ausgleich zur Härte des Films. Alles in Allem lässt sich feststellen dass LTK mit einer Vielzahl an wichtigen Charakteren aufwartet, von denen jeder Einzelne seinen Zweck im Gesamtkonzept erfüllt. Und alle tun sie dies überzeugend. Da fällt niemand tatsächlich negativ auf.

Die Produktionswerte:

Einer der entscheidend negativen Faktoren des Films wäre sicherlich das beinahe vollständige Fehlen der Set Bauten. Ein Bond Film verlangt ein gewisses Maß an optischer Klasse welches im Falle von LTK fast völlig ausbleibt. Setzte man auf Grund der eingeschlagenen Richtung auch in vorhergegangenem Film nicht vordergründig auf die Optik der Sets als Atmosphärischen Anreiz so glich man, den dadurch entstandenen Mangel allerdings durch das Einbinden zahlreicher, unterschiedlicher und sehr gegensätzlicher Locations wieder aus. Bei LTK funktioniert das nicht gänzlich da man auf Grund von Sparmaßnahmen mitunter eher notgedrungen praktisch entschied was die Wahl der Drehorte betrifft. Das merkt man dem Film deutlich an. Als einem Bond würdig erweist sich lediglich die wie üblich edel angehauchte Casinoszenerie und vor Allem das Anwesen des Schurken selbst. Aus schneeweißem Marmor, mitten im Meer liegend wirkt diese Villa beinahe wie ein Set, zu phantastisch um real zu sein ( was sie allerdings ist ). Doch gerade der Showdown hätte definitiv eines ansprechenderen Umfelds bedurft. Generell wirkt LTK vor allem auf Grund der mäßig atmosphärischen Optik eben sehr un - bondig. Wie eben dessen Vorgängerfilm bewiesen hatte ist es durchaus möglich auch eine geerdete Geschichte größer und spektakulärer anzulegen.

Ebenso präsentiert sich uns die Action des Films als nicht unbedingt herausragend. Inwieweit man dies jedoch als Kritikpunkt erachten sollte stelle ich nun allerdings in Frage, zumal der Film an sich bewusst nicht zuerst auf Acton setzt. LTK konzentriert sich beabsichtigt eher auf den Thrill eines andersartigen Plots und dessen Härte, auf die Charakterzeichnung der Hauptakteure, die damit in Verbindung stehende Komplexität und den Effekt einer bedrohlicheren Grundstimmung. Die Action ist daher eher nebensächlich und nicht ganz so gewichtig wie das bei anderen Bond Abenteuern der Fall war. Darüber kann jeder denken wie er eben will. Ich persönlich störe mich nicht weiter daran zumal ich finde dass dieser Umstand durch eben erwähnten Fokus auf anspruchsvolle und würdige Art wieder ausgeglichen wird.

Die Rolle welche LTK im Kontext der Reihe spielt:

LTK war der finanziell erfolgloseste Film der Reihe und dies wäre ein Beweis für dessen mindere Qualität meinen viele. Ich meine: Das beweist gar nichts. Lediglich dass der Film nicht den Geschmack der breiten Masse traf. Eine objektive Kritik zu LTK abzugeben ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit weil der Film schlicht Geschmackssache ist. Und dies wäre die wohl vernünftigste Kritik die man zu diesem Film abgeben könnte: LTK ist Geschmackssache. Man kann dem Film objektiv weder nachsagen dass er schlecht ist noch dass er auf Grund seiner Andersartigkeit besser ist als andere Filme der Serie. Man kann die eigenwillige Richtung die LTK einschlägt lieben oder eben gar nicht. Das entscheidet besser jeder für sich. Und meiner Ansicht nach macht gerade der Umstand dass sowohl Kritiker als auch Fans sich stets uneins waren was LTK betrifft, gerade diesen Film, vor allem im Kontext zum Gesamtbild der Reihe, so interessant. Durchschnittlich ist dieser Film in keinerlei Hinsicht. Dafür sticht er einfach zu stark heraus. Ob LTK dies in einem „über“ oder „unter“ durchschnittlichen Sinn tut ist dann reine Auslegungssache des Einzelnen. Und wie zumindest ich persönlich das sehe lässt sich an den von mir vergebenen Punkten erkennen.

4 VON 6 PUNKTEN

Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:

1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

107
Es ist ja kein Geheimnis das LTK ein heikles Thema... Um direkt zur Ehrlichkeit zu gehen meine meinung am ersten Moment:
1.In den ersten minuten dachte ich: Super fil, toller felix leiter und ein perfekter gespielter Sanchez und M
2.Dann in der mitte des filmes habe ich so jegliche interesse am film verlohern da Bond wirklich penibel ist(meiner meinung nach). Und die szene im Haus von Sanchez ist wieder mal ein schlechter Punkt.
3.Die Endszene, wo bond in diesem Paradis, ist zwar voller stunts, aber ohne jeglichen sinn. Ich fragte mich damals, wie mann uberhaut so einen mist machen kann?
Mein Notensystem:
1:Ganz Schlecht
2:Ziemlich Schlecht
3:Schlecht
4:Mangelhaft
5:Befriediegend
6:Gut
7:Ziemliech Gut
8:Sehr Gut
9:Excellent
10:Perfect
Licence To Kill:3

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

108
simon hat geschrieben:BOND – MARATHON / DETAILLIERTE FILMANALYSE .16

LICENCE TO KILL

Die Story:

„Die Story zu Licence to kill bewegte sich auf der Linie von „ Yojimbo“, einem Kurosawa Film. Der Samurai geht in die Stadt und schafft es, ohne den Schurken und sein Gefolge anzugreifen, nur durch die Verbreitung von Misstrauen, die Bösewichter dahin zu bringen sich selbst zu ruinieren. „

Dieses Zitat von Michael J. Wilson beschreibt in wenigen Worten treffend den Kern der Handlung zu LTK und zugleich auch deren Stärken.
Nettes Zitat. Ich finde nicht einmal das es zu LTK passt. Ganz gewiss aber beschreibt es nicht Yojimbo.

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

109
simon, mit 4 von 6 kann ich leben und dein Fazit finde ich sehr salomonisch. Klar ist alles Geschmackssache, aber wir bewerten eben einen Bondfilm und als solcher muss sich LTK auch an Bond-Maßstäben messen lassen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist eben auch die außerordentlche Klasse was Optik, Drehorte, Sets und Action angeht. Keiner dieser Punkte wird durch LTK überzeugend abgedeckt.
Sehe ich den Charakter Bonds in LTK überzeugend dargestellt? Nein! Ich erwarte mehr Charme, mehr Klasse, mehr Macho und mehr Humor.

Nichtsdestotrotz kann ich all deine Punkte bzgl. Story, Charakterkonstellation und der daraus erzeugten Spannung verstehen. Aber dies könnte auch eine Folge von Miami Vice oder dem A-Team erreichen...

Also, LTK ist ein spannender Film, der eine tolle Spannung aus dem Undercover-Ansatz zieht und daraus, dass der Bösewicht ausnahmsweise Bond nicht durchschaut. Vollkommen unnötigerweise verzichtet der Film aber gleichzeitig auf vieles, was einen Bondfilm ausmacht. Letztlich daher nach reinen Bond-Gesichtspunkten verständlicherweise eine Enttäuschung für viele Fans und Gelegenheits-Fans
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

110
An Danni:

Interessanter weise liegen unsere Ansichten was LTK angeht nicht tatsächlich weit auseinander. Auch ich teile weitgehend deine Meinung, was vor Allem Dalton und dessen Mangel an überzeugendem „Charme“ betrifft. Ein interessanter Punkt im Zuge deiner Reaktion auf meine Kritik war: „aber wir bewerten eben einen Bondfilm und als solcher muss sich LTK auch an Bond-Maßstäben messen lassen. „ Im Grunde erachte ich diese Aussage quasi als das Kernstück einer generell gespaltenen Meinung der Masse zu LTK. Ich gebe dir da Recht! Doch möchte ich dir kurz erklären dass ich dir eben aus gegensätzlichem Empfinden Recht gebe:

Natürlich sprechen wir von einem Bond Film. Die Frage die sich im Falle dieses Film, s stellt ist doch allerdings: Empfindet man diese Herangehensweise an ein Bond Abenteuer als generell un- "bondig", dem Schema der Serie nicht würdig, oder nimmt man die Machart des Films als interessante Abwechslung wahr die durchaus zu Bond passt? Und das ist dann meiner Erfahrung mit Fans der Reihe nach, reine Interpretationssache des Einzelnen. Der Fakt dass viele Fans der Reihe LTK als ur – "bondig" ansehen untermauert doch irgendwo den generell uneinigen Blick auf den Film. Ich bin kein überzeugter Dalton Fan und würde ebenso wie du, GE diesem ohne den geringsten Zweifel vorziehen, doch empfinde ich gerade den Umstand dass LTK die Sichtweise der Fans spaltet als interessant. Die Frage ist eben bloß: Ist die andersartige Umsetzung Bond oder eben gar nicht? Für die meisten gar nicht. Für manche ist es der Bond den sie sich gewünscht hatten. Ich bin durchaus der Meinung dass Dies Ansichtssache ist.

Dieser von dir erwähnte Punkt würde sich als Diskussion bezüglich Filmen der Reihe lohnen die bewusster Bond im klassischen Stil sein wollen. Würden wir darüber streiten ob nun DAD oder TWINE der "bondigere" Film ist ergäbe das in meinen Augen tatsächlich mehr Sinn da man diese Filme auch bewusst "bondig" angelegt hat. Doch LTK will Bond bewusst gänzlich anders definieren und schließt damit klassisch "bondiges" bereits im Vorfeld aus. Man kann bloß noch für sich interpretieren in wie weit diese andere Richtung nun zu Bond passt. So sehe ich es zumindest.

Der kern meiner Sichtweise auf LTK:

Ich mag den Film FÜR SICH STEHEND zu etwa 40%igem Anteil aus den gleichen Gründen wie du nicht sonderlich. Doch liebe ich ihn als Teil der Sammlung. Im gesamt Bild der Reihe, sieht man quasi aus der Vogelperspektive auf alle Filme herab, wirkt LTK doch schön eingebettet, sorgt für die Nötige Abwechslung, macht das ganze interessanter, vielschichtiger im Ganzen. Ohne Filme wie LTK oder OHMSS und in diesem Sinne auch CR wäre die Serie eine recht uninspirierte, wenig abwechslungsreiche Aneinanderreihung von ewig bekannten Elementen. Hoffe ich konnte meine Ansichten verständlich beschreiben.
Zuletzt geändert von simon am 12. März 2010 13:42, insgesamt 4-mal geändert.

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Achja - Eines noch im Anschluss, bevor ich es zu erwähnen vergesse: Ich habe nie eine derart spannende oder anspruchsvolle(!) Folge von Miami Vice oder gar dem A Team gesehen. Warum wohl? Zufall? die Falschen episoden gekuckt? :lol:.....

bei allem, für deine Art dich der Bond Filme zu nähren, ehrlich empfundenen Respekt.... doch für den Vergleich eines Bond Films mit einer Trash Serie wie dem A Team solltest du dich als Fan doch selbst steinigen. (nicht böse gemeint ) Das ist dann doch etwas weit hergeholt wie ich finde. LTK hat Anspruch. Bloß weil das Thema sich mit jenen der 80er deckt kann man das doch lange nicht derart leichtfertig vergleichen. Meine frau sieht sich permanent M.V an. Und glaub mir: spätestens nach 2 Folgen vergeht dir dieser Vergleich! Um das zu ertragen muss man schon äußerst niedrige Ansprüche stellen bzw. leichte Unterhaltung lieben... sehr leichte..... das wäre als würde man hamlet oder Romeo und Julia mit basic Instinkt vergleichen. Ähnliche Thematik. Doch bedarf es einem Höchstmaß an Phantasie um Derartiges bloß auf Grund des Themas gleich zu setzen.

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Wo LTK Anspruch hat und Miami Vice keinen, würd ich ehrlich gesagt gern mal genauer wissen. Ich seh mir in letzter Zeit auch hin und wieder mal eine Folge an, und mein Eindruck ist eher gegenteilig, dass hinter dem schrillen Eighties-Look, den die Serie geprägt hat, teilweise ernste und ambitionierte Stories stecken. Gerade das Grundthema von LTK, dass große Drogenbosse auch mal ungestraft davon kommen, weil Polizei und Co. korrupt sind, war in MV öfters zu finden. Und das aber ein halbes Jahrzehnt vorher. (In der Folge letzte Woche war übrigens eine ähnliche Versteigerung zu sehen wie die in OP, wo Crockett künstlich den Preis hochtrieb) Und der entscheidende Unterschied für mich ist auch: So schrecklich man das Pastell- und Neon-Design heute finden mag, die beiden waren einfach mal saucool, vor allem Don Johnson. Und genau das finde ich bei LTK nicht. Man wäre gern cool, zumindest wirken manche Szenen so, z.B. wenn Leiter und Co. in Zeitlupe mit Knarre auf die Kamera zu rennen. Aber als ich LTK zum ersten Mal gesehen auf Video, dachte ich nur: Meine Güte, was ist das denn? Zumal ich da noch kein Fan im jetzigen Sinne war und einfach einen typischen Bondfilm erwartet hatte.

Und das bringt mich zum zweiten Punkt: Als einmalige Abwechslung kann man LTK natürlich gut finden. So wirkt der Film heute auch, zum Glück. Aber ich habe schon den Eindruck, dass man zum damaligen Zeitpunkt in dieser Tonart weiter machen wollte. Ich könnte wetten, wäre ich 1989 bereits Fan gewesen und hätte den Film im Kino gesehen, hätte ich mir große Sorgen um das Franchise gemacht. So als wollte man jetzt auf ernst und realistisch machen, mit Anspruch und so, mit ein paar netten Trost-Gags mit Q für die alten Fans. Vermutlich ähnlich dem, was viele Fans jetzt bei QOS empfinden. Deshalb denke ich, dass das Argument "Man wollte halt nur einmal was ausgefallenes machen" nicht wirklich auf LTK zutrifft. Für einen Film mit Anspruch hätte ich auch erwartet, dass das Thema Selbstjustiz wenigstens ansatzweise mal kritisch hinterfragt wird. Immerhin dehnt Bond seine Lizenz wie selbstverständlich auf den Privatbereich aus. Ich denke, diese Fähigkeit zur Selbstreflektion macht auch den Anspruch der Craigfilme aus.

Wie immer nicht persönlich gemeint, nur mein Eindruck. Deiner TLD-Kritik kann ich übrigens voll zustimmen. :)

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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LTK ist für mich eindeutig einer der besten Bonds. Dalton spielt solide und auch Robert Davi gibt einen grossartigen Gegenpart ab. Die Brutalität finde ich sehr gelungen, denn diese Szenen sind zum einen sehr bedrohlich und gruselig ("Gib ihr sein Herz! *schnapp* - mit der entsprechenden Musik einfach genial) auf unnötige Splatter-Effekte wird jedoch verzichtet. So sieht man z.B. gar nicht, wie Dario Alvarez das Herz "amputiert". Mir gefällt auch sehr, dass der Bösewicht hier ein breit gefächertes Repertoire an Handlangern aufzuweisen hat, die hier sehr wenig miteinander zu tun haben (z.B. Finanzberater Lodge und Angstmacher-Schläger Dario). Das ist viel besser als ein einzelner Schläger, der vom Golfcaddie über den Chauffeur bis hin zum Killer alle Aufgaben übernimmt (*Hüstel*, GF). Die Story ist schlüssig und bodenständig sowie meines Erachtens absolut perfekt. Sie könnte 1:1 einem Roman von Ian Fleming entsprungen sein (schade, dass es einen solchen nicht gibt :cry:)

Die Actionsequenzen sind von der Schlägerei in der Barrelhead-Bar bis hin zum Finale sehr gelungen. Deshalb würde ich dem Streifen eine Gesamtbewertung von 10 / 10 Punkten geben. :D
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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GoldenProjectile hat geschrieben: Die Actionsequenzen sind von der Schlägerei in der Barrelhead-Bar bis hin zum Finale sehr gelungen. Deshalb würde ich dem Streifen eine Gesamtbewertung von 10 / 10 Punkten geben. :D
Also was jetzt selbst an einer 08/15-Unterdurchschnitts-Kneipenprügelei sehr gelungen ist, erschließt sich mir nicht :?:
CineFreak hat geschrieben: auch wenn die Effekte natürlich nicht mehr so neu wirken heutzutage
Ich möchte nur ein einziges mal etwas von dir lesen, wo es nicht um knallige Action oder Effekte geht :(
Erstens verstehe ich nicht so ganz, inwiefern die Qualität der Effekte aus heutiger Sicht eine Rolle spielt. Ganz abgesehen davon wüsste ich jetzt aber auch nicht, wo es in LTK überhaupt (schlechte) Effekte gibt? Kann mich irren, aber als ich letztens den Film geshen habe, machte er auf mich in dieser Hinsicht einen Recht frischen Eindruck
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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danielcc hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben: Die Actionsequenzen sind von der Schlägerei in der Barrelhead-Bar bis hin zum Finale sehr gelungen. Deshalb würde ich dem Streifen eine Gesamtbewertung von 10 / 10 Punkten geben. :D
Also was jetzt selbst an einer 08/15-Unterdurchschnitts-Kneipenprügelei sehr gelungen ist, erschließt sich mir nicht :?:
Wieso? Die Prügelei gefällt mir nun mal und es gibt einen coolen Song dazu :D Das einzige was mir an der Szene nicht gefällt ist dass man uns vormachen will, Pam habe unter dem Haut-zeigenden Spaghetti-Träger-Top tatsächlich eine Kevlar-Weste getragen. :roll:

Grüsse
GP
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Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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danielcc hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben: Die Actionsequenzen sind von der Schlägerei in der Barrelhead-Bar bis hin zum Finale sehr gelungen. Deshalb würde ich dem Streifen eine Gesamtbewertung von 10 / 10 Punkten geben. :D
Also was jetzt selbst an einer 08/15-Unterdurchschnitts-Kneipenprügelei sehr gelungen ist, erschließt sich mir nicht :?:
CineFreak hat geschrieben: auch wenn die Effekte natürlich nicht mehr so neu wirken heutzutage
Ich möchte nur ein einziges mal etwas von dir lesen, wo es nicht um knallige Action oder Effekte geht :(
Erstens verstehe ich nicht so ganz, inwiefern die Qualität der Effekte aus heutiger Sicht eine Rolle spielt. Ganz abgesehen davon wüsste ich jetzt aber auch nicht, wo es in LTK überhaupt (schlechte) Effekte gibt? Kann mich irren, aber als ich letztens den Film geshen habe, machte er auf mich in dieser Hinsicht einen Recht frischen Eindruck
manchmal glaube ich ja, dass Leute einen absichtich falsch verstehen. Ich habe nur geschrieben, dass die Effekte mittlerweile etwas abgenutzt wirken, u. a. natürlich auch, weil Film schon zu oft gesehen vermutlich. ;)
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Filmbesprechung " Licence to kill"

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Mit ihrem 16. Bondfilm LTK lieferte EON 1989 den wohl umstrittensten Film der ganzen Serie ab. Tim Daltons zweiter und letzter Einsatz als James Bond polarisierte bereits bei Filmerscheinen die Fans aufgrund seiner recht abweichenden Darstellung von 007, seinen ungewöhnlich expliziten Gewaltszenen und seines sehr realen Backgrounds des Drogenhandels. Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass LTK an der Kinokasse einen ziemlichen Absturz hinlegte und seinerzeit für viele Beobachter das Ende der Bondfilme einzuleuten schien.

Nach dem Old-School-Abenteuer meets Reality-Mix des Vorgängers TLD, der in mancherlei Hinsicht nicht immer konsequent zuende gedacht wirkte, wurde bei LTK ein neuer Weg eingeschlagen. Die realistischeren Elemente des Vorgängers wurden beibehalten, auf Albernheiten und unangemessene Gadgets dagegen weitgehend verzichtet. Der Ansatz war (mal wieder): back to the Roots. Eigentlich in den 80ern nichts neues, aber bei LTK ging man wesentlich weiter als zuvor, indem man einen ernsten, harten Thriller ohne jeglichen Firlefanz ablieferte. Als Orientierung diente der harte flemingsche Romanbond, der ins Zentrum des neuen Films gestellt wurde. Und für dessen filmische Umsetzung hätte man keinen besseren Schauspieler als Timothy Dalton finden können. Dalton brilliert als zorniger, racheerfüllter Einzelgänger und füllt die Rolle mit Leben und Tiefgang. Es scheint geradeso, als ob er regelrecht befreit aufspielen würde. Der ganze vererbte Ballast der Moorejahre, der seine Darstellung in TLD noch zu lähmen schien war weg und Dalton konnte die Rolle nun nach seinen Vorstellungen formen.

Das Element des privaten Rachefeldzuges außerhalb der Legitimation durch den MI6 bringt eine ganz neue Komponente ins Bond-Universum. Die Motivation dafür ist nicht etwa wie häufig kritisiert Sanchez Verbrechen an Leiter und dessen Frau sondern vielmehr die Tatenlosigkeit der amerikanischen Behörden und vor allem von Bonds Arbeitgeber, dem britischen Geheimdienst. Dies ist eine vom Drehbuch sehr clever aufgebaute Falle für Bond, der letztlich aufgrund seines Wertesystems und seiner moralischen Konditionierung gar nicht anders kann als eine Privatmission auf eigene Faust zu starten. Trotz dieses einmaligen Verhaltens steht die Figur auch hier dennoch ganz in der Tradition früherer Filme, in der Bond in ähnlichen Situationen (bei denen er aber bei weitem nicht so persönlich involviert war) seine Mission hinschmeissen will (OHMSS) oder von ihr abgezogen werden soll (GF). Daher ist sein Handeln in LTK nur der konsequente nächste Schritt.

Das zweite ganz starke Element des Drehbuchs ist die Beziehung Bond – Sanchez. Es ist geradezu ironisch, dass ausgerechnet der Mann, der seinen besten Freund verstümmelte in Bond einen geistesverwandten und potenziellen Freund zu erkennen meint. Das ganze Thema Loyalität ist hervorragend rausgearbeitet. Auch hier wieder geradezu ironisch, dass gerade der auf Loyalität soviel Wert legende Sanchez am Schluß aufgrund Bonds Intrige nicht mehr weiss wem er trauen kann oder nicht (die ihm gegenüber eigentlich loyalen Krest und Lodge müssen dies bitter erfahren). Bond zerstört Sanchez Organisation letztlich mindestens genau so sehr durch das gezielte Streuen von Misstrauen bei Sanchez gegenüber seiner Gefolgschaft wie durch sein tatsächliches Handeln. In diesem Punkt ähnelt LTK Filmen wie Kurosawas Yojimbo oder dessen Quasi-Remake Für eine Handvoll Dollar.

LTK wartet mit einigen sehr starken Actionszenen auf, die allesamt sehr frisch und knackig wirken und nicht mehr so muffig wie in manchen anderen Bondfilmen der 80er (vor allem OP und AVTAK). Bereits die PTS gibt hier Tempo und Takt des weiteren Films vor, der Inszenierung gelingt es, dass man als Zuschauer sich mitten im Feuergefecht meint. Das Abschleppen von Sanchez Flugzeug sowie der Fallschirmsprung zur Hochzeit sind 100% Bond. Gleiches gilt für die Szenen mit dem Wasserflugzeug und die abschliessende Truckverfolgung. Gerade letztere punktet durch spektakuläre Stunts und schier unglaubliche Manöver mit den tonnenschweren Überlandmonstern. Dass im Mittelteil des Films die Action etwas kurz kommt wird mehr als kompensiert durch den starken Spannungsaufbau während Bonds Vendetta. Hier hat der Film einige seiner stärksten Szenen, man denke nur an das erste Treffen zwischen Bond und Sanchez („,more a problem eliminator“) oder Bonds missglücktes Attentat auf Sanchez. Hier erinnert der Film sehr an Stil und Spannung alter Thriller wie FRWL.

Die Besetzung von LTK ist absolut famos, selbst kleinere Rollen sind grossartig gecastet. Allen voran natürlich Dalton als die perfekte Verkörperung des innerhalb der Zwänge seines Charakters gefangenen Agenten außer Dienst. Wie er die unterschiedlichsten Facetten dieser Figur spielt ist schon bemerkenswert, weg von der überlebensgroßen Klischeefigur hin zu einem dreidimensionalen, mit Leben gefüllten Charakter. Glücklicherweise hat er mit Robert Davi einen Gegenspieler, der seine Figur genau mit der gleichen Intensität spielt. Davi legt seinen Franz Sanchez sehr interessant an, zunächst hat man als Zuschauer nur wenig Grund den arroganten, selbstgefälligen und gegenüber den Leiters grausamen Drogenboss zu mögen. Doch im Laufe der Geschichte entwickelt man durch Davis großartige Darstellung des nach Loyalität und Freundschaft suchenden Patrons schon beinahe so etwas wie Sympathie. Das liegt in erster Linie daran, dass Figur und Darstellung absolut stimmig sind, Sanchez bleibt sich immer treu und handelt getreu seinen Grundsätzen, die nachdem man sie im Laufe des Filmes näher kennengelernt hat so abwegig nicht mehr erscheinen. Wie er es bei der Bestrafung Leiters so treffend sagt: „es ist nichts persönliches“. Sanchez ist genau wie Bond auch ein Gefangener seiner eigenen Werte und kann daher gar nicht anders handeln. Diese Parallele zwischen den beiden Figuren ist letztlich auch der Kern der Geschichte.

Die Besetzung der Bondgirls halte ich auch für gelungen, zwei über die gesamte Filmlaufzeit nahezu gleichberechtigte Bondgirls sah man innerhalb der Serie selten. Carey Lowell spielt die toughe und zuweilen kratzbürstige Pam Bouvier genauso überzeugend wie Talisa Soto die feurige und berechnende Lupe. Wenn man so will verkörpern beide zusammen so etwas wie die zwei Seiten eines Bondgirls, dass Bond sich am Schluß für Pam entscheidet (die für ihn ihr Leben riskiert hat) und Lupe weitestgehend nur benutzt (da sie ebenfalls eigentlich nur ihre eigenen Ziele verfolgt) ist absolut stimmig. Besondere Erwähnung muss noch die Besetzung der diversen Schurkenrollen finden. In keinem anderen Bondfilm haben wir ein so breit gefächertes Arsenal von „Helfershelfern“ des Oberschurken. Der herrlich sadistische und fiese Benicio del Toro als Sanchez rechte Hand und „kleiner Bruder“ Dario, der wunderbar schmierige und widerwärtige Anthony Zerbe als zwielichtiger Milton Crest, Wayne Newton als bis an die Grenze zur Parodie überzeichneter Bibelforscher, Anthony Starke als nassforscher Anzugverbrecher Truman Lodge oder Everet McGill, der den verräterischen Ed Kilifer so abstossend verkörpert, dass es einem fast schlecht wird (und das meine ich positiv!). Eine schöne Reminiszenz an die Vorgängerfilme stellt auch die Besetzung von David Hedison in seinem zweiten Einsatz als Leiter nach LALD und die von Pedro Armandariz Jr als El Presidente dar. Achja: es freut mich bei jeder Sichtung des Films von neuem, dass Desmond Llewelyn in LTK seinen grössten und eigenständigsten Auftritt als Q hat. Es ist schön, ihn auch mal abseits der üblichen Klischeeszenen zu sehen. Er macht als Bonds Verbündeter eine prima Figur und ist gleichzeitig auch so etwas wie das Bindeglied zu den Abenteuern der „alten Schule“.

Die Musikalische Untermalung des Films durch Michael Kamen wird häufig als einer der Tiefpunkte der Bondsoundtracks genannt, ich kann dies ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Zunächst muss man natürlich ganz klar festhalten, dass Kamen immer Kamen war und man von daher von seinem Score natürlich keinen Barry-Epigonen erwarten darf. Der Soundtrack von LTK erinnert in Stil und Arrangement stark an seine Arbeit für Die Hard, hat aber meiner Meinung nach noch deutlich mehr Tiefe. Zum einen gelingt es ihm sehr gut das mittelamerikanische Flair jenseits von klischeehaften Latino-Rhythmen in seinem Score rüberzubringen, zum anderen punktet er neben den gewohnt dynamischen Actionszenen vor allem bei den ruhigeren, gefühlvollen Passagen wie der Schlussszene oder Bond und Pam auf dem Boot. Darüberhinaus liefert Kamen mit dem Titelstück und dem grossartigen „If you ask me to“ zwei der besten Bondstücke der letzten 30 Jahre ab (ich würde mir auch aktuell wieder solch „grosse“ Stimmen wie die von Gladys Knight oder Patti Labelle wünschen). Für mich ist Kamens Arbeit für LTK eine echte Bereicherung und nach den vielen Barry-Scores (gerade die drei aufeinander folgenden OP-TLD liessen doch etwas den Schwung alter Tage vermissen) eine erfrischende Neudefinierung des Bondsounds. Ein absolut gelungener, typischer End-80er Soundtrack.

Selbst bei kritischster Betrachtung kann ich bei LTK nur sehr wenig nicht oder weniger gelungene Element finden. Sicherlich hätte man die Kneipenschlägerei inklusive Schwertfisch auch anders und insgesamt passender zum Rest des Films inszenieren können. Auch kann man berechtigterweise die Frage stellen, ob die expliziten Brutalitäten des Films wirklich in der Form gezeigt werden mussten. Der Mangel an Humor, der zwar völlig dem Thema und Stil des Films entspricht, ist ein weiterer Punkt der zu nennen wäre. Dennoch, das sind Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck des Films nicht trüben können, den LTK ist vor allem eines: in sich absolut stimmig und konsequent. Darüberhinaus steht der Film weit mehr in der Tradition der vorangegangenen 15 Filme wie es vielleicht zunächst erscheinen mag. Bond ist nach wie vor Bond, die Eleganz, das Weltmännische, die Kultiviertheit wird zu keinem Zeitpunkt verleugnet. Alle typischen Element der Serie sind vorhanden, selbst die Tatsache dass Bond auf eigene Faust handelt ist nur oberflächlich eine Abweichung zu den Vorgängern. Der zusätzliche Tiefgang hinter der vordergründigen Rachegeschichte in dem wohl besten Drehbuch aller Bondfilme, die fabelhafte Besetzung, die gelungene und peppige Action sowie eines der spannendsten Abenteuer der ganzen Serie machen den Film für mich zu einem der drei herausragenden Bond-Filme. LTK ist gleichzeitig aber auch so etwas wie das Ende der „klassischen“ Filme, da bereits GE viele Neuerungen und personelle Veränderungen vor und hinter der Kamera brachte. Daher kann es für mich nur ein Verdikt geben: 10 / 10


Nachwort:
LTK war an der Kinokasse eine ziemliche Enttäuschung, selbst gemessen an den bereits rückläufigen übrigen 80er-Jahre Bonds. Über die Gründe hierfür lässt sich natürlich trefflich streiten, ich persönlich denke es ist eine ganze Ansammlung von Dingen, die LTK letztlich am Boxoffice scheitern liessen. Da wäre zunächst die bereits erwähnte rückläufige Umsatzentwicklung der Filme in den 80ern zu nennen. Das Publikum war aufgrund der nahezu pausenlosen Kino- Präsenz der Bondfilme übersättigt, selbst diverse Modernisierungsversuche und der Darstellerwechsel bei TLD konnten diesen Trend nicht stoppen bzw nur kurzfristig zum Stillstand bringen. Die Bondfilme hatten ihre Monopolstellung auf dem Gebiet der großangelegten Actionabenteur verloren und gerieten auch aufgrund des Mangels an wirklicher Innovation zunehmend ins Hintertreffen gegenüber Konkurrenten wie Star Wars, Indiana Jones oder Die Hard. Zudem hatte man in dieser ohnehin schon schwierigen Situation mit Tim Dalton einen Bonddarsteller, der für die breite Masse einfach nicht zugkräftig genug war und der durch seine Darstellung wie auch durch seine privat eher introvertierte Art nicht wirklich „massenkompatibel“ war. Dass man zu genau diesem Zeitpunkt dann auch noch mit LTK einen Film riskierte, der in vielen Dingen neue und ungewohnte Ansätze versuchte, die einen Großteil des Publikums seinerzeit mehr irritierten denn erfreuten mutet rückblickend gleichzeitig mutig und naiv an. Der grosse Erfolg von Filmen wie Die Hard und Lethal Weapon, die gekonnt deutlich härtere Action mit humorigen Elementen verbanden liess die Produzenten wohl glauben mit ihrem Projekt „durchzukommen“. Aber gerade gemessen an den beiden genannten Filmen ist LTK insgesamt deutlich sperriger, tiefgründiger und auch weit weniger massenkompatibel. Dass man sich auch noch einen mehr als unglücklicher Starttermin aussuchte (nahezu zeitgleich liefen im Sommer 89 die Blockbustergranaten Batman, Indy 3 und Lethal Weapon 2) brachte dass Fass dann endgültig zum Überlaufen. Ein Weihnachtsstart wäre vermutlich die wirtschaftlich sinnigere Lösung gewesen und hätte zumindest teilweise für positivere Ergebnisse gesorgt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"