Wie findet ihr LTK?

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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 15. Juli 2019 14:31 Licence to Kill (1989, John Glen)
doofes Review, mein lieber, GP - wo soll man denn da bitteschön ansetzen!? :D
Ansonsten kann ich auch nur sagen: ja, ja und ja!
Aber ich wäre ja nicht der allseits bekannte "nitpicker", wenn ich nicht doch noch zu was meinen Senf abgegeben könnte:

GoldenProjectile hat geschrieben: 15. Juli 2019 14:31 Dagegen glänzt Soto als glamouröses, feuriges Opferlamm, das Bond schrittweise Einblick in Sanchez‘ Vorhaben gewährt.
Als Opferlamm habe ich die Lupe-Figur eigentlich nie wahrgenommen - trotz der anfänglichen Peitschenszene. Für mich war ist sie dafür einfach zu berechnend oder sagen wir besser: sie kommt zu berechnend rüber. Sie fühlt sich sicherlich auch von Bond angezogen (nicht zuletzt wegen seiner charakterlichen Verwandschaft zu Sanchez, welche du ja auch sehr schön rausgearbeitet hast und weil sie es wohl auch gar nicht anders kennt, als von einem Mann bestimmt und dominiert zu werden), aber die Nummer von der großen Liebe ("von ganzem Herzen" - herrlich, wie Pam sie nachäfft) kaufe ich ihr nicht ab, dafür setzt sie Bond zu zielgerichtet auf ihren ungeliebten Momentanlebensgefährten an (eine sehr deutliche Parallele zu Andrea Anders, nur dass es in diesem Fall nicht gleich die Ausgangssituation des Films ist). Lupes Verhalten hat immer etwas von: hoffentlich erledigt Bond Sanchez, damit ich aus der Quasi-Versklavung rauskomme - aber wenn es nicht klappt, stehe ich auch nicht schlechter da und lebe halt mein Luxusleben beim ollen Franz weiter. Ist vielleicht etwas böse von mir gedacht, da die anfängliche Szene mit der Peitsche schon sehr eindringlich ist und Lupe direkt in die Opferrolle drückt. Aber das ist ein Paradebeispiel für LTK: die Lupe-Figur ist ambivalent und kein eindimensionales Opfer, welches drehbuchgerecht den Zuschauer in eine gewünschte Sympathiefunktion weist. Lupe bewegt sich - wie viele Figuren in LTK - viel mehr im grauen Bereich denn wie bei Bond sonst oft üblich klar entweder im weißen oder schwarzen Charaktersegement. Ein schönes Beispiel, warum das LTK-Script meiner Ansicht nach mindestens zu den besten der Serie gehört.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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Revoked hat geschrieben: 15. Juli 2019 20:16 Mehr als „Bravo“ kann ich nicht schreiben...
Ich verneige mich!
Revoked hat geschrieben: 15. Juli 2019 20:16 Mir fällt nur ein: warum schreibt Wilson eigentlich die Drehbücher nicht mehr mit? Bei SP hätte er sicher die ein oder andere Szene „stabilisieren“ können. Auch bei QoS hätte er doch helfen können (nicht, dass es da besonders nötig gewesen wäre...).
Gute Frage, aber Micky the G ist halt nun mal doch ein recht alter Greis. Trotzdem eine spannende Frage, warum er aus seinem unangefochtenen Talent als Drehbuchschreiber nie so wirklich viel gemacht hat. Purvis und Wade zumindest hätten bestimmt etwas von ihm lernen können.

Bei QoS stammt aber laut Wiki zumindest die Idee zur Geschichte von ihm, und wenn man den Absatz "Development" weiter entschlüsselt heisst es auf einmal, dass das Drehbuch von Haggis, Wilson und Forster von Grund auf neu geschrieben worden sei, was bedeuten würde dass Purvis & Wade (einmal mehr?) eher Überbrückungsautoren für den ersten Entwurf waren. Vielleicht weiss Kenner Maibaum mehr.
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Juli 2019 07:21 doofes Review, mein lieber, GP - wo soll man denn da bitteschön ansetzen!? :D Ansonsten kann ich auch nur sagen: ja, ja und ja!
Die reinste Schande, nicht wahr?! Da braucht der Depp mal wieder ein Jahr (!) für seine Sichtungs- und Schreibpause, und alles was dabei rauskommt ist eine lobhudelnde Konsensmeinung!

Mit Lupes charakterlicher Grauzone hast du natürlich recht, und Opferlamm war womöglich nicht der richtige Begriff. Aber das ist halt wie vieles in LTK eine zweite Ebene, die sich dem interessierten Kenner, der zwischen den Zeilen zu lesen geneigt ist, entfaltet. Sehr gut analysiert! Und die nachäffende Pam ist wirklich grandios, genauso wie die Pam-Q-Szenen allesamt sehr gelungen sind und Pam in Summe gewiss eines der besten Bondgirls darstellt.

Was mir noch mal aufgefallen ist, sind Details, zum Beispiel wie viel Leben den beiden Beamten der Hongkonger Drogenpolizei in der Unterschlupfszene in wenigen Sekunden (!) eingehaucht wird (die verzweifelte Agentin über dem sterbenden Mentor Kwang, der ihr einschärft, sich nicht lebend schnappend zu lassen, und wie sie anschliessend Kamikaze-mässig auf die Soldaten losgeht und von Heller erschossen wird - das sagt mehr über die beiden aus als es manche Filme in zwei Stunden schaffen, und in anderen Filmen wäre die ganze Szene der absolute Höhepunkt, während sie sich im brillanten LTK beinahe nur unter ferner liefen befindet). Oder generell, wie zielgerichtet und verdichtet Glen die Geschichte erzählt, wobei häufig einzelne Einstellungen dazu dienen, die Geschehnisse an einem anderen Schauplatz in Gang zu halten, während die eigentliche Szene läuft. Mendes hätte den komplexen LTK wohl in viereinhalb Stunden erzählt.

LTK ist so cool, dass ich ihn für diese Rezension zweimal geschaut habe, einmal letzten Herbst im Anschluss an TLD, gefolgt von ersten Textideen und den ersten zwei Absätzen, und einmal am Sonntag gefolgt vom restlichen Text und dem Feinschliff. Und beide mal hat er überrascht und begeistert, obwohl ich ihn eigentlich auswendig kennen sollte. Das ist schon was besonderes.

Jetzt kommt langsam der Endspurt...
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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Natürlich eine wunderbare Rezension, schlüssig und nachvollziehbar. Auch wenn ich LTK längst nicht so positiv sehe, erkenne ich doch die Ausnahmestellung des Filmes in der Reihe und fühle mich (mittlerweile) gut unterhalten. Kurz gesagt, ich habe meinen Frieden mit LTK im Speziellen und Dalton im Allgemeinen gemacht.

LTK ist für mich ein sehr guter Actionfilm und ein mittelprächtiger Bondfilm. Mittelprächtig deshalb, weil ich noch immer Probleme mit der Story und der teilweisen Umsetzung habe.
#Marburg2024

Früher war mehr Atombombe

Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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Erst einmal allen einen schönen Kalenderwechsel. Kaum zu glauben, dass unser schöner Planet schon 2020 Jahre alt ist!

Kürzlich habe ich wieder Licence gesehen und habe gemischte Gefühle zu ihm. Einerseits hat der Film viele Dinge, die ich mag: Die zeitliche Dichte ist dramaturgisch sehr gut, das Verhältnis von Sanchez und Bond sehr interessant. Aber zugleich gibt es auch sehr vieles an dem Film, was mir nicht wirklich gefällt.
Ich mag Robert Browns M nicht und finde, er ist ein wirklich furchtbarer Chef. Während der frühere M sich stets auf das Wissen seiner Agenten verlassen hat und ein offenes Ohr für deren Vorschläge hatte, ist Browns M ein recht nerviger Besserwisser. In Thunderball z.B. zeigt sich das ganz prima, als Bond lieber nach Nassau reisen will, und M sowas sagt wie, "Stehen Sie hier nicht so rum, machen Sie dass Sie wegkommen". Nur Miss Moneypenny missversteht Bonds Absichten, nach nassau zu reisen. Wäre Robert Browns M in dem Film gewesen, hätte er bereits Bonds Vorschlag abgelehnt und darauf bestanden, dass er es besser weiß, wie z.B. auch bzgl. Bonds Intuition in Daylights. Auch ein Grund, warum ich übrigens OHMSS nicht mag. Der einzige Grund, Bond vom Fall seines Erfeindes abzuziehen, kann nur sein, ihn anzuspornen, dass er auf eigene Faust hingeht. Das gleiche gilt für Licence. Die Szene, wie die Agenten Bond entführen und M dann mit ihm spricht, ist ätzend pseudo-dramatisch und hat nichts mehr mit dem understatement früherer Bonds zu tun. Ich stelle mir die Szene so vor: Die Agenten tauchen auf und bitten Bond, sie zu begleiten. Bond lehnt höflich ab und sagt, er habe bereits Pläne fürs Mittagessen, woraufhin einer der Agenten die Hand in die Manteltasche steckt, an die Pistole greift und sagt, er bestehe darauf. Na, wenn Sie darauf bestehen, antwortet Bond, lächelt und bedankt sich, als man ihm die Autotür öffnet. M kennt Bond gut genug, dass er stattdessen aber auch eine schöne Agentin hinschicken kann, für die er seine Pläne für den tag gerne ändert. Sie kommen dann zu M, Brosnans Bond würde ein Wortspiel bezüglich der Katzen machen, das auf Deutsch nicht funktioniert, dann spricht Bond mit M. M sagt ihm, er solle sich nicht weiter in den Fall Sanchez einmischen, bereits andere Agenten kümmerten sich darum. Bond besteht zu nächst darauf, dran zu bleiben, also schickt M ihn auf eine unwichtige Mission. Bond behauptet anschließend, er bräuchte eine Kur, um den Schock nach dem Anschlag auf seinen Freund zu verdauen. M versteht, also weist er Bond an, seine Dienstwaffe abzugeben und für die 2 Wochen auch seine Lizenz zum Töten, die er dann wiederbekommen kann, wenn er sich vollständig "erholt" habe. Bond lächelt, das verstünde sich doch von selbst, und gibt ihm seine Waffe. Als ob es ein Problem für Bond darstellen würde, an eine Waffe zu kommen oder ohne Lizenz zu töten. Vielleicht erwartet ihn ein anderer MI6-Mitarbeiter am Kurort, wo Bond dann natürlich nicht auftaucht.
Beim Treffen mit Sanchez später im Film ist Bond ja ebenso beherrscht und kaltblütig genug, nicht irrational zu handeln, wieso also das Drama beim Treffen mit M...
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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Thunderball1965 hat geschrieben: 1. Januar 2020 17:31 Beim Treffen mit Sanchez später im Film ist Bond ja ebenso beherrscht und kaltblütig genug, nicht irrational zu handeln, wieso also das Drama beim Treffen mit M...
Interessanter Post Thunderball! Die M-Szene empfinde ich ebenfalls als überbetont melodramatisch, vor allem dieses „ich schulde es Leiter... Und seine Frau?“ Hier zeigt sich Bond nicht nur äußerst naiv und unprofessionell, sondern es wird plötzlich eine wahre, wenig glaubwürdige Bärentatzen-Freundschaft mit Einchecken zwischen Bond und Leiter herbeigedichtet, die es so vorher in den Filmen und auch bei Fleming nicht gab. All das ist letztlich nur ein billig konstruierter Plotdevice, damit Bond anschließend weiterhin den grimmigen DEA-Ermittler spielen kann. Ganz schlimm auch die Szenen mit Sharkey im Auto, das sieht dann echt nach amerikanischem Vorabend-Serienprogramm aus... Zurück zur M-Szene: dieses „Gott stehe Ihnen bei Commander“ finde ich auch absurd. Wieso zeigt sich M hier plötzlich emotional und menschlich? Damit will uns der Film sagen: Ok, hier kämpfen richtige Männer und es wird unschön... Wirkt meines Erachtens ebenfalls billig und mies geschrieben.
Das war’s dann aber auch schon, denn zum Glück entschädigt LTK im weiteren Verlauf erheblich für den an den Haaren herbeigezogenen Miami Vice-Anfang. In Summe ein toller, außergewöhnlicher Bondfilm, vor allem die Chemie zwischen Dalton und Davi ist einzigartig.

Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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craigistheman hat geschrieben: 9. Januar 2020 09:36Die M-Szene empfinde ich ebenfalls als überbetont melodramatisch, vor allem dieses „ich schulde es Leiter... Und seine Frau?“

Na Della schuldet er ja tatsächlich nix. Leiter hat ihm in diversen Missionen beigestanden und unterstützt, da finde ich es dann schon nachvollziehbar, dass hier ein tiefgehendes Vertrauensverhältnis besteht.
craigistheman hat geschrieben: 9. Januar 2020 09:36Hier zeigt sich Bond nicht nur äußerst naiv und unprofessionell, sondern es wird plötzlich eine wahre, wenig glaubwürdige Bärentatzen-Freundschaft mit Einchecken zwischen Bond und Leiter herbeigedichtet, die es so vorher in den Filmen und auch bei Fleming nicht gab.

Bzgl Naiv bin ich bei dir, da ihm klar sein musste, dass M da in erster Linie an die Reputation des MI6 denkt. Wobei die Szene in meinen Augen eine der diversen Reminiszenen an OHMSS ist, denn da ergibt sich nach Tracys Gefangennahme ja genau die gleiche Situation - mit dem gleichen Ausgang. Von daher hätte es Bond tatsächlich besser wissen müssen - aber das verzeihe ich dem Drehbuch gerne als kleine Verbeugung vor OHMSS.

Bzgl. Unprofessionell: keine Frage, aber das ist beim alten James ja nichts neues. :)

Bzgl. Bärentatzen-Freundschaft: auch da bin ich deutlich eher bereit das zu schlucken, da gerade der Hedison-Leiter mit Bond in LALD so vertraut und freundschaftlich umgeht wie sonst eigentlich nur noch der Casey-Leiter in NSNA. Von daher passt das für mich eigentlich sehr gut, dass Bond hier sehr emotional reagiert (was sicherlich nicht so gut geklappt hätte, wenn z.B. der sehr distanzierte Terry-Leiter aus TLD in LTK zurückgekehrt wäre).

Grundsätzlich sehe ich die ganze Problematik aber auch deshalb sehr entspannt, da auch wenn Bond sich gegenüber M anders äussert die eigentliche Motivation seines Handelns für mich die Parallele zu seinem eigenen Schicksal ist (die das Drehbuch mehrfach betont). Das in Kombination mit seinem Kodex (er war ja bereits zuvor in ähnlichen Situationen, in denen er kurz davor war auf die Vorschriften zu pfeifen (GF) oder es gleich ganz machte (OHMSS)) ist dann das deutlich schwerere Gewicht als die Freundschaft zu Leiter.
craigistheman hat geschrieben: 9. Januar 2020 09:36 Zurück zur M-Szene: dieses „Gott stehe Ihnen bei Commander“ finde ich auch absurd. Wieso zeigt sich M hier plötzlich emotional und menschlich?
Den Grossteil der Szene über handelt M professionell als Bonds Vorgesetzter, nach dessen Abgang auf französisch und den dadurch absehbaren Folgen für die befehlsverweigernde Doppelnull zeigt der Film dann den Privatmann M. Dass M durchaus tief im Herzen Verständnis und Sympathie für seinen besten Mann hegt ist durch diverse Vorgängerfilme ja durchaus im Kanon etabliert (wenngleich der Brown-M sich diesbezüglich deutlich gefühlskälter zeigt).
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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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craigistheman hat geschrieben: 9. Januar 2020 09:36 Das war’s dann aber auch schon, denn zum Glück entschädigt LTK im weiteren Verlauf erheblich für den an den Haaren herbeigezogenen Miami Vice-Anfang.
Witzig, in meinen Augen macht LTK fast durchgehend so weiter. Die schwache Sanchez Rolle entpuppt sich früh als tausendfach durchgenudelter Mafia-Stereotyp aus Vorabendserien, die Dialoge siedeln sich zwischen ambitioniertem Rachethriller und überzogenem Melodrama an, der Score verstärkt dieses 80s US Action Feeling, durch das LTK eine ganze Spur beliebiger wird... Es gibt eigentlich wenig, was ich an LTK mag, obwohl ich ihn für keinen schlechten Film halte. Wären die spektakuläre, fantastische LKW Jagd am Ende und die Benicio del Toro Rolle nicht, wäre LTK unter Umständen sogar mein Schlusslicht der Reihe - obgleich ich ihn als Rachethriller ganz in Ordnung finde.
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Januar 2020 10:27 Den Grossteil der Szene über handelt M professionell als Bonds Vorgesetzter, nach dessen Abgang auf französisch und den dadurch absehbaren Folgen für die befehlsverweigernde Doppelnull zeigt der Film dann den Privatmann M.
So ist es fraglos gemeint, aber in der enormen Verdichtung kommt mir das dann auch zu hoppladahopp. Den Privatmann M hätte ich in eine zweite Szene verschoben - oder zumindest die bestehende Szene etwas ausgeweitet.
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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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Casino Hille hat geschrieben: 9. Januar 2020 10:31 So ist es fraglos gemeint, aber in der enormen Verdichtung kommt mir das dann auch zu hoppladahopp. Den Privatmann M hätte ich in eine zweite Szene verschoben - oder zumindest die bestehende Szene etwas ausgeweitet.
Das passt schon für mich. Brown spielt das so zensiert *) und kurz angebunden, dass ich keinerlei Zweifel daran habe, dass er hier zu 100% im Dienst-Modus ist. Ich sehe die Szene so: M dachte, dass er kraft seiner Autorität Bonds Vorhaben im Keim ersticken kann (was ja zuvor auch geklappt hat > siehe GF oder eben siehe auch OHMSS, denn da hat Bond zumindest nicht offen gegen seine Anweisung nichts zu unternehmen rebelliert). Dass dieser dann so emotional reagiert hat er ganz offensichtlich nicht erwartet, musste aber dann eben seine Linie zwangsläufig durchziehen (auch hier - schon wieder - die Parallele zum Anfang von OHMSS). Als das ganze eskaliert ist, zeigt er als Privatmann dann aber ein gewisses Verständnis für Bonds Handeln bzw. zumindest echte Sorge um dessen Schicksal. Für mich funktioniert die Szene so eigentlich reibungslos.

*) hahaha, wer sich frägt, was hier denn so schlimmes mal stand, hier die Auflösung: ba*rsch >> was würden wir nur ohne die Autokorrektur machen :lol:
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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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Da komme ich ja gerade rechtzeitig nach Hause...
craigistheman hat geschrieben: 9. Januar 2020 09:36 sondern es wird plötzlich eine wahre, wenig glaubwürdige Bärentatzen-Freundschaft mit Einchecken zwischen Bond und Leiter herbeigedichtet, die es so vorher in den Filmen und auch bei Fleming nicht gab. All das ist letztlich nur ein billig konstruierter Plotdevice, damit Bond anschließend weiterhin den grimmigen DEA-Ermittler spielen kann.
Da zitiere ich einfach mal mich selber, was die Freundschaft zwischen Leiter und Bond angeht:

Ein häufig getätigter Vorwurf gegenüber LTK ist, dass die Rolle Leiters nicht für einen glaubwürdigen Racheakt ausreiche. Dies halte ich für einen verkehrten Denkansatz in Bezug auf Leiters und Bonds gemeinsame Filmhistorie, die sowieso von stetigen Darstellerwechseln und nicht vorhandener Kontinuität gezeichnet ist. Stattdessen etablieren die Szenen zwischen Bond, Leiter und Della bei Sanchez‘ Festnahme und der anschliessenden Hochzeit sowie das fehlende Verständnis des britischen Geheimdiensts und die Untätigkeit der amerikanischen Behörden alles, was innerhalb von LTK notwendig ist um die Handlungsidee eines komplett auf eigene Rechnung operierenden Bonds zu rechtfertigen. Dass mit David Hedison die bis dato beste Inkarnation der Leiter-Rolle zurückgeholt wurde ist nur unterstützender Bonus. Sein Leiter hat nicht mehr ganz die kumpelhaft-lockere Chemie wie einst mit Roger Moore, vermittelt aber Bond und auch seiner eigenen Frau gegenüber immer noch die kameradschaftliche Wärme, die der Film benötigt. Dazu kommt noch sein sehr energisches Auftreten in Bezug auf Sanchez, womit schön vermittelt wird, dass Leiter dem Drogenbaron womöglich schon seit Ewigkeiten das Handwerk legen wollte. Dadurch kann Bonds Feldzug auch als eine Art Beendigung von Leiters Arbeit angesehen werden. (Ende Zitat)

Überhaupt wüsste ich nicht, warum man hier so sehr die früheren Filme als Massstab für die Leiter-Bond-Freundschaft heranziehen sollte oder will. Oder was Fleming damit zu tun haben soll. Wobei das Duo gerade bei Fleming stärker auf Kumpels getrimmt wurde als jemals in den Filmen (Ausnahme LTK und vielleicht noch LALD und NSNA). Das war in den Büchern auch schon mal weniger glaubwürdiger (durch die stärkere Chronologie der Romane) wenn Bond in LALD über dem verstümmelten Leiter (LTK-Szene) über "all die gemeinsamen Abenteuer" reminisziert, die sich eigentlich fast nur aus ein paar Drinks im Casino Royale und einem aus den Fugen geratenen Kneipenbesuch in New York zusammensetzen. Aber spätestens wenn Leiter dann in DAF als Captain Hook wieder auftaucht habe ich eigentlich auch bei Flemingg die Freundschaft abgekauft.
Casino Hille hat geschrieben: 9. Januar 2020 10:31 Wären die spektakuläre, fantastische LKW Jagd am Ende und die Benicio del Toro Rolle nicht, wäre LTK unter Umständen sogar mein Schlusslicht der Reihe - obgleich ich ihn als Rachethriller ganz in Ordnung finde.
Blablabla... :) Aber hier kann ich eigentlich kurz einhaken und zugeben, dass ich LTK tatsächlich wahrscheinlich sogar für Del Toros beste Rolle halte. Ich liebe den Dialog mit Pam in der Barrelhead-Bar, und vor allem das kranke Grinsen als sie ihm unter dem Tisch die Flinte an die Kronjuwelen hält, oder natürlich die "Honeymoon"-Szene in Krests Lagerhaus. Ach was, eigentlich liebe ich jede Szene mit Del Toro.
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Januar 2020 10:40 Ich sehe die Szene so: M dachte, dass er kraft seiner Autorität Bonds Vorhaben im Keim ersticken kann (was ja zuvor auch geklappt hat > siehe GF oder eben siehe auch OHMSS, denn da hat Bond zumindest nicht offen gegen seine Anweisung nichts zu unternehmen rebelliert). Dass dieser dann so emotional reagiert hat er ganz offensichtlich nicht erwartet
M hat natürlich ausgerechnet in LTK das schlagkräftigste Argument vergessen, mit dem er Bond üblicherweise immer zum Schweigen gebracht hatte: Die Drohung, ihn durch den Abteilungsstreber 008 zu ersetzen! Aber es wird nicht überraschen, dass ich mit der Szene überhaupt keine Probleme habe. Die dramatische Stimmung in LTK impliziert den Abschied als endgültig - das wirkt innerhalb des Films für sich schon so, als ob's das für Bond gewesen sei mit dem MI6 und als ob es nach der sehr unsanften Flucht für ihn kein Zurück mehr gäbe. Daher macht M's melancholisch gemurmelter Abschiedsgruss ganz am Ende schon Sinn. Das Einzige, was ein bisschen rausfällt ist der Satz "Too Many People", also die Anwesenheit von Zivilisten als einziges Argument, Bond nicht abzuknallen, das ist schon auffallend drastisch.
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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Januar 2020 11:25 Das Einzige, was ein bisschen rausfällt ist der Satz "Too Many People", also die Anwesenheit von Zivilisten als einziges Argument, Bond nicht abzuknallen, das ist schon auffallend drastisch.
Gerade das empfand ich immer als so unglaubwürdig, dass es doch eigentlich nur ein Vorwand sein kann. Also M will Bond nicht abknallen lassen, kann seinen Leuten aber schlecht sagen: "Nicht schießen, Bond ist zwar ein befehlsverweigernder Abtrünniger, aber ich mag ihn halt".
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Re: Filmbesprechung: "Licence to Kill (LTK)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 9. Januar 2020 11:34 Gerade das empfand ich immer als so unglaubwürdig, dass es doch eigentlich nur ein Vorwand sein kann. Also M will Bond nicht abknallen lassen, kann seinen Leuten aber schlecht sagen: "Nicht schießen, Bond ist zwar ein befehlsverweigernder Abtrünniger, aber ich mag ihn halt".
Stimmt eigentlich! Danke, jetzt ist auch der letzte kleine Zweifel an diesem makellosen Film eliminiert. :wink:
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