WIe bewertet ihr mit etwas Abstand CR?

1 - miesester Film aller Zeiten
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (1%)
2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (3%)
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (4%)
4
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (1%)
5 - durchschnittlicher Film
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (3%)
6
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (2%)
7
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10 (7%)
8
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20 (13%)
9
Insgesamt abgegebene Stimmen: 30 (20%)
10 - perfekter Film
Insgesamt abgegebene Stimmen: 73 (48%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 152

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1231
Nein, natürlich erwartet niemand nach dem Pokerspiel, dass der Film jetzt endet. Aber man hätte das Ende schon relativ nah dort setzen können. Nämlich eben nach der Folterszene mit einer zünftigen Ballerorgie. Dass das ganze mit Chiffres verschenktem Tod dann aber dermaßen schnell beendet wird, sollte selbst den einfältigsten Zuschauer darauf hinweisen, dass es da jetzt weiter gehen wird. Muss man kein Experte für sein.

Ich habe CR zu lange nicht gesehen (und auch nicht vor, dass bald zu ändern), aber bis es zur ersten externen Action abseits des Pokerspiels nach dem Flughafenintermezzo in Miami kommt, vergehen im Film bestimmt 40 Minuten oder? Was für die Bonds (zumindest die neueren) doch eine sehr lange Pause ist. Und das Pokerspiel nimmt doch auch erst später so richtig Fahrt auf.
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Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1232
Ein paar Beobachtungen meiner unfreiwillig jüngsten CR-Sichtung:

- Der African Rundown ist schon eine irre Actionszene in bester PTS-Tradition. Trotzdem eine kleine Logikfrage: Als Bond von den Kränen runter gesprungen ist, sieht er den Bombenleger in der Ferne davon laufen. Er steht auf, tritt eine Tür ein und rennt in das Gebäude. Woher weiß er, dass er auf diesem Weg seinem Verfolger den Weg abschneiden kann? Gibt es da eine andere Antwort als "Weil es im Drehbuch steht"? Ergibt das irgendeinen Sinn, dass Bond wirklich weiß, wie der Baustellen-Komplex aufgebaut ist? Aber trotzdem: Die Szene ist irre gefilmt, Arnolds Score toll und die Stunt-Arbeit der Wahnsinn.
- Der Amoklauf in der Botschaft hat mir nie gefallen, und er gefällt mir immer noch nicht. Campbell will uns wohl zeigen, dass Bond am Anfang noch Fehler macht. Zwei Probleme hat das ganze aber. Erstens: Mehrere unschuldige Soldaten in die Luft zu sprengen und wie ein Irrer einen diplomatischen Zwischenfall zu riskieren ist kein Fehler, sondern eine gigantische Dummheit. Zweitens: Bond ist nicht 20 Jahre alt, sondern gut und gerne ein Mitdreißiger. Das jugendliche Draufgängertum kauf ich ihm nicht ab. Wer so drauf ist, wird niemals zum 00-Agenten befördert. Dafür braucht man mehr Erfahrung.
- Mads Mikkelsen hat als Schurke hier eine wirklich tolle Präsenz, die für Bond sehr untypisch ist. Der Schurke wirkt hier tatsächlich als menschliche Figur, und nicht als beliebiges Bedrohungselement. Das liegt aber vor allem auch daran, dass die Rolle in den Plot komplett anders eingebaut ist. Le Chiffre will im Film nur seine eigene Haut retten, und Bond will das verhindern, um Le Chiffre jede Hoffnung zu nehmen. Das ist eine sehr gegensätzliche Beziehung, die für die Reihe sehr untypisch ist und Mikkelsen viel Raum gibt, eine sehr menschliche Ausgabe eines Bondschurken zu spielen. Es gelingt ihm fabelhaft.
- Leider verpasst der Film aber auch eine große Chance im Zusammenspiel von Chiffre und Bond. Anders als in Flemings Roman (dem sich der Film erst nach einer Stunde Laufzeit widmet), ist in der Filmversion Bond für die missliche Lage des Schurken verantwortlich. Er hat den Skyfleet-Anschlag verhindert und seinen Gegner in die Scheiße überhaupt erst reingeritten. Der Film nimmt darauf aber gar keinen Bezug mehr, nicht einmal in der Folter-Szene, die sich dafür angeboten hätte. Hier hätte die Bond-Bösewicht-Beziehung viel Potenzial gehabt, welches Campbell und sein Team einfach verschenken. Schade!
- Die Zeichnung der Vesper-Rolle ist nicht wirklich kohärent. Immer wieder gibt es Momente, bei denen ich mich frage, warum sie sich auf einmal so extrem gegensätzlich verhält. Die Duschszene etwa passt gefühlt überhaupt nicht zu ihrem vorherigen Auftreten (und was der Film als Wendepunkt meint, geht bei mir deshalb nicht auf, es ist zu plötzlich). Auch ihre krasse Verliebtheit mit Kitsch-Dialog ("Du kannst mich haben, wo immer du willst") in der Reha kommt quasi aus dem Nichts. Besser wäre gewesen, die Actionunterbrechungen des Pokerspiels (Defibrilator, Treppenhaus) in die Beziehung der beiden zu investieren.
- Der Kampf im Treppenhaus ist viel härter, als ich ihn in Erinnerung hatte. Der Kill am Ende dürfte einer der härtesten in der Bondreihe sein. Definitiv eine starke Szene - und viel besser als die Action am Miami Airport, die gerne mehr Pfeffer hätte haben dürfen. Das ist etwas zu sehr Bond-Standard, und etwas zu unspektakulär aufgelöst. Überhaupt gibt Campbell seine Twists gerne zu früh Preis. Am Airport wird zu klar angedeutet, dass Bond den Schlüsselanhänger am Bombenleger befestigen konnte, in Venedig gibt es die blöde Szene mit Vesper auf dem Boot und Gattler am Steg, die den Twist schlicht vorweg nimmt!
- Alle Szenen am Pokertisch sind wirklich stark. Es war richtig, statt Baccara im Film auf Poker zu setzen. Es ist das spannendere Spiel und die Situationen im Film sind wirklich schön. Richtig unschön bleibt dafür die doofe Vergiftungsszene, bei der Craig extrem deplatziert ins Overacting abrutscht und der Film etwas hilflos versucht, mit aller Macht Suspense zu erzeugen, wo keine ist. Auch hier ein merkwürdiger Umgang mit Vesper: Erst nennt Bond sie "Blöde Kuh", dann rettet sie ihm dort als Deus Ex Machina das Leben, und isst kurz darauf mit ihm fröhlich zu Abend? Oh James... Junge, musst du gut sein.
- Bis zur Folterszene ist Casino Royale in der Tat ein geglückter Actionfilm, dessen Reboot-Ansätze mir nicht gefallen (alle Gespräche mit Vesper über Bonds Kindheit, seine Beziehungen zu Anzügen, Alkohol und Frauen etc. gehen für mich am Bond-Charakter der vorherigen 21 Filme vorbei!), der aber sein Ding straight durchzieht. Bei der Folterszene bricht das alles aber stark ein. Der Elchtest ist bereits ein hemmungsloser Over-the-top-Moment, der mir zu sehr drüber ist, die Folter selbst ist aber kaum besser. Alles ein bisschen gritty, ein bisschen brutal, aber nicht so richtig Bond und weder Fisch noch Fleisch.
- Was dann im letzten Drittel wirklich stört, ist, dass mich die Liebesgeschichte kaum toucht - und ich ihr auch gar nicht folgen will, weil der Plot eigentlich zu Ende ist. Chiffre ist tot, Mathis als vermeintlicher Verräter abgeführt. Je länger das alles läuft, umso klarer wird, dass da noch was kommen muss - und als der Film in Venedig wie erwähnt seinen Twist dann sogar selbst spoilert, ist die Luft raus. Sehr merkwürdig auch, wie Bond am Strand mit Vesper darüber philosophiert, wie sein Job nach langer Ausführung die Seele angreift... Hochtrabende Worte für jemanden, der den Job seit 2 Wochen erst macht.
- Die Venedig-Action ist besser, als ich sie in Erinnerung hatte. Die schöne Idee, dass Bond in einem Gebäude nach oben will, während das Gebäude selbst gerade nach unten versickert, ist cool und es gibt einige klasse Einstellungen. Sowieso hat Campbell den Film auffallend schön gefilmt. Die Tunnelblick-Optik von GE ist komplett verschwunden, stattdessen gibt es viele tolle Shots (die erste Einstellung vom Skyfleet, die BMW-Fahrt zum Ocean Club bei Tageslicht, das Öffnen von Mr. Whites Tor am Ende des Films, die letzte Einstellung am Miami Airport, die auf Craigs Gesicht fokussiert bleibt etc).
- Keine echte Kritik, aber dennoch merkwürdig: M sagt in der vorletzten Szene des Films zu 007, dass er seine Lektion gelernt habe im Bezug darauf, dass Bond nun niemandem mehr vertraue. Ich frage mich ein wenig: Ist das nicht mehr eine hohle Phrase, angesichts der Tatsache, dass Bond bereits VOR der Begegnung mit Vesper im Film ein recht kaltschnäuziges Schwein gewesen ist, der sich sichtbar für M von seinem Job emotional distanzieren konnte? Klar, in Vesper hat er sich verliebt, aber damit hat sich James im Nachhinein nicht entwickelt, sondern ist wieder der geworden, der er schon vor Vesper war.

Insgesamt hat sich bestätigt, was ich mir so bereits gedacht habe. Nach dem mir der Film bei der letzten Sichtung vor 2 Jahren erstaunlich gut gefallen hat (besser als bei der Kinosichtung), hat sich jetzt doch wieder der erste Eindruck als der nachhaltigere bestätigt. Casino Royale funktioniert als rasanter Actionfilm mit Thriller-Komponente, bleibt aber in seiner Charakterarbeit etwas schwammig und bricht am Ende unschön ein, weil der Film dort sein Pacing-Problem offenbart (letztlich haben wir hier einen Film, der sich in der zweiten Hälfte am Roman grob orientiert, ihm aber vorher eine einstündige Vorgeschichte andichtet und am Ende mehr dramatisieren muss: Entsprechend grob fällt auch die Dreisatz-Struktur auf). Mit James Bond hat die Rollenauslegung von Daniel Craig für mich wenig zu tun, dennoch spielt er mit wenigen Ausnahmen (die Defibrilator und Folter Szenen) seinen Part überzeugend. Judi Dench, Jeffrey Wright und Eva Green machen ihren Job ordentlich, aber ohne aufregend zu sein, Giancarlo Gianni ist das wahre Glanzlicht, während Mads Mikkelsen als ungewöhnlicher, aber toller Schurke leider nicht bis zur Klimax erhalten bleibt. Arnolds Score ist toll, aber wohl sein einziger, der nur im Zusammenspiel mit den Bildern überzeugt. Inszenatorisch gelungen gefilmt, kann Campbell die deftigen Pacing-Probleme und das sehr wacklige Script nicht immer verbergen. Die recht tiefe Platzierung in meinem Ranking konnte sich damit bestätigen.
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Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1233
Casino Hille hat geschrieben:- Leider verpasst der Film aber auch eine große Chance im Zusammenspiel von Chiffre und Bond. Anders als in Flemings Roman (dem sich der Film erst nach einer Stunde Laufzeit widmet), ist in der Filmversion Bond für die missliche Lage des Schurken verantwortlich. Er hat den Skyfleet-Anschlag verhindert und seinen Gegner in die Scheiße überhaupt erst reingeritten. Der Film nimmt darauf aber gar keinen Bezug mehr, nicht einmal in der Folter-Szene, die sich dafür angeboten hätte. Hier hätte die Bond-Bösewicht-Beziehung viel Potenzial gehabt, welches Campbell und sein Team einfach verschenken. Schade!
Das ist mir noch nie so aufgefallen, es ist ja eigentlich auch üblich, dass Bond das Vorhaben des Bösewichts verhindert.
Trotzdem ist das natürlich schon eher unwahrscheinlich, von daher hätte sich dort wirklich mehr Potential geboten.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1235
Auf geht’s zum Mini-Marathon!

Mini-Marathon? Ja, ich werde in den nächsten Tagen die Craig-Bonds durchschauen und sie ein bisschen auseinandernehmen, gerade bin ich mit Casino Royale fertig geworden, also ist es Zeit für das erste Review!

Nicht wenigen gilt Casino Royale als der ultimative Bondfilm, auch ich zähle mich dazu, aber was macht den Film so gelungen?

Zum Ersten ist die Handlung extrem stark und bleibt dabei erstaunlich werktreu. Ich bin kein erfahrener Fleming-Leser, ganz im Gegenteil, ich habe nur Casino Royale und Moonraker gelesen, aber nach allem was man über die Werktreue von den Filmen ab YOLT hört und was ich darüber in Bezug auf Moonraker sagen kann, rechtfertigt das Wort „Werktreue“ eigentlich überhaupt nicht. Bei Casino Royale hat man aber im Gegensatz dazu erstaunlich viel vom Roman übernommen und diese Elemente extrem clever in eine hochmoderne Börsen-/Aktienstory eingebettet. Was bei der Storyführung auffällt ist, dass man Mr. White immer wieder auftauchen lässt und so die Bedrohung aus dem Schatten permanent aufrechterhält. Zudem ist er eine Art grauer Grenzgänger, der zwischen Schwarz und Weiß agiert und den man als Zuschauer nicht ansatzweise so sehr verabscheut wie Le Chiffre oder dessen wütende Kunden. Ebenfalls auffällig ist, wie leichtfertig man in dem Film mit gängigen Bond-Klischees spielt, man führt also beispielsweise Dimitrios am Pokertisch ein und baut dieses ganze Duell, samt bösen Blicken und schwarzem Bondhumor, so auf, als würde man gerade den Hauptgegner einführen. Auch endet der Film nicht in dann Venedig, wenn Bond und Vesper im Glück schweben, sondern nach dem Verrat, ein Handlungsteil den man, wenn es im Buch nicht auch so wäre, wohl eher als Aufhänger für den nächsten Film hernehmen würde. Näher auf die Handlung will ich jetzt aber nicht eingehen, wir wissen ja schließlich alle darüber Bescheid.

Was ist bei Casino Royale noch ungewöhnlich und neu? Daniel Craig liefert seinen bravourösen Einstand als James Bond. Ich habe erst vorgestern auf YouTube die Doku „Everything Or Nothing“ gesehen, wo Pierce Brosnan beschreibt, wie er aus der Rolle entlassen würde und wie das Broccoli und Wilson mit der notwendigen Neuausrichtung nach 9/11 begründet haben. Diese Neuausrichtung ist primär eine Erdung der Bond-Reihe, vergleichbar mit FYEO nach MR, und an dieser Erdung hat Craig einen riesigen Anteil. Er kann, auch bedingt durch sein eher kantiges Gesicht, die harten Parts wesentlich überzeugender als Pierce Brosnan spielen, bei dem zumindest ich immer das Gefühl habe, er würde es nicht so ganz ernst nehmen (wie bei Roger Moore auch). Der Humor ist deutlich zurückgefahren wurde, ist aber, im Gegensatz zu anderslautenden Behauptungen, noch immer vorhanden. Er steht nur weniger in der Tradition Roger Moores. Es sind vielmehr die trockenen Einwürfe, die den Zuschauer zum Schmunzeln, nicht zum herzhaften Lachen bringen. Das Interessante an Craig ist aber, dass er auch die ruhige Seite von Bond souverän ausspielen kann, also auch Bonds Liebe gegenüber Vesper überzeugend rüberbringen kann, ohne, wie bei Moore, Brosnan und diesmal auch Connery, diesen Augenzwinkermoment mitzuliefern. Das hat unter den Bonddarstellern einen gewissen Seltenheitswert.

Diese Darstellung macht Bond mehr denn je zu einem zwiespältigen Charakter, eine Eigenschaft, die auch auf Vesper zutrifft. Eva Green meistert diese Aufgabe ähnlich beeindruckend wie Daniel Craig, obwohl sie nur die eine Seite (die Liebe zu Bond) so richtig ausspielen darf. Sie erreicht die andere, dunkle Seite ihrer Rolle durch ihre Mimik, vor Allem die Geld Szene während der Erholung von Bond ist ausgezeichnet gespielt!

Ein kleiner Wehmutstropfen ist jedoch Mikkelsens Darstellung von Le Chiffre. Ich will nicht falsch verstanden werden, er macht das großartig, aber er schafft es nicht, die Bedrohlichkeit von Le Chiffre richtig aufzubauen. Dadurch, dass einem immer bewusst ist, dass auch Le Chiffre unter gewaltigem Druck steht, kann sowieso kein souveräner Bösewicht, also einer, „der immer lacht“, aufgebaut werden, aber Mikkelsen lässt in seiner Darstellung etwas zu viel Panik durchkommen, wie ich finde. Ob das vom Regisseur do beabsichtig war, oder ob er es nicht anders konnte, weiß ich nicht, obwohl ich eher auf den Regisseur tippen würde.

Zu Martin Campbell gibt es, bis auf diesen kleinen Kritikpunkt, eigentlich nur zu sagen, dass er hervorragende Arbeit leistet. Er inszeniert die Story in hohem Tempo, ohne dabei zu schnell zu werden und vor allem ohne zu sehr in die „over-the-top“-Schiene zu gehen. Gewagt an seiner Inszenierung sind die wenigen Erklärungen von Bond. Der Zuschauer muss sich eine ganze Menge an Erkenntnissen selber zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenbauen. Normalerweise werden dafür x Erklärungsdialoge eingesetzt, hier fast gar nichts. Das ist meiner Meinung nach wohltuend, dass man trotz dessen einen so hochangesehenen Film hervorgebracht hat, ist aber verwunderlich.

Zum Schluss noch ein bisschen was zum Soundtrack. Auf die Gefahr hin, die Arbeit von David Arnold kleinzureden, muss ich im Voraus einschieben, dass der gelungenste Moment des Soundtracks die Neuinterpretation des Bond-Themas mit dem langen Intro ist, die seitdem unverändert auch in SF und SP genommen wurde (bei QOS bin ich mir aus dem Gedächtnis gerade nicht sicher). Was mir zudem auffällt, ist der Stilwechsel Arnolds von diversen Techno-Einflüssen in der Brosnan-Ära zu klassischen Arrangements. Schön ist, dass das Hauptthema des Titelsongs auch im Film aufgegriffen wird, ein früher gängiges Mittel, dass man mittlerweile vermisst (die Instrumentalversion von Writings On The Wall in SP zähle ich bewusst nicht). Was mir weniger gefällt, ist, dass der Soundtrack gelegentlich zum Klangteppich wird, der kaum abzureißen erscheint, hier wäre etwas weniger mehr. Ich habe QOS zu lange nicht mehr gesehen, um einen Vergleich dazu herstellen zu können, inwiefern dieses „Problem“ auch hier zutrifft. Vielleicht verliere ich nach meiner Sichtung nochmal ein Wort dazu.

Fazit: Es gibt kleine Kritikpunkte, die nicht so sehr ins Gewicht fallen, wie das meine Kritik vielleicht suggerieren mag. Ganz einfach weil es sonst wenig zu kritisieren gibt und ich gerade auf die wenigen Kritikpunkte eingehen wollte. Mir gefällt Casino Royale ausgesprochen gut, ich habe ihn länger nicht gesehen und war wiedermal geflasht, 9,8/10, also eigentlich 10/10 Punkten.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1236
ProfessorDent hat geschrieben: 1. September 2018 23:37 Schön ist, dass das Hauptthema des Titelsongs auch im Film aufgegriffen wird, ein früher gängiges Mittel, dass man mittlerweile vermisst (die Instrumentalversion von Writings On The Wall in SP zähle ich bewusst nicht).
Da musst du mir aber noch mal erklären, warum du die Instrumentalversion aus SP nicht mitzählst. Übrigens wird auch Skyfall von Adele im Film verwendet :wink:

Früher hielt ich von der Verwendung des Titelsongs im Soundtrack noch mehr. Heute sehe ich das etwas anders. Gerade die genannten Stücke aus SF und SP sind für mich das musikalische Highlight aus den Filmen.


Damit man mich jetzt nicht falsch versteht, ich mag den GF-Soundtrack. Der Titelsong ist in "Dawn Raid on Fort Knox", "Oddjob's Pressing Engagement" und einigen mehr herauszuhören. Ähnlich ist es in TLD. Auch hier ist häufig "The Living Daylights", "Where has everybody gone" oder "if there was a man" herauszuhören. Ich mag diese Songs und mir gefällt auch der Soundtrack. Allerdings gibt es dadurch für mich keine musikalischen Highlights. In SF beispielsweise ist "Komodo Dragon" für mich das musikalische Highlight des Filmes, gerade dadurch, dass es sich um eine Ausnahme handelt. Beides hat seine Vorteile.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1238
ProfessorDent hat geschrieben: 1. September 2018 23:37Zum Ersten ist die Handlung extrem stark
Ich bin da anderer Ansicht. Wie ich auf der Vorseite angemerkt habe, habe ich mich bei der letzten Sichtung an einigen Dingen doch sehr gestört. Mal abgesehen davon, dass ich die ganze Rookie-Geschichte aufgesetzt finde (Bond verhält sich zu Beginn des Films nicht wie ein Mittdreißiger, frisch beförderter Agent und Ex-Commander, der halt noch Fehler macht, sondern wie der allergrößte Vollidiot). So sehr ich die deutlich anders gezeichnete Bösewicht-Figur in der Darstellung von Mads Mikkelsen mag (zumindest ist es durchaus spannend, dass wir hier keinem normalen Superschurken folgen, sondern einem verzweifelten Mann, der seine eigene Haut retten will und dem Bond dafür im Weg steht), so sehr verpasst der Film das Potenzial, der Beziehung zwischen Chiffre und Bond die besondere Würze zu verleihen. Man hält sich da in diesem Teil des Films recht dicht an den Fleming-Roman, vergisst aber, dass man dieser Romanhandlung ein einstündiges Prequel vorweg gestellt hat, dass die Situation der Charaktere neuordnet. Denn nun ist es Bond selbst, der für die missliche Lage von Le Chriffre verantwortlich ist - und das bedeutet, das alles, was im Casino Royale passiert, aus Le Chriffres Sicht Bonds Schuld ist. Aber Chiffre erfährt das im Film nie und nicht mal in der Folterszene fängt der Film etwas mit dieser gemeinsamen Vergangenheit von Held und Widersacher an. Eine äußerst merkwürdige Entscheidung von Drehbuch und Regie, denn gerade hier hätte man den Dialogen eine interessante Komponente geben können, die über das Aufeinandertreffen zweier Trotzköpfe hinausgehen.
ProfessorDent hat geschrieben: 1. September 2018 23:37also auch Bonds Liebe gegenüber Vesper überzeugend rüberbringen kann
Leider funktioniert diese Liebesbeziehung für mich nicht. Das hat nicht unbedingt viel mit Craig und Green zu tun, die natürlich eine gemeinsame Chemie haben, die sich nicht leugnen lässt. Aber die Vesper Rolle ist für mich nicht wirklich ordentlich geschrieben und entwickelt sich auch nicht kohärent. Ich weiß noch, wie meiner Mitguckerin bei der letzten CR-Sichtung (für sie die erste Sichtung des Films) bei der Szene nach der Folter (als Bond und Vesper sich im Erholungsheim anschmachten) ein lautes "Hä?" entwich. :D Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Dieser (ehrlich gesagt blöde) Kitsch-Dialog à la "Du kannst mich haben wo immer du willst" passte für mich gar nicht zu Vesper, zu Green und zu CR. Klar, man kann sich das z.B. damit erklären, dass Vesper nach dem abgewickelten Deal mit Mr. White emotional deutlich gelöster und entspannter als zuvor ist, aber: Nö. Das geht nicht auf. Dafür ist ihre überzeichnete Verliebtheit zu viel auf einmal und zu plötzlich. Und auch vorher schon ist die Bond-Vesper-Beziehung etwas... "sprunghaft". Meine Lieblingsszenenabfolge: Erst beleidigt Bond sie als "Bloody idiot", dann rettet sie ihm das Leben, guckt das ganze restliche Pokerspiel so angepisst wie nur möglich und isst dann ganz gelöst und fröhlich mit ihm zu Abend. Frauen sind einfach kompliziert...
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Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1239
Casino Hille hat geschrieben: 2. September 2018 14:22
ProfessorDent hat geschrieben: 1. September 2018 23:37Zum Ersten ist die Handlung extrem stark
Ich bin da anderer Ansicht. Wie ich auf der Vorseite angemerkt habe, habe ich mich bei der letzten Sichtung an einigen Dingen doch sehr gestört. Mal abgesehen davon, dass ich die ganze Rookie-Geschichte aufgesetzt finde (Bond verhält sich zu Beginn des Films nicht wie ein Mittdreißiger, frisch beförderter Agent und Ex-Commander, der halt noch Fehler macht, sondern wie der allergrößte Vollidiot). So sehr ich die deutlich anders gezeichnete Bösewicht-Figur in der Darstellung von Mads Mikkelsen mag (zumindest ist es durchaus spannend, dass wir hier keinem normalen Superschurken folgen, sondern einem verzweifelten Mann, der seine eigene Haut retten will und dem Bond dafür im Weg steht), so sehr verpasst der Film das Potenzial, der Beziehung zwischen Chiffre und Bond die besondere Würze zu verleihen. Man hält sich da in diesem Teil des Films recht dicht an den Fleming-Roman, vergisst aber, dass man dieser Romanhandlung ein einstündiges Prequel vorweg gestellt hat, dass die Situation der Charaktere neuordnet. Denn nun ist es Bond selbst, der für die missliche Lage von Le Chriffre verantwortlich ist - und das bedeutet, das alles, was im Casino Royale passiert, aus Le Chriffres Sicht Bonds Schuld ist. Aber Chiffre erfährt das im Film nie und nicht mal in der Folterszene fängt der Film etwas mit dieser gemeinsamen Vergangenheit von Held und Widersacher an. Eine äußerst merkwürdige Entscheidung von Drehbuch und Regie, denn gerade hier hätte man den Dialogen eine interessante Komponente geben können, die über das Aufeinandertreffen zweier Trotzköpfe hinausgehen.
Um es mit den Worten von Le Chiffre zu sagen: Such a waste!

Wobei ich es auch ganz lustig finde, dass Le Chiffre nicht dahinterkommt. Er hat ohnehin einen Grund, Bond zu foltern. So konzentriert er sich eben darauf, das Passwort herauszufinden.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1243
Moonraker hat geschrieben: 10. Januar 2019 00:44
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2019 00:34 Na ja, es ist nicht wirklich brutal, jedenfalls ist on screen nur wenig von den Resultaten der Folter zu sehen und dann wird die Szene gleich mehrfach ironisch gebrochen.
Oh, ich empfinde diese Szene aber mehr als brutal!
"Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith" ist ebenfalls FSK 12 und den empfinde ich persönlich als wesentlich brutaler. Vor allem die Szene, in der Anakin im Lava verbrennt.
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1245
Die FSK reagiert bis heute noch recht allergisch bei Sachen, die im Dunstkreis von Selbstjustiz sind. Von daher ist gerade bei LTK nachvollziehbar, dass dieser immer noch ab 16 freigegeben ist, wie auch die kaltblütige Erschiessung von Prof. Dent in DN ihren Anteil daran haben dürfte, dass auch Bonds Erstling eine vergleichsweise hohe Alterseinstufung besitzt. Bei CR sehe ich es wie Hille, wobei vermutlich die ironische Brechung durch Bonds Witzeleien tatsächlich den Ausschlag gegeben haben dürfte (denn nichts gesehen hat man zB auch beim Kettensägenmassaker in De Palmas Scarface, was die FSK aber dennoch nicht davon abhielt dem Film bis heute die Jugendfreigabe zu verweigern).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"