Wie findet ihr Sag niemals nie???

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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Wie immer ein sehr gelungenes Review, GoldenProjectile.



Folgende Auswirkungen sehe ich bezogen auf das Franchise, die sich meines Erachtens durch NEVER SAY NEVER AGAIN ergeben haben:

Kevin McClorys Ankündigung auf der US-Premiere im Herbst '83 weitere Bond-Filme produzieren zu wollen, führte dazu, dass Albert R. Broccoli am Starttag des Konkurrenz-Bonds in Monaco im Dezember in der Presse verlautbaren lies, dass Roger Moore ein siebtes Mal in FROM A VIEW TO A KILL den Geheimagenten spielen würde und die Nummer mit dem obligatorischen Personalkarusselll sich dieses Mal nicht mehr stelle.
Hinsichtlich dieser Aussage bleibt die spannende Frage im Raum ob Roger Moore ohne Sean Connerys Rückkehr wirklich seine Gagenvorstellungen gegenüber Albert R. Broccoli so durchgesetzt bekommen hätte oder ob man 1983 ohne den Konkurrenzfilm viel stärker bereit gewesen wäre mit einem jüngeren Darsteller einen Neuanfang zu wagen und Roger Moore nach FOR YOUR EYES ONLY in den Ruhestand geschickt hätte.

Als in der darauffolgenden nächsten Verfilmung von EON Limited Productions das gegnerische Killerpärchen Ma(x) Zorin und Ma(y) Day mit Darstellern/in besetzt worden sind, die gegenüber dem Hauptdarsteller um einiges jünger waren, wird dies gerne als Zugeständnis interpretiert, was NEVER SAY NEVER AGAIN gegenüber der eigenen Serie als Art inspirierenden Punktgewinn ausgemacht hat.
Felix Leiter mit einem farbigen Schauspieler zu besetzen war damals ein gelungener Ideenstreich Connerys, dem das Kern-Franchise erst mit CASINO ROYALE folgen sollte.
Die Laseruhr erfuhr eine Reminiszenz im Pre-Title von GOLDENEYE.
Albert R. Broccolis hasste übrigens Szenen von Verfolgungsjagden mit Motorrädern, so dass diese unter seiner Ägide keinen Einzug innerhalb der Filmreihe erfuhren, sondern erst nach seiner aktiven Zeit ein Thema wurden.


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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Ein weiterer Einfluss von NSNA lässt sich an der Gestaltung des Bondgirls in den direkt folgenden EON-Beiträgen AVTAK und TLD erkennen. War man in den vorangegangenen vier Filmen bemüht gewesen dem Klischee des hilflosen, unselbständigen und intellektuell Bond klar unterlegenen Anhängsels entgegenzuwirken mit starken weiblichen Figuren wie Anya, Holly, Melina und Octopussy (allen namenstechnischen Anzüglichkeiten zum Trotz, hier ist ausnahmsweise Nomen mal nicht Omen), so kehrte man ausgerechnet nachdem sich NSNA zu diesem klassischen Typus Bondgirl ohne wenn und aber bekannt hatte zu eben jenem zurück und präsentierte mit Stacy und Kara obendrein zwei der unselbständigsten Vertreterinen dieses Figurentyps (noch dazu in einer Phase, in der die Herren Maibaum, Wilson und Glen wenig unversucht liesen Handlung und Figuren mehrdimensional anzulegen). Die diesbezügliche EON-Kehrtwende wird noch deutlicher wenn man sich vor Augen hält, dass die Bondfilm-Schmiede im Anschluss nie wieder auf diesen Typ Bondgirl zurückgriff (jedenfalls nicht beim Haupt-Bondgirl).

A propos Bondgirl: lange Zeit ging ich mit Erics Einschätzung d‘accord, dass Basinger ein eher blasses und schwaches Bondgirl hinlegt. Mittlerweile sehe ich das aber durchaus anders, da trotz des klischeehaften und figürlich wenig aufregenden Materials mit dem sie arbeiten muss ihre Ausstrahlung durchaus beachtlich ist. Ich denke, Basinger wäre in einer etwas frecher und selbstbewusster angelegten Bondgirl-Rolle deutlich besser zur Geltung gekommen (irgendwie drängt sich hier automatisch der Vergleich zu ihrer Vicky Vale-Rolle in Burtons Batman auf, in welcher sie zwar ebenfalls oft genug die „damsel in distress“ geben muss, andererseits aber als Typ wesentlich selbständiger agiert). Dennoch finde ich holt sie auch aus der Domino-Rolle kraft ihrer Ausstrahlung und der stimmigen Chemie mit Connery mehr raus als manch ihrer Kolleginnen in ähnlich angelegten Bondgirl-Rollen (man denke beispielsweise an die japanischen YOLT-Girls, Stacy oder Kara). Die Hymne auf Claudine Auger kann ich übrigens nur bedingt teilen, da allen optischen Vorzügen zum Trotz sie mich darstellerisch nur bedingt überzeugen kann, vor allem in der Strandszene agiert sie mir doch allzu hölzern.

A propos Bondgirl 2: Die Besetzung von Barbara Carrera als Femme Fatale in NSNA finde ich wiederum grandios und ihre Fatima nicht nur eines der farbigsten Bondgirls, sondern auch eines der besten. Klar, das ist überzeichnet bis zum Anschlag (und darüber hinaus), ist aber im ironischen, ja manchmal sogar quasi-parodistischen Gesamtkontext des Films absolut stimmig und fügt sich nahtlos in die figürliche Reihe aus Brandauers Operetten-Schurke, Fox quengeligem Jungchef-Klischee oder Atkinsons versnobtem Superkauz ein. Die Figur Fatima baut zwar fraglos auf EON-Vorgängerinnen wie Fiona, Helga und Naomi auf, stellt in ihrer mannstollen Exaltiertheit und aufgrund der extremen Gemütsschwankungen aber dann doch einen ganz neuen Typ Bondgirl dar, der auch in der gelungenen EON-Neuauflage Xenia Onatopp meiner Ansicht nach nicht getoppt (hahaha) werden konnte.

Noch ein abschliessendes Wort zu Max Von Sydow: es stimmt schon, dass sein Blofeld aufgrund der kurzen Screentime figürlich etwas zu kurz kommt. Das macht TB besser, da man Blofeld nie wirklich als den großen Schurken aufbaut, sondern eher als Mysterium im Hintergrund. Es hilft TB diesbezüglich auch, dass man Blo lediglich eine Szene gleich zu Beginn zugesteht, während die schwedische NSNA-Ausprägung hingegen immer mal wieder kurz im Film vorbeischaut, was seine figürliche Unterrepräsentierung dann ironischerweise sogar noch unterstreicht. Dennoch finde ich Von Sydow klasse in NSNA, da es ihm allein schon aufgrund seines Charismas in seinen wenigen Szenen gelingt einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Ähnlich wie anderthalb Jahre zuvor in Milius Conan, der Barbar, in welchem der schwedische Charakterdarsteller auch gerade mal nur in einer einzigen Szene zu sehen ist, zeigt sich auch in NSNA, dass für einen Vollblutmimen begrenzte Screentime kein unüberwindbares Hindernis darstellt (jedenfalls dann nicht, wenn man ihm Stoff zum arbeiten gibt >> Hallo, Mr. Abrams!). Hinzu kommt, dass Von Sydows betont freundliche und höfliche Interpretation des Superschurken einen ganz neuen Ansatz bietet, der gerade durch den Kontrast zu seinen Drohungen einen ganz erstaunlichen diabolischen Eindruck zu hinterlassen weiss (da man sich unterbewusst frägt, wenn er schon atomare Vernichtung mit einem Lächeln ankündigt, zu was mag er dann erst im Stande sein, wenn er mal die Beherrschung verliert).
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Kurze Randnotiz:
Was Blofelds Ende in NEVER SAY NEVER AGAIN anbetrifft, so ist auch eine Todesszene gedreht worden, die es nicht in den finalen cut geschafft hat:
Nach dem Bond die Bomben entschärft hat, erscheint er danach überraschend auf dem Übertragungsbildschirm des SPECTRE-Hauptquartiers und erschreckt dabei die Katze, die vergiftete Krallen besitzt und dadurch aus Versehen ihren Herrn und Meister kratzt und somit ins Jenseits befördert.
(Vielleicht ist dies als verdrehter Sprachwitz hinsichtlich des Idioms "Curiosity killed the cat" auszulegen.)



Bei der Erstsichtung im Kino hatte ich am Ende erwartet, dass es Blofeld wäre, der am durchs Gartentor kommt und die Villa betritt, statt des vertrottelten Bürokraten Small-Fawcett. Aber dann hätte der Abschlussspruch (Titel) wahrscheinlich weniger gegriffen.

A propos: Max von Sydow - for Blofeld
Die ersten Planspiele zu ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE, der ursprünglich direkt im Anschluß an GOLDFINGER vorgesehen war, bringen das Gerücht auf, dass der Schwede als Gegenspieler von Bond angedacht war. Diese Besetzungsidee wurde jedoch schnell wieder verworfen, nachdem er Jesus in "The Greatest Story Ever Told" (1965) dargestellt hatte, da die Produzenten dies dann als etwas unpassend empfanden (Bond gegen Gottes Sohn).


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Zuletzt geändert von photographer am 21. August 2018 12:26, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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photographer hat geschrieben: 20. August 2018 23:37 .
Wie immer ein sehr gelungenes Review, GoldenProjectile.
Vielen Dank für das Lob und die aufschlussreichen Hintergrundinformationen! (ich bin da teils nicht so gut informiert wie du oder Anatol und besitze wohl die falschen Bond-Sachbücher. Meine Beschäftigungen sich alle nur mit dem was in den Filmen passiert, nicht mit den Hintergründen)
AnatolGogol hat geschrieben: 21. August 2018 07:59 Das macht TB besser, da man Blofeld nie wirklich als den großen Schurken aufbaut, sondern eher als Mysterium im Hintergrund. Es hilft TB diesbezüglich auch, dass man Blo lediglich eine Szene gleich zu Beginn zugesteht, während die schwedische NSNA-Ausprägung hingegen immer mal wieder kurz im Film vorbeischaut, was seine figürliche Unterrepräsentierung dann ironischerweise sogar noch unterstreicht.
Genau so meinte ich das auch. Wenn er am Ende noch einmal reinschaut hat man ihn schon längst vergessen. Max kann man aber nur schwer einen Vorwurf machen weil er als altehrwürdiger Ernst wirklich passt, und nicht in die Falle eines netten Onkeltyps gerät sondern hinter der gepflegten Fassade auch die dunklen Züge und Absichten der Figur durchschimmern lässt. Der alte Schwede ist einer der drei guten Blos zusammen mit Professor Dents Leiche und Old Kojak. Dagegen sind Bruder Landa, Narben-Donald und der Delikatessenmann die schlechten Blos. It's just a jump to the left rangiert für mich im Mittelfeld.
We'll always have Marburg

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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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photographer hat geschrieben: 21. August 2018 09:36 Bei der Erstsichtung im Kino hatte ich am Ende erwartet, dass es Blofeld wäre, der am durchs Gartentor kommt und die Villa betritt, statt des vertrottelten Bürokraten Small-Fawcett. Aber dann hätte der Abschlussspruch (Titel) wahrscheinlich weniger gegriffen.
Und ich hatte dieses Ende mit dem Augenzwinkern damals so interpretiert, dass eine Fortsetzung ausdrücklich nicht ausgeschlossen ist.
Morgenstund' ist aller Laster Anfang

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Sehr schöne Review. War klasse zu lesen.

Stimme dir bei Connery und Brandauer zu. Die girls fand ich eigentlich auch okay. Was mir oft nicht gefiel war der Soundtrack und vor allem der Titelsong. Grausig. Ein bisschen mehr Bond wäre klasse gewesen, was den Soundtrack angeht aber das ging ja leider nicht. Sehr schade.

Die meisten Kritikpunkte kann ich nachvollziehen aber bei Basinger bin ich bei Anatol. Vielleicht musst du den Film auch öfter sehen. Ist ja dein erstes mal oder? Totales Neuland.

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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So ganz weiss ich nicht, was ich vom nicht vorkommenden Bond-Theme halten soll. Einerseits hätte sich der Film viel mehr nach Bond angefühlt. In der jetzigen Version ist es ein Film, den man zwar schauen kann, aber von den Eon-Filmen unterscheidet er sich so deutlich, dass man merkt, dass er nicht dazugehört. NSNA ist somit ein Film, auf den ich fast nie Lust habe, nur dass ich diesen auch nicht auf DVD habe.

Andererseits bin ich aber auch geneigt, genau anders herum zu argumentieren: Der Film gehört nicht zur Eon-Reihe und steht mMn qualitativ auch deutlich unter den meisten Eon-Filmen und ist es deshalb auch nicht wert, dass er sich so anfühlt. Von daher ist es sogar gut, dass man dem Film das deutlich anmerkt (kein Bond-Theme, keine Gunbarrel). Wobei diese Argumentation etwas zirkelschlüssig ist, denn wenn er sich wie ein Eon-Bond anfühlen würde, könnte man dem Film auch eigentlich nicht mehr vorwerfen, kein Eon-Film zu sein.

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Ich sehe NSNA immer wieder gern und finde, dass er sich, obwohl gewisse "Erkennungsmerkmale" fehlen dennoch wie ein BOND-Film anfühlt, der er ja auch ist. Ich denke, dass das Bond Theme wohl der grösste Einschnitt ist und dennoch funktioniert der Film sehr gut.
NSNA ist wohl der Exot im Bond Universum und alleine deshalb schon sehenswert.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Ich sehe das aus dem entgegengesetzten Blickwinkel: NSNA ist etwas besonderes weil er in manchen Dingen anders ist als die EON-Konkorrenz. Ich finde das erfrischend und eigenständig und die "typischen" Klischees wie Bondthema, Gunbarrel o.ä. vermisse ich hier überhaupt nicht. In diesem Kontext sehe ich auch Legrands meines Erachtens superbe Filmmusik, die dem Film eine ganz eigene Note und damit Eigenständigkeit verpasst und sich eben nicht sklavisch an Barrys Stil orientiert. Wäre NSNA mehr "EON-like" würde ich ihn vermutlich nicht so gern haben wie ich es aufgrund seiner bewussten Eigenständigkeit tue.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Agent 009 hat geschrieben: 26. August 2018 09:49 Und für ein Bondigeres opening gibt es dann noch das hier:

https://youtu.be/ytZ7YxAva2Q


Das hat schon was. Aber ja, er lebt wohl auch von seiner Eigenständigkeit. ;-)
Das ist eine nette Spielerei (es gibt den ganzen Film ja als Fanedit mit Musik aus EON-Filmen), aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich Barrys Musik hier schon deshalb völlig deplaziert empfinde, da sie hörbar aus einem ganz anderen Jahrzehnt stammt und so überhaupt nicht zum Stil der Bilder passen will. :)
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again (NSNA)"

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Goahead hat geschrieben: 26. August 2018 09:21gerade die "Eigenständigkeit" die mancher an NSNA kritisiert macht ihn gerade aus
Absolut. Ich finde persönlich, dass viele Dinge an NSNA ganz wunderbar deshalb funktionieren, weil sie sich von der EON-Reihe dezent abgrenzen, und weil der Film wie eigentlich sonst nur noch DAF (und mit ganz leisen Anstrichen auch der direkte NSNA-Konkurrent OP) seine selbstironische Überhöhung auf der Schwelle zur Selbstparodie wandeln lässt - und trotzdem ist der Film kein Austin Powers, weil z.B. egal wie operettenhaft Brandauer seine Largo-Interpretation anlegt, er dennoch als Gefahr für die Protagonisten stets erkennbar bleibt. Selbiges gilt etwa auch für Fatima Blush, bei der ich anders als Eric sagen würde, dass sie die gute Xenia Onatopp, die man als ihre indirekte Nachfolgerin ansehen könnte, um Welten übertrifft (was aber vielleicht auch ein bisschen am Writing liegt, da ich bei GE ohnehin das Problem habe, dass alle Schurkenrollen extrem überzeichnet wirken - Negativbeispiel wäre das wandelnde Hackerklischee Boris - , nur das der Film anders als NSNA eigentlich einen anderen Ton verlangt).

Dementsprechend sind meine Lieblingsmomente in NSNA hauptsächlich die, in denen der Film sich von seinen Vorgängern (und ungewollt auch von seinen Nachfolgern) abgrenzt. Hier muss ich auch Anatol absolut recht geben: Ein klassischer John-Barry-Score - oder einer, der sich stark an seinem Stil orientiert - hätte bei NSNA überhaupt nicht gepasst. Zwar muss ich zugeben, dass ich es trotzdem jedes Mal schön fänd, wenn zumindest in einer Szene (vermutlich bei der Enthüllung des Q-Motorrads) Legrand seine eigene Version des Bond-Themas spielen hätte dürfen (was wohl eine akustische Nachfolge der Adaptionen durch Hamlisch in TSWLM und Conti in FYEO geworden wäre), aber über fehlendes Bondfeeling kann ich mich bei NSNA nun wirklich nicht beschweren. Dafür würde mir schon alleine der ultra entspannte, super lässige Connery in seiner Paraderolle reichen. Etwas ironisch ist es zudem, fehlendes Bondfeeling ausgerechnet am Ausbleiben der Titelmelodie festzumachen - immerhin hat in dieser Hinsicht EON mittlerweile den ungeliebten Stiefbruder der Reihe eingeholt. In CR etwa erklingt das Bondthema erst im Abspann, auch in QOS wird es nur an zwei Stellen im Hintergrund zitiert, ehe es dann im Abspann gespielt wird. Ganz ehrlich: Wer das tollste musikalische Leitthema der Filmgeschichte nicht anders verwenden kann, als es bei den Namen der Beteiligten abzunudeln, sollte deutlich mehr gestraft werden, als der, der es aus rechtlichen Gründen einfach nicht benutzen konnte. :wink:

An NSNA ist sicher nicht alles Gold, was glänzt: Persönlich finde ich - mal abgesehen von dem logischen "Übel", dass durch die durchgehend entspannte Urlaubsstimmung nie so richtige Spannung aufkommen will (auch dies ist allerdings im Rahmen der Bondreihe kein Einzelfall) - , dass NSNA in der zweiten Hälfte deutlich weniger spritzig daher kommt als zuvor, weil vor allem das letzte Drittel (so handwerklich gekonnt Kershner hier zu inszenieren weiß), dann doch notwendigerweise sehr nah am EON-Bond TB dran ist und die erfreuliche Andersartigkeit der vorigen Szenen weniger stark zur Geltung kommt, bzw. immer weniger vorhanden ist. Allerdings ist auch das dank der starken Leistungen von Brandauer, Connery und natürlich Basinger (die in den 80ern fast schon zum Kulturgut zählte) zu verschmerzen. Ganz toll ist NSNA aber eben immer dann, wenn er ein bisschen anders sein darf. So etwa im herrlich absurden Opening (inklusive Auflösung), der Zurechtweisung von M, der legendären Q-Szene (mit einem der Top-10 Sprüche der Reihe: "I hope we're going to see some gratuitous sex and violence in this one!"), allen Szenen mit Fatima, der Urin-Probe, dem SPECTRE-Meeting (mit der Blofeld-Traumbesetzung Max von Sydow) und natürlich das Domination-Spiel. Letzteres ist vermutlich der mit Abstand abgedrehteste Einfall in NSNA, und NSNA ist einer der wenigen Bonds, der diese Szene so hätte bringen können. Was soll man anderes sagen, als dass sie superb funktioniert und eine gelungene, clevere Abwandlung der üblichen Bondschen Provokation gegen den Antagonisten ist?
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