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chief hat geschrieben: Einzig Arne Elsholz hat mich enttäuscht, synchronisierte er Tom Hanks doch so, als sei vorher noch beim Zahnarzt gewesen.
tja, das ist ein in den entsprechenden fach-foren viel diskutierter punkt. ich hatte sogar auf schlaganfall getippt, da es mich wirklich fast den ganzen film über etwas von der handlung abgelenkt hat. aber in der tat war elsholz wohl schwer krank. es wird aber wohl von film zu film besser...
"It's been a long time - and finally, here we are"

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The Good German
Steven Sonderbergh, 2006

Militär-Journalist George Clooney wird nach Berlin zur Potsdamer Konferenz der Nachkriegszeit geschickt. Das kommt ihm gerade recht, um seine ehemalige geliebte Cate Blanchett zu suchen und findet sich neben ihr in einem verwirrenden Komplott wieder.


Sonderbergh filmte seinen historischen Film-Noir nicht nur im Format, Schwarz-Weiß und angeblich auch mit technischer Ausrüstung der Zeit in dem er spielt, sondern inszenierte ihn auch so. Eine nette Idee, vor allem da die „Mise en Scene“ (um im Fachjagon der Filmkritik zu bleiben), die räumliche Veränderung durch Kameraschwenks und Fahrten, die damals noch viel verwendet wurde zurückkehrt. Genau diese Mittel treibt Sonderbergh allerdings auch auf die Spitze und nutzt sie im Übermaß. Durch Rückfahrten und häufigen Fahrten in anderen Perspektiven zieht die Kamera die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich selbst und steht somit im Widerspruch mit der Bildkomposition. Diese verrät uns schon in der Einführungsaufnahme durch einen Fernsehbildschirm mit dokumentarischen Zeitaufnahmen von Berlin und Einwohnern, die auch während des Films - aber ohne Fernsehbildschirmrand - immer wieder zwischen geschaltet werden, sowie durch des Filmbilds eigenes Schwarz-Weiß (zu kontrastreich; das weiß blendet - was will er uns damit sagen?), das es sich um wahre Bilder, wahre Ereignisse handelt. Kontraproduktiv sind auch die idiotischen Schnitte durch ein sich aufrollendes Bild nach rechts oder links.
An anderen Stellen zeigt die Bildkomposition allerdings auch Wirkung. So wird Cate Blanchett nicht unbegründet häufig vom Schatten ummantelt - sie trägt ein Geheimnis mit sich. Interessant waren die Actionszenen, die überwiegend in Nahaufnahme mit schnellen Kameraschwenks- und neigungen und fast ohne Montage inszeniert wurden und trotzdem Tempo hatte. Ob diese Technik auch außerhalb von Zweikämpfen funktioniert ist fragwürdig - sicherlich ein Grund warum sie nicht verbreiteter ist.

Selbst das Story-Design erinnert an das seiner Zeit. Der Film wird von Innenaufnahmen und Dialogen beherrscht, ein typisches Merkmal des Schwarz-Weiß Kinos im 4:3 Format. Im Kontrast dazu stehen jedoch die eher zeitgenössischen Dialoge.
Die Story beinhaltet weitere Schwächen. Neben der Inszenierung distanziert auch die Tatsache, dass es erst keinen klaren Protagonisten gibt. Wir folgen erst einem Antagonisten bevor wir bei Clooney bleiben, der jedoch eher passiv ist.
Der Wechsel zwischen Geheimnissen der Story und dramatischer Ironie - wir wissen mehr als Clooney - kann zusammen mit Wendungen zwar die Aufmerksamkeit erregen, jedoch hat die Story einen unausgewogenen Rhythmus, viele kurze Szenen, die es teilweise erschweren Informationen zu behalten.
Im Nachhinein kann man sich nur schwer an die Story-Details erinnern, nur das der letzte Abschnitt dem von Casablanca ähnelt, alles jedoch Böse ausgeht.

Ich vergebe noch 6 von 10 Punkten, da die Story ihr Potential nicht ungenutzt ließ und die Inszenierung trotz Überbetonung und Fehlgriffen nicht unästhetisch war.


Hat noch jemand seine Probleme mit der Story?

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nö ich hab gerstern nämlich Pusher geschaut

Drogendealer Frank schuldet Milo 50 000 Riesen. Er verpatzt einen Deal und muss 200 gramm Dope im See versenken die er sich von Milo geliehen hat. jetzt schuldet Frank ihm 230 000 und die Gangster werden langsam ungeduldig.

meine Fresse, das war verdammt noch mal ein toller Film. Unter den vielen Filmen die realistisch sein wollen ist das einer der 100% realistisch rüberkommt. Die Dialoge wirken nicht geschrieben, die Story ist hart, manchmal darf man ein wenig schmunzeln und es wird garantiert nie langweilig. Das ganze ist irre Spannend und glaubwürdig.Die Darsteller sind ausnahmslos klasse. Geniales Kino aus Dänemark.

Für alle Gangsterfilm liebhaber ist dieser Streifen ein Muss.

9,5/10 Punkten
Bild

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chief hat geschrieben: Einzig Arne Elsholz hat mich enttäuscht, synchronisierte er Tom Hanks doch so, als sei vorher noch beim Zahnarzt gewesen.
Ich kann euch sagen was los war (Insider im Synchronsprechgeschäft). Der Mann ist zuerst mal sehr sehr sehr sehr sehr alt. Und dann war tatsächlich kurz vor dieser Rolle eine längere Zeit im Krankenhaus weil er sehr krank ist. Ich will nicht sdchwarzmalen, aber wenn wir Pech haben, haben wir ihn nicht mehr lange.


RW06 hat geschrieben:man muss nur wissen was man will. wenn du kein problem damit hast, dass der film nicht 2,5 stunden "brad pitt und andere coole typen prügeln die nazis platt" ist, sondern eher 2,5 stunden scharfe, ironische, teils zynische dialoge, dann ist es OK.
Das hört sich stark danach an, als würde man mich als hirnloses-"coolen"-Typen-hinterherrennendes-teenager-Etwas verdächtigen. Dem ist nicht so. Ich hab ehrlich gesagt nichts für Brad Pitt, Till Schweiger, Daniel Brühl etc etc übrig. Es neigt bei den Kerlen eher zum Gegenteil. Ich bin dann doch eher für ordentlich durchdachte und gutausgeführte Dialoge zu haben. Außerdem interessiert mich die Story der Inglorious Bastards.
"And here lies my dilemma: The streets of heaven are too crowded with angels. We know their names." Tom Hanks

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RW06 hat geschrieben:@ Caro Bond

du hast wohl nen Fehler beim zitieren gemacht, ich hab das icht geschrieben! ;)
sondern ich.

und caro, ich hab das so nicht auf dich bezogen, aber ich weiß dass viele im kino saßen mit ordenliuch alkohol bestückt und eben genau das (eine sinnfreie nazi-schlacht) erwartet haben. die vorschau ging ja auch in die richtung
Zuletzt geändert von danielcc am 31. August 2009 08:12, insgesamt 2-mal geändert.
"It's been a long time - and finally, here we are"

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Bei Anruf Mord
Alfred Hitchcock, 1954

Ray Milland scheint den perfekten Mord an seine uneheliche Frau geplant zu haben. Doch dann geht der Plan nach hinten los, oder doch nicht...?


Es ist einfach immer wieder erstaunlich, wie Hitchcock den Zuschauer in der Hand hat. Er schafft es erneut, dass man sich dabei erwischt, wie man für einen Moment mit dem Antagonisten mitfiebert. Hitchcocks Antagonisten sind immer empathisch und oft sogar sympathisch. Es gibt bei ihm selten Gut und Böse, denn auch die Protagonisten zeigen ihre schlechten Seiten. In dem Fall ist es eine uneheliche Grace Kelly – die hier erstmals als Hitch-Girl auftritt - und ein sehr sympathischer Ray Milland.
Der Film spielt größtenteils in nur einem Apartment, was daran liegt, dass es ursprünglich ein Theaterstück ist und Hitch behandelt es auch dementsprechend. Geschickt vermischt er Codes des Theaters und des Films, indem er hauptsächlich dann schneidet, wenn eine andere Person in Aktion tritt oder der Raum verlassen wird. Sonst benutzt er Kameraschwenks um Objekten zu folgen; lässt Anthony "Dr. Dent" Dawson bewusst theatralisch sterben.
Doch am erstaunlichsten ist Hitch's Bildkomposition. Das Apartment ist in bunten Farben gehalten, um dem Auge die fehlende Flora und Fauna zu ersätzen. Grace Kelly trägt in Gegenwart ihres Mannes unauffällige, einfache Kleidung, während sie in Anwesendheit ihres Liebhabers ein knallrotes Kleid trägt und dazu gleichfarbigen Lippenstift. Beim versuchten Mord ist es ein Negligé, das die für Hitchcock typische Brücke zwischen Sex und Mord darstellt und in unschuldiges hellblau gefärbt ist. Nachdem sie verurteilt wird bekommen wir sie in grauer, verschlossener Kleidung zu sehen. Die Komposition ist außerdem so strukturiert, das sie gleichermaßen im gewohnten 2 Dimensionalen Bild wie im 3 Dimensionalen Bild fürs damalige Kino unbewusst funktioniert (fast immer fängt die Kamera mehrere Ebenen ein, indem beispielsweise permanent eine Lampe im Vordergrund steht, oder die Figuren sich auf die Kamera zu bewegen, was in 3 D den gewünschten Effekt erzielt und im gewohnten 2 D entweder nicht auffällt oder sogar noch der Komposition dienlich ist [die Lampe füllt gleichzeitig häufig das 16:9 Bild für Zweiereinstellungen]).

Trotz dem beschränkten Handlungsspielraum schafft es der Film durch viele Klein-Höhepunkte (Ist er überführt!? Nein, doch nicht. Aber jetzt!? Wieder nicht) und regelmäßigen Wendungen zu fesseln, ohne den Zuschauer zu ermüden.

Wieder einmal gut gemacht, Mr. Hitchcock: 8,5 von 10 Punkten
Zuletzt geändert von 007James Bond am 1. September 2009 02:06, insgesamt 2-mal geändert.

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Caro Bond hat geschrieben:
chief hat geschrieben: Einzig Arne Elsholz hat mich enttäuscht, synchronisierte er Tom Hanks doch so, als sei vorher noch beim Zahnarzt gewesen.
Ich kann euch sagen was los war (Insider im Synchronsprechgeschäft). Der Mann ist zuerst mal sehr sehr sehr sehr sehr alt. Und dann war tatsächlich kurz vor dieser Rolle eine längere Zeit im Krankenhaus weil er sehr krank ist. Ich will nicht sdchwarzmalen, aber wenn wir Pech haben, haben wir ihn nicht mehr lange.
Zunächst mal danke für die Info. Ich vermutete so etwas, denn für das "Genuschel" gab es nur zwei mögliche Erklärungen. Entweder er wollte es nicht besser, was ich nicht glaube, da Arne Elsholz mittlerweile ein Synchro Urgestein ist. Oder eben, dass er es nicht besser konnte. Der Gute ist jetzt 65 und ich hoffe, dass er uns noch lange erhalten bleibt.

@Caro. Inwieweit bist Du ein "Synchro Insider"? Das interessiert mich wirklich.

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007James Bond hat geschrieben:Bei Anruf Mord
Alfred Hitchcock, 1954
ich hatte mal das Vergnügen das Theaterstück zu inszenieren...

bleibt noch zu sagen, dass ungewöhnlich für Hitch, hier mal die Polizei (der Inspector) sehr positiv abschneidet und am Ende auch hinter die Sache kommt. Daran merkt man schon, dass das Drehbuch nicht original von Hitchcock ist :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

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danielcc hat geschrieben:
ich hatte mal das Vergnügen das Theaterstück zu inszenieren...
...und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich und zufrieden. :lol:

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danielcc hat geschrieben: ich hatte mal das Vergnügen das Theaterstück zu inszenieren...
Da war doch noch eins, oder?
Sind die Stücke häufiger in Deutschland zu finden?
Könnt ihr die auch selber umschreiben, ohne rechtliche Konsequenzen? Cocktail für eine Leiche bietet sich auch noch hervoragend an.

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007James Bond hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben: ich hatte mal das Vergnügen das Theaterstück zu inszenieren...
Da war doch noch eins, oder?
Sind die Stücke häufiger in Deutschland zu finden?
Könnt ihr die auch selber umschreiben, ohne rechtliche Konsequenzen? Cocktail für eine Leiche bietet sich auch noch hervoragend an.
also ich hatte nur Dial M for Murder gemacht, wobei wir eigentlich Rope machen wollten (was aber sicher weniger unterhaltsam ist für ein Massenpublikum).

Umgeschrieben haben wir das damals praktisch nicht, ich glaub aber, man erwirbt mit den Rechten zur Aufführung auch einen gewissen kreativen Spielraum. Allerdings zeigte mit der Zustand der Textbücher damals, dass die Stücke wohl nicht so häzufig aufgeführt werden ;-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

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Sahara
Ein klassisches Action Adventure nach literarischer Vorlage, von der allerdings elementare Dinge fehlen. Ein recht kurzweiliger und temporeicher Streifen, der als genüssliche Abendunterhaltung ohne bleibenden Wert seinen Zweck erfüllt. Die Story ist ziemlich hanebüchend und befriedigt nur geringe Ansprüche. Die Locations sind gut ausgesucht und die Actionszenen sauber inszeniert. Die Darsteller geben ihre Rollen ziemlich überzeichnet, was aber zur Story passt. Alles in allem nichts, was man gesehen haben muss, aber etwas, das einen unterhält.
Wer mehr wissen will: Wikilink

Dieser Film könnte gefallen, wenn man auch Die Mumie und Das Vermächtnis der Tempelritter mochte.
Punkte: 6 von 10

Fanboys
Dieser Film ist sehr schwierig, den findet man entweder gut oder grottenschlecht. Jedenfalls muss ich hier etwas weiterausholen. Vier Junge Erwachsene Star Wars Fans beschliessen im Jahr 1997 sich auf den Weg zur Skywalker Ranch von George Lucas aufzumachen, um die Rohfassung von Star Wars - Episode 1 zu klauen. Warum? Einer von Ihnen hat schwer Krebs und wird die offizielle Premiere nicht mehr erleben. Es beginnt eine abenteuerlich Reise durch die USA auf der Roadmovie-Comedymässig jede Menge passiert.
Der Film strotzt vor Zitaten und Anspielungen auf die Star Wars Filme und deren Fans, dass sich die Balken biegen. Und genau da liegt die Krux. Wer diese Filme nicht sehr, sehr gut kennt, wird schon mal die Hälfte der Gags nicht verstehen. Der Film ist in Details sehr liebevoll gestaltet, das reicht vom Sound bis zum Star Wars mäßigen Vor- und Abspann. Die Darsteller zeigen die stereotypen Hardcorefans hoch zehn, was natürlich der Story geschuldet ist. Optischer Lichtblick ist Kristen Bell und natürlich diverse Gaststars aus dem Star Wars und Star Trek (!!!) Universum.
Wer mehr wissen will: Wikilink

Dieser Film könnte gefallen, wenn.... tja... wenn man Star Wars Fan ist und über sich selbst lachen kann. Wer mit Star Wars nichts am Hut hat, für den ist dieser Streifen verschwendete Lebenszeit.
Punkte: 6 von 10 für Warsler, 1 von 10 für den Rest der Welt.

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danielcc hat geschrieben: bleibt noch zu sagen, dass ungewöhnlich für Hitch, hier mal die Polizei (der Inspector) sehr positiv abschneidet und am Ende auch hinter die Sache kommt. Daran merkt man schon, dass das Drehbuch nicht original von Hitchcock ist :-)
Ach, da hab ich ja noch was ganz vergessen...
Hitch benutzt auch einen interessanten Farbcode für Grace Kelly. Ist sie mit ihrem Mann alleine, hat sie einfache, unauffällig Kleidung. Kommt ihre Affäre ins Bild trägt sie ein knallrotes Kleid und genauso roten Lippenstift. Beim Mord trägt sie ein hellblaues Negligé. Diese sanfte Farbe hat etwas Unschuldiges und das Negligé stellt die für Hitch berühmte Brücke zwischen Mord und Sexualität dar. Als sie dann verurteilt ist, bekommen wir sie nur noch in grauer und sehr bedeckender Kleidung zu sehen.
Ich hoffe das wurde beim Stück berücksichtigt. :wink:
Wobei es sowieso eine Schandtat ist irgendeine dahergelaufene Theaterdarstellerin in eine Rolle der schönsten Frau der Welt schlüpfen zu lassen... :shock: 8)

Dial M bekommt von mir übrigens noch einen halben Punkt drauf und NEIN, nicht nur wegen der blonden Schönheit.
Zuletzt geändert von 007James Bond am 1. September 2009 02:00, insgesamt 1-mal geändert.