Re: Zuletzt gesehener Film

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Desierto - Tödliche Hetzjagd

eigentlich sind diese Hunter-Killer Movies meist in Wüstenkullisse spielend schon B-Movie Meterware, (denke ich da an Naked Fear oder Red Sands etc.), und im wesentlichen ist dieser Film da auch keine Ausnahme. Ein verrückter rassistischer Sniper jagt illegale mexikanische Grenzgänger durchs Niemandsland an der Tex Mex.
Aber wie Jose Cuaron, der Sohn von Alfonso C., da die Kamera führt, wie sich v.a. dann beide Hauptkontrahenten Moise und Sam ein Katz und Maus Spiel fast tänzerisch bieten ist sensationell. Eigenartiger Weise baut man dabei nicht mal so einen Hass gegen Sam auf. Man sieht in ihm nur einen totalen Wirrkopf, den geistig abnormen Rechtsbrecher und nicht einfach nur das Schwarze in einer Schwarz Weiss Malerei.
Daher empfindet man das Finale fast schon versöhnlich, oblgeich Sam doch seiner verdienten Strafe zugeführt wird, indem
Spoiler
Moise ihn einfach verletzt in der Sonne verdursten läßt
.
Hervorragend Gabreil G. Bernal als Moise und Jeffrey Dean Morgan als Sam - ich muss gestehen, beide sind mir in meinem Radar noch nicht aufgetaucht.
8/10 Donnerkieselsteine
Code Name: Anti Spy Agent 666-OH!
Real Name: Louis Duke "The Destroyer" Duck
Parents: illegitimate son of Scrooge McDuck and Magica de Spell

Re: Zuletzt gesehener Film

9302
Stolz und Leidenschaft (1957) - Stanley Kramer

Vor vielen Jahren schon mal gesehen und für ziemlich behäbig und langatmig befunden bekam Kramers monumentales Epos am WE eine weitere Chance und dieses Mal hat der Film aber so richtig Klick gemacht. Inhaltlich ist der 134minütige Film eher schlicht gehalten mit der Grundprämisse einer riesigen Kanone, die im napoleonisch besetzten Spanien von einem Haufen Widerstandskämpfern unter Mithilfe eines britischen Offiziers quer durchs Land gezogen wird, um ultimativ die Stadtmauern von Avila damit zu zerböseln und so die Bevölkerung vom französischen Joch zu befreien.

Und so setzt sich Stolz und Leidenschaft dann aus einer Reihe von Episoden rund um die abenteuerliche Reise der Kanone zusammen, auf welcher es allerlei Hindernisse zu bewältigen gilt und vor allem aber auch jede Menge zu sehen gibt. Denn Kramers Film schwelgt förmlich in wunderbaren Aufnahmen von Land und Leuten und vermittelt somit auf geradezu atemberaubende Art und Weise Stimmung und Flair von Spanien. Dazu tragen in nicht unwesentlichem Teil auch die wunderbare Technicolor-Farbenpracht und das spektakulär hochauflösende VistaVision-Format bei (welches beides glücklicherweise in der jüngsten BD-VÖ gut tranportiert wird).

Vor allem lebt der Film aber von seinen drei Stars Cary Grant, Sophia Loren und Frank Sinatra. Ein darstellerisches Dreigestirn, welches Kraft von Charisma und Leinweindpräsenz die Leinwand regelrecht sprengt. Grant ist elegant und charmant (und gleichzeitig aber auch erstaunlich tatkräftig und phyisch in die alles andere als ungefährlichen Actionszenen eingebunden), die Loren setzt mit ihrem jugendlichen Feuer alles in Flammen und Old Blue Eyes ist ein Ausbund an Coolness und Lakonie.

Hinzu kommen gewaltige Massenszenen mit tausenden von Statisten und überwältigenden Sets und Locations, bei denen eindrucksvoll demonstriert wird, warum aktuelle computergenerierte Epen eben ein deutlich kleineres Kaliber sind als „the real deal“. Kurz: Kramers Spanienrundreise ist einfach eine Wucht und ein Epos, wie es sein sollte. Da fällt selbst mir notorischem Nörgler eigentlich nichts Relevantes an Kritik ein.
Wertung: 9 / 10

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Re: Zuletzt gesehener Film

9303
Am Freitag habe ich "The dead don´t die" im OT mit einem lieben Freund im Kino gesehen. Vorneweg ich hab nicht alles verstanden, meine Englischkentnisse sind etwas eingerostet. Aber die Atmosphäre des Filmes und einige WTF Momente waren herrlich. Für Zombiefans der old school empfehlenswert.
"Lasst mich mit Eurer Meinung in Ruhe. Ich diskutiere nur Fakten, die ich selber als solche definiere."

Re: Zuletzt gesehener Film

9304
Starlight hat geschrieben: 17. Juni 2019 21:31 Am Freitag habe ich "The dead don´t die" im OT mit einem lieben Freund im Kino gesehen. Vorneweg ich hab nicht alles verstanden, meine Englischkentnisse sind etwas eingerostet. Aber die Atmosphäre des Filmes und einige WTF Momente waren herrlich. Für Zombiefans der old school empfehlenswert.
Der könnte durchaus noch auf meiner Liste landen, ich mag Jarmusch durchaus. Danke dafür. :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

9305
Jarmusch habe ich eines der schrecklichsten Filmerlebnisse aller Zeiten zu verdanken, als ich irgendwann in den 90ern nichtsahnend mal Dead Man geschaut habe. Naiv wie ich war, hatte ich mir im Vorfeld gedacht, dass bei der Paarung Depp-Mitchum-Western nix schief gehen kann. Selten so falsch gelegen und auch selten was Schlechteres gesehen. Wobei ich ja eigentlich im Vorfeld schon skeptisch war, weil Jarmusch für mich (damals noch in meiner post-jugendlichen Blockbuster-Hochzeit) der merkwürdige Kunstfuzzi mit den strubbeligen Haaren war. So: I should have known. Seither mache ich einen weiten Bogen um Jarmusch und als ich gehört habe, dass jetzt das altehrwürdige Zombie-Genre Ziel seiner Machenschaften ist (und er damit wenig verwunderlich mal wieder in Cannes göttergleich abgefeiert wurde), überfiel mich augenblicklich ein beklemmendes Gefühl. Von daher eher nix für mich und wenn es was Untotes sein muss im Zweifel dann doch lieber zum zigsten male Fulcis Exzesse (Haifisch und so). :mrgreen:
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Re: Zuletzt gesehener Film

9306
AnatolGogol hat geschrieben: 18. Juni 2019 10:59 Jarmusch habe ich eines der schrecklichsten Filmerlebnisse aller Zeiten zu verdanken [...] Dead Man
Erstaunlich. Ich habe Dead Man vor einigen Jahren in der Jim Jarmusch Retrospektive im Kino gesehen (wie auch die ebenfalls sehr guten Night on Earth und Only Lovers Left Alive) und hatte grossen Gefallen an der schrägen Kreuzung aus Westernmotiven und urchigem Totenmärchen, auch wenn ich ihn nicht speziell im komödiantischen Sinne genossen habe, das tendenziell ältere Publikum um mich herum hat sich dafür dauernd vor Lachen auf die Schenkel gehauen und ich bin mir vorgekommen als ob ich den Witz nicht verstehen würde. Denn Dead Man mag zwar gewiss auf seine Art komisch sein, ich habe ihn dabei aber immer durchaus ernst genommen. Und Neil Youngs Score, ein Genuss!
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Re: Zuletzt gesehener Film

9308
Jarmusch ist klasse, seine rotzig lässigen Filme kann man prima wegschauen. Natürlich ist da längst nicht alles Gold was glänzt und sein vermutlich bester Film (Coffee & Cigarettes) ist dann auch sein schrägster, aber auf seinen Zombieklatsch freue ich mich garantiert. In der richtigen Stellung kann der Mann immer wieder überraschen und steht vor allem für noch wirklich originelles Kino!
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Re: Zuletzt gesehener Film

9309
iHaveCNit: Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich (2019)

Romantic Comedys oder kurz Rom-Coms gibt es wie Sand am Meer und auch ich bin jetzt nicht unbedingt die Zielgruppe für klassische Rom-Coms. Doch hin und wieder passiert es auch mir, dass ich mir die ein oder andere interessante Rom-Com ansehen möchte. In den letzten Jahren waren das Filme wie „40 Tage und 40 Nächte“ ; „Don Jon“ ; „Her“ und zum Beispiel auch „Zu scharf um wahr zu sein“. Und da kam mir ein Film wie „Long Shot“ von Regisseur Jonathan Levine gerade recht, der unfassbar witzig geworden ist und sich spielend leicht für lange Zeit in mein Herz gespielt hat.

Fred Flarsky ist ein recht chaotischer, aber auch sehr intelligenter und witziger Journalist, der nach einer Übernahme seiner Zeitungsredaktion arbeitslos geworden ist. Um sich davon abzulenken bringt ihn ein guter Freund auf die Idee zu einer Party zu gehen. Dort trifft Flarsky auf die Außenministerin Charlotte Field, die nicht nur Ambitionen auf die US-Präsidentschaft hat, sondern auch früher in Flarskys Nachbarschaft lebte und auch mal in jungen Jahren auf Flarsky aufgepasst hat. Charlotte bietet ihm einen Job in ihrem Wahlkampfteam an und während den gemeinsamen Reisen kommen sie sich nicht nur auf beruflicher Ebene näher. Doch kann das unscheinbare Paar dem öffentlichen Druck des Politzirkus standhalten ?

Bei Komödien ist es oft so, dass im Trailer die besten Szenen und Gags präsentiert werden. Zum Glück ist das bei „Long Shot“ nicht der Fall gewesen, denn neben den bekannten Gags aus dem Trailer gibt es noch unfassbar viele weitere witzige Situationen und Gags, die allesamt mit einem tollem Gespür für Timing und Situationskomik kommen und einen nicht nur überraschen, sondern auch regelrecht oft zum Lachen bringen. Im Trailer wird unter anderem davon gesprochen, dass wir hier ein „Pretty Woman“ mit vertauschten Rollen sehen. Während Theron hier den Part von Gere übernimmt ist es Rogen, der mit dem Part seines Underdogs in gewisser Art und Weise in die Kerbe einer Julia Roberts schlägt. Klar kann „Long Shot“ im Verlauf seiner Handlung die klare Formel von Romanzen nicht ganz umschiffen, aber das ist für mich vollkommen unwichtig gewesen. Denn Jonathan Levine garniert die hier gebotene Romanze noch mit einer Spur Polit- und Mediensatire, die genau zur richtigen Zeit kommt und auch die aktuell amerikanische Sicht im Hinblick auf die Gender- und auch Klimadebatten einbindet. Während ein Teil der Nebencharaktere eher Karikaturen sind, ist es vor allem an Charlize Theron und Seth Rogen mit ihrer unfassbar tollen Chemie zusammen, aber auch individuell in ihren jeweiligen Rollen famos aufzuspielen. Damit hat Theron eine weitere Karrierebestleistung abgeliefert und auch für Rogen kann ich festhalten, dass dies hier auch eine seiner besten Perfomances ist. Insgesamt bleibt für mich zu sagen, dass „Long Shot“ eine der größten Überraschungen seit langem und auch eine der besten Rom-Coms seit Jahren ist.

„Long Shot“ - My First Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9310
iHaveCNit: Brightburn: Son of Darkness (2019)
21.06.2019


Ich glaube zur Causa James Gunn und dem Hin und Her bezüglich seiner Beteiligung am 3. Teil von Guardians Of The Galaxy ist ja nahezu alles gesagt worden. Meine persönliche Meinung ist, dass die ganze Causa mit seinem Rauswurf wegen unpassenden Twittereinträgen sehr übertrieben gewesen ist und die Einträge schon so alt sind, dass man getrost Gunn Absolution erteilen kann. Aber es soll hier nicht um die Causa James Gunn gehen, sondern um das neueste Werk das er produziert hat, während sein Bruder Brian und sein Cousin Mark das Drehbuch geschrieben haben und David Yarovesky inszeniert hat – die Rede ist von „Brightburn“

Tori und Kyle Breyer leben zurückgezogen auf einer Farm und träumen vom gemeinsamen Familienglück bis eines Tages ein geheimnisvolles menschenähnliches Baby auf die Erde kommt. Beide ziehen Ihren Sohn Brendan auf, bis er im Alter von 12 Jahren Verhaltensauffälligkeiten zeigt und diverse gefährliche Fähigkeiten zum Vorschein kommen. Nachdem Brendan lernt mit diesen Auffälligkeiten und Fähigkeiten umzugehen, ist es für sein Umfeld schon zu spät, sich ihm in den Weg zu stellen.

Klar, das Setting von „Brightburn“ ist 1:1 gleich mit dem, was wir bereits von „Superman“ kennen, aber man wandelt diese klassische Superhelden-Origin-Story in einen Slasher Marke Evil-Child-Horror um, der mit seinen 90 Minuten extrem kompakt ist und immer bei Laune hält. Dabei ist er zwar relativ vorhersehbar, er zieht jedoch seine Spannung aus seinen sehr fiesen Momenten und Gewaltexzessen, bei denen es teilweise wehtut sie mit ansehen zu müssen. Erfrischenderweise geht der Film zum Ende hin nicht den einfachen, sondern den konsequenten und schockierenden Weg. Natürlich eignet sich das Setting perfekt für den ein oder anderen relativ billigen Schockeffekt. Jedoch schafft der Film es nicht, den von Jackson A. Dunn verkörperten Brendan Breyer und dessen Entwicklung hin zum „Bösen Superman“ mit der notwendigen Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erzählen. So bleibt bei ihm vieles sehr blass und behauptet ohne jegliche Erklärung und die Sympathien bleiben klar auf der Strecke. Schauspielerisch ist der Film allgemein auf einem sehr unauffälligen Level bis auf vielleicht David Denman aber auf jeden Fall Elizabeth Banks, die die Balance zwischen Naivität und Mutterliebe sehr authentisch und glaubwürdig rüberbringt.

„Brightburn“ - My First Look – 7/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9311
Geplant war ein Jacques Demy Double-Feature, mit zwei französischen Musicalklassikern der 60er-Jahre (etwas für Anatol), aber da weil der Kollege die beiden Filme nicht rechtzeitig organisieren konnte gab's am gestrigen Filmabend als Ersatzprogramm:


Sex, Lies & Videotape (1989, Steven Soderbergh)

Das Independent-Debüt des späteren Hansdampf in allen Gassen (und Genres) Soderbergh rankt sich um ein komplex versponnenes Liebesviereck voller verkorkster Beziehungen und exzentrischer Vorlieben. Der Film punktet in erster Linie mit cleveren Dialogen, die oft in den kleinen Gesten und eher beiläufig die zwischenmenschlichen Komplikation zwischen den vier Hauptfiguren entfalten. Dabei bleibt Soderbergh sowohl witzig als auch melancholisch. Spannend und unterhaltsam, aber ich habe sogar noch etwas mehr erwartet.
Wertung: 7 / 10


Full Metal Jacket (1987, Stanley Kubrick)

Endlich noch diesen berühmten Film nachgeholt, jetzt fehlt mir aus Kubricks Spätwerk nur noch Barry Lyndon (was es auch nicht viel besser macht). Kubricks radikale Vietnamsatire schildert ihre Geschichte(n) als Abfolge von Eindrücken und Fragmenten, zunächst im Marine-Corps-Ausbildungslager, später dann bei der Frontberichterstattung, und führt den Zuschauer immer wieder mit prägnanten, eindrucksvollen Einzelszenen hinters Licht, die die schwarzhumorige, bitterbös-lustige Stimmung ins Gegenteil verkehren, wie etwa die Toilettenszene mit Vincent D'Onofrio oder das Ende in den Ruinen. Während die erste Hälfte des zweiten Aktes in der Mitte ein kleines bisschen durchhängt, nimmt das letzte Drittel noch einmal gewaltig Fahrt auf und begeistert in der Verbindung aus Ausstattung, Sounddesign und Kameraführung.
Wertung: 8 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

9312
Was, du kennst Bory Lyndon nicht? Kleiner Tipp: auf keinen Fall spät abends oder leicht erschöpft ansehen, denn sonst kommst du über die erste halbe Stunde auf keinen Fall hinaus.

Full Metal Jacket ist dagegen ein Brett, den würde ich höher bewerten. Sex, Lies etc. hab ich auch vor kurzem mal gesehen und war wenig euphorisiert. Um mit deinen Worten zu sprechen, man verpasst nichts, wenn man ihn nicht kennt (ich kannte ihn allerdings schon vorher). :)
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

9313
vodkamartini hat geschrieben: 9. Juli 2019 16:38 Was, du kennst Bory Lyndon nicht? Kleiner Tipp: auf keinen Fall spät abends oder leicht erschöpft ansehen, denn sonst kommst du über die erste halbe Stunde auf keinen Fall hinaus.
Da die anderen fünf Spät-Kubricks allesamt fulminante 8-10 Perlen sind (und 2001 natürlich der beste von allen) mache ich mir da wenig Sorgen...
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Re: Zuletzt gesehener Film

9314
Full Metal Jacket ist absolut großartig, so wie eigentlich alle Kubricks (bis auf Clockwork Orange, mit dem ich bis heute überhaupt nicht klar komme, auch wenn ich dessen Brillanz trotzdem anerkenne). Viele sehen bei FMJ einen qualitativen Abfall nach dem inhaltlichen Bruch, was ich so aber nicht nachvollziehen kann.
https://filmduelle.de/

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