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von ollistone
Agent
Phantastische Tierwesen - Dumbledores Geheimnis
Der erste Teil beeindruckte mich nicht sonderlich, daher sparte ich mir den zweiten, musste den Sohnemann nun aber in den dritten (und vielleicht letzten) Teil dieser Harry-Potter-Vorgeschichte begleiten. Solides Filmvergnügen mit einigen visuell sehr ansprechenden Highlights, ist mir insgesamt aber zu grau und trist inszeniert, theoretisch spricht nichts dagegen, auch mal blauen Himmel und Sonnenschein zu zeigen. Schön, Oliver Masucci mal in einer großen internationalen Produktion zu sehen. Was mich allerdings so richtig nervt, ist dem guten Dumbledore plötzlich eine völlig aus der Luft gegriffene Homosexualität (in Form einer Liebesaffäre mit Grindelwald) anzudichten, und dass gerade die Rowling das mitmacht, verwundert mich doch sehr. Nach sieben Harry-Potter-Romanen, acht Verfilmungen und zwei "Tierwesen"-Filmen wird in einem schrecklichen Kniefall vor dem Zeitgeist plötzlich sein Schwulsein thematisiert, das irgendwie noch blöder rausgehauen wird als bei Q. Da bin ich raus.
Shape of Water
Nach "Nightmare Alley" endlich mal diesen del-Toro-Klassiker nachgeholt. Klassischer Märchenstoff, spannender als ich dachte, gleichzeitig ruhig und geschmackvoll inszeniert. Noch so ein phantastisches Tierwesen, das sich am Ende sogar mit der Hauptdarstellerin körperlich vereinigt - sowas kann ja ziemlich leicht in die Hose gehen, tut es aber nicht, was wohl für del Toros Geschick spricht, auch Fantasy-Elemente seriös verkaufen zu können. Ist für mich allerdings kein Oscar-Gewinner. Richard Jenkins sieht man ja immer gerne, Michael Shannon als bad guy kannte ich bisher nur aus "Nine Perfect Strangers".
Nocturnal Animals
Michael Shannon führte mich wiederum zu dem auch nicht ganz neuen "Nocturnal Animals" von Modedesigner Tom Ford. Amy Adams, in einer nicht mehr ganz glücklichen Ehe gefangen, erhält von ihrem Ex-Mann Jake Gyllenhaall dessen neuestes Roman-Manuskript, das sie während einer Geschäftsreise ihres Mannes liest und dessen schockierend-tragischer Inhalt die eigentliche Handlung des Films darstellt. Ich fand "Nocturnal Animals" großartig, bin mir aber nicht ganz sicher, ob die Rahmenhandlung nötig war bzw. welchen erzählerischen Zweck sie erfüllt. Primär scheint sie mir die teilweise unerträgliche Handlung des Romans "aufzulockern" oder dem Zuschauer kurz Gelegenheit zum Durchatmen zu geben. Dramaturgisch hat sie dagegen nicht viel beizutragen, und so hängt dann auch das Ende ziemlich in der Luft.
Frau im Dunkeln
Apropos Gyllenhaall, mit dieser neueren Produktion gibt Jakes Schwester Maggie Gyllenhaall ihr sehr überzeugendes Regiedebüt. Olivia Colman als einsame Urlauberin Leda Caruso auf einer griechischen Insel, die Begegnung mit einer lauten, frechen US-griechischen Großfamilie, die die perfekte Ruhe zerstört, insbesondere mit der jungen Mutter Nina (Dakota Johnson), konfrontiert Leda mit ihrem eigenen Mutter-Sein und einer schweren, unverzeihlichen Entscheidung, die in langen Rückblenden ausführlich und eindrucksvoll erzählt wird. Colman überzeugt wie immer, noch interessanter fand ich allerdings die junge Leda (Jessie Buckley), beide erhielten zurecht eine Oscar-Nominierung für ihre Leistungen. Ed Harris beherrscht ohnehin jede Szene, und sei es nur die als "Hausmeister" von Ledas Ferienwohnung. Ernster, intensiver Film mit reichlich Platz für eigene Interpretationen.
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ollistone am 11. April 2022 14:06, insgesamt 1-mal geändert.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."