Re: Zuletzt gesehener Film

9991
Sondervorstellung mit regulärer Wertung im Kinojahr 2022
iHaveCNit: Studio 666 (2022) – BJ McDonnell – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 24.02.2022
gesehen am 24.02.2022 in OV
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 11 – Reihe 16, Platz 13 – 20:00 Uhr


Bevor es für mich im aktuellen Kinostartwochenende an die beiden großen Starts „Belfast“ und „King Richard“ geht, hat sich ganz überraschend ein anderer Film in meinen Kino-Kalender geschlichen. Die Rede ist von „Studio 666“, der Horrorkomödie von und mit den Foo Fighters sowie deren Frontmann Dave Grohl, die mir dann doch auch einen sehr unterhaltsamen und spaßigen Kinoabend beschert hat.

Dave Grohl und seine Bandkollegen der Foo Fighters werden von ihrem Studio dazu gedrängt, ein neues Album aufzunehmen. Damit neue Inspiration kommt und die Band sich ganz abgeschieden zurückziehen kann, mieten sie sich eine Villa in Encino im San Fernando Valley. Dave ist direkt von der Energie der Villa überzeugt und je tiefer er in den Sog und das Geheimnis dieser Villa gezogen wird umso kreativer und besessener wird Dave – so besessen, dass die Begriffe „Death Metal“ und „Killertrack“ eine ganz besondere Bedeutung bekommen.

Ich würde mich an dieser Stelle nicht als echten Fan der Band bezeichnen, auch wenn ich die Musik der Band gerne höre und gehört habe. Für einen Fan der härteren Musik im Bereich von Metal und Punk gehört durchaus auch Rockmusik wie sie die Foo Fighters machen zu meinem musikalischen Geschmack. Der Film ist auch durchaus nach meinem Geschmack gewesen. Auch wenn der Film an manchen Stellen etwas zu lang geraten ist und auch etwas holprig wirkt, gibt es kaum etwas, was ich dem Film negativer ankreiden müsste. Klar sind die Bandmitglieder allesamt keine Schauspieler, aber sie machen natürlich auch weil es Rockstars sind die den Auftritt auf der großen Bühne gewohnt sind einen großartigen Job und füllen ihre Charaktere, die natürlich allesamt sie selbst sind mit Leben. Vor allem Dave Grohl hat hier sichtlich Spaß an dem Ganzen. Die Horrorkomödie hat Anleihen diverser Bereiche des Horrors von „Haunted House“ über „Slasher“ bis hin zum okkulten Horror und hat durchaus dort einige auch sehr effektive und brutale Szenen dabei, die man so erst einmal nicht erwartet. Dabei sind auch die Schockeffekte und die filmische Umsetzung dieser Effekte gut und auch ein wenig Foreshadowing lässt sich der Film nicht nehmen. Dabei nimmt sich der Film jedoch nie zu ernst, was den Charme des Ganzen ausmacht. Des weiteren ist auch sehr charmant, wie die Band sich auch mal selbst aufs Korn nimmt und da auch einiges an Service an den Fan bietet.

„Studio 666“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9992
iHaveCNit: Belfast (2022) – Kenneth Branagh – Universal
Deutscher Kinostart: 24.02.2022
gesehen am 23.02.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frakfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 26.02.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:15 Uhr


Im Februar 2022 kommt man an einem Regisseur nicht vorbei – nach seiner Agatha-Christie-Fortsetzung „Tod auf dem Nil“ ist Kenneth Branagh nun auch mit dem 7-fach oscarnominierten „Belfast“ im Kino vertreten. Von Beiden für Branagh durchaus persönlichen Filmen ist Belfast nicht nur der Persönlichere, sondern auch der Bessere – auch wenn nicht alles an „Belfast“ perfekt ist.

Der 9-jährige Buddy lebt bei seiner Mutter in Belfast, die sich, während der Vater in England arbeitet und lebt um die Familie zu finanzieren, um Buddy und seinen Bruder kümmert. Zwischen Schule und Zeit mit seinen Freunden verbringt er auch gerne Zeit bei seinen Großeltern doch wir befinden uns im Jahre 1969 und die bürgerkriegsähnlichen Zustände zwischen Protestanten und Katholiken beginnen die Stadt auseinanderzureißen. Inmitten dieser Unruhen muss sich der junge Buddy zurecht finden und auch eine Entscheidung über seine Zukunft rückt immer näher.

Zunächst einmal muss ich an dieser Stelle sagen, dass „Belfast“ mit seinen Bildern einfach großartig aussieht und von seinem Ensemble großartig gespielt wird. Angefangen bei Jude Hill, der als angepriesene Neuentdeckung genau das ist – eine großartige Neuentdeckung. Darüberhinaus bekommen wir mit Ciaran Hinds und Judi Dench ein großartiges Großeltern-Paar geboten, bei denen man aber aufgrund des eigentlichen Altersunterschieds beider Darsteller durchaus ein Auge zudrücken muss. Ergänzt wird das noch durch Caitriona Balfe und Jamie Dornan als Eltern des jungen Buddy, die das kleine Ensemble, das noch ein paar weitere Nebenrollen beinhaltetet, abrunden. Man spürt zu jeder Sekunde des Films, mit wie viel Liebe zum Detail hier Kenneth Branagh eine warmherzige Ode an seine Heimatstadt, das damalige Lebensgefühl und seine Kindheit auf die Leinwand bannen wollte. Auch das Maß an Witz und Warmherzigkeit in der erzählten Geschichte hat mir gefallen. Und sicherlich wird sich der ein oder andere mit der ein oder anderen Situation auch selbst identifizieren können. Jedoch geht für mich die Mischung aus semibiographischem Coming-Of-Age und historischer Zeitgeschichte nicht ganz auf. Es mag zwar durchaus Methode einer Erinnerung einer Kindheit sein, dass diese bruchstückhaft nicht mehr alles wiedergeben kann, aber das hat durchaus bei „Belfast“ einige Tücken, die dem Film meiner Meinung nach nicht gut tun. Mit 99 Minuten ist der Film wesentlich zu kurz um seinen Themen den notwendigen zeitlichen Raum zu geben. Sowohl in der Erzählung des Lebens des jungen Buddy als auch in der zeitlichen Schilderung der Unruhen wirkt der Film sehr holprig und sprunghaft, so dass viele Momente nicht wirklich aus erzählt wirken. Und das ist schade, denn mit einer wesentlich mindestens um eine Stunde längeren Fassung des Films hätte der Film ein wirklich episches und meisterhaftes Stück Zeitgeschichte werden können.

„Belfast“ - My Second Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9993
iHaveCNit: King Richard (2022) – Reinaldo Marcus Green – Warner
Deutscher Kinostart: 24.02.2022
gesehen am 27.02.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 16:45 Uhr


Großes Tennis im Kino gibt es eher selten. Aber zumindest gab es zuletzt sowohl mit „Battle Of The Sexes“ und „Borg/McEnroe“ zwei ganz interessante Filme im Bereich des Tennis-Sports, die mir ganz gut gefallen haben. Im Rahmen der Oscarsaison ist nun auch „King Richard“ mehrfach nominiert und auch dieser Film bietet ganz großes Tennis – gerade weil er ein vielschichtiges Porträt eines Mannes liefert, der auf die Karrieren der Williams-Schwestern Venus und Serena einen durchaus entscheidenden Einfluss gehabt hat.

Der Familienvater Richard Williams lebt mit seiner Frau und den 5 Töchtern in Compton und hat ganz große Pläne für seine Töchter Venus und Serena, denn die beiden talentierten Tennis-Spielerinnen sollen an die Weltspitze kommen, was für 2 junge afroamerikanische Mädchen aus Compton unerreichbar scheint. Mit eiserner Disziplin und sehr strengem und sturem Kopf versucht er den sehr schweren und vielschichtigen Balanceakt zwischen unbeschwerter Kindheit und Jugend seiner Töchter, die Verfolgung der Karrierepläne und dem Abschirmen von äußeren Einflüssen sowie dem Loslassen als Vater zu meistern.

„King Richard“ ist als Biopic eines der klassischen Sorte, bei dem sicherlich die ein oder anderen zugrundeliegenden Wahrheiten der Geschichte aus dramaturgischen Gründen durchaus angepasst oder auch verändert worden ist. Zumindest kommt es ohne große Ecken und Kanten aus und sorgt als Feel-Good-Movie über den amerikanischen Traum immer für die passenden Emotionen, die einem zum Lachen, Weinen und Mitfiebern bringen. Es wird nicht allzuviel hinterfragt und kritisch betrachtet. Das schwierige Leben von Afroamerikanern in Compton und auch der unterschwellige Alltagsrassismus wird nur bedingt und oberflächlich am Rande eingebunden. Jedoch fand ich das Porträt von Richard Williams und die vielschichtige Ausarbeitung seines Charakters sehr interessant und auch Will Smith gibt diesem Mann eine ganz interessante und starke Darstellung. Gerade dort wäre natürlich interessant wie stark die Williams-Schwestern als Mit-Produzentinnen des Film am kreativen Prozess beteiligt waren und ob sie mit diesem Film eine Liebeserklärung an ihre Eltern und vor allem ihren Vater machen wollten. Und gerade bei Will Smith bin ich mal gespannt, ob er damit den Goldjungen bekommen wird.

„King Richard“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9994
iHaveCNit: The Card Counter (2022) – Paul Schrader - Weltkino
Deutscher Kinostart: 03.03.2022
gesehen am 03.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Harmonie – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr


Auch wenn natürlich dieses Kinostartwochenende von „The Batman“ überstrahlt wird, lohnt sich durchaus auch der Blick auf einen weiteren Kinostart – den neuen Film von Paul Schrader „The Card Counter“ mit Oscar Isaac in der Hauptrolle.

William ist Kartenspieler, der von Motel zu Motel und von Casino zu Casino reist und dabei strikten, selbst gesetzten Routinen und Regeln folgt. Doch eine Schuld aus deiner dunkleren Vergangenheit, die ihn auch für längere Zeit in den Knast gebracht hat, lastet auf ihm schwer, so dass der zufällige Kontakt zur Managerin La Linda und einem Unbekannten namens Cirk ihn zwingen wird, sich seinen inneren Dämonen der Vergangenheit zu stellen.

„The Card Counter“ ist visuell ein großartiger Film. Die Kameraführung, die auf Kamera gebannten Bilder und auch der Schnitt hat mir sehr gut gefallen, auch wenn natürlich die Sets sehr kühl, distanziert und auch teilweise leer gewirkt haben. Das, was am Ende hinter der Motivation von Oscar Isaacs großartig gespielten William steckt und welche Hintergründe vorliegen, möchte ich an dieser Stelle offen lassen. Was ich nicht offen lassen möchte ist, dass mir diese Hintergründe gut gefallen haben, auch die damit einhergehenden Konflikte für William sind großartig herausgearbeitet worden. Darüber hinaus gibt es Sequenzen, die ein wenig experimentell inszeniert worden sind. Die Themen Vergeltung und Schuld verknüpft mit inneren Dämonen geben dem Film und seinen Charakteren durchaus unter der sterilen Oberfläche einiges an interessanter Tiefe. Insgesamt eine feine Charakterstudie, die sich rein oberflächlich als gemächliches Spielerdrama und Rachethriller tarnt.

„The Card Counter“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9995
iHaveCNit: Cyrano (2022) – Joe Wright – Universal
Deutscher Kinostart: 03.03.2022
gesehen am 08.03.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 20:00 Uhr


Ganz ehrlich gesagt ist der Stoff des Theater/Musicalstücks „Cyrano de Bergerac“ bisher komplett an mir vorbeigegangen. Das ist durchaus eine interessante und frische Ausgangslage gewesen, als ich mir Joe Wrights Neuverfilmung „Cyrano“ mit Peter Dinklage auf die Liste gesetzt und schlussendlich auch gesehen habe.

Der körperlich beeinträchtigte Cyrano de Bergerac liebt die Lyrik und seit Ewigkeiten auch Roxanne, die jedoch mit dem Duke de Quiche liiert ist – dem Leiter der Garde, der auch Cyrano angehört. Als Roxanne jedoch durch Zufall auf den neu angekommenen, attraktiven Gardisten Christian Neuvilette trifft, ist es um Roxanne und Christian geschehen. Liebe auf den ersten Blick. Im Geheimen bittet Sie Cyrano als Vermittler zwischen den beiden Verliebten zu sein, ohne zu ahnen, welche Tragik dies für Cyrano bedeutet.

Joe Wright hat den Stoff als klassisch, historisches Drama inszeniert, dass auch aus rein visueller Perspektive sehr gut und üppig ausgestattet aussieht. Peter Dinklage hat eine durchaus engagierte und emotionale Performance anzubieten und auch ein paar der im Film enthaltenen Momente sind schon ergreifend und emotional. Jedoch wirkte das ganze erzählte Geschehen im Film sehr sprunghaft. Es muss nicht immer alles logisch sein, aber glaubwürdig und nicht behauptet sollte es schon sein. Und da ist diese sprunghafte Erzählung ein nicht unerhebliches Problem. Die Dynamik des ganzen Stoffes ist natürlich ein klassisch tragisches Liebesmärchen, dass es so in dieser Form nie in der Realität geben würde. Die Musikstücke und auch Tanzsequenzen sind auch mal mehr oder mal weniger gut in die Erzählung der Geschichte eingebunden. Insgesamt fand ich „Cyrano“ in Ordnung, aber so ganz warm bin ich mit dem Film dann doch nicht geworden.

„Cyrano“ – My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9996
Nomadland auf Disney+

Am meisten ärgert mich eigentlich, dass der Film exakt so war, wie ich befürchtet hatte und weshalb ich ihn lange nicht sehen wollte. Irgendwie ganz schön gefilmt, aber in seiner ganzen Konzept- und Ideenlosigkeit und Weigerung, irgendeine Geschichte zu erzählen, ganz zu schweigen vom Fehlen irgendeiner darstellerischen Leistung, dann doch ein Ärgernis, das nur noch durch die Frage getoppt wird, weshalb ausgerechnet dieser Film die drei Haupt-Oscars abgeräumt hat. Kann ich nicht nachvollziehen.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

9999
iHaveCNit: Parallele Mütter (2022) – Pedro Almodovar – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 10.03.2022
gesehen am 10.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 19:45 Uhr


Natürlich habe ich es mir aus ein paar Gründen nicht nehmen lassen den aktuellen Film von Pedro Almodovar im Kino zu sehen. Ich sehe Penelope Cruz als Schauspielerin gerne und mich hat einfach interessiert, warum sie für ihre Darstellung eine Nominierung für die kommende Verleihung des Oscars erhalten hat. Dass mich der Trailer selbst und das Thema des Films auch angesprochen hat, hat diese Entscheidung auch sehr einfach gemacht.

Janis ist Fotografin und trifft dort auf den Ausgrabungsleiter Arturo. Aus einer gemeinsamen Zeit wird Janis schwanger. Bei der Geburt trifft sie im Krankenhaus auf die junge kurz vor der Volljährigkeit stehende Ana, die ebenfalls aus ungewolltem Grund schwanger geworden ist. Sie haben sich versprochen nach der Geburt ihrer Töchter wiederzusehen. Ohne zu ahnen, dass der Grund hierfür ein folgenschwerer sein wird.

Mir hat der Film gut gefallen. Auch wenn ich verstehe, dass sich Almodovar es nicht hat nehmen lassen, im Film einen tragischen Teil der jüngeren spanischen Geschichte mit zu verarbeiten und in den Film zu integrieren, was durchaus als sich schließender Bogen des Films funktioniert, aber damit doch ein wenig wie ein Fremdkörper im Film anfühlt und sicherlich ein guter Stoff für einen eigenen Film gewesen wäre. Denn einen reinen Fokus auf das Thema des Films der „Mutterschaft“ zu legen hätte dem Film ein wenig besser getan meiner Meinung nach. Denn dort ist der Film extrem gut gespielt durch sein Hauptdarstellerinnenduo aus Penelope Cruz und Milena Smit. Der Film ist dort auch sehr interessant, rasant, spannend und wendungsreich und lebt von dem, was passiert und wie die die Charaktere Ana und Janis damit umgehen sowie auch den klassentechnischen Unterschied der Beiden als auch die Themen „Schwangerschaft“ ; „Mutterschaft“ ; „Rolle der Mutter“ und „Mutterinstinkte“. Hier ist der Film aus meiner Sicht sehr präzise und sowohl verbal als auch nonverbal sehr scharf, was den Film über ein Charakterdrama hinaus sogar zu einem feinen, leichten Thriller entwickeln lässt.

„Parallele Mütter“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10000
iHaveCNit: Blue Bayou (2022) – Justin Chon - Universal
Deutscher Kinostart: 10.03.2022
gesehen am 12.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Harmonie – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr


Basierend auf den Erfahrungen vieler in den USA noch im jungen Kindesalter adoptierten Migranten hat der Schauspieler und Regisseur Justin Chon mit „Blue Bayou“ ein Drama inszeniert, dass ich mir natürlich auch im Kino ansehen wollte.

Antonio LeBlanc ist ein aus Korea stammender Migrant, der im Alter von 3 Jahren in den USA adoptiert worden ist und mittlerweile glücklich mit Kathy verheiratet ist. Mit ihr erwartet er ein Kind und er versucht alles mögliche, die Familie finanziell abzusichern. Durch ein verhängnisvolles Aufeinandertreffen mit einem rassistischen Polizeikollegen des Ex-Manns von Kathy kommt ein Abschiebeverfahren gegen Antonio in Gang, gegen das die kleine Familie sich einem scheinbar aussichtslosen Kampf gegenüber sieht.

„Blue Bayou“ hat viele interessante inszenatorische Einfälle und auch die analoge, sehr nahe Kameraführung zieht einen sehr nah an das Geschehen und die Menschen. In den USA ist es so, dass alle Migranten, die vor dem Jahr 2000 adoptiert worden sind nicht automatisch die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten und hier jedes Jahr eine Vielzahl an adoptierter Migranten ohne amerikanische Staatsbürgerschaft wieder abgeschoben werden ohne jegliche Chance wieder einzureisen. Dieses Schicksal vieler Menschen hat den aus Südkorea stammenden Justin Chon für seinen Film inspiriert und das zeigt durchaus auf, mit welchen auch bürokratischen und rechtlichen Ungerechtigkeiten das amerikanische Rechtssystem durchaus auch systematisch rassistisch (gewesen) ist. Gepaart mit stellenweise im Film auftretenden Alltagsrassismus, der Antonio LeBlanc begegnet liefert der Film durchaus ein hochaktuelles Stück gesellschaftskritisches Kino. Das Drama hat Ecken und Kanten, klar kann man dem Film vorwerfen durch seine Struktur und Dramaturgie gezielt niederschmetternd sein zu wollen und auch diese Emotionen dem Zuschauer aufzuzwingen, aber das finde ich bei diesem Film eher unproblematisch. Klar hat auch er mich mit seinem harten, traurigen, erschütternden Ende zu Tränen rühren können, aber das war es wert. Der schauspielerische Kontrast aus dem sehr präsenten, nach außen hervorbrechenden, gefühlsorientertn Schauspiel von Alicia Vikander und dem sehr reduzierten, stillen, nuancierten Schauspiel von Justin Chon hat mir auch sehr gut gefallen. Man mag auch kritisieren, dass er den ein oder anderen Nebenschauplatz zu viel im System integriert – aber das unterstützt durchaus auch die symbolische, künstlerische Strahlkraft des Films.

„Blue Bayou“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10001
iHaveCNit: Mord in St. Tropez (2022) – Nicolas Benamou – Leonine
Deutscher Kinostart: 10.03.2022
gesehen am 13.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 13:15 Uhr


Im aktuellen Wochenende ist auch eine entspannte französisch-belgische Krimikomödie, die im Kino gesehen werden. Nicolas Benamous „Mord in St. Tropez“ wartet mit einer großen Besetzung mit unter anderem Christian Clavier, Benoit Poelvoorde, Gerard Depardieu und Rossy De Palma auf.

In St. Tropez und einer großen Sommervilla des Baron Tranchant treffen sich immer im Sommer die Creme de la Creme des eigenen Freundeskreises. Als sich einer seiner Gäste für eine Spritztour einen Sportwagen ausleiht und aufgrund einer manipulierten Bremse beinahe einen tödlichen Unfall baut, bittet Tranchant die französischen Ermittlungsbehörden um Hilfe. Da jedoch alle guten Ermittler gerade im Urlaub sind wird der tollpatschige Jean Boulin auf den Fall angesetzt. In St. Tropez angekommen begibt er sich inmitten der Spurensuche von einem Fettnäpfchen ins nächste.

„Mord in St. Tropez“ ist ja eigentlich eine ganz unterhaltsame, mit 90 Minuten sehr kompakte Krimikomödie geworden, die mich auch anfangs gut unterhalten und auch Spaß gemacht hat, aber sehr oberflächlich, schnell, überdreht und albern bleibt. Aus dem Ensemble selbst wird wenig gemacht, der eigentliche Krimiplot tritt wesentlich in den Hintergrund und überlasst das Feld vor allem dem sehr selbstgefälligen Humor und dem Slapstick von vor allem Christian Clavier, der jedoch sehr eintönig bleibt und sich auch trotz der kurzen Laufzeit bereits im Laufe des Films abnutzt. Für einen entspannten Sonntag-Mittag zum alternativen Zeitvertreib ist das ganz in Ordnung. Nicht mehr und nicht weniger.

„Mord in St. Tropez“ – My First Look – 5/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10002
Sondervorstellung
iHaveCNit: Der Schneeleopard (2022) – Marie Amiguet / Vincent Munier – MFA+
Deutscher Kinostart: 10.03.2022
gesehen am 15.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 18:15 Uhr

Der Film von Vincent Munier und Marie Amiguet begleitet den Tierfilmer Vincent Munier und den Schriftsteller Sylvain Tesson auf ihrer Reise im tibetanischen Hochland auf der Suche nach dem seltenen und fast als ausgestorben geltenden Schneeleoparden. Während dieser Reise setzen sich die Beiden auch mit den Rollen und dem Zusammenspiel zwischen Mensch, Tier und Natur auseinander und wir bekommen neben dem Schneeleoparden auch noch viele weitere Tieraufnahmen von Wildyaks, Pallaskatzen, Bären, Tibetfüchsen und vielen weiteren Tieren zu sehe – in unfassbar schönen Aufnahmen.
„Der Schneeleopard“ - My First Look – Ohne Wertung
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10003
iHaveCNit: Jackass Forever (2022) – Jeff Tremaine – Paramount
Deutscher Kinostart: 10.03.2022
gesehen am 16.03.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 15 – 20:25 Uhr

Der neue Film von den Männern um Johnny Knoxville und Co. ist im Grunde nichts anderes als eine unterhaltsame und spaßige Ansammlung von Pranks, Mutproben und Stunts, bei denen jedoch die pure Aneinanderreihung dieser Sequenzen nur den Anschein macht, die TV-Show auf Spielfilmlänge für die große Leinwand aufzuziehen und aufzublähen. Natürlich muss man bezüglich dem Grad an stupiden Ideen und den teils ekelerregenden Szenen und Inhalten eine große Schmerzgrenze haben und natürlich sollte man die Frage stellen, inwieweit Szenen mit Tieren jeglicher Art überhaupt noch zeitgemäß sind.
„Jackass Forever “ - My First Look – Ohne Wertung
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10004
iHaveCNit: Petite Maman (2022) – Celine Sciamma - MK2
Deutscher Kinostart: 17.03.2022
gesehen am 19.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Harmonie – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 18:15 Uhr


Der einzige interessante Kinostart an diesem Wochenende war für mich der neue Film von Celine Sciamma, die zuletzt ja die Arthouse-Kinos dieser Welt mit ihrem großartigen Meisterstück „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ im Flammensturm erobern konnte. Leider hatte ich ihn damals nicht auf dem Schirm und bedauere es nach meiner Erstsichtung von vor ein paar Tagen ihn damals nicht auf der Leinwand gesehen zu haben. Anders verhält es sich mit ihrem neuen Film „Petite Maman“, den ich mir definitiv im Kino ansehen wollte und diese Entscheidung an dieser Stelle nicht bedauere.

Nach dem Tod der Großmutter reist die junge Nelly mit ihrer Mutter und ihrem Vater in das in einem Waldstück gelegene Haus der Großmutter, um die Wohnung zu entrümpeln. Da jedoch die Mutter sowohl die Trauer als auch die Erinnerungen an das Haus schwer fallen, lässt sie Nelly und den Vater zurück. Beim Spielen im Wald trifft Nelly zufällig auf die ihr ähnlich sehende und gleichaltrige Marion und eine Freundschaft entsteht, die eine geheimnisvolle Bindung zwischen Nelly und Marion offenbart.

„Petite Maman“ hat mir sehr gut gefallen. Er präsentiert uns eine Geschichte über Trauer, Ängste, Hoffnungen, Kindheit aus der Perspektive eines Kindes und verpackt das in seinen knappen 72 Minuten in einem sehr kompakten Film, dessen Laufzeit perfekt ist. Dabei berührt einen vor allem die Beziehung einer Tochter zu ihrer Mutter, die hier auf eine sehr feine, sensible und interessante Art und Weise mit einfachen Mitteln erzählt wird und sich durchaus als interessantes gedankliches Experiment mit einem eingebetteten Element einer mysteriösen Zeitreise versteht, bei dem es weniger um die Zeitreise und mehr um die Beziehung und die Geschichte geht. Insgesamt bietet der Film ein schönes Erlebnis und er lässt mich selbst mit der Frage zurück, wenn ich als Kind im Kindesalter auf meine Mutter oder meinen Vater im selben Kindesalter getroffen wäre, was man sich gegenseitig auf den Weg geben würde. Und dass lässt diesen Film sehr tiefsinnig werden. Aber auch für jüngere Generationen ist der Film etwas, da in meiner Vorstellung auch ein paar Kinder im Publikum saßen und durchaus auch Spaß an dem kleinen, feinen Film hatten. Und das würde aus „Petite Maman“ einen zeitlosen Film machen, den man von Generation zu Generation als Familienfilm gemeinsam schauen kann.

„Petite Maman“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10005
Ja, ein schöner kleiner Film, auch wenn ich von Sciamma nach dem Erfolg und den Qualitäten von Portrait de la Jeune Fille en Feu vielleicht eher etwas anderes erwartet hätte. Aber gerade das macht Petite Maman vielleicht auch besonders sympathisch. Sciama muss man weiterhin im Auge behalten.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.