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von AnatolGogol
Agent
Schaue gerade mal wieder diverse der alten Schimanski-Tatorts, um genau zu sein chronologisch ab 2.Hälfte 80er. Und ich bin auch beim zigsten mal Schauen wieder aufs Neue verblüfft, dass man es tatsächlich geschafft hat trotz des enormen Outputs von fast 30 Filmen nie einen wirklich schlechten rauszuhauen. Fast jedenfalls. Denn ebenso verblüfft es mich bis heute, wie sehr sich der 2. Kinoausflug "Zabou" unter dem sonst so hohen qualitativen Niveau bewegt.
Keine Frage, Zabou ist ein schwacher Film. Nicht nur ein schwacher Schimanski-Tatort (wie z.B. auch Rechnung ohne Wirt), sondern eben auch ohne relativen Serien-Maßstab ein schwacher Film. Erst recht verblüffend ist, dass hinter Zabou nicht irgendwer steckt, sondern mit den Gies-Brüdern und Axel Götz die geistigen Väter von Schimanski. Eigentlich sollte man meinen, dass gerade sie wissen sollten, was die Stärke der Serie ausmacht, aber in Zabou wird konsequent mit so ziemlich allem gebrochen, was Schimanski seinen langanhaltenden Erfolg beschert hat. Der Hintergrund dafür liegt vermutlich darin begründet, dass man für den Ausflug ins Kino dem eigenen Rezept nicht getraut hat und entsprechend Action und Schauwerte über Figuren und Handlung priorisiert hat. Das war bereits beim ersten Kinofilm "Zahn um Zahn" so, allerdings toppt Zabou das nochmal deutlich. Entsprechend ist der FIlm dann in erster Linie eine Aneinanderreihung von (durchaus aufwändigen und für deutsche Verhältnisse eindrucksvollen) Actionszenen und schmissigen Popsongs. Letzteres erweist sich in Kombination mit dem erneut von Klaus Lage beigesteuerten Soundtrack als die größte Stärke von Zabou, ersteres verliert leider deutlich an Wirkung durch die oftmals nicht wirklich packende Inszenierung.
Inhaltlich ist Zabou äusserst hohl. Die Idee Schimanskis Vergangenheit in Person seiner früheren Stieftochter in die Handlung zu integrieren ist eigentlich gut, die Umsetzung leider deutlich weniger. Statt dass man dadurch dem guten Horst mehr Tiefgang zugesteht (wie so oft in den TV-Filmen) ist er aufgrund der oberflächlichen und oft auch unglaubwürdigen Umsetzung eigentlich nur ein wandelndes Klischee. Auch ist die Kernidee (traumatischer Vater-Komplex als Triebfeder für eine kriminelle Karriere) einfach nur doof. Hinzu kommt, dass man auch im zweiten Kinofilm erneut den im Gesamtgefüge sonst so essentiellen Thanner zur stichwortgebenden Nebenfigur degradiert hat (zugunsten eines eindimensionalen Schimanski-Abziehbildes) und ihn (ähnlich wie auch Schimanski selbst) figürlich enorm von dem entfernen lässt, wie man ihn (bzw. sie) aus den TV-Filmen kennt und liebt.
Unfassbar, dass man sich bei den Ausflügen ins Kino - insbesondere bei diesem zweiten - soweit vom Kern der Figuren und TV-Filme entfernen konnte. Aber eigentlich nur folgerichtig, dass es dann eben in einem weitgehenden Fiasko endete. Das einzig Gute daran: Auswirkungen auf die TV-Filme hatte dies zum Glück nur in sehr begrenztem Maße.
Wertung: 4 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"