Casino Hille hat geschrieben: 8. Dezember 2020 01:45
Aber ist Indy 2 nicht an etwa einer Stunde über lange Zeit hinweg erstaunlich düster? Da gibt es stimmungstechnisch gefühlt schon einem deutlichen Bruch, sobald sie im Untergrund-Tempel ankommen.
Naja, er spielt da halt unter Tage.
Aber Spass beiseite: so richtig düster ist der Film nur ca. 20 Minuten, in denen das Ritual an dem Sklaven durchgezogen, Indy gefoltert wird und er sich gegen Willie und Shorty stellt. Das wird dann auch dadurch unterstützt, dass Willie und Shorty hier halbwegs ernsthaft agieren, wobei das eigentlich auch nur für Shorty gilt, während Willie weiterhin weitgehend die hysterische Scream-Nervensäge gibt. Danach geht der Film wieder munter in den Achterbahn-Modus über mit der einen oder anderen Gewaltspitze (etwa wenn Pat Roach zerquetscht wird). Der Film ist um diese paar düsteren Minuten derart albern, dass diese Sequenz für mich eigentlich gar nicht so wirklich ins Gewicht fällt. Wenn beispielsweise kurz nachdem dem Jungen das Herz rausgerissen worden ist Willie schon wieder hyperventilierend nach den Diamanten in den Steinen giert, dann bleibt da nur wenig von der zuvor aufgebauten düsteren Stimmung. Das ist für mich dann auch die schwerste Bürde des Films: Willie und auch Shorty sind derart präsent den ganzen Film über, dass ihre figürliche und darstellerische Überdrehtheit zwangsläufig den Grundton des Films bestimmen. Das ist zwar in Indy 3 auch ähnlich, aber die hier nahezu vollständig zu Pausenclowns degradierten Marcus und Sallah sind weit weniger präsent und nehmen dadurch auch weniger Einfluss auf die Stimmung des FIlms. Es ist zwar durchaus so, dass auch Professor Henry Jones Sr. sehr häufig als comic relief eingesetzt wird, aber erstens geschieht dies meiner Ansicht nach auf deutlich intelligentere Art und zweitens ist die Beziehung Jones Sr/Jones Jr auch über die komödiantischen Elemente hinaus immer zielführend, da ihre Beziehung/Entfremdung/Versöhung immer respektvoll und effektiv eingebunden wird. Willie und Shorty dagegen haben keine echte figürliche Entwicklung, die Beziehung zwischen Indy und Shorty zB geht weit weniger in die Tiefe als die der beiden Jones-Burschen und ist entsprechend auch weniger glaubwürdig.
A propos unter Tage, um den Witz auch noch mal aufzugreifen
: durch die lange Screentime im Tempel des Todes ist Indy 2 der Film der Reihe, der sich am meisten nach Studiobühne anfühlt. Auch wenn das Production Design von Elliot Scott durchgänig sehr überzeugend und fantasievoll ist fehlen dem langen Mittelteil von Indy 2 meinem Empfinden nach dann doch die Locationshoots und die damit verbundene Abwechslung.