Habe nun den zweiten Teil gesehen und bin schwer beeindruckt.
Der Film gleicht einen Patzer aus, der sich der erste Teil erlaubt hatte: Schwächen in der Dramaturgie des Drehbuchs.
Der zweite Teil wartet mit einer inhaltlich stimmigen Handlung auf, die diesmal in sich ohne Probleme funktioniert. Beim Rest setzt der Film im Vergleich zum Vorgänger immer eines drauf. Noch bessere und aufwendigere Sets, noch weiter perfektionierte Imitation des Retro-Stils, noch bessere Darsteller und einen der besten Soundtracks den ich in 2009 hörte.
Die Story: Das Jahr 1967. Agent OSS 117 fliegt nach Brasilien um einen entflohenen Nazi einzufangen, der Frankreich mit einer Liste von Kollaborateuren im 2. Weltkrieg zu erpressen versucht. Dabei lernt er nicht nur die Gegenseite kennen, sondern auch den Mossad der auch hinter dem Nazi her ist...
Der Film ist im Grunde zwar wie gehabt eine Persiflage auf das Agenten-Genre, ist aber gleichzeitig auch etwas sehr eigenes. Auch Bond bekommt -ganz nebenbei- auf sehr schöne Weise sein Fett weg. Es wird kurz ein Charakter eingeführt der entfernt an den typischen Gadgettüftler im Hauptquartier erinnert und auch der Schreibtisch des Chefs ist mit einigen Spielereien ausgestattet. Dazu kommt noch ein überzeichneter Felix Leiter-Verschnitt (mit Namen Bill Tremendous) und die Rolle des Agenten als Frauenmagnet. Alles ist wie schon beim Vorgänger subtil in den Film integriert und wirkt nie aufdringlich. Auch die überzeichneten Gesten auf die Connery-Ära sind wieder dabei, wobei sie überraschenderweise nicht wie Wiederholungen daherkommen, haben die Macher sie doch nochmals abgewandelt - Kontinuität ohne Wiederholung. Neben der gekonnt selbstironischen Darstellung des Paradefranzosen, bekommt auch das junge Nachkriegsdeutschland sein Fett weg: Die Szene in der sich OSS117 bei der deutschen Botschaft ganz unschuldig nach etwaigen Altnaziverbänden in Südamerika erkundigt ist einfach köstlich
Auch die in den 60er Jahren so beliebte Split-Screen-Montage wird in ironisch-hoher Menge verwendet, allerdings auch wieder in einem Maße das nicht zu viel ist.
Selbst eine der Drehbuchschwächen des Klassikers TB wird gleich am Anfang zum zentralen Plotelement erklärt und lässt selbst eine Neuinterpretation von TB selbst zu: OSS117 fliegt nach Brasilien um der Erpressung Folge zu leisten und die Liste zu bekommen, damit sich Frankreich nicht die Blöße gibt.
Wie war das noch gleich mit Lösegeldforderung in TB und deren Erfüllung?
Köstlich auch die Szene in denen Mr. Kalter Krieg mit Hippies am Strand sitzt und zwei Welten aufeinanderprallen. Wer weiss wie altmodisch/unpassend Bond in der Zeit der Woodstockära war (kleiner Gag dazu gab's am Ende von OHMSS), der erkennt diese Anspielung und quasi 40 Jahre später ausgetragene Konfrontation auf Anhieb.
Ich hoffe nur, dass man die Gags in der dt. Version nicht umtextet. Einige dürften für für den hiesigen politischen überkorrekten Geschmack harte Kost sein (Kulturclash zwischen OSS117 und Mossad), doch war dieses Zusammentreffen von altmodischem Agentenweltbild mit einer neu erstarkenden Mentalität (in Teil 1 waren es die arabischen Staaten) ein zentraler Inhalt.
Im Vergleich zum ersten Teil legt die Fortsetzung nochmal mehr als einmal nach. OSS 117 - Lost in Rio (Englischer Titel) ist einfach eine der wenigen Fortsetzungen die den Vorgänger übertreffen. Die Produktionswerte sind noch sensationeller als beim ersten Teil, die Drehbuchschwächen nicht existent und nebenbei kommt die Handlung noch wesentlich anspruchsvoller daher als erwartet. Die Episode in der dt. Botschaft ist nur ein Beispiel für die anspruchsvolleren Gags die im Film vertreten sind.
Welche Wertung ich dem Film gebe.... hm da tue ich mich schwer...
Ich denke ich muss den ersten Teil, auf Grund der (nach mehrmaligen sehen offensichtlichen ) dramaturgischen Drehbuchschwächen auf 8 von 10 Punkten runterstufen.
Die Fortsetzung bekommt demnach 9,5 Punkte.