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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Das wäre alles eine spannende Herangehensweise gewesen. Ich kann aber verstehen, wieso Disney, Lucasfilm und Abrams sich entschieden haben, den Plot des 77er Originals größtenteils einfach zu wiederholen und mit der Konstellation Imperium vs. Rebellen fortzufahren. Die Prequels waren einige Jahre lang die im Internet gefühlt meist gehassten Filme überhaupt – und alle, die an "Das Erwachen der Macht" mitgearbeitet haben, waren peinlich darum bemüht, möglichst jede Assoziation mit den Prequels zu vermeiden. Jeder nostalgische Moment, jede Anspielung, jeder Aspekt des Marketing hat sich ausschließlich auf das "Feeling" der Originaltrilogie fokussiert. Man wollte "Star Wars" in eine neue Generation holen und dafür genau das Erfolgsrezept wiederholen, welches viele Fans zwischen 1999 und 2005 vermisst haben. Kann sich noch wer erinnern, als der Hype so richtig groß wurde, als Abrams ein Video von den Dreharbeiten verschickte und hinter ihm eine kleine Wüstenfigur herumrannte? Das Internet ist ausgetickt, weil diese Kreatur offensichtlich handgemacht und kein hässliches Prequel-CGI war. Als dann im zweiten Trailer für wenige Sekunden Harrison Ford zu sehen war, gab es kaum noch ein anderes Thema aus der Filmwelt. Und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man mit "Das Erwachen der Macht" eine erfolgreiche Strategie gefahren ist: Abrams hat "Star Wars" echte Plastizität zurückgegeben, er hat aus dem Franchise wieder ein Space-Opera-Märchen für Kinder gemacht. Keine Handelsföderationen, keine Senatssitzungen, keine nervigen Kinder, keine Midichlorianer etc. Viele zukünftige Jugendliche und Erwachsene werden sich an "Das Erwachen der Macht" erinnern, wie sich Generationen vor ihnen an "Krieg der Sterne" 1977 erinnert haben. Es war insgesamt der richtige Schritt. Aber: Letztlich war "Das Erwachen der Macht" auch offensichtlich etwas zu mutlos, etwas zu bemüht, genauso zu sein, wie Generationen von Fans "Star Wars" gerne hätten. Und das lässt den Film auch etwas sehr formelhaft wirken und musste im Hinblick auf Fortsetzungen zum Problem werden, denn so toll "Das Erwachen der Macht" als softer Reboot von "Star Wars" funktioniert hat, so schwach wirkt er als Sequel zu "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", weil er ohne große Erklärungen sämtliche Ereignisse des Vorgängers negiert, um die Geschichte praktisch mit unveränderten Rahmenbedingungen weiter erzählen zu können. Und genau da hapert es dann bei "Die letzten Jedi" und "Der Aufstieg Skywalkers", die beide immer dann, wenn sie versuchen müssen, über die Zeit zwischen "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und "Das Erwachen der Macht" zu berichten, in substanzlose Andeutungen verfallen, die nie glaubwürdig sind.
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Let the sheep out, kid.