vodkamartini hat geschrieben: 16. Dezember 2020 22:51
Die Droiden sind so etwas wie der running gag der Filme, sie haben mal mehr, mal weniger zu tun, sind aber zu keinem Zeitpunkt zentral. Schon gar nicht wird aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt
Korrekt. Der erste "Star Wars"-Film hat schlicht viel zu viele Szenen, in denen die Droiden nicht auftauchen, damit man sagen kann, der Film wäre aus ihrer Sicht erzählt. Wie genau können dann Szenen auf dem Todesstern zwischen Leia, Vader und Tarkin gezeigt werden? Warum genau spielt C-3PO dann nach der Flucht vom Todesstern absolut keine Rolle mehr im gesamten Film (und mit wenigen Ausnahmen in der ganzen Saga)? Die Droiden werden (genau wie in "Die verborgene Festung" von Akira Kurosawa) genutzt, um uns als Zuschauer in diese Welt einzuführen. Lucas und Kurosawa nutzen die zwei "gewöhnlichsten", "unwichtigsten" Figuren des Universums, um mit jedem neuen Charakter das Universum zu erweitern. Vom kleinsten Element zum größten Element, wenn man so will. In den meisten Filmen nach dem 77er Original sind die zwei Droiden aber sehr überflüssig. In den Prequels haben sie schlicht gar keine Rolle oder Funktion, in den Sequels werden sie größtenteils an die Seitenlinie verbannt, damit BB-8 mehr Szenen bekommt und so neues Spielzeug verkauft werden kann.
vodkamartini hat geschrieben: 16. Dezember 2020 22:51
Ohnehin sind die neun Filme nur ein mehr oder weniger kohärent Ganzes
Total – und es ist in "Der Aufstieg Skywalkers" extrem peinlich gewesen, als Abrams und Disney künstlich versucht haben, ein Finale der gesamten Reihe herbei zu konstruieren. Dafür hat man im Marketing dann sogar den Begriff "Skywalker-Saga" erfunden (den ich zuvor noch nie gehört habe). "Der Aufstieg Skywalkers" versucht so sehr, wie das Finale einer 42-jährigen Filmreihe zu wirken, was aber unmöglich war, denn eine Finalität hatten auch schon 1983 und 2005 zwei andere Filme. Und die Ereignisse in "Der Aufstieg Skywalkers" sind kaum die direkte Konsequenz aus irgendetwas, was in der Originaltrilogie oder der Prequeltrilogie geschehen ist, sondern ausschließlich Fortführungen der Themen und Inhalte der zwei direkten Vorgänger. Das komische Ende auf Tattooine, als Rey die Lichtschwerter von Luke und Leia vergräbt und den Namen "Skywalker" annimmt, wirkt extrem seltsam auf mich, weil es viel zu "small scale" für das Finale der angeblichen Skywalker-Saga ist und gleichzeitig aber gar keine Berührungspunkte mit den Ereignissen der Sequel-Trilogie hat. Warum überhaupt vergräbt sie die Schwerter dort? Leia hat mit Tattooine nix zu tun (außer ihrem kurzen Auftritt als sexy Bikini-Sklavin) und Luke (sowie sein Vater) hasste(n) es dort.
Wenn dann 2034, 2036 und 2038 die Filme Episode 10, 11 und 12 kommen, und dort Reys Kinder gegen die Nachfahren der Kenobis kämpfen werden, beschwört man dann im letzten Teil wieder das "Ende einer Ära"?
Ich muss Samedi tatsächlich recht geben – wenn "Star Wars" aktuell in guten Händen ist, dann in denen von Jon Favreau und Dave Filoni in Form von "The Mandalorian" auf Disney+. Das ist nicht nur eine der besten Serien aktuell, sondern diese Serie ist all das, was Star Wars strenggenommen seit 1983 nicht mehr gewesen ist: Ein simples, geradlinig erzähltes Adventure im Weltraum. So wie die Originalfilme auf den Serials vergangener Zeiten basierten, ist "The Mandalorian" ein eindeutig durch Sergio Leone und Akira Kurosawa (oder einfach: durch Western und Eastern) inspiriertes Abenteuerkino, dass keine wilden politischen Implikationen oder ausgefallenes Worldbuilding betreiben will und auch nicht den Anspruch hat, selbstreferenziell zu sein. Stattdessen geht es um Eskapismus, gute (größtenteils handgemachte!) Action und eine einfache, aber effektive Geschichte. So einfach kann es sein. Warum eigentlich nicht auch in den Filmen? Es ergibt btw völlig Sinn, dass "The Mandalorian" im Anschluss an die Originaltrilogie spielt: Das hier ist das wahre Star Wars – und genau die "Golden Times", von denen Fans immer meckern, dass sie sie in späteren Filmen nie wirklich zurückbekommen haben. Mein Freundeskreis ist voll von "The Mandalorian"-Fans – und das sind größtenteils Leute, die erstens kein Interesse an "Star Wars" (geschweige denn die Filme je gesehen) haben, die zweitens überhaupt keine Beziehung zu Western oder Eastern besitzen und drittens so gut wie nie überhaupt Serien oder Filme anschauen. So gut ist die Serie!