Re: Der Batman-Thread

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Das sehe ich - was ein Wunder - genau anders:

Der Schnitt des Films ist hervorragend, und wie immer bei Nolan ist die Montagearbeit sehr gelungen. Diese ruhigen Kamerafahrten, die epischen Bilder, die tollen Farbkontraste und die wunderbare Actioninszenierung, die auch immer mal wieder die Verfolgungsjagden behutsam entschleunigt, sind ein Genuss. Die Einbindung von Humor in diese Actionszenen erinnert zudem enorm an ähnliche Manierismen der James Bond und Indiana Jones Filme, und trifft immer ins Schwarze.

Die Effekte sind doch einwandfrei, zumal größtenteils mit Modellen gearbeitet wurde. Klar, ein paar CGI-Shots (die es etwa im Zusammenhang mit dem Halluzinogen von Scarecrow gibt) sehen nicht perfekt aus, aber das kümmert mich wenig bis gar nicht und macht bestenfalls einen Bruchteil der Effektarbeit aus. Bewunderswert ist schon in Begins Nolans große Vorliebe für handgemachte, echte physische Action. Genau sowas muss auf die große Leinwand!

Mein einziger Störfaktor an Begins, aber genauso auch an Knight und Rises ist dafür die Musik. Sie reißt mich nicht völlig raus, fällt auch nicht durchgehend negativ auf, aber insgesamt ist sie ein bisschen zu laut und zu oft eingesetzt, wenngleich Nolan da in Inception und Interstellar noch viel pompöser mit Zimmers Arbeit umgeht. In Prestige (der ebenfalls sehr viel Score-Musik hat) funktioniert das für mich noch besser, bei Batman wäre manchmal weniger mehr gewesen.
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Re: Der Batman-Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 15. Februar 2019 15:11 Diese ruhigen Kamerafahrten, die epischen Bilder, die tollen Farbkontraste und die wunderbare Actioninszenierung, die auch immer mal wieder die Verfolgungsjagden behutsam entschleunigt, sind ein Genuss.
Sehe ich auch alles so, aber was haben z. B. Farbkontraste mit dem von mir angesprochenen schlechten Schnitt zu tun?
Casino Hille hat geschrieben: 15. Februar 2019 15:11 Die Einbindung von Humor in diese Actionszenen erinnert zudem enorm an ähnliche Manierismen der James Bond und Indiana Jones Filme, und trifft immer ins Schwarze.
Auch da stimme ich dir zu. Da merkt man schon, dass Nolan einfach ein Bondfan ist.
Casino Hille hat geschrieben: 15. Februar 2019 15:11 Mein einziger Störfaktor an Begins, aber genauso auch an Knight und Rises ist dafür die Musik. Sie reißt mich nicht völlig raus, fällt auch nicht durchgehend negativ auf, aber insgesamt ist sie ein bisschen zu laut und zu oft eingesetzt, wenngleich Nolan da in Inception und Interstellar noch viel pompöser mit Zimmers Arbeit umgeht.
Beim erstem Kinobesuch hat mich die Musik von Batman begins wie gesagt auch gestört, weil ich auch ein großer Fan von Danny Elfman bin. Inzwischen hat mich aber auch der Soundtracks der TDK-Trilogie überzeugt. im neuen DCEU ist die Musik aber leider wieder erheblich schlechter geworden.
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Re: Der Batman-Thread

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Super, dass du mir zustimmst, aber wo ist der Schnitt denn nun schlecht? Er ist ja schon rein handwerklich nicht einmal wirklich anders als in den anderen Filmen der Trilogie oder überhaupt sonst bei Nolan, der einen recht individuellen Stil hat, was sich besonders auch in der Montagearbeit niederschlägt.

Und nochmal: Den Score von BB finde ich überhaupt nicht schlecht bzw. ist es nicht so, dass der mich nicht überzeugen konnte. Nur der Einsatz im Film ist mir manchmal zu dick, es muss nicht in nahezu jeder Szene (selbst Dialogen) im Hintergrund das Orchester mitdudeln. Aber das ist wie gesagt in allen Nolan Filmen seit 2005 so, und mir nur in Prestige nie störend aufgefallen.
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Re: Der Batman-Thread

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Sieht etwas halbgar aus, als würde es als normaler Psycho-Gangsta-Thriller ohne Comicbezug besser funktionieren, was ja scheinbar ursprünglich auch geplant war. Eine Joker-Origin-Story ohne Batman ist aber etwas seltsam, die Ursprünge des Crown Prince kann man eigentlich nur auf einer abstrakten, doppeldeutigen Ebene erkunden, wie in Moores Killing Joke.
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Re: Der Batman-Thread

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Der Trailer ist schon gut gemacht. Die Frage ist, hat das noch viel mit „dem Joker“ zu tun?
Gefühlt nicht. Sieht aus wie ein (guter, spannender) Psychothriller, dem man eine populäre Figur als Zugpferd verpasst hat (was ich persönlich für legitim halte, da mir „der Joker“ nicht besonders nahe steht).
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Re: Der Batman-Thread

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Gerade den Trailer auch angesehen. Bin hier mal gespannt, wieviel Joaquin Phoenix hier herausholt. Ich traue ihm hier einiges zu.

Aber ob man hier wirklich den "Joker" von Batman als Grundlage dafür nehmen muss, um eine Charakterstudie über einen Mann, der den Verstand verliert und sich als Clown maskiert der dunklen Seite hingibt zu erzählen.
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Re: Der Batman-Thread

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HCN007 hat geschrieben: 3. April 2019 23:18 Aber ob man hier wirklich den "Joker" von Batman als Grundlage dafür nehmen muss, um eine Charakterstudie über einen Mann, der den Verstand verliert und sich als Clown maskiert der dunklen Seite hingibt zu erzählen.
Viele Handlungsstränge aus der TDK-Trilogie hätte man auch ohne jeglichen Batman-Bezug verfilmen können. Und so manchen Bondfilm hätte man theoretisch auch ohne Bond verfilmen können. Ich freu mich auf jeden Fall auf den Phoenix-Joker um einiges mehr als auf die ganzen Batman-Filme nach TDKR.
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Re: Der Batman-Thread

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Samedi hat geschrieben: 3. April 2019 23:00
GoldenProjectile hat geschrieben: 3. April 2019 17:52 Eine Joker-Origin-Story ohne Batman ist aber etwas seltsam.
Bruce Wayne ist doch dabei.
Aber eben nicht Batman. Und das ist ein sehr wichtiger Unterschied, den man aber nur versteht, wenn man diese Figur versteht und ihren inneren Konflikt. So oder so: Ich gebe GP durchaus Recht, dass die Entstehung des Jokers eigentlich unmittelbar in einem Zusammenhang mit dem Caped Crusader stehen sollte. Das wird sie in "Joker" ziemlich sicher nicht tun. Der Film ist als unabhängiges Gangsterdrama (Produced by Martin Scorsese) gestartet, als eine Art "moderner Taxi Driver". Erst nachträglich wurde das Drehbuch in einen Joker-Film umgeschrieben, da Warner Bros. offenbar nur dann ein größeres Budget geben wollte. Also quasi so, als wenn Travis Bickle am Ende von "Taxi Driver" eben einfach statt des Iros eine Clowsmaske getragen und sich Joker genannt hätte. Die Frage wird sein, wie sehr der Film Figuren wie Alfred Pennyworth und Thomas Wayne wirklich sinnvoll einbaut und ob hier nur bereits existierende Figuren des Scripts umbenannt (und leicht angepasst) wurden oder ob sie extra für den Comic-Background neu reingeschrieben wurden.
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Re: Der Batman-Thread

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Samedi hat geschrieben: 3. April 2019 23:29 Und so manchen Bondfilm hätte man theoretisch auch ohne Bond verfilmen können.
Wohl kaum, außer du meinst wenn unser Held hier statt Bond irgendeinen anderen Namen trägt. Aber das wäre dann ja trotzdem dieselbe Figur, und ohne diese machen alle Bond Filme keinerlei Sinn.

Re: Der Batman-Thread

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HCN007 hat geschrieben: 3. April 2019 23:18 Aber ob man hier wirklich den "Joker" von Batman als Grundlage dafür nehmen muss, um eine Charakterstudie über einen Mann, der den Verstand verliert und sich als Clown maskiert der dunklen Seite hingibt zu erzählen.
Wenn man ein gewisses Budget von den großen Studios haben will, dann offenbar ja, dann solltest du besser eine berühmte Comicfigur im Script haben, sonst wird es schwierig. Bei "Captain America: The Winter Soldier" hat auch keiner gefragt, ob man einen großen Politthriller mit Anspielungen auf den NSA-Skandal wirklich mit Captain America umsetzen muss. Und bei "Aquaman" fragte auch keiner, warum es für einen epischen Fantasyfilm unbedingt ein Mitglied der Justice League braucht.
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Re: Der Batman-Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 4. April 2019 10:03
Samedi hat geschrieben: 3. April 2019 23:00
GoldenProjectile hat geschrieben: 3. April 2019 17:52 Eine Joker-Origin-Story ohne Batman ist aber etwas seltsam.
Bruce Wayne ist doch dabei.
Aber eben nicht Batman. Und das ist ein sehr wichtiger Unterschied, den man aber nur versteht, wenn man diese Figur versteht und ihren inneren Konflikt.
Welche Figur meinst du jetzt? Batman oder den Joker?
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Re: Der Batman-Thread

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Der Jockel

Ich fand die Idee eines Joker-Origin-Films von Anfang an blöde und tue das im Prinzip immer noch, gleichzeitig habe ich aber auch keinen wirklich schlechten Film erwartet, und der Film ist ziemlich genau so rausgekommen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Richtig prima fand ich eigentlich die letzten ungefähr zwanzig Minuten, wenn Phoenix wirklich der Joker sein darf und die Figur für mein Verständnis gut getroffen wird - der obligatorische Monolog, in dem das Weltbild und Selbstverständnis der Figur erläutert wird, hier in De Niros Show, war etwas redundant formuliert, das fand ich in Dark Knight (Ledger/Bale in der U-Haft-Zelle und Ledger/Eckhardt im Spital) deutlich eleganter gelöst, ansonsten aber: Guter Joker für mein Verständnis der Figur. Die vorherigen Filmteile waren wie erwartet ein Gemisch aus Dingen, die ich über den Joker nicht wirklich wissen will, Dinge, die man sich über den Joker auch leicht selbst zusammenreimen kann wenn man denn will und Reminiszenzen an das offensichtliche Vorbild Taxi Driver, das in Stil und Handlung deutlich zitiert wird, sind aber durchaus stimmungsvoll inszeniert, wenn auch teilweise in der Ausführung des psychologischen Dramas (das ich wie gesagt beim Joker als Erklärung gar nicht sehen möchte, und man sich sowieso einigermassen zusammenreimen will wenn man es braucht) etwas "verkrampft".

Wie soll ich den Film also bewerten? 6 Punkte? 7? Wahrscheinlich, weil mein Eindruck immer noch zwiespältig ist, aber die guten Dinge trotzdem überwiegen. Betrachte ich den Film von aussen, herrscht ebenfalls ein Dilemma: Es ist schade, dass man diesen Film mit Comicnamen ausstaffieren und der letzten Figur, die man entmystifizieren sollte, eine Origin-Story verpassen musste um überhaupt eine Art modernen Taxi Driver zu drehen, andererseits ist es durchaus sympathisch, dass auch eine Comicmarke mal einen ganz anderen Ansatz wählt als den üblichen Blockbuster, und in dieser Hinsicht geht Joker sogar noch weiter als Logan oder die Nolan-Filme. In Summe kein schlechter Film, aber auch keiner, von dem ich restlos berauscht bin.
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