Re: Daniel Craig in Cowboys and Aliens

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sehr interesant. vor allem scheint sich auch Craig viele Gedanken zusammen mit den Produzenten über die Richtung der Bondfilme zu machen.

Zwei für mich interessante Details:
1. Er nennt explizit CR als Film, dessen Drehbuch in begeistert hat...
2. Wenn ich es richtig deute, wird es wieder keinen Q geben
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Daniel Craig in Cowboys and Aliens

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[...] Cowboys & Aliens ist ein solider Erfolg. Für einen großen Comic-Con-Film verwendet der Streifen einen befriedigenden Teil seiner Laufzeit für die Charaktere und verdankt den Großteil seines Erfolges Favreaus intelligentem Casting und dem Raum, den er seinen Schauspielern zugesteht. So gut wie die visuellen Effekte sind, geht man aus diesem Film heraus mit Erinnerungen an die Gesichter der Schauspieler, an einzelne Zitate und Handlungen, die mehr über die Figuren aussagen als nur Schock und Ehrfurcht.
Inszeniert, so dass er hochgewachsen wie ein Clint Eastwood aussieht, kämpft Daniel Craig gegen das Gros der potentiellen Lächerlichkeit dieses Films mit der selben Mischung aus Rücksichtslosigkeit und Sensibilität, die er den jüngeren Bond-Filmen verliehen hat. Olivia Wilde als sein ähnlich mysteriöses Love Interest treibt den Film jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Sie wirkt nicht nur fehl am Platz neben ihren abgehärteten Co-Stars, sondern verkörpert auch das größte Risiko des Films, einen sonderbaren Twist wie eine Feuerprobe, der sowohl die Regeln von Western, als auch Science Fiction-Filmen bricht.
Das Beste, was man über Cowboys & Aliens sagen kann, ist, dass er schön aussieht. In dem Film, der versucht, Sci Fi-Elemente in einen traditionellen Western unterzubringen, werden Western-Fans – und auch Sci Fi-Fans – den ikonischen Look von Jon Favreau wiedererkennen und sich zu Hause fühlen. Abgesehen davon ist Cowboys & Aliens jedoch das filmische Äquivalent einer Nulllinie. Ein lebloser Film, der extrem stark durch seinen Plot vorangetrieben wird und voll ist von oberflächlichen Figuren, unterentwickelten Beziehungen und Löchern im Plot mit den Ausmaßen des Wilden Westens. Aber hey, wenigstens sieht er gut aus.
Favreau hat viel Zeit darauf verwendet, ein ungewöhnliches Ensemble zusammenzustellen und keinerlei Energie darauf, diesem etwas interessantes zu tun zu geben. Sogar bei einem Cast, zu dem Craig, Ford, [Paul] Dano, [Sam] Rockwell sowie die starke Unschuld Olivia Wilde und Keith Carradine aus Deadwood als Sheriff gehören, liefert keiner der Schauspieler mehr als das Minimum ab: eine konventionelle emotionale Entwicklung abzuliefern oder wichtige Informationen zu verteilen, wenn die Story nach Erklärungen verlangt. Außerdem bieten die Rhythmen der Erzählung keinerlei dramatische Spannung, um die Zuschauer bei Laune zu halten.
Wie Gernot schon sagt... SO gut hört sich das alles ja nicht an! :?
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Re: Daniel Craig in Cowboys and Aliens

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Komisch, das gerade hier im Bond-Forum niemand etwas zu Craigs wohl größtem Nicht-Bond-Blockbuster schreiben will. Mache heute mit der Sichtung des Extended Director Cuts mal den Anfang und muss mich leider wenig begeistert äußern, aber lest selbst:

Cowboys & Aliens

Es ist eine Idee, so unglaublich simpel, verrückt und gleichzeitig bombastisch, dass man sich nur fragen kann, worauf die großen Namen in Hollywood eigentlich all die Jahre gewartet haben, bis man endlich darauf kam, diesen Film zu produzieren. Während Comic-Verfilmungen und unzählige Sequels vergangener Erfolgsfilme das Geschäft in den USA derzeit dominieren, ist es hier die ungewöhnliche Prämisse hinter dem Film, die im Vorfeld für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Unter anderem unter den Augen des ausführenden Produzenten Steven Spielberg hat sich Regisseur Jon Favreau mit "Cowboys & Aliens" eine aufregende und Spannung versprechende Mission vorgenommen, dem Publikum nämlich genau das zu liefern, was er mit seinem reißerischen Titel vorab so vollmunding versprochen hatte: Das ultimative Genrecrossover zwischen Science Fiction-Streifen und dem amerikanischen Western. Allerdings stellt sein Actionmix auch eine ganz andere Tatsache offenkundig dar, die die oben gestellte Frage direkt beantworten dürfte: So wirklich zusammen passen diese beiden Elemente eigentlich nicht.

Dabei hatte man sich gerade bei den Western-Attributen richtig Mühe gegeben, das fängt schon beim grandiosen Opening an. Mitten in der Prärie erwacht ein verschwitzer und dreckiger Daniel Craig, der auch in den nächsten 2 Stunden als wortkarger und kaltschnäuziger Revolverheld, angesiedelt irgendwo zwischen Clint Eastwood und Steve McQueen, eine hervoragende Performance abgeben wird, die so gut ist, das er den Film damit alleine tragen kann. Schön ist es gerade deswegen, dass die ersten 30 Minuten noch ganz dem Wild-West-Feeling gehören und uns Zeit geben, Craigs Protagonisten und das allgemeine Setting besser kennen zu lernen. Vielleicht hätten diese Szenen Favreau etwas weniger perfekt gelingen sollen, denn zwischen all den edlen Panorama-Aufnahmen und der ruppigen Atmosphäre wünscht man sich beinahe, die Aliens würden gar nicht erst auftauchen und man würde einfach 120 weitere Minuten gespannt der Stimmung im Westerndorf Absolution folgen dürfen. Leider aber lassen die Eindringlinge dann doch nicht sonderlich lange auf sich warten und was folgt ist ein handwerklich toll in Szene gesetzter Blockbuster, der aber an allen Ecken und Enden seine Probleme bekommt.

Anfangen tut das schon mit den Charakteren. Während Craig seiner Rolle wenigstens durch sein wundervolles Spiel und seine leise Selbstironie einen Hauch von Persönlichkeit verleihen kann, bleiben selbst große Darsteller neben ihm farblos. Harrison Ford darf als mürrischer Colonel ein paarmal grimmig in die Kamera gucken, bleibt aber nur ein müder Sidekick ohne eigene Identität. Olivia Wilde mag zwar als mysteriöse Schönheit eine gewisse Zeit lang das männliche Publikum mit ihrer Präsenz bei Laune halten, doch spätestens als sie ziemlich in der Mitte des Filmes für einen völlig unglaubwürdigen Twist sorgen muss, wird ihr gesamter Charakter der Lächerlichkeit ausgeliefert. Alle anderen Figuren, die sich auf der Jagd nach den außerirdischen Besuchern geben, spart man daher fast vollständig eine eigene Persönlichkeit und klassifiziert sie damit direkt zum Alienfutter. Einzig und allein ein Barkeeper, verkörpert von Sam Rockwell, wird immer wieder in den Fokus gerückt, wobei man sich gerade hier die Frage stellen muss, warum ausgerechnet er soviel Screentime bekommt, da seine Funktion für die Handlung praktisch nicht vorhanden scheint und er allerhöchstens etwas Humor ins Spiel bringt. Allerdings ist das vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass das Drehbuch selbst nicht so recht weiß, wo es eigentlich hin will. Zu lange steht die Handlung nur auf der Stelle, zu spät werden für den Ausgang des Streifens wichtige Personen eingeführt, zu albern und beinahe schon peinlich erscheint das Motiv der eigentlichen Invasion. Bei all dieser inhaltlich-belanglosen Leere bleiben einem dann nur noch die Krawall-orientierten Actionszenen. Können diese wenigstens überzeugen?

Leider auch nur teilweise. Optisch sind die Animationen natürlich vom allerfeinsten, die Stuntarbeit bei vielen halsbrecherischen Aktionen beeindruckend und auch das Design der Außerirdischen gefällt durch seinen Mut zur Hässlichkeit, aber insgesamt ergibt sich allein aus dem Drehbuch heraus ein wirkliches Duell zwischen Aliens und Cowboys einfach viel zu selten. Meist beschränkt es sich auf einen Kampf zwischen den CGI-Wesen und den mit einer mächtigen Alienwaffe ausgestatteten Craig, während der Rest unbeteiligt in der Gegend herumsteht und wie Statisten machtlos zusehen muss, wie er die Sache schon irgendwie ins rechte Licht rücken wird. Erst im Showdown dürfen sie aktiv werden, zu dem Zeitpunkt ist man aber bereits zu desinteressiert, um für die stark inszenierten Gefechte noch etwas übrig zu haben. Unterhalten tut es zwar, mitreißen oder gar Interesse auf den Fortlauf wecken eher weniger, zumal der permanent penetrant auf den Zuschauer einwirkende Soundtrack von Harry Gregson-Williams an der ein oder anderen Stelle zu dramatisch daherkommt und nie so recht zu den Bildern auf der Leinwand passen will.

Fazit: Wie es bei einem Mann wie Jon Favreau zu erwarten war, ist "Cowboys & Aliens" ein sauber inszenierter, ordentlich getrickster und konsequent ausgerichteter Actionfilm, der einen aber nur oberflächlich anspricht, als so richtig vom Hocker zu hauen. Zu schwer wiegen die katastrophal entwickelte Handlung und das nicht vorhandene Interesse an den eindimensionalen Charakteren auf den existierenden Stärken wie dem subtilen Humor und der starken Revolverheld-Interpretation seines Hauptdarstellers. Gelungen sind dafür immer die Momente, in denen es kein Crossover zwischen den zwei unterschiedlichen Genres gibt, sondern der Zuschauer einen gehörigen Schuss Western-Atmosphäre atmen und sich von den Sehnsucht-erweckenden Bildern überwältigen lassen darf. Betrachtet als Experiment mag "Cowboys & Aliens" also vielleicht das ein oder andere Interesse wecken, doch wahre Filmfreunde werden schnell auf den Gedanken kommen, wie schön das Erlebnis sein könnte, wenn Favreaus Werk einfach nur "Cowboys" heißen würde.

4/10
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Re: Daniel Craig in Cowboys and Aliens

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Auch wenn ich deine Meinung nicht ganz teile, hat der Grundgedanke "Cowboys" tatsächlich etwas. Daniel ist definitiv die Stärke des Films. Die andere top Darsteller bekommen halt aufgrund der Figuren nicht die Chance zu zeigen was sie können. Liegt wohl am Drehbuch. Da hätte man viel mehr rausholen können. Optisch fantastisch, wie du schon sagtest und mit einem großartigen Daniel Craig ausgestattet macht mir der Film aber immer noch viel Spaß und schafft es zumindest auf eine gute 7 -7,5. Ich denke ich hab an einen solchen Film nicht all zu viel Anspruch. Schade um das verschenkte Potenzial ist es aber alle male.