Welcher ist der beste Film von Quentin Tarantino?

Reservoir Dogs
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (15%)
Pulp Fiction
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (24%)
Jackie Brown
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Kill Bill: Volume 1
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Kill Bill: Volume 2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Death Proof: Todsicher
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Inglourious Basterds
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (21%)
Django Unchained
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
The Hateful Eight
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Once Upon a Time... in Hollywood
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (9%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 34

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

871
Agent 009 hat geschrieben: 16. Januar 2020 19:51 Eric, ich glaube du hast vergessen zu erwähnen, wie toll eigentlich Mary Elizabeth Winstead ist.
Casino Hille hat geschrieben: 16. Januar 2020 19:55 Mary Elisabeth Winstead hat da mitgespielt? In Death Proof? Das hätte Eric vielleicht mal erwähnen sollen.
Mary Elizabeth Winstead ist in Death Proof und sie ist ganz toll. Tracie Thoms und die normalerweise sehr attraktive Rosario Dawson sollten sich in Grund und Boden schämen dafür, wie lachhaft sie neben der grandiosen Mary wirken, die burschikose Zoë Bell sowieso. Mary steht das gelbe Cheerleader-Kostüm ausgezeichnet, ihre etwas volle und raue aber doch sehr weibliche Stimme klingt besser als jede Stradivari und ihr Lächeln hat den Fernseher zum Schmelzen gebracht. Der tumbe Russell kann sich glücklich schätzen, dass etwas vom letzten was er gehört hat, bevor die Mädels ihn mitsamt Stuntcar zu Tode vermöbelt haben, Marys engelsgleicher Gesang war. Und ich weiss genau dass ihr Fondas, Brosnans und Moores jeden Tag beim Blick ins Forum vor blankem Neid erblasst, wenn ihr seht dass Mary zumindest im erweiterten Sinne meinen Avatar ziert.

Connor, ich schlage ein Tauschgeschäft vor: Ich werde sämtliche Ansprüche auf Emma fallen lassen und kriege dafür Mary. :3
Revoked hat geschrieben: 16. Januar 2020 20:17 Die Tage werde ich auch IB nochmal schauen (ist EXTREM LANGE her!).
Ui, viel Spass. Und daran denken: Unbedingt Originalfassung (auch da ist locker ein Drittel des Films in deutscher Sprache) sonst macht vieles nicht wirklich Sinn und ist weder halbes noch ganzes.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

872
Um mich mal wieder zu melden und meinen Senf dazuzugeben:
Death Proof ist in der Tat ein grandioser Film, der mich allerdings erst mit mehreren Sichtungen wirklich für sich einnehmen konnte. Gerade das abrupte Ende, früher ein harscher Kritikpunkt von mir, halte ich mittlerweile für sehr gelungen und kann mir gar nicht vorstellen, wie man den Film anders hätte beenden können.

There was a fifty-fifty shot on whether you'd be going left. You see, we're both going left. You could have just as easily been going left too and if that was the case, it would have been awhile before you started getting scared. But since you're going the other way, I'm afraid you're gonna have to start getting scared... immediately!
GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Januar 2020 23:31 Mary Elizabeth Winstead ist in Death Proof und sie ist ganz toll.
Ein umso größeres Ärgernis, dass sie nicht an der finalen Klopperei mitwirken darf, was? :wink:
GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Januar 2020 23:31 Unbedingt Originalfassung (auch da ist locker ein Drittel des Films in deutscher Sprache) sonst macht vieles nicht wirklich Sinn und ist weder halbes noch ganzes.
Man beachte in der deutschen Fassung nur Fassbenders Akzent - oder eben gerade nicht.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

873
Ja, in der IB Synchronfassung ist einiges etwas konfus, weil sie die Sprachbarrieren nicht übersetzen (konnten). D.h. u.a. auch, dass in einer wichtigen Szene, in der Brad Pitt mit einem Deutschen spricht, und zwischen beiden ein Mann sitzt, der jeweils für die andere Partei übersetzt, jetzt im Deutschen kreative Wege gefunden werden mussten, um den Dialog zu strecken, als würden drei Männer ihn führen. Total ulkig, wenn man es ganz direkt vergleicht.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

874
Ich muss allerdings sagen, dass ich die Dolmetscher-Szene zwischen Pitt und dem Deutschen für recht gut gelöst halte. Pitts ausgesprochene Drohungen passen eigentlich recht gut zu der überschnellen Reaktion des Gefangenen.
Zuletzt geändert von 00T am 17. Januar 2020 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
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(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

875
00T hat geschrieben: 17. Januar 2020 19:52 Ein umso größeres Ärgernis, dass sie nicht an der finalen Klopperei mitwirken darf, was? :wink:
Inder-Tat. Wobei die Rolle das eigentlich auch nicht hergibt, wenn wir ehrlich sind.

Good to have you back!

Noch absurder als Fassbenders fehlender Akzent und die tumben Sätze, die Pitt bei der Übersetzungsszene Pitt-Burkhard-Möhring in den Mund gelegt werden ist an der IB-Synchronfassung aber, dass die französischen Szenen, immerhin rund ein Drittel des Films, so belassen wurden. Somit wurde ein anderes Drittel - das englischsprachige - übersetzt und das akkurate und sorgfältige Spiel mit den Sprachen komplett gebrochen, das dann aber nicht einmal konsequent bzw. vollständig. Nicht einmal dem fremdsprachen- und untertitelscheuen Publikum bringt es wirklich was, weil es weiterhin fast ein Drittel des Films im Original sieht und dazu noch in einer Sprache, die die meisten wesentlich schlechter beherrschen dürften als das weit verbreitete Englisch. Ich finde das alles ganz schlimm und verquer.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

876
00T hat geschrieben: 17. Januar 2020 19:52 Ein umso größeres Ärgernis, dass sie nicht an der finalen Klopperei mitwirken darf, was? :wink:
Der Grund dafür ist einer meiner großen Kritikpunkte an Death-Proof. Ich kann im Finale einfach nicht mit den drei Frauen mitfiebern, weil sie sich mit der Aktion zuvor einfach unfassbar unsympathisch gemacht haben. Das hätte man echt anders lösen können.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

877
Was ist denn daran unsympathisch, die nervige Spaßbremse bei einer waghalsigen Aktion nicht dabei haben zu wollen? Die Mary Ellie Dingsbums ist ja nicht die Hellste, und würde bei der gefährlichen Nummer vermutlich heulen oder die anderen nur mit irgendeinem oberflächlichen Gelaber totquatschen. Da gerade die anderen zwei Damen in Gegenwart von Zoe auf dicke Hose machen wollen, ist das schon vollkommen verständlich - und für die Mary Ellie Wieauchimmer ohnehin besser so.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

878
Bin ich der einzige der Zoe Bell so klasse findet? Gerade die fehlende Schauspielerfahrung hat sie mir total sympathisch gemacht. Und dann der australische Akzent und vor allem der geniale Stunt! Von der Sportlichkeit ganz zu schweigen...
Da kann kann sich wer will billig im Cheerleaderlook anbiedern.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

879
Zoe Bell ist klasse in Death Proof! Nur ist es schade, dass sie in Django Unchained, The Hateful Eight und Once Upon a Time... in Hollywood nur in Minirollen dabei ist. Die Action am Ende von Death Proof ist natürlich auch sagenhaft, und der Schluss ein Knaller, aber wenn ich eine Sache an Death Proof benennen müsste, die ich besonders hervorragend finde, dann sind es die vielen Dialoge der Frauen (egal ob erste oder zweite Hälfte) untereinander und wie großartig Tarantino ihnen die Bälle zuspielt. Ein fantastischer Film!
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

880
Revoked hat geschrieben: 17. Januar 2020 20:43 Und dann der australische Akzent
Also bitte! Zoë ist Neuseeländerin, musste die wunderbare Mary (gepriesen sei sie) doch sehr direkt darauf hingewiesen werden.
Casino Hille hat geschrieben: 17. Januar 2020 20:39 Die Mary Ellie Dingsbums
Revoked hat geschrieben: 17. Januar 2020 20:43 Da kann kann sich wer will billig im Cheerleaderlook anbiedern.
Ihr armen Narren! Naja, bleibt halt mehr Mary für mich übrig wenn ihr euch da im frauengeschmacklichen Niemandsland tummelt. :3

Aber Hille hat schon recht, rollentechnisch bietet die göttliche Mary im Kontext des Films überhaupt nicht das Potential für eine Teilnahme an der Schlussfahrt. Aber andersrum sehe ich es halt auch genau so wie Nami: Die Aktion - die etwas naive Mary-Rolle dem sehr dubiosen Redneck quasi auf dem Silbertablett zu präsentieren - ist schon ziemlich mies und geht potentiell weit über reine Spässchen unter Freundinnen hinaus, jetzt mal ganz ungeachtet meiner Vorliebe für die Darstellerin. Da hätte ich mir eine versöhnliche Auflösung gewünscht, und es hätte auch genug Möglichkeiten gegeben, ihr Zurückbleiben anders zu lösen.
Casino Hille hat geschrieben: 17. Januar 2020 21:09 Zoe Bell ist klasse in Death Proof! Nur ist es schade, dass sie in Django Unchained, The Hateful Eight und Once Upon a Time... in Hollywood nur in Minirollen dabei ist.
Was denn für Minirollen? Hat sie da mehr gemacht als nur Stunts? Ich muss zugeben, ich habe mich mit der Frau zuvor noch nie gross beschäftigt. Ich glaube ich wusste, dass es eine Stuntfrau mit dem Namen gibt, hab ich wohl mal im Zusammenhang mit Death Proof gelesen, aber mehr dann auch nicht.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

881
Sie war die Stuntfrau von Uma Thurman bei den Kill Bill Filmen - und bei Inglourious Basterds auch als Stuntfrau aktiv.
In Django Unchained hat sie einen Cameo-Auftritt als die Anführerin einer Bande auf Candyland, die mit rotem Tuch vorm Gesicht ihre Männer anführt - ursprünglich sind da wohl mehr Szenen mit ihr gedreht wurden, die der Schere zum Opfer fielen, so ist es nur ein Sekundenauftritt. In The Hateful Eight ist sie im Rückblendenabschnitt in Minnies Laden zu sehen und trägt Lex Barkers Old Shatterhand Klamotten aus den Karl May Filmen. Und in Once Upon a Time... in Hollywood ist sie ebenfalls kurz in der Bruce Lee Rückblende als die Ehefrau von Kurt Russell dabei.

Zu John McClanes Tochter: Aber beachtet mal das Verhalten der "Freundinnen" vorher im Film untereinander. Dass sie das naive Dummchen bei dem komischen Redneck zurücklassen, kommt ja nicht einfach so aus dem Nichts, sondern ergibt sich aus dem Zusammenspiel vorher. Ich würde also argumentieren: Ein versöhnlicherer Umgang mit dem Charakter wäre zwar möglich, aber weniger glaubwürdig. :wink:

Ich habe auch kein Problem damit, wenn die Figuren, mit denen ich sympathisieren soll, mal Dinge tun, die meinem Wertesystem widersprechen - oder gar hinterhältig, gemein, verschlagen oder sonst wie rüberkommen. Das ist oft auch interessanter, als nur mich selbst in Figuren wiederzuentdecken. Aber in diesem Fall geht das für mich in Ordnung: MEW nervt die anderen drei Frauchen in einer Tour, ist für nichts zu gebrauchen und das komplette Gegenteil von "cool", so wie Zoe es ist - und es die anderen beiden (zumindest in Zoes Gegenwart) gerne wären. Da hat sich das mit der Zweckfreundschaft, wie bei dem beliebten Cheerleader-Püppchen, schnell erledigt. Wie im wahren Leben halt.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

883
Ohne hier für die IB-Synchro Partei ergreifen zu wollen (wobei es durchaus Sinn ergibt, dass nur die englischen, nicht aber die französischen Teile synchronisiert wurden) finde ich Fassbenders Akzent letztlich dann doch zu stark, als dass er als Deutscher durchgehen könnte. Und der Film will ja daraufhinaus, dass es das Fehlen eines Akzentes ist, was Diehl erst aufmerksam macht. Das ist aber quatsch, da nicht das Fehlen sondern das Vorhandensein eines (wenn auch nur leichten) Akzents hier verräterisch ist. Besonders doof ist, dass Tarantino uns am Ende verkaufen will, dass die 3-Finger-Bestellung Diehl endgültige Gewissheit gegeben hat - als ob Fassbenders Akzent und die alberne Geschichte um ein schweizer Bergkaff, in dem niemand einen Akzent hat (obwohl ein vorgeblicher Einwohner ja eben doch einen hat, aber eben einen ganz anderen als man bei einem Schweizer Bergmenschen gemeinhin erwarten würde) nicht schon offensichtlich genug gewesen wären. Schadet das dem Film? Nein, auch weil ich Fassbernder Spiel auf Deutsch trotzdem ganz grossartig finde. Aber es ist halt schon ein kleiner Malus, auch weil Tarantino während der Kino-Promotion seinerzeit nicht müde wurde darauf hinzuweisen, wie doof er es finde, dass in den alten US-Kriegs-Filmen die Deutschen immer von Amerikanern gesprochenes Fantasie-Deutsch (also mit extemem Akzent oder merkwürdigen Wörtern/Satzkonstruktionen) hatten und er das diesmal endlich richtig gemacht hat mit der Besetzung von Native-Speakern. Das Dumme ist nur, dass Fassbender halt kein Native-Speaker ist und für einen Deutschen auch nicht als solcher durchgeht (obwohl sein Deutsch bzw. seine Aussprache sehr gut ist). Und damit tappt er letztlich dann doch wieder in genau die gleiche Falle, die er doch vermeiden wollte. Denn gar soweit weg ist das Ganze dann am Ende doch nicht z.B. von Gregory Pecks deutschen Gehversuchen als vermeintlicher Sprachexperte in den Kanonen von Navarone. :wink:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

884
AnatolGogol hat geschrieben: 18. Januar 2020 09:48 wobei es durchaus Sinn ergibt, dass nur die englischen, nicht aber die französischen Teile synchronisiert wurden
Inwiefern ergibt das denn Sinn? Man könnte natürlich sagen, dass hier kein französischer, sondern ein amerikanischer Film übersetzt wurde und die französischen Passagen quasi nur zusätzliche fremdsprachige Anteile in einer englischsprachigen Produktion sind. Aber wenn man bedenkt, dass der französische Anteil fast so gross ist wie der englische und das Sprachkonzept durch die Synchronisation zur Hälfte aufgehoben und uminterpretiert wurde, aber eben nur zur Hälfte, dann macht das für mich keinen Sinn. Und wie gesagt, auch untertitel- und fremdsprachenscheuen (deutschsprachigen) Zuschauern wurde überhaupt kein Gefallen getan, denn wenn diese extra kein Englisch sehen bzw. hören wollen und dann lange und essentielle Szenen im idR weniger geläufigen französisch kriegen, das dürfte doch für manche vom Regen in die Traufe sein.
AnatolGogol hat geschrieben: 18. Januar 2020 09:48 Und der Film will ja daraufhinaus, dass es das Fehlen eines Akzentes ist, was Diehl erst aufmerksam macht. Das ist aber quatsch, da nicht das Fehlen sondern das Vorhandensein eines (wenn auch nur leichten) Akzents hier verräterisch ist.
Das ist mir komplett neu. Ist das vielleicht in der von mir seit zwei Zillionen Jahren nicht mehr gesehenen Synchronfassung der Fall? Ich zitiere mal wieder aus dem vierten Kapitel (gleich kommt Nico... :) ):

"Entschuldigen Sie, Herr Hauptsturmführer, Sie haben einen sehr ungewöhnlichen Akzent". (Fehling)
"Wie unser frischgebackener Vater hier habe auch ich ein sehr genaues Ohr für Akzente. Und wie er finde ich Ihren äusserst seltsam". (Diehl)
"Das ist der Grund für Ihren bizarren Akzent? Wie ungewöhnlich." (Diehl)

Das weist doch alles deutlich darauf hin dass es eben sein Akzent ist, der Verdacht erregt und nicht das Fehlen eines solchen. Das müsste man ja so verstehen, dass Fassbender eher zu gut deutsch spricht, zu glatt, so dass Diehl ihn nicht regional einordnen kann und daher misstrauisch wird. Ne, das wäre mir völlig neu und ergibt sich aus dem Dialog nicht.
AnatolGogol hat geschrieben: 18. Januar 2020 09:48 als ob Fassbenders Akzent und die alberne Geschichte um ein schweizer Bergkaff, in dem niemand einen Akzent hat (obwohl ein vorgeblicher Einwohner ja eben doch einen hat, aber eben einen ganz anderen als man bei einem Schweizer Bergmenschen gemeinhin erwarten würde) nicht schon offensichtlich genug gewesen wären.
Aber woher will denn jemand - ich, du, oder erst recht ein Gestapo-Mensch der 40er, auch wenn er gemeinhin als mit Akzenten vertraut gilt - wissen, wie dort gesprochen wird? Im näheren Umfeld des Piz Palü wird ja wohl entweder Italienisch, Rätoromanisch oder eine Variation des Bündnerdeutschen gesprochen, wobei Fassbenders notgedrungenes Lügenmärchen ja vermutlich auf letzteres abzielt. Er gibt also meiner Meinung nach gar nicht vor, dort auf dem Berg eben dieses schräge Hochdeutsch zu sprechen, sondern dass beim Wechsel ins Hochdeutsche dieser Akzent von seinem Dialekt übrig bleibt (eigentlich ähnlich wie bei einem gewissen Foristen, wenn er nach Marburg tuckert). Und ich muss dem Fassi noch zugute halten, dass seine Aussprache zwar nicht wirklich nach einem Deutschen klingt, aber eben auch nicht nach einem Briten.
AnatolGogol hat geschrieben: 18. Januar 2020 09:48 Aber es ist halt schon ein kleiner Malus, auch weil Tarantino während der Kino-Promotion seinerzeit nicht müde wurde darauf hinzuweisen, wie doof er es finde, dass in den alten US-Kriegs-Filmen die Deutschen immer von Amerikanern gesprochenes Fantasie-Deutsch (also mit extemem Akzent oder merkwürdigen Wörtern/Satzkonstruktionen) hatten und er das diesmal endlich richtig gemacht hat mit der Besetzung von Native-Speakern. Das Dumme ist nur, dass Fassbender halt kein Native-Speaker ist und für einen Deutschen auch nicht als solcher durchgeht (obwohl sein Deutsch bzw. seine Aussprache sehr gut ist). Und damit tappt er letztlich dann doch wieder in genau die gleiche Falle, die er doch vermeiden wollte.
Das stimmt aber nicht ganz, weil Hicox ja eben kein Deutscher sein soll sondern ein Brite mit sehr guten bis fliessenden, aber nicht ganz akzentfreien Deutschkenntnissen. Daher ist die Besetzung mit dem Flötenmichel (der durch seinen deutschen Vater und entsprechende Besuche bei Verwandten früh gutes Deutsch gelernt hat, es durch das Leben in Irland und die fehlende Übung aber nie wirklich auf das Niveau einer zweiten Muttersprache geschafft hat) wiederum sehr akkurat.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

885
Also grundsätzlich muss man bei solchen Überlegungen natürlich bereit sein die Existenz einer Synchro zu akzeptieren. Ich habe IB ehrlich gesagt auch nur einmal in Synchro geschaut und das mehr oder weniger zwangsweise im Kino. Aber die Nicht-Eindeutschung der Französischen Passagen ergibt insofern durchaus Sinn, da dadurch (wie auch die italienischen Kurzpassagen) die Landa-Figur wesentlich charakterisiert wird (und indirekt dadurch auch die amerikanischen Figuren rund um Pitt). Hätte man also gleich alle nicht-deutschen Passagen synchronisiert (bzw. alles, da die deutschen Passagen ja auch synchrinisiert wurden), dann hätte man Landa eines seiner wesentlichen Charaktereigenschaften beraubt und der Film hätte eigentlich gar nicht mehr richtig funktioniert. Die englischen Passagen hingegen sind dahingehend nicht so wesentlich. Ich sage bewusst dahingehend, denn natürlich ist die mehrsprachigkeit elementar und ein vorgegebenes Konzept von Tarantino, das die Synchro durchbricht. Aber da sind wir wieder beim Ausgangspunkt: man muss die Existenz bzw. die Berechtigung einer deutschen Syncho akzeptiereren - auch als das was sie zwangsläufig ist, nämlich einen Eingriff ins Originalwerk.

GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Januar 2020 15:08 Das ist mir komplett neu. Ist das vielleicht in der von mir seit zwei Zillionen Jahren nicht mehr gesehenen Synchronfassung der Fall? Ich zitiere mal wieder aus dem vierten Kapitel (gleich kommt Nico... :) ):

"Entschuldigen Sie, Herr Hauptsturmführer, Sie haben einen sehr ungewöhnlichen Akzent". (Fehling)
"Wie unser frischgebackener Vater hier habe auch ich ein sehr genaues Ohr für Akzente. Und wie er finde ich Ihren äusserst seltsam". (Diehl)
"Das ist der Grund für Ihren bizarren Akzent? Wie ungewöhnlich." (Diehl)

Das weist doch alles deutlich darauf hin dass es eben sein Akzent ist, der Verdacht erregt und nicht das Fehlen eines solchen. Das müsste man ja so verstehen, dass Fassbender eher zu gut deutsch spricht, zu glatt, so dass Diehl ihn nicht regional einordnen kann und daher misstrauisch wird. Ne, das wäre mir völlig neu und ergibt sich aus dem Dialog nicht.
Mit wortwörtlichen Zitaten kann ich leider nicht dienen (vielleicht kann Nico die ja nachreichen :D ), aber du hast Recht, dass Diehl tatsächlich einen Akzent bemängelt. Was ich meinte ist aber, dass er diesen Akzent so definiert, dass Fassbenders Sprache keinerlei Hinweis auf seine Herkunft gebe. Das macht in stutzig und das spricht er auch an, ich glaube er nennt ihn "Sturmbannführer Heimatlos" (weiss nicht, ob der Dienstgrad stimmt, habs wie gesagt nicht wortwörtlich im Kopf) und belegt das mit der Münchner Herkunft von Burkhard und der Frankfurter Herkunft von Schweiger (wo immer er die auch rausgehört haben mag). Und das passt dann nicht wirklich zusammen, denn entweder er hat einen Akzent (und den hat er ja auch, nämlich einen leichten Einschlag, der ihn als Brite bzw. Ire identifizierbar macht), dann kann man seine Herkunft darüber herleiten oder er hat keinen Akzent (also quasi hochdeutsch), dann ist das nicht möglich. Den hier aufgetischten Fantasie-Akzent, welcher keinerlei Anzeichen über die Herkunft geben soll (= praktisch Hochdeutsch) mag es vielleicht in Tarantinos Kopf geben (und damit berechtigterweise auch in seinem Universum), aber wenn wir hier von "in echt" sprechen, dann ist das Mumpitz.
GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Januar 2020 15:08 Aber woher will denn jemand - ich, du, oder erst recht ein Gestapo-Mensch der 40er, auch wenn er gemeinhin als mit Akzenten vertraut gilt - wissen, wie dort gesprochen wird?
Du sagst es doch schon (und Diehl erst recht): er hat ein besonders gutes Ohr für Akzente.
GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Januar 2020 15:08 Im näheren Umfeld des Piz Palü wird ja wohl entweder Italienisch, Rätoromanisch oder eine Variation des Bündnerdeutschen gesprochen, wobei Fassbenders notgedrungenes Lügenmärchen ja vermutlich auf letzteres abzielt. Er gibt also meiner Meinung nach gar nicht vor, dort auf dem Berg eben dieses schräge Hochdeutsch zu sprechen, sondern dass beim Wechsel ins Hochdeutsche dieser Akzent von seinem Dialekt übrig bleibt (eigentlich ähnlich wie bei einem gewissen Foristen, wenn er nach Marburg tuckert).
Das habe ich dann aber deutlich anders in Erinnerung. Fassbender meint doch sogar, dass ALLE in seinem ominösen schweizer Bergkaff so sprechen wie er. ALLE! Und das ohne erkennbaren schwyzerdütschen, italienischen oder ähnlichen Einschlag und stattdessen mit einem lupenreinen Quasi-Hochdeutsch? Auffem Berg in den Schweizer Alpen? Genau das ist es, was für mich dann nicht glaubhaft ist, wie auch die gesamte "Akzent-Geschichte" sehr sehr konstruiert und relatitätsfremd wirkt.

GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Januar 2020 15:08Und ich muss dem Fassi noch zugute halten, dass seine Aussprache zwar nicht wirklich nach einem Deutschen klingt, aber eben auch nicht nach einem Briten.
Doch, ich finde man kann da eben doch einen leichten britischen Akzenz raushören oder nennen wir es lieber etwas, was von seiner britischen Sprache übrigbleibt.
GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Januar 2020 15:08 Das stimmt aber nicht ganz, weil Hicox ja eben kein Deutscher sein soll sondern ein Brite mit sehr guten bis fliessenden, aber nicht ganz akzentfreien Deutschkenntnissen. Daher ist die Besetzung mit dem Flötenmichel (der durch seinen deutschen Vater und entsprechende Besuche bei Verwandten früh gutes Deutsch gelernt hat, es durch das Leben in Irland und die fehlende Übung aber nie wirklich auf das Niveau einer zweiten Muttersprache geschafft hat) wiederum sehr akkurat.
Das stimmt alles, aber der Knackpunkt ist doch, dass er als angeblich überzeugend den Deutschen geben kann. Das tut er aber eben nicht und von daher ist die Drei-Finger-Bestellung (welches die Krüger später nennt, mit dem er sich verraten hat) letztlich irrelevant, weil kein nativ Deutschsprachiger den Akzent von Fassbender überhören kann. Man kann die Szene höchstens so lesen, dass Diehl die ganze Zeit mit Fassbender & Co. spielt (was er in gewisser Weise ja auch fraglos tut), sich aber von Anfang an über dessen nichtdeutschen Hintergrund im Klaren ist. Wenn dem so wäre, dann wäre sein Handeln aber auch selten dämlich, denn es wäre vermutlich ein leichtes für ihn gewesen Verstärkung zu holen und den Laden hochzunehmen (irgendwo her muss er ja auch gekommen sein - wie auch die lustig zechenden Mannschaftsdienstgrade, d.h. es ist sicher nicht so, dass im Umkreis von zig Kilometern keine deutschen Einheiten sind). Aber auch das liese sich im Tarantino-Universum akzeptieren, nicht aber eben "in echt". Und wenn Tarantino schon auf den schlecht deutschsprechenden Figurend seiner Kriegsfilm-Vorväter rumreitet (übrigens völlig zurecht), dann hätte er hier es etwas besser machen sollen (oder den Schnabel halten und genau so wie die Vorväter fröhlich auf den "Realitätsbezug" pfeifen).

>> das ist alles aber schon sehr akademisch, weil ich mit all den genannten Punkten eigentlich gar keine Probleme habe und es den Film auch nicht beschädigt. Ich habe das Fass dennoch aufgemacht um zu zeigen, dass nicht nur die deutsche Synchro ihre Problemchen mit sich rumträgt, sondern durchaus auch die O-Fassung (die ich wie bereits erwähnt dennoch bevorzuge). Da ich ein heftiger Kriegsfilmfan bin, ist die Umsetzung von deutschsprechenden Soldaten im O-Ton für mich schon immer ein Dorn im Auge gewesen, da es selten bis nie überzeugend war und leider oftmals auch aus dem Filmgenuss etwas rausreisst. Und diesbezüglich macht es Tarantino zwar durchaus besser, aber er vermeidet meiner Ansicht nach eben auch nicht vollständig die alten Fehler.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"