Samedi hat geschrieben: 29. November 2019 14:35
Naja, aber eine "Charakterentwicklung" an sich ist ja kein "roter Faden". Zumindest nicht hier. Für "Der blaue Engel" und "Breaking Bad" mag das zutreffen. Dort steht die Charakterentwicklung tatsächlich im Vordergrund, aber im Gegensatz dazu bleibt es in OUATIH meist bei der erzählten Charakterentwicklung. Die eigentliche Entwicklung von Rick Dalton fand ja bereits vor der im Film gezeigten Handlung statt, während im Film hauptsächlich nur noch darüber philosophiert wird. Und wie unser guter Hille immer sagt: "Show, don´t tell!"
Das sagt Hille ja auch ganz richtig und das wird in "Once upon a time in Hollywood" ja auch gemacht. Vor dem Film findet zwar Daltons schauspielerischer Abstieg statt, seine charakterliche Entwicklung beginnt aber in genau dem Moment, als der Film einsetzt. Als der Agent ihn mit den Mechanismen Hollywoods auseinandersetzt beginnt sich auch Rick Dalton damit auseinander zu setzen. Das spiegelt sich in den Szenen mit Cliff, beim Dreh (Gespräch mit dem Mädchen, Austraster im Wohnwagen, etc.) und in Italien wieder. Die Charakterentwicklung wird durchgehend gezeigt, nur die berufliche Entwicklung, die ja lediglich die Rahmenbedingungen für die Charakterentwicklung darstellt, wird erzählt.
Casino Hille hat geschrieben: 29. November 2019 14:14
Wie kannst du denn in Pulp Fiction ein klares Ende sehen, wenn du keinen Anfang siehst? Vom Ende her betrachtet kann der Film doch nur mit dem Pärchen im Restaurant anfangen, vor allem im direkten Kontrast zur zweiten Szene, die ihre späteren "Kontrahenten", nämlich Samuel L. Jackson und John Travolta einführt. Pulp Fiction steuert auf eine wichtige Begegnung zu und führt zu Beginn beide Seiten dieser Begegnung ein - und zwar beide Seiten ab dem Moment, an dem für sie die Geschichte beginnt
Die erste Szene ist für mich völlig ok, als Rahmen für die ganze Story (Wobei es sehr ungewöhnlich für Tarantino ist, normalerweise startet er mit der chronologisch ersten Szene, auch wenn er danach nicht mehr chronologisch erzählt). Ich finde eher den Beginn für Jules und Vincent etwas beliebig. Man hätte auch die gemeinsame Autofahrt streichen können. Oder das Einsteigen ins Auto hinzufügen. Oder das morgens aufstehen. Man könnte viele Punkte finden, an denen man behaupten könnte, dass sie den Beginn der Geschichte für die beiden Figuren darstellen. Das fühlt sich für mich etwas willkürlich an. Der erste wichtige Moment, der zwingend im Film enthalten sein muss ist der Moment, als Jules und Vincent das Zimmer mit den Jungs betreten, davor haben einzelne Teiel der Dialoge zwar durchaus wichtige Bedeutung, doch die Szenen als ganzes nicht, sodass es für mich eben etwas willkürlich wirkt.