Welcher ist der beste Film von Quentin Tarantino?

Reservoir Dogs
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (15%)
Pulp Fiction
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (24%)
Jackie Brown
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Kill Bill: Volume 1
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Kill Bill: Volume 2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Death Proof: Todsicher
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Inglourious Basterds
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (21%)
Django Unchained
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
The Hateful Eight
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Once Upon a Time... in Hollywood
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (9%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 34

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

766
AnatolGogol hat geschrieben: 26. März 2019 12:29 Man kann NBK sicherlich vorwerfen, dass er sein Anliegen alles andere als subtil vorträgt - aber genau das wollte Stone ja.
Absolut. Mehr Holzhammer als bei Natural Born Killers ist eigentlich gar nicht möglich, der Film drescht zwei Stunden lang mit voller Wucht auf seine Zuschauerschaft ein - und genau das war ohne jede Frage hier auch beabsichtigt. Man muss das natürlich nicht mögen, und es ist sicherlich auch genau das, woran Quentin Tarantino sich gestoßen hat, als er mitbekam, in welche Richtung Oliver Stone "seinen" Film umdeutete. Hätte er seine ursprüngliche Idee verfilmt, wäre ein düsterer, weniger satirischer Ansatz rausgekommen, der eher in eine nihilistische Richtung à la Reservoir Dogs ginge. Außerdem hätte meines Wissens die Figur von Robert Downey Jr. im Mittelpunkt gestanden und nicht das Mörderpärchen.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

768
Nein, allerdings hätten in seiner Version Robert Downey Jr. und Woody Harrelson ähnlich gut funktioniert wie im jetzigen Film, meiner Ansicht nach zumindest. Ich selbst bin allerdings kein allzu großer Fan von "Natural Born Killers", zumindest von Stones Version des Films, auch wenn ich sehe, was z.B. Maibaum sicher daran reizen mag. Für mich ist das leider etwas ADHS-Filmemachen, totale Reizüberflutung und dabei eher anstrengend als unterhaltend. Aber das ist Geschmacks- bzw. Empfindungssache. Ein weniger hyperaktiver Ansatz hätte mir besser geschmeckt, aber natürlich nicht die Wirkung haben können, die Stone anstrebte.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

769
NBK ist natürlich auch eine ins Groteske übersteigerte Satire, und funktioniert sehr wohl auch in der Kritisierung der Gewalt, denn tatsächlich fällt die Gewalt in ihrer Darstellung auf den Zuschauer zurück. Oder kann das zumindest. Dieselben auffälligen Zuschauer die damals in der Reihe vor uns saßen, die in der ersten Szene noch mit "hohoho" dabei waren, wurden dann im Laufe des Films zunehmend unruhiger, und waren dann am Ende am Schimpfen, weil der Film ihnen nicht das erwartete Spektakel gegeben hatte. Weil er anders war als erwartet.

Stone überzeichnet bewußt, und was man NBK vorwerfen kann, ist daß Stone Angst, hat der Zuschauer könnte ihn mißverstehen, und deshalb seine "Anliegen" überdeutlich betont, aber trotzdem funktioniert der Film.

Und man kann generell immer Gewalt zeigen, ohne diese als Spektakel konsumierbar zu machen. Also Gewalt so zu zeigen daß sie auch irgendwie weh tut. Haneke gelingt das durchaus..

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

770
Ist hier eigentlich bekannt, dass das, was später mal True Romance und Natural Born Killers wurde, irgendwann mal dem selben Drehbuchentwurf von Quentin Tarantino entsprungen ist?

Ich habe da schon verschiedene, teils widersprüchliche Versionen gehört, die aber alle davon reden dass Tarantino einst ein überlanges Road-Movie-Skript schreiben wollte, aus dessen Ideen dann später die beiden einzelnen Filme Romance und Killer entstanden. Macht auch Sinn, da die einfachste Grundkonstellation (Bonnie-&-Clyde-artiges Paar on the road) bei beiden Filmen ähnlich ist.

Wie auch immer, für mich sind beides nicht wirklich Tarantino-Filme. True Romance schon eher, da er dem verkauften Drehbuch offenbar an vielen Stellen sklavisch folgt. Ich kenne Scott zu wenig, um auch sagen zu können er zeige in dem Film seinen ganz eigenen Stil, aber klar ist für mich, dass er das, was eine spannend verwinkelte, lose-episodische Geschichte à la Reservoir Dogs, Inglourious Basterds oder Pulp Fiction (wobei es für mich ausgerechnet bei dem nicht so ganz funktioniert) hätte sein können in einer Erzählstruktur zeigt, die nicht ganz aufgeht. Was Tarantino wahrscheinlich als Episodenhöhepunkte angedacht hatte (Oldman, Hopper, Gandolfini) sind weiterhin die herausragenden Einzelszenen, die in der Handlung aber beliebig gesetzt wirken. Das Ganze ist einfach ein zu starkes Hin-und-Her zwischen relativ normaler bis belangloser Handlung und sensationellen Einzelszenen, die mehr wie Kurzfilme neben dem Rest stehen.

NBK müsste ich womöglich noch mal sehen, kann aber sein, dass Stone da einfach zu viel wollte und zu sehr reingeballert hat, dabei mag ich den schlicht-eleganten Stone aus Platoon und Wall Street doch irgendwie lieber als den LSD-Ohrfeigen-Stone aus The Doors und NBK. Es gibt sensationelle Momente, vor allem in der zweiten Hälfte, aber für mich auch zu viele Brüche (die Sitcom zum Beispiel), bei der übers Ziel hinausgeschossen wird. Ob der Film letztlich nur die "niederen Triebe" nach Gewalt befriedigen kann? Nun, Idioten, die dem auf den Leim gehen wird es immer geben, aber NBK ist doch so dermassen krass überzeichnet, verfremdet und bizarr dass die meisten Zuschauer das in einem anderen Licht sehen werden.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

771
In dem Bertz QT Buch orientieren sich die Inhaltsangaben an den Drehbüchern. Da sieht man dann sehr gut wie die Struktur gedacht war.

Bei FDTD hat sich RR demnach in der ersten Hälfte, also derjenigen die sehr offen tarantinohaft ist, exakt an das Drehbuch gehalten hat, und ist bei vielen Szenen auch genau den darin enthaltenen Regieanweisungen gefolgt.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

772
Casino Hille hat geschrieben: 26. März 2019 12:01 Da sollte Haneke nach Funny Games und dem US-Remake aber mal ganz leise sein. :wink: Denn der macht es sich ja auch bequem und kritisiert nur den Zuschauer und dessen Gier nach Gewalt, ohne seine eigene eindeutige Faszination für dieses Sujet reflektieren zu müssen. Anti-Gewalt-Filme kann es nicht geben, das ist so absurd wie der Begriff des Anti-Kriegs-Films. Jeder Film, der Gewalt zeigt, ob kritisch oder nicht, macht automatisch auch jenen ein Angebot, die diese Art von Darstellung zur Unterhaltung goutieren - und gerade im Bereich "gewaltlüsterner" Zuschauer haben sowohl Funny Games als auch Natural Born Killers ihre Fans.
Naja Hille, Funny Games (ich bevorzuge das Original von 97) hebt sich schon ganz klar von der "Genre-Konkurrenz" ab. Der Film ist eindeutig als Provokation an das US-amerikanisch geprägte Thriller-Genre zu erkennen, und stellt dieses mehrfach auf den Kopf. So geben z.B. Haustier und Kind, im Hollywood-Kino meistens verschont oder beschützt, als erste den Löffel ab, etc. ... Funny Games bedient sich eigentlich aller Spannungsmittel des Unterhaltungs-Krimis um jedes einzelne Element letztendlich zu dekonstruieren (z.B. die Möglichkeit einer Flucht, das Messer im Boot usw.). Im übrigen sehen wir nur an einer Stelle (Anna schießt aus Notwehr auf Peter - wie ironisch) unmittelbar Gewalt auf der Leinwand. Der Rest wird suggeriert oder wir sehen eben die Konsequenz der Gewalt (Schmerz, Trauer), was meines Erachtens noch viel unerträglicher ist.
Haneke leugnet doch nicht, dass ihn Gewalt fasziniert. Er ist sich dieser morbiden Faszination absolut bewusst. Es ist auch relativ früh absehbar, wie es ausgehen wird, und trotzdem sieht man hin, wie bei einem Unfall. Deswegen hat er ja diesen Film doch auch gemacht. Er führt einem bestimmten Publikum vor Augen, mit was es sich da eigentlich jedes Wochenende unterhält. Ob man das als oberlehrhaft und anmaßend einstuft, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Aber FG und den stets auf das große Spektakel in allen Formaten und Farben-setzenden NBK in dieselbe Kiste zu packen, ergibt meines Erachtens nach schlicht und einfach keinen Sinn, sorry :).

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

773
Ich sehe da kaum Unterschiede zwischen Natural Born Killers und Funny Games. Außer das ich den Stone Film etwas lieber mag, was aber wenig heißt, da mich beide Filme tendenziell eher gelangweilt haben. Dennoch machen sie beide auch ein Angebot all jenen, die sich an Gewalt (physischer oder psychischer) aufgeilen. Natürlich haben sie einen kritischen Blickwinkel, aber das ist nicht wirklich der Punkt. Wer ein Faible für heftige Gewaltdarstellungen hat, kommt in beiden Filmen zu Genüge auf seine Kosten - Haneke zeigt zwar wie du sagst fast nie unmittelbar Gewalt, und trotzdem ist sie da, und damit eigentlich sogar noch etwas effektiver als wenn sie sichtbar auf der Leinwand wäre. Und das ist nichts anderes als die simple Tatsache, dass jemand der von Kriegsästhetik nicht genug bekommen kann, von einem Propaganda-Film genauso befriedigt sein wird wie von Full Metal Jacket - obwohl wir vom Krieg selbst in FMJ eigentlich nichts sehen. Und trotzdem ist bei Funny Games wie auch bei Natural Born Killers der kritische Ansatz zu jeder Sekunde erkennbar. Leider beziehen ihn beide Filme fast ausschließlich auf den Zuschauer, der sich das gerade ansieht, und nicht auf sich selbst (was mir in der prätentiösen, tendenziell selbstgefälligen Art von Haneke aber freilich noch mehr auf den Geist geht als bei Stone). Funny Games und sein US-Pendant sind jedenfalls zu jeder Zeit genauso sehr ein Film über Psychoterror und Gewaltdarstellung wie sie ein Film gegen Psychoterror und Gewaltdarstellung sind. Und da sehe ich dann nicht, dass das bei Stones Film so viel anders ist - und das ist auch für sich genommen okay, denn es geht nicht wirklich anders.

Witzigerweise sind wir bei Funny Games ja thematisch immer noch bei Tarantino, denn nach meinem Kenntnisstand war die Inspiration für Funny Games der Kinobesuch von Pulp Fiction, bei dem Haneke schockiert war, wie viele Leute über den tödlichen Kopfschuss des armen Marvin gelacht haben. Er fand es wohl verstörend, dass dermaßen grausame Gewalt in Filmen nur als Witz missbraucht wird. Na, wenn er meint... :wink:
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

775
GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Mai 2019 00:29 Könnte echt wieder ein Knaller à la IB werden.
Ja, er hat ja wohl absichtlich ein paar Parallelen eingebaut.

Allein der Cast ist ja schon einen Kinobesuch wert.

Das muss man sich mal vorstellen:

DiCaprio, Pitt, Dern, Russell, Roth, Madsen und Al Pacino in einem Film. Und dann noch Tarantino als Regisseur.

Das muss einfach gut werden! :D
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

776
Das schreit nach der nächsten alternativen Geschichtsschreibung von QT nach IB und Du, und sieht nach dem ersten Film seinerseits aus, der wieder eine Art PF-Vibe anpeilt. Die ersten Reaktionen aus Cannes klingen sehr gut, aber nicht restlos begeistert.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

778
Wie man QT so kennt wird das auch nur sehr indirekt ein Film über den Manson-Kult werden. Manson, Tate, Polanski, Spahn, McQueen etc. werden vermutlich mehr den Kontext vorgeben und Tarantino die wahre Geschichte als eine Art Rahmen für seine Geschichte benutzen, ähnlich dem zweiten Weltkrieg in Inglourious Basterds.

Aber die Art und Weise wie das Thema verarbeitet wird weckt schon im Trailer grosses Interesse bei mir, das hat einfach was gruslig-vertrautes wenn dieser Trailer über abgehalfterte Westernstars plötzlich mit der Kamerafahrt über das Dach in die "andere Welt" umschwenkt und Charles Manson auftaucht.

Wehe Helter Skelter ist nicht im Film.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

779
Charles Manson wird doch sicherlich von DiCaprio oder Brad Pitt ermordet, bevor er Sharon Tate was tun kann. Wie gesagt: Der Film riecht nach alternativer Geschichtsschreibung, wie der olle Quentin sie ja schon zweimal großgeschrieben hat. Vielleicht darf Sharon Tate den Manson und seine Bande auch selber abmurksen im Zuge der aktuellen Female Empowerment Schiene.
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