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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 22. Mai 2019 22:33
von vodkamartini
Ich nicht so sehr. Irgendwie wirkt das so, als habe der Meister im eigenen Baukasten gekramt und aus bekanntem Krimskrams etwas zusammen gebastelt.Alles sieht in jeder Einstellung sehr typisch nach Tarantino aus. Im Prinzip hat er es ja auch schon selbst eingestanden indem er sagte, dass der Film bisher Pulp Fiction am nächsten käme.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 22. Mai 2019 23:36
von Casino Hille
Da Tarantino einen sehr eigenen Stil hat, müsste man sich eher Sorgen machen, sähe der Trailer nicht nach QT aus.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 23. Mai 2019 00:06
von vodkamartini
Das Problem ist, dass es zu sehr nach ihm bzw. einem best of seiner Filme aussieht. Bisher hatte er es fast immer geschafft seinem Stil treu zu bleiben und dennoch etwas Neues, Frisches zu schaffen. Hier hab ich erstmals den starken Eindruck der Redundanz. Aber ich bilde mir erst nach dem Film ein Urteil. Es reicht dennoch für den nötigen Funken Neugier.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 8. August 2019 12:28
von Samedi
Sehr schönes Video über Tarantino und seine Filme:


Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 8. August 2019 22:28
von HCN007
Ich schaue mir dann nächste Woche Mittwoch bereits den neuen Tarantino an.

Bin auch aktuell noch vorher dabei alle seine Filme durchzusichten und bin gerade mit Kill Bill Vol. 1 fertig geworden. Leider habe ich es bisher nicht geschafft, Reviews zu schreiben, da ich einiges neben her vorzubereiten habe. Mir fehlt aktuell die Zeit und die Kraft, so dass ich zumindest die nächsten 3 Wochen endlich mal Urlaub zur Erholung und größerer Privatprojekte habe.

Re: Once upon a time in Hollywood

Verfasst: 15. August 2019 00:30
von Samedi
So. Komme gerade aus dem Kino.

Der Film hat wirklich gute Szenen und die Schauspieler sind auch alle (oder zumindest die meisten) spitze. Mein Problem an dem Film ist aber, dass es keinen richtigen roten Faden gibt, bzw. keinen, der gut funktioniert. Klar, die Manson-Morde, aber die sind im Film nur ein kleiner Aufhänger. Auch aus dem Ende hätte man mehr machen müssen.
Spoiler
Wobei die PCS dann wieder ganz lustig ist.
Ich muss aber sagen, dass der Trailer den Film (im guten wie im schlechten) tatsächlich ganz gut abbildet.

In der deutschen Fassung fand ich es etwas merkwürdig, dass fast alles synchronisiert wurde, aber bestimmte Filme und Serien, etc. dann wieder nicht. Da hätte man konsequenter vorgehen können.

Mein Fazit:

Als Hommage auf das "alte Hollywood" durchaus sehenswert, aber im Gesamtwerk von Tarantino wird dieser Film wohl eher auf den hinteren Plätzen oder im Mittelfeld landen.

Immerhin könnte OuatiH dazu beitragen, dass ein paar der erwähnten Filme (und vielleicht auch Serien) wieder etwas besser verkauft oder neu auf den (deutschen) Markt gebracht werden.

Re: Once upon a time in Hollywood

Verfasst: 15. August 2019 03:08
von Casino Hille
Samedi hat geschrieben: 15. August 2019 00:30 Mein Problem an dem Film ist aber, dass es keinen richtigen roten Faden gibt, bzw. keinen, der gut funktioniert.
QT scherrt sich such in Once Upon A Time... wenig um konventionelle Filmdramaturgien und versteht seine Hommage an das vermeintlich glorreiche Hollywood der 1960er als Szenenkonglomerat. Das ist nicht die Geschichte von DiCaprios oder Pitts Figur(en) und Tate und Manson sind nur Teil des Films, aber nicht sein Inhalt, denn der entsteht zwischen statt in den Szenen. Darauf muss man sich natürlich einlassen können und je besser man sich im Kino der Zeit auskennt, umso mehr kann für sich in dem sehr detaillierten Werk entdecken.

Re: Once upon a time in Hollywood

Verfasst: 15. August 2019 08:37
von Samedi
Casino Hille hat geschrieben: 15. August 2019 03:08 je besser man sich im Kino der Zeit auskennt, umso mehr kann für sich in dem sehr detaillierten Werk entdecken.
Den Teil (also die ganzen Sachen über reale und fiktive alte Filme) find ich ja auch sehr gelungen. Und auch generell die einzelnen Szenen sind meistens sehr gut. Nur beim Film als ganzes hat Tarantino bisher (egal ob darauf auf Chronologie geachtet wurde oder nicht; siehe PF) besser gearbeitet als jetzt mit OuatiH.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 13:14
von HCN007
iHaveCNit: Once Upon A Time in … Hollywood (2019)
14.08.2019


Da ist er nun, der 9. Film von Quentin Tarantino, der wenn Tarantino es ernst meint auch sein vorletzter Film gewesen ist. Und dieses Mal verschlägt es ihn in die goldene Ära Hollywoods ins Jahre 1969. Neben Brad Pitt, Leonardo DiCaprio und Margot Robbie hat er sich viele weitere Stars und bekannte Gesichter aus seinen vorigen Filmen dafür ins Boot geholt. Der Film ist nicht ganz frei von Schwächen und auch öffentlicher Kritik an diversen Elementen, aber er ist durchaus auch einer der witzigsten Filme, die Tarantino bis jetzt gemacht hat.

Rick Dalton ist ein Schauspieler und Serienstar, der in der Westernserie „Bounty Law“ seine besten Zeiten erlebt hat. Ihn und sein Stuntman Cliff Booth verbindet eine tiefe Männerfreundschaft, die selbst besteht, wenn es gerade nicht so gut läuft. Während Dalton gerade an seinem letzten Hurra arbeitet, macht Booth mit einer Hippie-Sekte Bekanntschaft und ein berühmter Regisseur mit seiner Frau zieht in die unmittelbare Nachbarschaft von Dalton.

Tarantino liebt Filme und das Kino. Das ist nie offensichtlicher dargestellt worden als in „Once Upon A Time in … Hollywood“, in dem er eine regelrechte Liebeserklärung an diese Zeit des goldenen Hollywoods zelebriert und mit Kostümen, Ausstattung und Schauplätzen die größtmögliche Authentizität erzielt. Das Marketing des Films selbst kann ein wenig irreführend gewesen sein, denn die angesprochene Manson-Familie und der Mord an Sharon Tate lässt eigentlich eine ausufernde Gewaltorgie vermuten, die sich ohne Probleme in die Gewaltorgien der vorherigen Tarantino-Filme einreihen könnte, aber weit gefehlt. Auch wenn in seinen 165 Minuten der Film natürlich genug Zeit hat, auch sowohl Tate als auch die Manson-Familie zu präsentieren, so sind das hier natürlich nur Nebenhandlungen. Der Kern des ganzen Films ist eine in Ansätzen und ehrlich erzählte Männerfreundschaft zwischen Leonardo DiCaprios Rick Dalton und Brad Pitts Cliff Booth. Gerade diese Kombination ist mit seinem Herz und seinem Witz für diesen Film Gold wert. Denn wir bekommen immer wieder großartig witzige Szenen geboten, in denen beide auch zeigen können, was sie schauspielerisch drauf haben. Wer „Inglorious Bastards“ kennt weiß, dass Tarantino auch gerne mal historische Ereignisse verzerrt und da macht er auch hier keinen Unterschied. So ist das an Witz und Brutalität gespickte Finale einer der vielen Höhepunkte des Films, genau wie der Einblick in die Dreharbeiten eines Films, den Dalton gerade dreht und die vielen Film im Film-Momente, die uns hier geboten werden. Ich hätte dem Treiben auf der Leinwand ewig zusehen können weil der Film für mich zu keiner Minute langweilig gewesen ist.
Aber, gerade in Bezug auf den Humor des Films muss man sich auch zwangsläufig die Frage stellen, ob man nicht manche Dinge im Film der Lächerlichkeit preisgibt. Gerade dann lässt es sich auch in Frage stellen, wie ernst Tarantino diese Liebeserklärung wirklich meint. „Once Upon A Time In … Hollywood“ hat mich jedoch nicht so in Bann gezogen wie z.B. „The Hateful Eight“; „Jackie Brown“ oder das „Kill-Bill“-Doppelpack, so dass ich leider nicht die Höchstnote ziehen kann.

„Once Upon A Time in … Hollywood“ - My First Look – 9/10 Punkte.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 13:34
von Samedi
HCN007 hat geschrieben: 15. August 2019 13:14 er ist durchaus auch einer der witzigsten Filme, die Tarantino bis jetzt gemacht hat.
Also ich fand bisher alle Tarantino-Filme witzig, auch wenn man natürlich seinen Humor mögen muss. Pulp Fiction fand ich übrigens um einiges witziger als OuatiH.
HCN007 hat geschrieben: 15. August 2019 13:14 Ich hätte dem Treiben auf der Leinwand ewig zusehen können weil der Film für mich zu keiner Minute langweilig gewesen ist.
Langweilig ist Tarantino eigentlich nie, wenn man seine Filme mag. In seinen anderen Filmen gibt es aber immer entweder einen klaren roten Faden oder eine Einteilung in Kapitel oder sogar beides. Hier ist es im Prinzip nur eine Aneinanderreihung von Szenen. Die Szenen sind zwar gut und man schaut dem ganzen auch gerne zu, aber aber zwischendurch fragt man sich dann doch, wozu das alles führen soll.

Je länger ich über den Film nachdenke, umso mehr komme ich zum Schluss, dass es wohl besser gewesen wäre, die ganze Sache mit den Manson-Morden wegzulassen. Die Geschichte mit Rick Dalton und seinem Stunt-Double hätte man auch so erzählen können. Evtl. mit mehr Screentime für Lorenza Izzo und Al Pacino.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 14:30
von HCN007
Ach und was ich noch vergessen habe zu schreiben ist, dass sich Quentin hier zu einem Meta-Kommentar über sich selbst als Regisseur hat hinreißen lassen, indem er sich selbst als Dalton und Booth versteht, die in der neuen, modernen Welt als Stars der Vergangenheit ihren neuen Platz suchen und dabei ihren alten Status wiedererlangen und erhalten möchten.

Es geht bei "Once Upon A Time In ... Hollywood" ja auch nicht wirklich um einen stringenten roten Faden. Gerade die vielen Sequenzen und die ausufernde Parallelmontage der unterschiedlichen Arbeitstage von Rick und Cliff geben einen atmosphärisch dichten Blick in die damalige Zeit und bieten gerade weil Tarantinos Dialoge auch zwischen den Zeilen sehr viel Inhalt liefern einen mit vielen Details und Anspielungen gespickten Film. Die Worte in Tarantinos Filmen sind auch als Waffe zu verstehen und da ist der trockene und derbe Humor dann doch eine gute Alternative zu den visuell ausufernden Gewaltexzessen früherer Werke.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 15:05
von Samedi
HCN007 hat geschrieben: 15. August 2019 14:30 Ach und was ich noch vergessen habe zu schreiben ist, dass sich Quentin hier zu einem Meta-Kommentar über sich selbst als Regisseur hat hinreißen lassen, indem er sich selbst als Dalton und Booth versteht, die in der neuen, modernen Welt als Stars der Vergangenheit ihren neuen Platz suchen und dabei ihren alten Status wiedererlangen und erhalten möchten.
Hier noch etwas über die Hintergründe von Dalton und Booth:



HCN007 hat geschrieben: 15. August 2019 14:30 Es geht bei "Once Upon A Time In ... Hollywood" ja auch nicht wirklich um einen stringenten roten Faden. Gerade die vielen Sequenzen und die ausufernde Parallelmontage der unterschiedlichen Arbeitstage von Rick und Cliff geben einen atmosphärisch dichten Blick in die damalige Zeit und bieten gerade weil Tarantinos Dialoge auch zwischen den Zeilen sehr viel Inhalt liefern einen mit vielen Details und Anspielungen gespickten Film.
Und gerade deshalb waren die Manson-Morde als Aufhänger der Geschichte auch gar nicht nötig. Ist zwar (um es mal etwas sarkastisch zu formulieren) aktuell durch das "Jubiläum" ein guter Werbegag, aber ohne diesen Aspekt hätte dem Film meiner Meinung nach nichts gefehlt.
HCN007 hat geschrieben: 15. August 2019 14:30Die Worte in Tarantinos Filmen sind auch als Waffe zu verstehen und da ist der trockene und derbe Humor dann doch eine gute Alternative zu den visuell ausufernden Gewaltexzessen früherer Werke.
Naja, auf die muss man ja auch in diesem Film nicht verzichten. Nur haben sie hier eben nicht so viel Screentime bekommen wie sonst.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 16:02
von Casino Hille
Samedi hat geschrieben: 15. August 2019 15:05 Und gerade deshalb waren die Manson-Morde als Aufhänger der Geschichte auch gar nicht nötig.
Du hast den Film fürchte ich nur so halb verstanden. Ohne Sharon Tate und Charles Manson kann diese Geschichte gar nicht funktionieren, und beide sind auch kein Aufhänger, denn es ist nur am Ende kurz wichtig, aber dort muss es dann eben auch stattfinden. Sharon Tate verkörpert in diesem Film die pure Reinheit und Unschuld des Kinos, sie steht für alles, was das alte Hollywood (bzw. jenes Fake-Hollywood, welches QT sich hier zusammen spinnt) ausmacht. Sie repräsentiert etwas, und ihr Tod / ihre Ermordung ist deshalb im Kontext von Once Upon... nicht nur eine persönliche Tragödie, sondern auch eine Tragödie des Kinos, auch ihr Tod (und der Umgang des Films damit) repräsentiert etwas, dass weitaus größer ist als die tatsächliche Historie. Auch Manson ist hier nicht einfach nur Manson, er ist zugleich historische Figur und uramerikanischer Mythos. Er ist ein Schreckgespenst, der das Kino bedroht. Dafür muss man aber tiefer in den Film und in QTs Filmografie generell eintauchen. Wenn man den Film nur als Star-Vehikel mit coolen Sprüchen und Gewalt sieht, dann geht das verloren.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 16:26
von Samedi
Casino Hille hat geschrieben: 15. August 2019 16:02 Wenn man den Film nur als Star-Vehikel mit coolen Sprüchen und Gewalt sieht, dann geht das verloren.
Wer tut das deiner Meinung nach?
Casino Hille hat geschrieben: 15. August 2019 16:02 Ohne Sharon Tate und Charles Manson kann diese Geschichte gar nicht funktionieren.
Um das mal mit den anderen Tarantino-Filmen zu vergleichen.

Pulp Fiction würde nicht ohne die Figur von Uma Thurman funktionieren.

Inglourious Basterds würde nicht ohne Hans Landa funktionieren.

OuatiH würde aber sehr wohl ohne Sharon Tate funktionieren bzw. funktioniert er ja auch mit ihr nicht so richtig. Es wäre zwar auch möglich gewesen, die Rolle von Tate im Film noch mehr auszubauen und noch stärker mit Dalton interagieren zu lassen, aber genauso gut hätte man den ganzen Komplex aus dem Film streichen können.

Tarantino selbst hat übrigens gesagt, dass es im Film nicht um Manson geht, sondern um das Jahr 1969.
Casino Hille hat geschrieben: 15. August 2019 16:02 Sharon Tate verkörpert in diesem Film die pure Reinheit und Unschuld des Kinos, sie steht für alles, was das alte Hollywood (bzw. jenes Fake-Hollywood, welches QT sich hier zusammen spinnt) ausmacht.
Nur zeigt der Film auch gleichzeitig, dass das "alte Hollywood" diese Unschuld auch zu der Zeit, in der der Film spielt, längst verloren hat. Wenn es diese "Unschuld" überhaupt mal gab.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 15. August 2019 20:38
von Invincible1958
Ich sehe kein "unschuldiges" Hollywood.

Schon in den 20ern und 30ern war Hollywood ein Hexenkessel, in dem man ums überleben kämpfen musste.
Egal, ob man Teil der Studio-Struktur war oder unabhängig wie z.B. Chaplin.

Sharon Tate kann in Tarantinos Film auch gar nicht für das "alte" Hollywood stehen.
Wenn, dann für das "New Hollywood". Sie gehört zu den aufstrebenen Stars wie Polanski, Dennis Hopper etc. - später Scorsese, Lucas, Spielberg ...

Tarantinos Film erinnerte mich über weite Strecken lustigerweise eher an einen Jim Jarmusch Film als an Tarantino.