Das ist mir zu konstruiert, das sehe ich nicht im Film. Ich sehe da einfach einen Filmfehler, denn er empfindet Schmerz (eindeutig laut Film), das ist ja der Sinn des Nagelaktion, um sein Leben noch mal kurz zu verlängern.Casino Hille hat geschrieben:Im Gegenteil. Ich glaube, du hast die Szene da missverstanden. Roy handelt hier wenn du so willst psychologisch gesprochen aus Adaption heraus (was seine Menschwerdung im dramentheoretischen Ansatz bereits vorweg nimmt), er imitiert menschliches Verhalten (hier könnte man Scott wenn überhaupt vorwerfen, dass eine Szene fehlt, in der Roy dies von Unverständnis geprägt beobachtet). Tatsächlichen Schmerz empfindet er dabei allerdings nicht, auch wenn sein gequälter Gesichtsausdruck das aussagen könnte, in Wahrheit aber wieder nur der Imitation entspricht. Später erwähnt er sogar während Deckards Kletterpartie, dass sein Verhalten irrational war, woraus deutlich (genug) wird, dass sein Versuch, sich hier dem Menschen anzunähern gescheitert ist. Dies gelingt ihm erst in dem Moment, in dem er sich entscheidet, Deckard das Leben zu retten und damit nicht nur die menschlichste aller Handlungen vollführt, sondern sogar über den Menschen hinauswächst. Menschlicher als der Mensch, wie Tyrell sagt.Maibaum hat geschrieben:Auch Battys Nagelschmerzszene ist großer Unsinn, denn davor darf er noch ausgiebig seine Schmerzunempfindlichkeit demonstrieren.
Das war aber der Grund warum sie eingefügt wurden, und so klingen sie auch. Ich glaube es ist auch so daß sie zwar anfangs dauernd zu hören sind, und später kaum noch.Über die Off-Kommentare mag man geteilter Meinung sein: ich finde sie in ihrem Noir-Touch großartig und würde Maibaums Kommentar keinesfalls teilen, dass es sich bei diesen um "Erklärungen" des Filmes handelt,
Es macht übrigens auch deswegen keinen Sinn weil die Erzählperspektive des Films sich nicht auf Deckart beschränkt, sondern eine allgemeine ist. Einen Ich-Erzähler darf man aber sinnigerweise nur bringen wenn auch alles aus dessen Sicht erzählt wird. Wie in den Romanen Chandlers, die ich gerade mal wieder genieße.
Das ist so auf jeden Fall ein schwerer erzählerischer Fehler.
Auch hier sehe ich Batty als nicht so interessant, und halte das für zu konstruiert. Und nicht wirklich als komplex. Überhaupt finde ich wirkt BR überhaupt weniger komplex als etwas bemüht auf seiner philosophischen Ebene, das bleibt mir alles zu sehr an der Oberfläche, da wo Scott sich eigentlich fast immer am wohlsten fühlt.Genau, sein Tod hat eben keinen Sinn, es ist der Beginn der Irrationalität in der Adaption menschlicher Verhaltensmuster seitens Roy. Da sehe ich nun wirklich überhaupt keine Probleme, ganz im Gegenteil, der Roy-Charakter ist in seinem ganzen Verhalten für mich vollkommen logisch und sehr befriedigend. Ein angenehm komplexer Charakter, so wie ich ihn in klassischer Sci-Fi gerne habe. Wenn etwas in Blade Runner für mich emotional nicht so aufgeht, wie es vermutlich sollte, dann ist das die Liebesgeschichte/Romanze zwischen Ford und Rachael. Hier bin ich mir jedoch umschlüssig, ob das nicht zumindest teilweise so gewollt sein könnte.Maibaum hat geschrieben:Und der Augentyp war da ja anders als J.F., der ihm und Pris geholfen hat, der sympathisch war, und dessen Tod keine Sinn hat.
Die Romanze bleibt ebenfalls an der Oberfläche, weil das auch so Dinge sind die Scott nie so richtig konnte. Denn außer in Alien, der sich durchweg sehr unscottisch anfühlt, sind ihm selten interessante Charaktere gelungen. deswegen war er auch der falsche Regisseur für Thelma und Louise, den irgendeine Frau drehen sollte, die das wahrscheinlcih besser hinbekommen hätte.
Eingeschüchtert ist er schon, aber trotzdem denke ich daß er Batty an sich freiwillig hilft. Wenn er nur aus Angst handeln würde hätte man das anders inszeniert.AnatolGogol hat geschrieben:Also hilfsbereit wirkt er mich auch nicht, als er Batty sieht. Er ist doch ganz klar sofort verängstigt (und mit Recht!) und versucht irgendwie aus der gefährlichen Situation zu kommen. Ich finde J.F.s Ende eine sehr starke Szene, weil sie eindringlich zeigt, dass es kein Entkommen vor Batty gibt und man nicht auf sein Mitgefühl zählen kann, nur weil man kooperiert hat.Maibaum hat geschrieben:Er hat Pris geholfen, und er wirkte auch danach hilfsbereit. Ich hatte nicht den Eindruck daß er Batty unter Zwang hilft. Er war ein netter Kerl, und ihn zu töten war sinnlos.